AC Sparta Praha - SK Slavia Praha

Es ist acht Uhr morgens und wir liegen verschlafen in unseren Hotelbetten in Prag. Gesänge haben uns soeben geweckt und wir fragen uns, wer da draussen solchen Lärm veranstaltet. Es sind die Fans von Slavia Prag, die sich vor unserem Hotel, das in ihr Stadion integriert ist, zum Einsingen getroffen haben. Bis sie gemeinsam den langen Weg zum Stadion des Erzrivalen hinter sich bringen, sind auch wir auf den Beinen.

Im 281. Derby tritt Gastgeber Sparta als Favorit an, das überlegen an der Spitze der Tabelle steht, während Slavia unmittelbar mit dem Abstieg zu kämpfen hat.

Wenn es sich lohnt in Tschechien Fussballer zu werden, dann um einmal im Derby in diesem Hexenkessel einzulaufen. Bis auf eine Ecke ist heute als Gelb-Rot-Blau und die Hälfte der 19’089 Zuschauer ist zum Anpfiff noch nicht auf den Rängen, da derartiger Andrang herrscht. Es scheint ganz so, als ob sich die Stimmung auf die Spieler überträgt, denn beide Mannschaften starten schwungvoll und kommen früh zu ihren ersten Torchancen. In der 23. Minute hat der Slavia-Goalie seine liebe Mühe mit einem Schuss aus der zweiten Reihe und nur zwei Minuten wiederholt sich die Szene. Das Führungstor für den Gastgeber liegt in der Luft.

Dieses ist nach einer halben Stunde schliesslich Tatsache, als David Lafata eine Hereingabe sehenswert verwertet. Noch vor der Pause bietet sich Slavia die Chance zum Ausgleich, doch ihr Stürmer umspielt zwar den Torwart, wird aber im letzten Moment gestört und verpasst das Tor.

Von beiden Seiten gibt es durchgängig lauten Support, was manch Zuschauer auf der Gegentribüne aus der Sitzschale reisst. Erstaunlich, dass beide Fanlager grösstenteils auf Fahnen verzichten.

Nach dem Seitenwechsel ist es erneut das Heimteam, das sich die erste Chance erarbeitet. Ein gekonnter Pass in den Rücken der Abwehr reicht, um dank einem abgelenkten Schuss das zweite Tor zu erzielen. Slavia stemmt sich nun aber vehement gegen die Niederlage. Diese ist aber spätestens eine Viertelstunde vor Schluss Tatsache, als Sparta der Treffer zum 3:0 gelingt. In der letzten Spielminute fehlen den Gästen dann nur wenige Zentimeter zum Ehrentreffer, als ein Freistoss knapp über das Tor fliegt. So aber bleibt es beim klaren Sieg für den Prager Arbeiterverein Sparta.

Das Stadion Letná liegt – leicht erhöht – im Norden der Stadt. Sie ist zweirangig und einzig die Haupttribüne kommt optisch anders daher. Die beiden Fanblöcke liegen diagonal voneinander in den Ecken. Speziell sind auch die beiden unterschiedlichen Ecken am jeweiligen Ende der Gegentribüne.


Bohemians Praha 1905 - FK Teplice

Wer in Prag auf ein Känguru stösst, der ist nicht beim Prager Zoo angelangt, sondern beim Ďolíček, dem aussergewöhnlichen Stadion des Prager Kultvereins Bohemians. Aussergewöhnlich, weil das Stadion mitten in einem Quartier liegt. Im Moment wird hier erstklassiger Fussball gezeigt, dem Verein läuft es aber sportlich nicht besonders gut und so ist er auf jeden Punkt angewiesen, um in der Liga zu verbleiben. Gegen den viertplatzierten FK Teplice aus dem Norden Tschechiens wird dies heute keine einfache Aufgabe.

