Exakt vier Jahre nach meinem ersten Playoff-Spiel auf dem Stiefel lockte mich ein Toskana-Derby ein weiteres Mal für die Aufstiegsrunde nach Italien. Getarnt war das ganze Unterfangen als Lernausflug im Hinblick auf die anstehenden Semesterprüfungen, da ich mich auf langen Zugfahrten meist produktiver entpuppe als anderswo.

Beim Playoff-Halbfinal der Serie C zwischen Pisa und Arezzo handelt es sich streng genommen um ein Viertelfinale. Da die Serie B auf die neue Spielzeit hin allerdings auf 20 Mannschaften aufgestockt wird, werden gleich zwei Mannschaften über die Playoffs den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Pisa trat in diesem Duell als Favorit an und könnte sich aufgrund der besseren Platzierung in der Tabelle auch mittels Unentschieden im Gesamtscore für das Finale qualifizieren. Aus den letzten 24 Ligaspielen dotiert eine einzige Niederlage – ausgerechnet gegen den heutigen Gegner aus Arezzo. Mit einem 2:3-Auswärtssieg im Hinspiel haben sich die Nerazzuri aber revanchiert und sich eine komfortable Ausgangslage für das Rückspiel erarbeitet.

Entsprechend gross war die Kartennachfrage für dieses Spiel. Während die Heimbereiche in beiden Spielen sofort ausverkauft waren, bekam Pisa nach erneuter Nachfrage, beruhend auf Gegenseitigkeit, ein höheres Kontingent und damit knapp 1400 Tickets für den Gästeblock zugesprochen. Ich freute mich bereits, schliesslich sollte dies im Hinblick auf das Rückspiel eine stattliche Anzahl an Arezzo-Tifosi bedeuten – alles ohne Tessera. Leider hielt die AC Pisa ihr Wort nicht und stellte den Arentini lediglich fünfhundert Karten zur Verfügung. Der Verein und seine Anhängerschaft tobte und die Ultras riefen indes zur „Ora basta“ und der zahlreichen Anreise nach Pisa – auch ohne Ticket – auf. Dies veranlasste den Bürgermeister der osttoskanischen Stadt sich bei seinem Kollegen aus Pisa zu beschweren; ebenfalls ohne Erfolg. Daraufhin forderte der Verein in einer Medienmitteilung den Liga-Präsident höchstpersönlich auf, sich für ausgleichende Gerechtigkeit einzusetzen. Dimensionen, wie sie in der Schweiz kaum vorstellbar sind.

Wie viele Gäste nun Einlass finden würden, liess sich sowieso erst beim Anpfiff mit totaler Gewissheit sagen. Und so genoss ich vorab lieber entspannt die einladende Altstadt sowie das geniale Sommerwetter.

Die altehrwürdige Arena Garibaldi liegt unweit vom Schiefen Turm, dem unumstrittenen Wahrzeichen der Stadt Pisa. Im baufälligen Rund herrscht eine beschränkte Zuschauerkapazität. Nichtsdestotrotz war die Kurve rund um die Rangers, die Sconvolts und die Kapovolti, welche freundschaftliche Kontakte zur Brigata Graz pflegen, bestens gefüllt. Zum Einlauf der Vereine, die beide etliche Namensänderungen mitgemacht haben, zeigte die Curva Nord eine aufwendige Choreografie mit Stoffbahnen in den Clubfarben. Im Anschluss zündeten die Ultras eine Vielzahl an gelben Rauchtöpfen. Auch auf der Gegenseite wurde ein ansprechendes Intro präsentiert. Arezzo hantiert während dem ganzen Spiel über immer wieder mit Pyrotechnik und zeigt diverse Spruchbänder zur Ticketsituation. Trotz der numerischen Unterzahl – es fanden effektiv nur fünfhundert Gästefans Einlass – ein starker Auftritt der Granata.

Auf dem Rasen entschied der 39-jährige Davide Moscardelli, der mit seinem Aussehen problemlos in der Heimkurve stehen könnte, eine chancenarme Partie zugunsten der Gastgeber. Er legte in der 87. Minute an der Strafraumgrenze mustergültig auf, sodass sein Sturmpartner nur noch zum 1:0 einschieben muss.

Das mit 9’477 Zuschauern gefüllte Stadion explodierte, allen voran die starke Heimkurve, die mir mit ihrem breiten Farbspektrum und der Prise Siff, die sich auch an den unperfekten Spruchbändern zeigt, sehr gefallen hat. Damit kann ich erfreut festhalten, dass die Erzfeinde der Livornesi mit der Finalqualifikation einem baldigen Wiedersehen ein Stück näher gekommen sind. Pisa non si piega – auch am italienischen Nationalfeiertag nicht.