Ein einzelner Zugwaggon pendelt täglich von Lamezia Terme nach Catanzaro Lido, wo in unserem Fall für die Weiterfahrt nach Crotone umgestiegen werden muss. Während die Landschaft der anderen Küstenseite gleicht, wechselt das unendliche Blau vom Tyrrhenischen hin zum Ionischen Meer.

An der Fusssohle Italiens blieben Marty und mir drei Tage bei stetem Sonnenschein und Temperaturen wie Sommervorboten. Besonders genossen wir die, aus vier Mehlarten hergestellte, Pinsa an der Uferpromenade oder die ansteigende Altstadt mit ihren engen Gassen, wie sie in jedem italienischen Reiseführer vorkommen.

Das Heimspiel im Stadio Ezio Scida vor 6’782 Zuschauern fiel mit dem Dienstag just auf den 96. Geburtstag des kalabrischen Fussballclubs. Die Spielstätte wurde im Zuge des Aufstiegs 2016 erweitert und weist zumindest auf der Haupttribüne eine Ähnlichkeit zum Exemplar in Frosinone vor. In der Gegenwart sind die Rot-Blauen aber weniger in die Geschäfte der Serie A und viel mehr in den Abstiegskampf der Serie B verwickelt, weshalb das Stadion überdimensioniert wirkt.

Für mich persönlich galt der FC Crotone lange Zeit als graue Maus im italienischen Fussballzirkus. Vom Logo her konnte ich den Verein nicht von Cagliari und vom Namen kaum von Cosenza unterscheiden. Zu gering war das Interesse und die Bedeutung der Fanszene, zu gross die Entfernung. Abgesehen vom Material muss ich meine Vorurteile diesem Verein und seiner Anhänger gegenüber nach diesem Besuch aber zurücknehmen. Der anständige Auftritt auf den Rängen wird auf dem Rasen mit einem 2:0 belohnt; der Heimsieg setzt sich aus einer sehenswerten Einzelleistung und einem späten Kontertor zusammen. Aus der Universitätsstadt Perugia waren fünfzig Leute zugegen, darunter einige „Sechzger“, die Kontakte zur Gruppierung „Ingrifati“ pflegen. Gibt sicherlich schönere Momente im Fanleben, als nach einem enttäuschenden Dienstagabend acht Stunden heimzufahren.

Apropos Heimfahrt: Am Mittwoch bestiegen wir den einzigen Bus in Richtung Flughafen Sant Anna, ehe der Weg quer über den Stiefel zuerst nach Bergamo und von dort mit dem Zug weiter bis zurück nach St. Gallen führte.