Nicht zu verwechseln gilt es die „richtigen“ Bohemians mit den Bohemians Prag, einem neuen Verein, der sich nach einem langwierigen Streit die Bekanntheit des Namens zu Nutzen gemacht hatte. Zum Aufeinandertreffen zwischen den beiden Bohemians wird es in nächster Zeit aber nicht kommen, denn die „falschen“ Bohemians dümpeln erfolglos am Ende von Tschechiens dritter Liga herum.

Zum Anfang zeigen die Heimfans eine kleine Choreo, die Wirkung mit Papierschnipsel vergrössert wird. Im Anschluss sind es die Gäste, die nach zwei Minuten gefährlich vor dem Tor auftauchen. Erst nach einer halben Stunde hat Heimteam ins Spiel gefunden und kommt vermehrt zu Chancen. Just in dieser Zeit gelingt Teplice der Führungstreffer nach einem Eckball. Die Antwort lässt aber nicht lange auf sich warten: kurz vor der Pause erzielt Josef Jindrisek mittels Freistoss den Ausgleich.

Nach der Klobasa zur Pause sahen der Namensvetter und ich ein erstarktes Heimteam. Dieses machte nach einer Stunde einen grossen Schritt in Richtung Sieg, als Petr Nerad mit einem gezielten Flachschuss ins weite Eck traf. In der Folge sahen 3’921 Zuschauer einen Gastgeber, der das Spiel bestimmte. Eine Viertelstunde vor Schluss machten die Bohemians dann alles klar, als einer ihrer Stürmer eine Hereingabe per Kopf zum 3:1 verwertete. Damit konnten sie ein erstes Lebenszeichen von sich geben und seit vier Spielen wieder einmal einen Sieg feiern.


AC Sparta Praha II - FC Karlovy Vary

Das Strahov-Stadion in Prag. Das grösste Stadion auf unserem Planeten. Ein Traum eines jeden Fussballfans und Stadionfetischisten. Es diente zu Zeiten der Tschechoslowakei als Austragungsort von massiven Sportveranstaltungen, wie zum Beispiel diverse Turnfeste. Heutzutage dient die 1926 eingeweihte Anlage als Trainingszentrum für den Nachwuchs des AC Sparta Prag. Zudem waren hier bereits Bands wie U2, Pink Floyd oder die Rolling Stones zu Gast. Neben dem Strahov-Stadion befindet sich zudem noch das alte Stadion der Mannschaft von Slavia Prag auf jenem Hügel. Auf dem Petřín (Laurenziberg) findet man einen Eiffelturm in Miniformat, von dem aus das, sich im Westen der Stadt befindende, massive Bauwerk kaum zu übersehen ist. Im Innern erwarten einem sechs Fussballfelder, sowie zwei Trainingsplätze und das Clubhaus des Prager Fussballvereins Sparta. Wie bereits erwähnt handelt es sich hier nicht ausschliesslich um ein Fussballstadion, darum auch die immense Grösse und die einstige Kapazität von 250’000 Plätzen.

Heute beim Spiel des AC Sparta Prag II waren es nur gerade 156 Zuschauer, die in dieser Kultstätte am Spielfeldrand standen. Zu Gast war der Fussballclub aus Karlovy Vary (Karlsbad), einem Ort im Westen Tschechiens, der als Kurort in der ganzen Welt bekannt ist. Fussballtechnisch gesehen befinden wir uns hier in der 3. Klasse, in welcher in zwei Gruppen aufgeteilt, doch immerhin noch recht attraktiver Fussball gespielt wird.

Dafür sind allerdings meistens Tore und Chancen nötig und die sind vor allem in der Anfangsphase des Spiels Mangelware. So verging eine Viertelstunde bis die Gäste zur ersten Chance kamen. Spartas Zweite hatte Mühe mit dem aufsässigen Spiel der Gäste und ihre Angriffsversuche versandeten meistens vor dem Sechzehner. Anders in der 35. Minute als man über die linke Seite angriff und prompt zum 1:0 Torerfolg kam. Ein Flanke wurde vom Gästetorwart nur ungenügend geblockt und so konnte Závišek im Stile eines Abstaubers einschieben. Dann tat sich bis zum Pausenpfiff hin nicht mehr viel im grössten Stadion der Welt. Nach einer typischen Klobasa zur Pause ging es wieder weiter, unterdessen waren die Temperaturen an diesem Nachmittag, durch den Wind begünstigt, erschreckend tief gefallen. In der zweiten Halbzeit wurde man mit dem entschädigt was man im ersten Durchgang fast nicht gesehen hatte: Tore! Und zwar gleich eine Handvoll davon. Aber schön der Reihe nach.

