Rund um das erste Wochenende im April boten sich diverse reizvolle Fussballreisen in Deutschland an, wovon die Variante Hannover-Osnabrück-Köln meinen Zuschlag bekam. Je näher die Abreise rückte, desto mehr mauserte sich das erste Spiel zum ultimativen Spitzenkampf der zweiten Bundesliga.

Wie es sich für mein Hobby gehört, brachen wir direkt mit dem Ferienbeginn in Richtung Zürich auf. Dort stand mir und meinen Begleitern Thomas und Cédric der strengste Teil der Reise bevor: eine Busfahrt über die Nacht nach Hannover. In der Hauptstadt Niedersachsens angekommen, entschieden wir uns nach einigen Stunden Schlaf für ein Restaurant am Bahnhof, von wo aus wir unauffällig das Treiben auf dem Vorplatz beobachten konnten. Ganz so unauffällig waren wir offenbar nicht, denn bereits nach kurzer Zeit setzte sich ein sportlicher Unioner an unseren Tisch und fragte nach der Herkunft. Mit unserem Schweizer Hintergrund gehörten wir aber nicht zum präferierten Beuteschema der Hauptstädter. Wenig später machten sich die Fans zu Fuss auf in Richtung Stadion und wir folgten auf einer anderen Route und durften dabei noch einige Eindrücke der Hannoveraner Innenstadt mitnehmen, die einen sehr schönen Eindruck hinterlässt.

Durch die Berliner Invasion mit einer knapp fünfstelligen Zahl an rotgekleideten Gästefans gab die linke Stadionhälfte ein einheitliches und äusserst eindrückliches Bild ab. Der Rest der Arena, die mit 49’000 Zuschauern ausverkauft war, konnte da schlicht nicht mithalten. Und dies ist in meinen Augen auch das Hauptargument, das gegen die 96er spricht. Sind denn nun die Clubfarben Grün-Schwarz wie das Logo, weinrot wie die Trikots oder doch eher weiss? Wer sich dieses Farbdilemma zu Augen führt, weiss auch, warum die Heimkurve optisch deutlich weniger geschlossen daherkommt, als der Gästeblock. Auf dem Rasen waren die Mannschaften etwa gleich auf, mit leichten Vorteilen für die Hausherren. Niclas Füllkrug sowie ein Eigentor der Unioner brachte Hannover dennoch klar mit 2:0 in Front und kaufte den sangesfreudigen Gästen damit etwas den Schneid ab. Als die Partie in die Endphase ging und somit entschieden war, hatten sie sich jedoch wieder gefangen und gaben den Hit aus Monty Python „Look on the Bright Side of Life“ zum Besten. Sehr stark, dafür eine Eins mit Sternchen.

Der schwache Auftritt und die verhältnismässig tiefe Mitmachquote bei Hannover überraschte die ganze Reisegruppe. Entweder sitzen hier mächtig Leute vor den Stadiontoren oder Hannover bündelt die ganze Energie für das Derby gegen Braunschweig am kommenden Wochenende. So aber war auch die an sich schöne Hymne kurz vor dem Anpfiff insgesamt wenig berauschend. Für Martin Kinds Knechte sieht es nach diesem Sieg allerdings ganz gut aus in Bezug auf den Aufstieg; eine wirkliche Bereicherung für das Oberhaus sehe ich in den Niedersachsen derzeit allerdings nicht.

Nach dem Abpfiff folgten wir den Fans von Eisern Union, die sich unmittelbar nach dem Ausgang wieder mit dem Heimpublikum vermischten. Abgesehen von einem kurzen Einsatz der Wasserwerfer an einer Strassenkreuzung sowie einzelnen Festnahmen konnten wir hier aber keine weiteren Vorkommnisse mehr beobachten.