Während der FC Sion an jenem Samstag in der Hauptstadt zu Beginn der neuen Schweizer Meisterschaft im Einsatz war, wurde auch im Wallis der „schönsten Nebensache der Welt“ nachgegangen. An einem Samstagabend machte ich mich auf, und brachte die 123 Kilometer, in etwas mehr als eineinhalb Stunden hinter mir. Übrigens: Die Strecke aus meinem vorübergehenden Wohnort, dem „Kaff mit Stadtrecht“ wie ich es liebevoll nenne, in die Walliser Kantonshauptstadt ist absolut sehenswert. Man fährt zwischen den Rebbergen entlang bis ans Ende des Genfer Sees, danach durch das enge und felsige Tal bis nach Martigny und danach weiter bis nach Sion, wo man die Burgen schon von weitem erblickt.

Das Spiel fand im Rahmen des Valais Cup statt, ein internationales Turnier welches in diesem Jahr zum ersten Mal über die Bühne ging. Am Turnier nahmen diese fünf Teams teil: FC Sion, VfL Wolfsburg, AS Saint-Etienne, Olympique Marseille und der FC Porto. Das Spiel am Samstagabend war zudem das letzte Spiel des Turnieres. Wenn man die beiden Clubs vergleicht, merkt man bald, das sie zu den ganz grossen in ihrem Land gehören: Marseille konnte die Meisterschaft in Frankreich bereits 9 mal gewinnen, die Portugiesen bereits 27 Mal. Nur Benfica Lissabon war erfolgreicher (32mal). Das Stadion ist per Fuss in etwa 20 Minuten vom Bahnhof zu erreichen. Ich kannte den Weg, war ich doch schon einige Male hier, jeweils wenn der FC St. Gallen auswärts hier gegen die Walliser antrat. Das „Stade de Tourbillon“ wurde 1968 gebaut und verfügt offiziell über 14’500 Plätze, davon sind rund 7’000 Stehplätze. Die Heimfans haben eine ganze Hintertorseite für sich, die Gäste gegenüber müssen sich mit einem Drittel, leicht rechts versetzt begnügen.

Das Spiel wurde um 20:30 Uhr angepfiffen und auf beiden Seiten wurden keine Stars oder Stammspieler geschont. So konnte man auf Seiten der Franzosen zum Beispiel Spieler wie Mathieu Valbuena, André Ayew, André-Pierre Gignac oder Morgan Amalfitano bestaunen. Auf der Seite des FC Porto waren die grossen Namen ebenfalls vertreten durch Jackson Martinez, Fernando und den Torhüter Helton. Obwohl die Ticketpreise immens hoch waren für ein Testspiel, (ich bezahlte mehr als 20 Franken für einen Stehplatz in der Marseille Fankurve) waren doch 9’200 Zuschauer ins Stade de Tourbillon gepilgert. Für einen Platz auf der Haupttribüne zahlte man knapp 60 Franken, was ich völlig übertrieben finde. Einheimisches Publikum war eher Fehlanzeige, spielten die Walliser doch gleichzeitig in Bern. In der Schweiz leben knapp eine Viertelmillion Portugiesen und viele von ihnen in der Romandie. Daher war es nicht verwunderlich, das die Stehplatzkurve der Porto Fans ausverkauft war. Der Kern der Anhängerschaft war von Portugal direkt angereist. Die portugiesischen Fans machten mit teilweise recht starkem Support und einigen kleineren Pyroaktionen auf sich aufmerksam.

Die Kurve der Marseillais, wie sich die Fans selbst nennen, war circa zu 60% voll, zeitweise bekam man aufgrund des Supports sogar Gänsehaut. Vorallem beim bekannten Schlachtruf „Aux Armes“ (An die Waffen!) wurde einem die Stimmgewalt der mitgereisten Franzosen klar.

Zu Beginn durfte mit Marion Bartoli die Gewinnerin des Tennisturnieres von Wimbledon, eine andere prominente das Spiel eröffnen. Die Partie verlief in der Anfangsphase abwechslungsreich und beide Teams kamen zu Chancen. Wäre in der 39. Minute nicht der Franzose Morel nach einem groben Foul vom Platz geflogen, hätte ich nicht sagen können, wer diese Partie für sich entscheiden könne. So aber gelang es den Portugiesen mehr und mehr das Zepter zu übernehmen. Bereits vor der roten Karte gingen die Portugiesen mit 1:0 in Führung, Izmaylov hatte für den FC Porto getroffen. Nach der Pause war es Jackson Martinez, welche zum 2:0 einschob und in der 76. Minute traf Iturbe mit einem sehenswerten Sonntagsschuss zum klaren Endstand von 3:0 zu Gunsten der Iberer.

Kurz nach 22 Uhr war dann ein weiterer gelungener Groundhoppingtag beendet und der FC Porto konnte den Pokal als Sieger des Valais Cup 2013 in die Höhe stemmen, während ich die Heimreise ins Waadtland wieder antrat.