Unbestritten existieren bessere Erholungsmöglichkeiten, als am Neujahr mit dem Zug drei Stunden in Richtung walisische Grenze zu fahren. Aber auch im 2018 gibt es kein Pardon, wenn der erste Ground des Jahres nach unserem Besuch lechzt. Logischerweise folgten wir diesem (unwiderstehlichen) Ruf und so blieben nur wenige Stunden zwischen den Feierlichkeiten in einer alten Kirche zu Bournemouth und der Abfahrt, die, bedingt durch Bauarbeiten, deutlich länger als gewöhnlich ausfiel. Der Name des Clubs ist übrigens Halo, als kleiner Tipp für die Freunde der Nacht unter euch.

Der Bahnhof Temple Meads in Bristol, der sechstgrössten Stadt des Landes, gehört zu den ältesten der Welt. Von dort ist ein Fussmarsch zum Stadion eindeutig die falsche Wahl, sodass für die fünf Kilometer durch die Arbeiterviertel Bristols ein Taxi Abhilfe schafft, ehe die Heimat der Rovers vor unseren Augen auftaucht. Den Übernamen „The Gas“ ist dem lokalen Gaswerk geschuldet, während das Memorial Stadion seinen Zusatz den Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg zu verdanken hat. Dieses ist mit 10’014 Zuschauer abgesehen von einigen Restplätzen ausverkauft. Während die Haupttribüne erhöht liegt, erinnert die Gegentribüne eher an diejenige einer Pferderennbahn. Positiv zu erwähnen, ist sicherlich die hohe Anzahl an Stehplätzen im Stadion der Rovers. Während die Gäste auf der rechten Seite neben der Haupttribüne Platz finden, komplettiert unsere Stahlrohrtribüne das Flickwerk. Diese Hintertortribüne kommt nicht nur provisorisch, sondern auch schlecht isoliert daher, sodass einem die kalte englische Bise nur so um die Ohren pfeift.

Auch das Spiel wies anfänglich wenig erwärmenden Charakter auf. Von den Gästen des sympathischen Fanvereins, der vor nicht einmal zehn Jahren noch gegen die AC Mailand in der Königsklasse spielte, hatte ich mir deutlich mehr erhofft. Auch deren als Favorit agierende Lieblinge blieben bis weit in die zweite Halbzeit blass, ehe per Kopf der Führungstreffer gelang. Damit war für das Kellerkind der dritten Liga weiterhin wenig Ekstase angesagt. Verglichen mit den Vorjahren geht es jedoch bei beiden Traditionalisten nach dem tiefen Fall wieder schrittweise bergauf. Auch in der Folge sah Pompey aus wie der sichere Sieger, ehe es die Rovers mit späten Treffern zum 2:1 doch noch schafften, die verloren geglaubte Partie zu ihren Gunsten zu drehen. Dies veranlasste den vorher grösstenteils stummen Heimanhang, den Klassiker „Good Night Irene“ vom Sänger Leadbelly in den westenglischen Nachthimmel zu posaunen.

Mit einem Grossteil der Portsmouth-Fans ging es nach Schlusspfiff zurück an die Südküste Englands. Damit bleibt der Reisegruppe ein Dank für die Erinnerungen an den Busfahrer, verbogene Jasskarten und gefüllte Henkel von Milchflaschen auszusprechen.