Heute sollte es nach Ingolstadt gehen und darum wurden wir nach einer kurzen Nacht dann auch bereits recht früh vom Wecker aus dem Schlaf gerissen. Denn bevor wir in die Audistadt aufbrechen sollten, wollten wir noch das Konzentrationslager in Dachau besuchen. So ging es also nach dem Frühstück per S-Bahn auf nach Dachau. Der Eintritt in die Denkstätte ist übrigens gratis. Der Besuch vor Ort ist extrem eindrücklich und ich empfehle jedem, einmal diesen Ort zu besuchen.

Von nun an aber etwas „leichtere Kost“, denn zurück am Bahnhof stand bereits der Zug nach Ingolstadt bereit und eine knappe Stunde später erreichten wir die Stadt an der Donau. Eigentlich wollten wir zuerst etwas essen gehen und dann gemütlich per Bus zum Stadion fahren, bei der Einfahrt des Zuges sah ich aber wenige Meter hinter dem Bahnhof vier Flutlichter in den Himmel ragen. So brachen wir zuerst ohne grosse Hoffnungen dorthin auf und wurden positiv überrascht. So handelte es sich nicht einfach um irgendeinen Sportplatz, sondern um das ESV-Stadion, die frühere Heimat der ersten und die jetzige Heimat der zweiten Mannschaft. Als wäre dies nicht schon genug, war die Anlage sogar noch frei betretbar. So gab es ein paar nette Bilder und ein weiterer Ground wurde „gespottet“.

Das Wetter spielte an diesem Tage übrigens auch mit und nach der Rückkehr zum Bahnhof ging es für uns per Extrabus zum Stadion. Der Bus war voll mit Gästefans, die mir mit Gesängen wie „Darmstadt ist ’ne schöne Stadt, da lässt es sich gut leben, doch fahren wir nach Ingolstadt benehmen wir uns daneben“ das eine oder andere Schmunzeln auf die Lippen zauberten. Am Stadion angekommen regte ich mich wieder einmal darüber auf, dass der Fussball nicht in Industriegebiete gehört, aber was solls, ist ja mittlerweile kaum mehr zu vermeiden. Vor dem Stadion dann alles wie ich’s mir in etwa vorgestellt hatte. Tickets hatte ich aufgrund des schmalen Budgets aus Versehen für die Heimkurve bestellt, zumal ich die Seite mit dem Stehbereich neben den Gästen verwechselt hatte.

Kaum betraten wir das Stadion machte sich auch der Hunger bemerkbar und ich machte mich auf den Weg, mir und meinem Begleiter etwas zu holen. Leichter gesagt, als getan und aufgeregt hab ich mich auch noch wie ein Wilder! Aber der Reihe nach: Zuerst ging zum ersten Essensstand, wo ich mir zwei Brötchen mit „Leberkäse“ bestellte, die aber leider an sämtlichen Verkaufsständen ausgegangen waren (Fehlmanagement 1!). Dann sollte es halt etwas anderes sein, mein Bargeld wurde jedoch abgewiesen, denn die Bezahlung sei nur per Fankarte möglich (Fehlmanagement 2!). Also steuerte ich die Verkaufsstelle dieser unnötigen Karte an, um mir eine solche zu besorgen. Ich hatte aber nur gerade 10 Euro dabei, die Karte kostete aber zuerst einmal 10 Euro Depot, wie mir die gehässige Dame an der Kasse erklärte (Fehlmanagement 3!). Also kurz einen Jungen hinter mir gefragt, ob ich seine Karte leihen dürfte, um dort das Geld draufzuladen, denn Rest dürfe er behalten. Hat er natürlich sofort eingewilligt und so ging es mit dem Knaben im Schlepptau zurück zum Würstchenstand, wo ich dann endlich mein Essen (2 Schnitzelbrote und eine Pommes) in Empfang nehmen konnte. Schnitzelbrot ohne Salat, Sauce etc. aber das lassen wir für einmal. Also zurück in den Block gesteuert, wo mir irgendein dummer Ordner den Zulass verweigerte, da ich mein Ticket nicht bei mir hatte. Nach einem kurzen Disput war er dann so grosszügig, mich in den günstigsten Sektor hineinzulassen, nur aber um schnell die Karte zu holen und ihm unter die Nase zu halten (Fehlmanagement 4!).

Noch immer verärgert blätterte ich das Heftchen der lokalen Ultras „INamorado“ durch und muss sagen, dass ich mich dadurch wieder beruhigt habe. Es fanden sich interessante Ansichten gegen RBL und eine eigene Groundhopping Rubrik mit netten Berichten aus Tschechien und Gibraltar. Daumen nach oben! Das Spiel verlief übrigens sehr spannend mit zwei Toren in der Anfangsphase. Zuerst trafen die Gäste in Person von Romain Brégerie. Er kam nach einem Eckball in der 15. Minute völlig freistehend zum Kopfball. Die Führung wahrte jedoch nicht lange, denn in der 21. Minute traf Stefan Lex mit einem abgelenkten Schuss von der Strafraumgrenze zum Ausgleich. Allgemein hat die Partie viele Parallelen zur gestrigen aufzuweisen, so ist das Gästeteam ebenfalls aufgestiegen und das Pausenresultat war auch dasselbe. Einzig der Gästeblock war heute noch deutlich voller und lauter als gestern in Unterhaching. Einmal gab es sogar einen Wechselgesang zwischen den beiden Fankurven, wobei man gegen den Kommerz im Fussball am Beispiel von Red Bull demonstrierte.

Im zweiten Abschnitt vergingen 75 Minuten ehe der grossgewachsene Darmstadt-Stürmer Dominik Stroh-Engel erneut per Kopf die Gästeführung erzielt. Wir glaubten wie alle bereits an einen knappen Auswärtssieg, doch hatten dabei die Rechnung ohne den eingewechselten Karl-Heinz Lappe gemacht, der in der Nachspielzeit per sehenswertem Fallrückzieher noch zum 2:2 trifft. Was für ein Tor und die 9’000 Zuschauer flippten komplett aus. Nach diesem Traumtor war aber Schluss und der Heimanhang feierte die Punkteteilung verständlicherweise wie einen Sieg.

Das Stadion erinnert mich persönlich an eine Mischung der Arena in Thun und der Maladière in Neuenburg. Sehr modern und mit guter Sicht, aber leider halt nicht das, was sich ein Groundhopper wünscht. Nach der Partie ging es per Extrabus wieder zum Bahnhof zurück, wo wir unseren Rucksack aus dem Schliessfach holten und dann per Zug eine Stunde später in München einrollten. Dort angekommen hatten wir noch massig Zeit, denn der Bus sollte erst um 19 Uhr in die Heimat aufbrechen. So cancelten wir diesen und fuhren mittels Bayern-Ticket (das wir für die Fahrt nach Ingolstadt brauchten) mit Umstiegen in Buchloe, Lindau und Bregenz bereits eine Stunde früher im heimischen Bahnhof ein.

Fazit: Eine nette Doppler-Tour in Bayern mit zwei interessanten Spielen, die jeweils vier Tore mit sich brachten. Zudem mit überzeugenden Aufsteigern als Gäste. Auch das Münchner Nachtleben wusste zu Gefallen. Also gerne wieder!