Zuerst kamen die Gäste aus Karlsbad in der 52. Minute zum 1:1 Ausgleich durch Ivasko, welcher jedoch nur bis zur 56. Minute Bestand hatte, ehe das Heimteam in Person von Jakub Pešek den Ein-Tore-Vorsprung (2:1) wieder herstellen konnte. Das Spiel wurde nun richtig unterhaltsam und es wurden auch weiterhin fleissig Tore geschossen, beinahe im 5 Minuten-Takt. Für das 3:1 sorgte in der 61. Minute Matějka ehe wiederum Jakub Pešek an der Reihe war und mit dem 4:1 in der 67. Minute sein zweites Tor erzielte. Den Schlusspunkt in einer einseitigen Partie setzte dann Jan Sýkora in der 81. Minute mit dem klaren Schlussverdikt von 5:1 Toren.

Somit schlussendlich doch noch einen klaren Sieg für den Favoriten, der nun punktgleich mit zwei anderen Teams die Spitze übernimmt, während sich die Gäste weiterhin auf dem Barrageplatz befindend, mit dem Abstieg beschäftigen müssen.


FC St. Otmar - FC Appenzell

Die Handballabteilung von St. Otmar ist deutlich erfolgreicher als jene der Fussballer und die Geschichte der Stadt beweist dies eindrücklich. So galt St. Gallen lange Zeit als Handballmetropole, die zeitweise mit drei Clubs in der höchsten Spielklasse vertreten war. Immerhin: die Fussballer St. Otmars befinden sich nach der Hinrunde auf gutem Weg und möchten in dieser siebten Liga heute mit einem Sieg zu den Spitzenteams aufschliessen.

Der Grundstein dafür legen sie mit einem satten Schuss nach einer Viertelstunde, der ihnen die Führung beschert. Die Gäste, plötzlich wachgerüttelt, finden nun aber besser ins Spiel und erarbeiten sich mehr Spielanteile. Die beste Chance zum Ausgleich vergeben sie nach einer halben Stunde, als ein Appenzeller Stürmer aus zwei Metern den Ball an die Latte setzt. Auch die nächste Aktion gehört den Gästen, deren Wappen stark an jenes des FC Basel erinnert. Für den letzten Aufreger vor der Pause sorgte mit einem Pfostenschuss aber wieder das Heimteam.

Nach einer ruhigen Anfangsphase in der zweiten Halbzeit überschlagen sich nach einer Stunde die Ereignisse. Zuerst geht ein Schuss des FCO knapp daneben, dann annulliert der Schiedsrichter ein Tor wegen Abseits, schliesslich fällt der zweite Treffer zugunsten der Gastgeber doch noch und nur zwei Minuten später trifft der stark aufspielende Ivo Wielander zum 3:0. Damit war das Spiel entschieden und die Gäste mochten dem Heimsieg vor 120 Zuschauern nichts mehr entgegenzusetzen. Damit liegt der FC St. Otmar nur noch einen Punkt hinter der Tabellenspitze.

Die Heimstätte des Vereins bildet das Stadion Lerchenfeld, unweit der gleichnamigen Eishalle gelegen. Es verfügt über eine 9-stufige Tribüne mit Holzbänken. Auf den übrigen drei Seiten findet der Zuschauer auf einem Erdwall genügend Platz, um die Heimspiele zu verfolgen, die jeweils am Sonntag um 11 Uhr angepfiffen werden.


