Wer etwas schwört, der hält sich daran oder schwört nicht – so hatte ich es als Kind gelernt. Diverse Male habe ich im jugendlichen Übermut diesen Vorsatz schon gebrochen, doch selten war es so offensichtlich wie hier: Nachdem ich letzten September der Schweizer Nationalmannschaft anlässlich der EM-Qualifikation ans Auswärtsspiel nach London folgte, hiess es bei mir anschliessend: „Einmal und nie mehr wieder!“ Mit dem Entscheid, gemeinsam mit dem Namensvetter und dem Nachbarn Flavio zum Testspiel der Schweiz nach Irland zu reisen, brach ich also meinen Grundsatz.

Angefangen hat alles früh am Morgen des Karfreitags mit der Fahrt an den Flughafen Basel. Hier war bereits massig rot-weisses Volk vor Ort, das zusammen mit uns den Flieger nach Dublin bestieg. Geblendet von der Beinfreiheit nahm ich die Offerte des Namensvetters an und tauschte meinen Platz in der 14. Reihe für einen Gangplatz in der ersten, was sich als grossen Fehler entpuppen sollte. Gefühlt jeder Passagier hatte während des Fluges, einmal mehr alkoholbedingt einmal weniger, das Bedürfnis, die Toilette aufzusuchen. Der Höhepunkt folgte kurz vor der Landung, als ein besonders betrunkenes Exemplar im Sinkflug nach vorne torkelte und direkt vor meinen Füssen zusammenklappte. In solchen Situationen verstehe ich die ungeduldige Art des Kabinenpersonals. Trotz der eigentlichen Anschnallpflicht agierten die Stewardess aber professionell und der Fan durfte seinen Mageninhalt in einen Behälter entleeren.

So war unsere Reisegruppe froh, als wir endlich den Gang in die Innenstadt antraten. Dort folgte das Wiedersehen mit dem Aachener Hopperkollegen Mirko, der ebenfalls die Idee verfolgte, über den Feiertag die Insel aufzusuchen. Langsam realisierten wir, dass am heutigen Feiertag kein Alkohol verkauft wird und auch die Pubs ihre Türen geschlossen hielten, sodass genügend Zeit für einen Spaziergang durch die Stadt blieb. Augenscheinlich waren dabei die Arbeiten für das am Sonntag stattfindende Fest zum Osteraufstandes. Diesem Unterfangen der „Irish Volunteers“ wird zum 100. Mal Tribut gezollt. Der Aufstand scheiterte zwar, gilt aber dennoch als Wendepunkt in den Unabhängigkeitsbestrebungen der späteren Republik Irland.

Da hätte sich die Schweizer Elf bei ihrem Auftritt am späteren Abend ein Vorbild an den tapfer kämpfenden irischen Republikaner nehmen sollen. Denn was die Nationalmannschaft im Aviva Stadium zeigte, war deutlich zu wenig. Bereits nach zwei Minuten schlug es im Gehäuse der Schweizer ein, sodass Irland fortan das Zepter in der Hand hatte und die Partie in allen Belangen dominierte. Die Schweiz kam über die ganze Spieldauer zu keiner nennenswerten Chance und unterlag den Iren vor 35’450 Zuschauern somit folgerichtig mit 1:0.

Von den Schweizer Fans gab es nur sporadisch akustische Unterstützung, ehe ein jeder Fan seinen Missmut im Innern des Stadions ertränkte, wo als einziger Ort in der ganzen Republik Irland kein Trinkverbot herrschte.