Die diesjährige Geburtstagstour in England beginnt mit einem Spiel, das von mir das Prädikat „unattraktivste Zweitligapartie des Königreichs“ verliehen bekommt. Einem geschenkten Gaul wird bekanntlich aber nicht ins Maul geschaut und so nimmt die Reisegruppe die Offerte aus Rotherham am Anreisetag gerne an. Zwar war ich in der Geburtsstadt von Schiedsrichter Howard Webb bereits vor zwei Jahren auf Besuch, damals hatte es allerdings nur für einen kurzen Abstecher ins verlassene Millmoor-Stadion gereicht.

Heute sollte diese gravierende Lücke auf der britischen Stadionkarte also endlich gefüllt werden. Dabei begleiteten mich diverse Freunde: Adrian, Kai und Jonathan wählten den gleichen Flug wie ich, während Lukas, Cédric und der Namensvetter Andrin erst am späteren Abend direkt nach Manchester flogen. Der sportliche Auftakt der Reise blieb ihnen damit – je nach Sichtweise – vorenthalten oder erspart. Das Quartett, zu dem ich auch mich zählte, traf sich frühmorgens am Bahnhof in St. Gallen, wo wir per Zug den Abflugsort in der Zürcher Peripherie anvisierten.

Dort floss auf die Nachricht einer zweistündigen Verspätung wegen Nebels bald schon der erste Bier, das im Abgang noch etwas bitterer als sonst schmeckte, da nun unsere Zugverbindung nach Manchester auf der Kippe stand. Schliesslich passte es auf die Minute genau, Schwarzfahrt sowie übergangene Kontrollstationen in der Londoner U-Bahn inklusive. Die Zugreise vorbei an Stoke nach Manchester erfolgte ohne weitere nennenswerte Szenen und auch der Bezug des Appartments in der Innenstadt von Manchester klappte wie gewünscht, sodass wir am Nachmittag sorgenfrei und mit „Carling Extra Cold“ bewaffnet den Zug nach Rotherham bestiegen.

Bis zum Umstieg in Sheffield verlief alles bestens, ehe Kai feststellte, dass er seinen Turnbeutel – unter anderem mit meiner Kamera drin – in der Gepäckablage vergessen hatte. Da in England das Schienennetz privatisiert ist und beinahe jede Fahrt von einem anderen Operator durchgeführt wird, blieb nach einem erfolglosen Anruf beim geschlossenen Fundbüro nichts anderes übrig, als auf den nächsten Tag zu warten. Die letzte Chance sahen wir nämlich darin, nach Cleethorpes, dem Endhalt unseres Zuges, anzurufen.

Dies ist auch der Grund, weshalb es vom New York Stadium lediglich Handyfotos gibt. Die Spielstätte mit dem ungewohnten Namen wurde 2012 errichtet, steht in Bahnhofsnähe und passt wie der Sponsorenname nicht wirklich in die englische Stadionlandschaft. Etwas mehr als zehntausend Leute finden in diesem All-Seater Platz, dessen einziges Markenzeichen eine zur Gegentribüne hin treppenartig abfallende Dachkonstruktion ist. Die Kapazität wurde bis auf den Gästesektor mit 9’806 Zuschauern heute gut ausgefüllt. Es ist ein britisches Privileg, gar als abgeschlagener Tabellenletzer stets vor vollem Stadion spielen zu dürfen. Einzig der Gästeblock war mit „nur“ knapp achthundert Anhängern der Albions gefüllt. Beachtet man hierbei, dass sich Burton ebenfalls arg in Abstiegsnot befindet und es sich um einen Donnerstag handelt, geht auch diese Anzahl ganz in Ordnung.

Für uns gab es vor Anpfiff mit einem Chicken Balti Pie noch das typische Stadionessen Englands. Die anschliessende Begegnung sowie die Stimmung waren ziemlich dürftig, was auch mit dem Resultat zusammenhing. Burton durfte sich nämlich über einen 1:2-Auswärtssieg und drei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt freuen. Auf dem Rückweg trafen wir zufällig auf Ben, einem mir bekannten Groundhopper aus Bradford, mit dem wir in Sheffield noch ein Bier tranken und einige Worte wechselten. Anschliessend brachte uns der Zug zurück nach Manchester, wo in der Unterkunft die andere Reisehälfte begrüssen werden durfte.