Da der Anpfiff zum Heimspiel des FSV Mainz 05 erst um 18:30 Uhr erfolgte, blieb Zeit für ein zweites Spiel und eine Portion „ursprünglicheren“ Fussball. Sowohl Wehen Wiesbaden wie auch die Mainzer Zweitvertretung und so entschieden sich mein Begleiter Jens und ich für die Oberligapartie des SV Wiesbaden. Eine Entscheidung, die ich im Nachhinein – trotz der tiefen Spielklasse – nicht bereuen sollte.

Über Basel erreichten wir gegen Mittag Frankfurt, wo genug Zeit blieb, um durch die Stadt zu schlendern und sich der Nahrungsaufnahme zu widmen, ehe wir die S-Bahn nach Wiesbaden bestiegen. Vom Bahnhof in Wiesbaden aus sollte unweit der Helmut-Schön-Sportpark zu finden sein, doch der Autor dieser Zeilen liess sich von der Karte trügen und so war es eine Viertelstunde zügiger Fussmarsch, denn wir hinter uns bringen mussten, um rechtzeitig vor Ort zu sein. An den heutigen Austragungsort grenzt die Brita Arena an, ihrerseits karge Heimstätte des Drittligisten Wehen Wiesbaden. Da weiss der nach dem erfolgreichsten Trainer der deutschen Nationalmannschaft benannte Sportpark mit seinem Flair viel eher zu gefallen. Neben der kleinen Tribüne mit roten Sitzschalen sind auf der Gegengerade alte Holzbänke und auf der Seite Stehstufen mit Wellenbrechern zu finden, an denen der Zahn der Zeit nagt – genau sowas wünschen sich Fussballromantiker wie ich.

Eine Oma, die dir deine Eintrittskarte mit einem Lächeln in die Hand drückt und nach dem Spiel wohl die Trikots der Spieler waschen wird, ein volksnaher Verein, der seinen Trainer auch nach der dritten Niederlage in Folge nicht zum Teufel jagt. Ein Publikum, das sich aus Junioren und älteren Semestern zusammensetzt. Jene tragen meist eine Sonnenbrille und sitzen in lässiger Haltung auf der Tribüne: das beste Rezept, um den Kater vom Vorabend auszubaden.

Auch wir nahmen auf einer der roten Sitzschalen Platz und kaum abgesessen stiess mich Jens an und sagte: „Schau, da kommt Walter Frosch!“ Und wäre die Pauli-Legende, dessen Weltanschauung mir gefallen hatte, nicht vor mehr als einem Jahr verstorben, hätte ich wirklich geglaubt, er sei es. Ein Abbild des „Zigaretten-Mannes“. Eines seiner kultigen Interview findet ihr hier.

Gespielt wurde übrigens auch noch! Die Partie der fünftklassigen Hessenliga lockte an diesem milden Märznachmittag 351 Zuschauer an. Die Hausherren eröffneten bereits nach vier Spielminuten das Score, die weiteren Tore zum klaren 4:1-Heimsieg folgten allesamt nach der Pause, in der Jens und ich eine schmackhafte Currywurst genossen.