Wer den Central Park von Süden ausgehend durchquert, findet sich im Anschluss an den zweistündigen Fussmarsch in Harlem und später in den Bronx wieder. Zwei Stadtteile von New York, in denen sich unübersehbar die dunkelhäutige Bevölkerung die Vorherrschaft gesichert hat. Inmitten davon liegt mit dem Yankee-Stadion eine der bekanntesten Spielstätten weltweit. Mit knapp fünfzigtausend Plätzen bietet sie dem New York City FC, vor allem aber dem deutlich bekannteren und gleichnamigen Baseball-Team seit jeher ein Zuhause.

Im Innern dieser geschichtsträchtigen Baute fällt nebst der Form selbst vor allem der überdimensionierte Videoscreen auf der kleinsten aller drei Tribünenseiten auf. Tinder bewirbt darauf das heutige „Match“ zwischen New York City und den Gästen aus Chicago – wie passend. Die Austragung ist wiederum hochprofessionell organisiert, interessiert trotz der Partizipation der ehemaligen Weltstars David Villa und Bastian Schweinsteiger aber schlicht niemanden. So entsprechen die 21’582 Zuschauer nach meiner Auffassung erneut nicht der Wahrheit. Um nicht alles schlecht zu reden, sei das vorbildliche soziale Engagement des Vereins auf Kommunalebene hervorzuheben.

Auch das dritte Spiel endet verdächtig mit einem 2:0 Heimerfolg, nachdem in der ersten Halbzeit keine Tore fielen. Dabei glänzt Altmeister Villa mit einem Tor und einem Assist, während „Schweini“ in der Verteidigung bei Chicago Fire blass bleibt. Wie die gleichnamige TV-Serie hat der gastierende Sportklub seinen Namen ebenfalls dem verheerenden Grossbrand in der Innenstadt von Chicago vor knapp 150 Jahren zu verdanken. Das Heimteam sicherte sich durch den Sieg übrigens die Teilnahme an den Play-Offs.

Als Schweizer verkörpert man das Gegenteil von gekünstelter Offenheit und Freundlichkeit. Vielleicht konnte ich daher dem gesehenen Teil vom Land der (un)begrenzten Möglichkeiten und seiner nicht vorhandenen Kultur insgesamt recht wenig abgewinnen. Ich bin mir allerdings bewusst, dass der Schmelztiegel New York als imposante Stadt mit Gefahr der Reizüberflutung nicht stellvertretend für ganz Amerika steht. Und trotzdem: For fuck‘s sake, stop saying soccer!