Dank einer Aufholjagd in der Rückrunde sicherte sich der Sportverein aus dem Stadtteil Waldhof zum dritten Mal in Folge einen Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Relegation berechtigt. Im dritten Versuch wollen die Mannheimer die Hürde zum Aufstieg endlich überwinden. Entsprechend gross war der Run auf die begehrten Plätze im Carl-Benz-Stadion.

Dass Kumpane Heeb und ich zwei der 24’264 Zuschauer darstellten, ist einzig meinem Instagram-Follower Julien zu verdanken, der uns zwei Tickets organisierte. Vielen Dank nochmals! Zum damaligen Zeitpunkt war übrigens weder die Anspielzeit, noch der Gegner bekannt. Mit der Zulosung des KFC Uerdingen wenige Tage später war klar, dass zumindest ein Traditionsverein mit Vergangenheit im Profifussball auf der Strecke bleiben wird. Nach dem Hinspiel, das die Krefelder im Duisburger Exil mit 1:0 gewannen, sah die Ausgangslage für Mannheim erneut nicht besonders rosig aus. Die Heimkurve war sich diesen Umständen bewusst und sorgte mit einer imposanten Choreografie mit einem aus den Nebelschwaden hervorkriechenden Zombie für einen würdigen Rahmen und eine letzte Motivationsspritze für die Totgeglaubten. Leider vermittelte der SVW in den ersten Spielminuten exakt diesen Eindruck. Auch wenn der immense Druck im Voraus von allen Seiten kleingeredet wurde, schienen die Akteure der Heimmannschaft völlig verkrampft.

So nahm das Unheil seinen Lauf und der Gastgeber lag alsbald mit einem Tor im Hintertreffen, was einem ziemlichen Stimmungskiller gleichkam. Immerhin gelang den „Buwe“ wenig später mit dem Ausgleich der erste Treffer in der Relegation überhaupt. Die Hoffnung auf den Coup keimte aber nur kurz auf, ehe die Uerdinger durch einen schönen Schlenzer zum 1:2 erneut die Führung erzielten. Als die Anzeigetafel rund zehn Minuten vor Spielende noch immer denselben Spielstand zeigte, wurde es einigen Personen aus dem Heimblock zu viel. Die Beschwichtigungsversuche von Spieler und Vereinsoffiziellen nützten nichts; sie wollten die nächste Schmach im Wohnzimmer verunmöglichen. So fanden neben Böllern und schwarzem Rauch auf den Rängen diverse pyrotechnische Gegenstände den Weg auf das Spielfeld, das die Bereitschaftspolizei wenig später besetzte. Das hohe Frustrations- und Gewaltpotenzial, das mich von seiner schroffen Art her an Magdeburg erinnert, bestätigte sich und sorgte schlussendlich für den Spielabbruch.

Aus Sicht des Aufsteigers Uerdingen bleibt zu hoffen, dass sie die Heimspiele in der Drittklassigkeit in der Grotenburg austragen dürfen, dann wären sie für Stadionliebhaber und Fans unbestritten eine Bereicherung. Heute zeigte die kleine Fanszene, unterstützt durch Freunde von Venlo und dem Grazer AK, wie sehr sie Lust auf den Profifussball hat. Neben einer gelungenen Pyroshow gilt es den Westdeutschen für den durchgehenden Support Tribut zu zollen. Während der zweiten Halbzeit kam es zudem zu einer Auseinandersetzung mit einer Abordnung Mannheimer, die sich am Rand der Hintertortribüne aufhielt. Etliche Personen konnten so eine knappe Minute lang ungehindert aufeinander einschlagen, ehe die Polizei den Schauplatz räumte. Über Sinn und Unsinn, den KFC-Fans nicht das Kontingent für die gesamte Tribüne abzutreten, sondern ihnen einen kleinen Restbereich vorzuenthalten, muss nach solchen Aktionen nicht diskutiert werden.

So sorgte nach dem Skandalspiel, wie es diverse Medien betitelten, die Reaktion des Vereins für Polemik. Die sofortige Aufhebung der Selbstverwaltung der Fantribüne, eine Erweiterung der Videoüberwachung sowie das Streichen diverser Privilegien für die ultraorientierten Vertreter der Fangemeinde sind nur einige Punkte aus dem happigen Strafenkatalog. Es bleibt für das Kollektiv der Mannheimer Fankultur zu hoffen, dass durch konstruktive Gespräche mit gegenseitigen Eingeständnissen eine Lockerung der Sanktionen erwirkt werden kann. Einen kleinen Hoffnungsschimmer zeigt sich am Mannheimer Himmel bereits jetzt schon: Der Meister der Regionalliga Südwest steigt in der kommenden Spielzeit direkt in Liga drei auf.