Zeit für das Kellerduell in der Regionalliga Südwest. Angesetzt für Anfang Dezember, wird das Nachholspiel zu meinen Gunsten exakt zwei Monate später ausgetragen. Unbestritten freute ich mich auf den Besuch bei der TuS, denn irgendwie war mir der ewige Aussenseiter schon zu Zweitligazeiten sympathisch. Zumindest sehe ich bis heute das spezielle Logo und die schöne Zaunfahne vor mir, wenn ich an die damaligen Spielberichte aus der Sportschau denke.

Gleiches Prädikat wie das Stück Stoff verdient sich die Stadt an der Rhein-Mosel-Mündung, die ich nach einer Stunde Zugfahrt von Wiesbaden aus erreiche. Soeben beschriebener Zusammenfluss ist unter dem Namen „Deutsches Eck“ bekannt und stellt nur eine von vielen Sehenswürdigkeiten dar. Jener braun-grüne Wasserabschnitt ist durch den lateinischen Begriff Confluentus (Zusammenfliessen) für den Namen einer der ältesten Städte Deutschlands verantwortlich. Dass hier weitere malerische Flecken zu finden sind, zeigte die UNESCO mit der Ernennung des Oberen Mittelrheintals zum Welterbe, während es bei mir immerhin zu einer eigenen Bilder-Slideshow gereicht hat.

Nach dem kulturellen Teil legte ich in gut vierzig Minuten zu Fuss den Weg vom Zentrum in den westlich gelegenen Stadtteil Oberwerth zurück, wo ich exakt mit der heimischen Ultraszene am Stadioneingang eintraf. Etwas unglücklich natürlich, zumal meine Spezies beim aktiven Kurvengänger grundsätzlich verpönt ist. So auch hier, wo es den Anschein machte, als ob ich das ganze Inferno auf Trab hielt. Satte drei Mal wurde ich angesprochen; einmal wollte man sogar meinen Ausweis sehen. Ich kann den Jungs eine gewisse Aufmerksamkeit bei Stadionbesuchern nicht verübeln, jedoch wirkt es doch ein wenig paranoid, wenn in der vierten (!) Liga bei einer (!) Person derart Panik herrscht. Schliesslich war es kurz darauf Koblenz selbst, das sich gleich zwei Mal in Richtung Gästeblock begab. Zuerst das Maskottchen (notabene mit tätowierten Armen) assistiert von einem Fan der Marke Hauer, die jedoch auf Höhe der Mittellinie enttarnt wurden und den Rückweg antraten. Besser machte es wenig später ein Duo, einer davon mein Passkontrolleur, das den Gästeblock unbemerkt erreichte. Stuttgart war aber aufmerksam und schnell hingen einige Blaue am Zaun. Ob es sich konkret um eine Herausforderung oder einen zaghaften Versuch eines Zaunfahnenklaus handelte, kann ich nur vermuten. Auf jeden Fall blieb es bei sinnlosem Gepose, ehe sie den Rückweg antraten.

Neben der traditionellen Bauweise mit kleiner Haupttribüne und weitläufigen Stehtraversen zeigte sich auch der Musikgeschmack des Stadion-DJ’s mit Songs der britischen Kultband Oasis deutlich sympathischer als derjenige seines gestrigen Pendants aus Wiesbaden.

Auf dem Rasen setzte es für die Rhein-Mosel-Städter nach torlosem ersten Durchgang eine satte 0:3-Klatsche ab. Kaum eine Chance konnten sich die Koblenzer vor den anwesenden 1’274 Zuschauern erarbeiten und werden damit Ende Saison wohl den erneuten Gang in die fünftklassige Oberliga antreten. Dieses Szenario realisierte nach und nach auch die aktive Fanszene, die nach lautstarkem Beginn schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt wurde und noch vor Spielschluss die Zaunfahnen einpackte. Ganz im Gegensatz zu den rund hundert Stuttgartern, die im Gästeblock feierten. Damit hatten sie ihren Stimmungsboykott (aufgrund der jüngeren Vergangenheit mit zwei Abstiegen und Differenzen im Bereich der Geschäftsführung) genau zum richtigen Zeitpunkt beendet.

Für mich folgte im Anschluss eine lange Zugfahrt in Richtung Ostschweiz, die nach über acht Stunden reiner Fahrzeit am frühen Morgen am St. Galler Bahnhof endete. Dort lief ich doch tatsächlich dem Kumpanen Heeb in die Arme, der vom Gastspiel unserer Espen aus der Hauptstadt heimkehrte. Im Schlepptau zwei Kölner, die weniger ob der Niederlage von Grün-Weiss als wegen der persönlichen Fanfreundschaft deutlich zu tief ins Glas geschaut hatten.

Die schönste Geschichte an diesem Wochenende schrieb aber unbestritten meine Eishockeyliebe aus Rapperswil-Jona, die als unterklassiges Team im Cupfinal den ewigen Rivalen aus Davos gleich mit 7:2 demütigte. Grazie Ragazzi!