FC Winkeln - FC Fortuna St. Gallen

Spricht man in der Ostschweiz vom St. Galler Derby, ist die Rede vom Duell zwischen dem FC St. Gallen und dem SC Brühl, das 2011 erstmals seit fast 40 Jahren wieder stattfand. Es gibt aber auch andere Derbys hier in der Gallusstadt: zum Beispiel jenes zwischen dem FC Winkeln und dem FC Fortuna. Winkeln liegt im Westen, während der FC Fortuna auf der Kreuzbleiche, im Zentrum der Stadt, beheimatet ist.

Beide Vereine können auf eine lange Tradition zurückblicken: Der FC Winkeln wurde 1930 ins Leben gerufen, die Gäste tauchten gar schon 20 Jahre eher im Archiv auf. Heute spielen sie in der 2. Liga, das Heimteam erfolgreicher als die Gäste, die als Tabellenletzter nach Winkeln gereist sind.

Das Spiel begann ohne grosses Abtasten und bereits in der Startphase ging das Heimteam nach einem Eckball in Führung. Im Gegenzug vergaben die Gäste den direkt Ausgleich, als ihrem Stürmer die berühmte Schuhgrösse fehlte. In der Folge sahen die 400 Zuschauer eine ausgeglichene Partie, in der beide Mannschaften zu Chancen kamen, wobei die Gäste die gleichnamige Göttin nicht auf ihrer Seite zu haben schienen.

Nach dem Seitenwechsel war es erneut ein Eckball, der das zweite Tor an diesem Nachmittag mit sich brachte. Erneut war es Marc Hörler, der am höchsten stieg und wuchtig für den Gastgeber traf. Nun war der Bann gebrochen und der FC Winkeln dominierte das Geschehen und hatte wenig später einen Aluminiumtreffer zu beklagen. Bis zum nächsten Tor dauerte es dennoch nicht mehr lange, denn nach 68. Minuten sorgte Roger Kobler mit dem 3:0 für die vorzeitige Entscheidung. Zum Schluss hätte der Derbysieg auch höher ausfallen können, die Winkler sündigten aber gleich mehrmals im Abschluss.

Das Spiel fand im Stadion Gründenmoos statt, das für die Austragung von American Football-Spielen und dem CSIO, der grössten Reitveranstaltung der Schweiz, bekannt ist. Der Platz liegt im Schatten der St. Galler Arena und fällt durch seine Tribüne mit 1900 roten und schwarzen Sitzschalen auf.


FC St. Gallen II - FC Tuggen

20. Mai 2008, kurz nach 21 Uhr. Die Ostschweiz weint, St. Gallen weint, die Spieler weinen. Mit dem 0:2 im Rückspiel der Barrage gegen die AC Bellinzona ist der Abstieg der Gallusstädter besiegelt – ausgerechnet im letzten Spiel im altehrwürdigen Espenmoos. Frust macht sich breit, Verzweiflung und Ratlosigkeit. Hier, wo die Fans vor wenigen Jahren der Meistertitel feierten, bildet sich für immer ein Schleier der Trauer um das Espenmoos.

Heute weiss jeder, dass der FC St. Gallen den Direktaufstieg geschafft hat, nur jedoch für zwei Jahre, ehe in der erneute sportliche Zerfall wieder in die Challenge League bugsierte. Der Umzug in die Arena im Westen der Stadt tat weh, noch mehr, als der Fan dort nur zweitklassiger Fussball zu sehen bekam. Nun haben sich die St. Galler in der höchsten Spielklasse aber etabliert und in der letzten Saison sogar auf europäischer Ebene für Furore gesorgt. Weniger gut läuft es der AC Bellinzona, die 2008 zwar aufstieg, im letzten Jahr den Konkurs aber nicht mehr abwenden konnte und sich auflöste.

