Die Silvesterreise nach England hat sich zum festen Ritual gemausert, das auch 2017 nicht ausgesetzt wird. Der Ligakomplettierung geschuldet, zog es mich und meine drei Begleiter nach Bournemouth in den Süden des Landes. Damit wurde im Vergleich zum vergangenen Jahr eine andere Destination ausgewählt, doch mit Cédric, Lukas sowie „Neuzugang“ Flavio, präsentierte sich zumindest die Reisegruppe äusserst eingespielt. Diese setzte am 29. Dezember frühmorgens in der englischen Hauptstadt auf, wo tagsüber Zeit für einen obligaten Besuch an der Carnaby Street blieb, ehe wir am Abend den Bus in Richtung Küstenstadt bestiegen.

Hier konnten, wie mit Vermieter Gary vereinbart, die Schlüssel zur Wohnung in Empfang genommen werden. Diese offenbarte sich als geräumig und gut ausgestattet, was gelegen kam, schliesslich sollte sie bis nach dem Jahreswechsel unser Zuhause darstellen. Nach der Übergabe bezog jeder sein Zimmer und wir erklärten der Tag nach einem Abstecher in eine Bar für beendet. Wir wollten ja fit sein für den Samstag, an dem ich mit der Premier League die höchste Spielklasse des Landes komplettierte. Dass dies keine einfache Aufgabe sein würde, zeigt sich spätestens, wenn ein Blick auf die Kapazität des Stadions geworfen wird. Mit knapp 11‘000 Plätzen ist die Heimat der Cherries die mit Abstand kleinste in Englands Oberhaus. Damit standen die Chancen auf vier Karten weder über den (ungeliebten) Schwarzmarkt noch über den Vorverkauf besonders gut. Zum Glück bin ich unter meinen mittlerweile doch zahlreichen Followern auf Instagram auf Vinny gestossen, der bereits seit Lebzeiten treuer Bournemouth-Fan ist. Ihm gelang es, zwei Karten (notabene nebeneinander) zu organisieren. Während sich Cédric und Lukas grosszügigerweise für einen Spielbesuch im Amateurbereich bereit erklärten, hiess es für Flavio und mich auf zum Dean Court am nordöstlichen Stadtrand!

Bis es soweit war, blieb genügend Zeit, um dem Stadtzentrum einen Besuch abzustatten. Nicht nur der angenehmeren Temperaturen wegen, vermochte Bournemouth im Gegensatz zu London zu überzeugen. So säumen weniger Touristen die Einkaufsstrassen, die damit deutlich übersichtlicher daherkommen. Ganz nebenbei vermerkt, ist mit dem Pier und dem Strand auch für eine Naherholungszone gesorgt, wo jedoch ein kalter Wind weht.

Von den Böen an der Küste zurück in den sonnigen Kings Park, wo das Stadion vom Association Football Club Bournemouth liegt. Die Spielstätte kommt mit drei gleich grossen Tribünen auf jeder Längsseite sowie hinter dem einen Tor daher, während eine provisorische Tribüne die vierte Spielfeldseite ergänzt. Auf dieser nahmen auch wir Platz, wenige Reihen hinter und leicht versetzt neben dem Tor. Dieses hütete am heutigen Dezembertag  Asmir Begovic und sorgt damit für eine erwähnenswerte Anekdote zur Komplettierung. So war der gebürtige Bosnier nämlich bereits im Oktober 2013 beim Duell Fulham – Stoke als Goalie im Einsatz, als ich mein erstes Spiel der Premier League besuchte.

Im Gegensatz zu damals, setzte es für den Goalie des heutigen Gastgebers einen Heimsieg ab. Dieser war mehr als verdient, musste jedoch hart erkämpft werden. So brachte Fraser den AFC Bournemouth zwar bereits in der ersten Halbzeit mit einem sehenswerten Seitfallzieher in Führung, doch mit der Einwechslung von Wayne Rooney erhöhten die Gäste aus Liverpool das Tempo. Dies wurde prompt mit dem Ausgleich nach dem Seitenwechsel belohnt. Kurz vor dem Schlusspfiff war es dann erneut der stark aufspielende Fraser, dessen Schuss noch abgelenkt den Weg zum 2:1 ins Tor fand. Damit verstummten die Everton-Fans und die bis anhin zurückhaltende Anhängerschaft des Gastgebers sang aus voller Kehle. So war vor 10’497 Zuschauer für den erhofft krönenden Abschluss einer Liga gesorgt, die nicht nur fehlende Tornetze ausmacht.

Dank diesem Sieg klettern die Südengländern wieder über den Strich und haben reelle Chancen, auch die dritte Saison im Oberhaus zu überstehen. Zwar wäre auch ein Abstieg nicht das Ende, so verbrachte der AFCB doch einen Grossteil seiner Zeit seit der Gründung 1889 in unteren Ligen. Mit dem aktuellen Trainer Eddie Howe startete der beinahe bankrotte Viertligist vor sechs Jahren schliesslich eine unglaubliche Serie an Aufstiegen. In jener marschierten die Cherries von der vierten Liga wie Phönix aus der Asche bis in die Premier League. In der abgelaufenen Spielzeit folgte (vorerst) die Krönung mit dem 9. Schlussrang.

Mit dem Schlusspfiff gehen nicht nur die PL-Spielbesuche zu Ende, sondern auch ein Jahr mit vielen Derbys, neuen Länderpunkten und sonstigen Höhepunkten. Der Aufenthalt in England wird dann im Beitrag zum Besuch in Bristol resümiert. In dem Sinne für die abgelaufenen zwölf Monate herzlichen Dank an jeden Leser und Mitreisenden.