Während ich am Abend vor dem Ausflug nach Würzburg das erste Mal in diesem Jahr selbst wieder auf dem Fussballplatz stand und dabei wie ein rekonvaleszenter Freistossspezialist auf Formsuche aussah, folgte am Tag darauf das, was mir persönlich besser behagt: passiver Fussballbezug.

Endlich Würzburg aus der deutschen Stadionlandschaft streichen! Der Verein aus Unterfranken ist in den letzten Jahren bis in die zweite Bundesliga durchmarschiert und so bietet sich für einen Spielbesuch der Auftritt des zweiten Aufsteigers aus Dresden an. In meinem Umfeld teilten mir immer mehr Personen ihr Interesse an der Partie mit, sodass ich ganze acht Karten für die Gegentribüne orderte. Mit dem Baden-Württemberg-Ticket war auch für eine preiswerte Reisemöglichkeit gesorgt. Nur in punkto Schlaf mussten wir Einbussen in Kauf nehmen. Bereits um Mitternacht klingelte ich nämlich zusammen mit Luca an der Türe von Kumpel Auer, bei dem bereits auch Klopfi verweilte. Gegen zwei Uhr morgens folgte der Gang an den nahegelegenen Bahnhof und die Fahrt nach Kreuzlingen, auf der auch Cédric zustieg. Bis zur Abfahrt am nächsten Morgen verweilten wir am Seeufer in Konstanz, wo Xavier und Claudio die Gruppe komplettierten. Lediglich sein Mitbewohner hatte sich spontan anders entschieden und blieb im Bett liegen. Ob er bereits Böses ahnte?

So fiel die Zugverbindung ab Singen prompt aus und unser Zeitplan war damit vor dem eigentlichen Start bereits zunichte gemacht. Die vom «DB-Kundencenter» ausgestellte Alternativroute sollte uns nichts mehr als eine Busse, einen Umweg sowie eine zusätzliche Verspätung einbringen. Da ich dieses Fiasko mittlerweile verdrängt habe, möchte ich auch gar nicht weiter darauf eingehen. Ein kleines Indiz, um sich den Rest selber zusammenreimen zu können: Das Mittagessen genoss unsere Reisegruppe im osthessischen Fulda, was nicht wirklich auf dem Weg liegt.

In der 40. Spielminute hielt das Taxi schliesslich vor dem Stadion am Dallenberg, ehe wir uns durch äusserst unfreundliches Publikum schlängelten und auf der überfüllten Stahlrohrtribüne einen Platz suchten. Die Partie war mit 12’450 Zuschauern nämlich so gut wie ausverkauft. Im Heimbereich fanden sich unglaublich viele Neckermänner, während auch aus dem Block der Gäste wenig dynamisches Gesangsgut zu vernehmen war. Zur Pause waren plötzlich zwei von unserer Gruppe verschwunden und per Handy nicht mehr zu erreichen. Wie sich später herausstellte, durften sie nach neunstündiger Anreise und zwei Minuten Fussball den Tag auf dem Polizeiposten verbringen. Pünktlich zur Heimfahrt wurden sie dann aber glücklicherweise wieder freigelassen. Aber zurück zum fussballerischen Teil, der schnell erzählt ist. Dresden stellte die Weichen im zweiten Abschnitt eines zähen Spiels mit den Toren zum 0:2 auf Sieg und liess anschliessend nichts mehr anbrennen. Damit unterstrichen sie ihre guten Leistungen in der laufenden Saison. Mit den Toren wurde auch die Stimmung bei den in grosser Zahl angereisten Dynamo-Fans besser.

Nach dem Schlusspfiff blieb leider nur wenig Zeit für einen Bummel durch die Stadt, die auf den ersten Blick – auch dank ihrer Burg – sehenswert erscheint. Im Anschluss brachte uns die Deutsche Bahn, fast schon überraschenderweise ohne Probleme nach Hause. Um Mitternacht und damit exakt einen Tag nachdem ich die Wohnung verlassen hatte, war ich wieder zuhause – für 50 Minuten Zweitligafussball! Einmal einweisen, bitte.