Dieses Mal sollte es klappen: Andrin unterwegs am Belgrader Derby. Von der Vorfreude geblendet, geriet dabei ein runder Geburtstag in meiner Familie in Vergessenheit. Damit war die Variante Belgrad, trotz gebuchtem Flug natürlich vom Tisch.

Lediglich in Bezug auf Begleiter Cédric nagten die Schuldgefühle an mir. Umso schöner, dass der gute Herr auch für die gekürzte Alternative zu haben war. Zwar verspürt diese Variante nicht den gleichen Reiz wie der Klassiker in Serbien; mit einem Heimspiel von Werder Bremen macht man grundsätzlich aber auch nichts falsch. Einzig die Busfahrt am späten Freitagabend von Zürich nach Norddeutschland gab Abzug in der Komfortbewertung. Während solcher Fahrten denke ich an die Momente nach dem Ausstieg oder frage mich, wie fest die Frau einige Reihen vor mir ihren adipösen Freund lieben muss, um zwölf Stunden neben ihm auf einer halben Stuhlbreite auszuhalten.

So war ich nicht der einzige Fahrgast, der sich über die Durchsage freute, dass unser Bus pünktlich Bremen erreicht hat. Bereits das Bahnhofsgebäude kann sich hier sehen lassen. Auch sonst besticht die Hansestadt durch eine kleine aber feine Altstadt. Nebst den Bremer Stadtmusikanten, die hier ein Denkmal stehen haben, ist auch die Böttcherstrasse sowie das Schnoor-Viertel ein Besuch wert. Ebenfalls zum Verweilen lädt der Osterdeich ein. Hier am Ufer der Weser entlang säumen sich bei schönem Wetter und Spieltagen die Menschen. Wir gehörten auch dazu und genossen erste frühsommerliche Sonnenstunden. Wem der Weg zum Stadion zu Fuss zu weit ist, kann mit dem Schiff auf ein originelles Transportmittel zurückgreifen.

Die Begegnung birgt mit dem Darmstädter Trainer Frings als Ur-Bremer einiges an Brisanz, die durch die Tabellenlage der beiden Mannschaft zusätzlich gesteigert wird. Vor ausverkauften Rängen und somit 41’000 Zuschauern bekam der Besucher unter dem lauen Support zweier linksorientierter Kurven eine schwache erste Halbzeit präsentiert. Im zweiten Durchgang änderte sich das Bild zwar in Bezug auf die Torchancen, die Verwertung ebendieser liess jedoch weiterhin zu wünschen übrig. So musste es also ein Strafstoss richten. Max Kruse von Werder nahm die Offerte dankend an und verwertete für die schönsten Farben dieser Welt. Das Schlusslicht aus Darmstadt vermochte in der Folge nicht mehr zu reagieren. Im Gegenteil, in der Schlussminute fingen sich die Gäste per Konter den Treffer zum 2:0; wiederum vom stark aufspielenden Kruse erzielt.

Damit bleiben die Darmstädter sie in dieser Saison auf fremden Terrain ohne Punktgewinn und müssen sich langsam mit dem Abstieg in die zweite Liga beschäftigen. Werder Bremer hingegen spielt weiterhin eine starke Rückrunde und darf sich mittlerweile in Richtung Mittelfeld orientieren. Ob sich für das Spiel zwei unbequeme Nächte und insgesamt dreissig Stunden An- beziehungsweise Rückreise lohnten, bleibt aber zu bezweifeln. Doch in diesem Fall sind die eingangs erwähnten Umstände zu berücksichtigen.