Was vom Espenmoos bleibt, ist einzig die moderne Muscheltribüne und die trostlosen Heimspiele der zweite Mannschaft. Diese sieht sich unmittelbar mit dem Abstieg in die 1. Liga Classic konfrontiert, und so galt es heute gegen den Aufstiegsaspirant Tuggen einen Punktgewinn anzustreben. Im Tor der Gäste erkannte ich meinen Turnlehrer aus der Primarschulzeit. Mit Profi Juho Mäkelä im Sturm der St. Galler sollte dieser eigentlich viel beschäftigt sein. Heute fiel der Finne aber eher ab, als sich positiv in Szene zu setzen.

Und so waren es die Gäste in Person von Javier Santana, die kurz vor der Pause in Führung gingen. Santana profitierte von einer Unsicherheit des St. Galler Goalies. Beim Heimteam entwickelte sich damit wieder alles in die gewohnte Richtung. Es dauerte bis tief in die zweite Halbzeit, bis St. Gallen vor 200 Zuschauern doch noch der Ausgleichstreffer gelang: Yannik Grin traf aus einiger Entfernung mit einem satten Flachschuss zum 1:1. Dieses  Unentschieden hilft beiden Mannschaften wenig. Rund um den FC Tuggen gibt es in der Tabelle eine Zäsur, während die St. Galler weiterhin abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz weilen.


FC Mulhouse – ASM Belfort (29.03.14)

Wer bereits einmal ab Basel in die Ferien geflogen ist, muss zwingend über den Namen Mulhouse gestolpert sein. Die Stadt teilt sich nämlich zusammen mit der Stadt am Rheinknie den „EuroAirport“. Auch sonst erfreut sich die grösste Stadt des Départements Haut-Rhin allgemeiner Bekanntheit und blickt auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurück.

Mulhouse kommt schmuck daher und auch die Leute in der Altstadt hinterlassen einen lockeren Eindruck. In Mülhausen, wie die Stadt auf deutsch unschön heisst, wird auch Fussball gespielt. Zwar nicht so erfolgreich wie in Dijon, aber immerhin in der CFA, der vierten und höchsten Amateurliga Frankreichs. Dort trifft der FC Mulhouse trifft heute im Derby auf den Rivalen aus Belfort und der Aufmarsch von lediglich 300 Zuschauern ist doch eine Enttäuschung. Das Spiel findet im Stade de l’Ill statt, das ganz in der Nähe des gleichnamigen Flusses etwas ausserhalb des Zentrums zu finden ist. Auf beiden Seiten stehen jeweils hohe Tribünen, während es hinter den Toren Stehtraversen gibt.

Die Anfangsviertelstunde zeigt, dass hier Fussball als Hobby gespielt wird, denn keine Mannschaft agierte zwingend und so vergehen 20 Minuten ohne Torchance. Dann aber folgt aus dem Nichts das 1:0 für den Gastgeber, der einen Konter über links per Flachschuss erfolgreich abschliesst. Vier Minuten später kommen auch die Gäste zur ihrer ersten Chance, die jedoch ungenutzt bleibt. Kurz vor der Pause kommt dann doch noch Derbystimmung auf, als es nach einer Tätlichkeit zur Rudelbildung kommt. Beide Teams spielen von nun an nur noch zu zehnt weiter. Wer sich nun auf eine spannende und packende zweite Halbzeit gefreut hat, liegt leider falsch. Ausser den Dutzend Heimfans die Stimmung machen, bleibt es ruhig. So ist der Heimsieg die logische Folge, mit dem ein Grossteil des Publikums gut leben kann.


Dijon FCO – AC Arles-Avignon (28.03.14)

Als Zentrum des Départements Côte-d’Or liegt die Stadt Dijon am westlichen Rande der Saône-Ebene. Die Distanz zur Schweiz beträgt nur knapp zweihundert Kilometer. Berühmt ist die Stadt vor allem für ihren Senf, den es in diversen Variationen zu ersteigern gibt. Auch kulturell vermag die Stadt mit seiner Altstadt zu überzeugen, was vermehrt asiatische Touristen anlockt. Ebenfalls im Stadtzentrum unterwegs: ein Exemplar der Randgruppe der Fussballtouristen, das ein verlängertes Wochenende nutzt, um dem Zweitligisten einen Besuch abzustatten.

