Den spielfreien Montag unserer Ostertour widmeten wir dem Erkunden der Domstadt. Auch nach mehreren Besuchen bleibt mir Köln sympathisch. Dieses Mal wusste vor allem der Sonnenuntergang von der Promenade am Rheinufer aus sowie das Restaurant «Pfeffermühle» am Heumarkt zu überzeugen.

Auch am Dienstag spielte das Wetter mit dem abendlichen Bundesliga-Klassiker in Aussicht perfekt mit und wir genossen einen sonnigen Tag mit viel Kölsch und Erzeugnissen aus währschafter Küche in der Altstadt. Vorab hatte ich mir für das heutige Spiel „Insiderinformationen“ beschaffen, wo denn am ehesten der Schmelztiegel beider Fanlager liegt. Und so standen wir bereits zwei Stunden vor Spielbeginn in einem der Pubs bei der alten Militärkaserne. Nach kurzer Zeit liessen uns Polizeisirenen aufhorchen und wir folgten den schrillen Tönen der Strasse aufwärts. Kaum an der Kreuzung angekommen, läuft von der rechten Seite ein Mob von rund 200 Fans auf uns zu. Ob es sich hier um einen Frankfurter oder Kölner Haufen handelt, lässt sich nicht sagen. Während Thomas und Cédric das Momentum auf ihrer Seite haben und irgendwie noch wegkommen, versperrt mir ein Bus den Weg und ich gerate mitten in die Menge. Jeden Moment erwarte ich einen Hieb in den Rücken oder Nackenbereich und renne los. Dies tut auch der Mob, der nun im Laufschritt auf das Stadion zusteuert. Ehe ich mich versehe, bekomme ich von der Polizei einen Knüppel vor die Brust und werde mit einem festen Griff an der Gurgel gegen einen Baum gedrückt. FC Köln hautnah, das einmalige Matcherlebnis-Package!

Mittlerweile dämmert mir auch, dass es sich bei der Meute um den Kölner Ultrà- und SV-Haufen handelte. Dieser will auf den Stadionvorplatz, wo ein Aufeinandertreffen beider Anhängerschaften für die Staatsmacht deutlich schwieriger zu unterbinden sein würde. Zurück zu meiner misslichen Lage und dem Würgegriff: Während der Polizist diesen nach kurzer Zeit lockert, werden meine Erklärungsversuche, die zur missliche Lage führten, mit Pfefferspray und Kraftausdrücken beantwortet und ich werde zurück in die mittlerweile festgesetzte Gruppe gedrängt. Das war es nun also, dachte ich. Statt Bundesliga gibt es für mich heute Abend eine Personenkontrolle sowie tränende Augen mit Reizhusten. Nur dank einer kleinen Unachtsamkeit eines Bereitschaftspolizisten gelang es mir über die Gleise der Aachener Strasse zu fliehen. In den Medien vernahm ich später, dass «mein Haufen», insgesamt sechzig Leute, des Landfriedensbruchs verzeigt wurde.

Nun war es an der Zeit, die Schleimhäute zu pflegen, ehe ich die beiden anderen Herrschaften ganz in der Nähe wieder traf. Viel Zeit war trotz den Geschehnissen nicht vergangen, sodass uns noch immer eine gute Stunde vom Anpfiff trennte. Auf der grossen Wiese positionierten sich nun Reiterstaffeln und Hundeführer, die mit ihren kläffenden Vierbeinern die angespannte Situation unterstrichen. Irgendwann war es soweit und Frankfurt marschierte von der Ordnungsmacht in grosser Zahl flankiert quer über die Vorwiese. Es blieb ruhig.

So auch im Stadion, denn die Kölner-Fans hielten einen Stimmungsboykott für die draussen festgesetzten Jungs sowie die unfreundliche Anspielzeit ab. Der Frankfurter Block füllte sich für einen Wochentag ganz ordentlich, wobei vor allem die schwarz gekleidete Fraktion in Zaunnähe Eindruck hinterliess. Auf Seiten der Kölner pendelte sich der Support im zweiten Durchgang im oberem Bundesligadrittel ein. Wirklich mitreissend war die Partie vor 49’300 Zuschauern, darunter Madame Merkel, aber auch nicht. Kölle besiegte die Frankfurter dank einem Tor von Jojic mit 1:0. Damit darf der Effzeh weiterhin von Europa träumen, während für unser Trio damit eine gelungene Reise zu Ende ging. Danke fürs Mitkommen!