Eine Sache, die ich an Groundhopping besonders mag, ist die Tatsache, dass es mich an Orte führt, die ich sonst nie besucht hätte. Nicht wenige dieser Städte präsentieren sich daher kaum touristisch. Dazu gehört auch Toulouse, das zumindest im Februar von den Touristenmassen überschaubar daherkommt. Wie würde das Berliner Kultlabel „Dreierhopp“ so schön sagen? Sicher keen Nullachtfuffzehn!

Den Übernamen „Ville rose“ verdankt die Stadt am Canal du Midi seinen Terrakotta-Ziegeln, die beinahe jedem Gebäude als Aussenfassade dienen. Wie der „Kanal des Südens“, der Toulouse mit dem Mittelmeer verbindet, gelten auch sehenswerte Kirchbauten, darunter die Basilika St. Sernin, als Erbe der UNESCO für geschützt. Cédric und mir hat der sonnige Ort an der Garonne sichtlich gefallen. Der Airbus-Stadt ist die Nähe zum mediterranen Spanien jedenfalls anzumerken. So genossen wir die Zeit bei herrlichem Weisswein aus der Côtes de Gascogne auf dem Platz neben dem Kapitol.

Am Samstagabend stand für uns der fussballerische Programmpunkt an. Dafür wählten wir die Metro, die uns bis vor das Stadion brachte. Die Spielstätte, die an der Europameisterschaft 2016 als Austragungsort diente, war mit 31’909 Zuschauern ausverkauft. Für das Duell gegen die Hauptstädter hatte sich die ansässige Ultrà-Gruppierung (Indians Tolosa) ein Intro mit Spruchband überlegt, dessen Botschaft auf die einstige Wahlkampfaussage eines amerikanischen Cholerikers anspielt. Deutlich nerviger war das kleinere Grüppchen an Toulouse-Fans auf unserer Tribüne, das mehr schlecht als recht seine eigene Suppe kochte. Gespaltene Fankurven sind sowieso eine Unart, die ich bis heute nicht verstehen kann. Pro Stehplätze beim Fussball; hier aber bitte nur in der Virage Est mit dem Zusatz „Brice Taton“. Dieser wurde der Tribüne zu Ehren eines TFC-Anhängers verliehen, der vor Jahren in der serbischen Hauptstadt anlässlich einer Partie gegen Partizan Belgrad auf tragische Weise sein Leben liess.

Auf der grünen Unterlage zeigte sich der Gastgeber trotz schwacher Saison lange ebenbürtig. Tief in der zweiten Halbzeit war es schliesslich Rekord-Transfer Neymar, der die mitgereisten Pariser mit seinem Treffer zum 0:1 erlöste. Neben ordentlicher Stimmung im Gästeblock bleibt von diesem Spielbesuch eher wenig in Erinnerung, während vermehrt der kulturelle Teil der Reise zu überzeugen wusste. Nach dem Schlusspfiff wäre noch ein weiterer (unterklassiger) Kick möglich gewesen, dieser liessen wir aber aufgrund der Kälte und dem beachtlichen Gewusel rund um das Stadion fallen.

Für den Sonntag hatte unser Duo ein Mietauto gebucht und das kleine Fürstentum Andorra und damit einen weiteren Länderpunkt im Visier. Die einhundert Kilometer bis zu den Ausläufern der Pyrenäen spulten wir problemlos ab, ehe auf 1’700 Höhenmeter eine Mischung aus Schneefall, Stau, fehlenden Schneeketten und geschlossener Passstrassen für die vorzeitige Umkehr sorgte. Zu allem Übel wurde der Alternativkick zurück in Toulouse auf einen trostlosen Kunstrasenplatz verlegt und der Herzensverein aus der Ostschweiz verlor nach Führung noch gegen den FC Zürich. Fussball ist doof!