Durch das schöne Wetter begünstigt, machte ich mich am Abend zu Fuss zum Stade Gaston Gérard auf, das fünfundvierzig Gehminuten entfernt am östlichen Stadtrand liegt. Den Profistatus trägt FCO aus Dijon erst seit 2004. In der Saison 2011/12 konnten sie sich gar für eine Saison lang in der Ligue 1 versuchen. Gespielt wird in Dijon, wie in Frankreichs zweiter Liga üblich, jeweils am Freitagabend im Stade Gaston Gérard. Dieses wurde 1934 erbaut, während die beiden markanten Hintertortribünen das Stadion erst seit einer 2009 durchgeführten Renovierungsphase ergänzen.

Mit dem heutigen Gast aus den historischen Städten Arles und Avignon, durfte Dijon geschichtlich und kulturell gesehen einen Weltmeister begrüssen, fussballtechnisch ist Arles-Avignon eher Mittelmass und belegt derzeit den 11. Platz in der Tabelle. Für das Heimteam ist der Aufstieg weiterhin möglich, es sollte jedoch noch der eine oder andere Zähler gesammelt werden, damit auch die Senfstädter noch ein Wort um den Aufstieg mitzureden haben.

Abgesehen von einer Gruppe Jugendlicher, die mit einigen Schwenkfahnen aktiven Support zu leisten versuchten und den 20 Gästefans war nicht viel los im Stadion. Auch auf dem Platz ging in der ersten halben Stunde nichts, dann folgte in der 30. Minute ein Freistoss, den die Gäste an den Pfosten hämmerten. Eine Minute später war es der Linienrichter, der als Spielverderber agierte, als er Tor der Gäste wegen eines Offsides annullierte. Und so jubelt wenig später der Grossteil der 7’713 Zuschauer im Stadion, als Johan Gastien unhaltbar zur Führung für Dijon einschiebt. Nach einem Kopfball an die Latte kurz nach Wiederbeginn fehlten der Partie die weiteren Highlights und alles deutete auf einen knappen Heimsieg. Eine letzte Chance dies zu verhindern, bot sich den Gästen in der Nachspielzeit, als die Dijon-Verteidiger den Ball nicht aus der Gefahrenzone bringen und so Julien Cardy zum Abschluss aus der zweiten Reihe kommt. Bei seinem Schuss sieht der ansonsten makellose Goalie der Gastgeber nicht gut aus und prompt steht es 1:1. Es folgen heftige Schimpftiraden und Pfiffe gegen das Heimteam, die einem uneingenommenen Fussballtouristen wie mir fremd anmuteten.


FC Gossau - FC Baden

Gossau, der kleine Nachbar von St. Gallen. Bekanntheit erlangte der Verein, der von 2007 bis 2010 in der Challenge League spielte, vor allem durch den internationalen Wettskandal 2009. Seit dem freiwilligen Abstieg spielen die Gossauer in der vierthöchsten Spielklasse mit. In dieser Liga steht nebst der Meisterschaft auch die Qualifikation zum Cup auf dem Programm, in der die Gossauer auf den Ligakonkurrenten FC Baden treffen.

Die Partie beginnt gleich mit einem Kopfballtor für den FC Gossau und nach acht Minuten steht es – wiederum nach einem Eckball – bereits 2:0. Der FC Baden versteckt sich trotz der frühen Gegentore nicht und kommt nach einer Viertelstunde zum Anschlusstor. Nun ist der Gast am Drücker und hat in der 25. Minute ein „Wembley-Tor“ zu beklagen, das in diesem Fall nicht gezählt wird. Nur vier Minuten später ist der Ausgleich trotzdem Tatsache. Keine halbe Stunde ist an diesem kalten Märzabend gespielt, als der FC Baden nach einem Standard erstmals in Führung geht. Gossau blieb jedoch keine Antwort schuldig und erzielte den Ausgleich zum 3:3 in der 41. Minute. Eine erste Halbzeit mit sechs Toren, fünf davon nach Standards und vier davon mit dem Kopf erzielt. Ein richtig spannendes Cupspiel!

In der zweiten Halbzeit sind es die Badener Anhänger, die durch primitive Gesänge auffallen und es dauert bis zur 67. Minute, ehe der Sport wieder in den Fokus rückt. Roman Herger von den Gästen macht mit seinem Tor zum 3:4 den Hattrick perfekt. In der der Schlussphase fehlt den Gossauern die zündende Idee und vielleicht auch die Kraft, um sich gegen das drohende Cup-Aus zu stemmen. Mit dem 3:5 in der Nachspielzeit setzen die Gäste den Schlusspunkt in dieser hart umkämpften Partie, an der auch die 200 Zuschauer trotz Regen Gefallen gefunden haben.

Heimstätte des FCG ist die Sportanlage Buechenwald, die direkt hinter dem Bahnhof liegt und mit einer Holztribüne zu gefallen weiss. Für Gästefans, wie dies heute ausnahmsweise der Fall war, ist eine fünfstufige ungedeckte Rampe errichtet worden. Auf der anderen Hintertorseite gibt es keinen Ausbau, sondern nur ein Gitter mit farbigem Sichtschutz. Der Platz für die Heimfans liegt am Rand der Haupttribüne. Eng wird es hier nie, denn heute konnte ich nur fünf aktive Heimfans ausmachen.


SV Sandhausen – Arminia Bielefeld (16.03.14)

Als Sandhausen und Bielefeld in der Hinrunde aufeinander trafen, belegten die heutigen Gäste den dritten und damit den Relegationsplatz. Heute stehen sie wiederum auf dem Relegationsplatz, jedoch dem 16. und damit weit ungemütlicheren.

Höchste Zeit heute gegen David der Liga zu punkten. Um 13:30 Uhr ging es los und die schwierige Situation, in der sich die Teams befinden, war dem Spiel anzumerken. Nach einer halben Stunde kamen die Gäste zu einer ersten Chance und hätte Goalie Riemann nicht bravurös geklärt, wer weiss wie das Ganze ausgegangen wäre. So aber ging das Heimteam nach einer halben Stunde durch einen Kopfball von Nicky Adler mit 1:0 in Führung.

Nach dem Seitenwechsel waren die Hausherren weiterhin das aktivere Team und hätten mit dem Pfostenschuss in der 56. Minute beinahe die vorzeitige Entscheidung herbeigeführt. Es blieb aber auch so beim knappen Sieg für den Sportverein, den eine schwache Arminia zu keiner Zeit gross fordern konnte. Auch auf den Rängen hätte ich von den Ostwestfalen mehr erwartet. Die lange Anreise und das frühe Aufstehen müssen hier wohl als Entschuldigung hinhalten. Schlussendlich freuten sich die 4’100 Zuschauer im Hardtwaldstadion über den Sieg ihrer Lieblinge, die so den Aufwärtstrend einläuten. Ganz anders sieht es bei der Arminia aus, die im nächsten Spiel gegen den Tabellenletzten aus Cottbus unbedingt einen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen muss.

Das Hardtwaldstadion liegt ausserhalb der 15’000-Einwohner-Stadt Sandhausen mitten im gleichnamige Wald. Zu erwähnen gibt es die Nähe zum FC Astoria Walldorf, dessen Stadion nur drei Kilometer entfernt südlich liegt. Durch den Aufstieg in die 2. Bundesliga vergrösserte der Verein die Stadionkapazität mit zwei Tribünen auf 12’100 Plätze. Neben der Haupttribüne gab es zwei zusätzliche Tribünen, wovon die Fans eine davon als ihre Stehrampe nutzen. Auf der einen Hintertorseite steht eine grosse Sitzplatztribüne als Provisorium, gegenüber liegt der Gästeblock, der nur über einige Stufen verfügt. Auf der Gegengerade gibt es wiederum kleine Stehtribünen, die jedoch nur bei Spitzenspielen geöffnet sind.