On the Road again! So ganz stimmt der Ausdruck aber nicht, denn der Zug wurde als Reisemittel auserkoren. Zug und Italien ist definitiv keine Liebesgeschichte, das weiss man. Rückblickend muss ich sagen, es ist durchaus angebracht kritisch zu sein, zumal die Regionalzüge manchmal sehr abgenutzt aussehen und das Gefährt (Fernzüge ausgenommen) aus Prinzip mindestens zehn Minuten Verspätung hat. Zum Ferienabschluss folgte dennoch eine kleine Tour im Pizza-Land mit drei Spielen, eines in Monza und am darauffolgenden Tag in Brescia sowie als Abschluss die Partie in Lugano gegen Servette. Ursprünglich war anstelle der Partie im Tessin das Aufeinandertreffen von Bergamo – Parma geplant gewesen, von der Zeit her war die Variante Lugano aber deutlich angenehmer.

Als mich am Donnerstagabend noch ein Kumpel zu einem kostenneutralen Trinken an die OLMA einlud, wusste ich, dass es am nächsten Morgen nicht einfach werden wird, rechtzeitig aufzustehen. So war es dann auch und im Zug nach Arth-Goldau, wo ein erstes Mal umgestiegen wurde, war ich nicht mehr als ein Häufchen Elend. Begleiter während der ganzen Reise spielte übrigens mein Kumpel Andrin. Was für ein schöner Name. 😉

Mit der Zeit kehrte dann aber auch ich wieder vollkommen in die Welt der Normalsterblichen zurück und mit anschliessenden Umstiegen in Lugano und Chiasso fuhren wir gegen Mittag im Bahnhof Porta Garibaldi, im Herzen von Milano ein. Die ganze Reise habe ich übrigens beinahe ausschliesslich mit gewonnenem Geld aus Sportwetten finanziert. In Milano selbst setzten wir dann konsequent die selbst konzipierte 3-S-Regel um: Sie steht für Shopping, Sightseeing und Strassenverkäufer davon abhalten, einem ein Bändchen um den Arm zu binden, nur um dann nachher Geld dafür zu verlangen.

Der Nachmittag verging wie im Flug und bald war es an der Zeit, den Zug nach Monza zu nehmen. Die Sonne schien und sorgte somit für spätsommerliche Glücksgefühle. Nach ein paar Minuten Zugfahrt erreichten wir Monza und erkundeten erst einmal die Innenstadt und suchten danach das Hotel auf. Nach einer Verschnaufpause im Nachtquartier war es langsam an der Zeit zur Spielstätte aufzubrechen, die etwas ausserhalb liegt und vom Stadtzentrum aus zu Fuss in einer knappen halben Stunde erreichbar ist. Tickets hatte ich bereits im Voraus zum Preis von 8 Euro gekauft. Bevor man aber endlich ins Stadion durfte, wurden wir noch stattliche drei Mal kontrolliert. In einem ersten Schritt gab es eine Passkontrolle, dann eine Leibesvisitation und zum Schluss wird das personalisierte Ticket noch begutachtet. Irgendwann aber auch diese „Tortur“ überstanden und hinein ging es in die Schüssel. Das Stadion finde ich übrigens sehr schön. Die Haupttribüne kommt imposant und mit einer netten Dachkonstruktion daher, während auf der Gegenseite eine doppelstöckige Tribüne zu finden ist. Hinter den beiden Toren hat es Stufen für Heim- und Gästefans. Das Stadion mit einer Kapazität von 18’568 natürlich zu gross, trotzdem eine schmucke Anlage.

Zu diesem regionalen Derby gegen Como finden sich an diesem späten Freitagabend mit 2’500 Zuschauern eine ansprechende Zahl an „Tifosi“ ein, wovon ein Grossteil davon in den jeweiligen Fankurven steht. Begünstigt ist dieses grosse Interesse neben der geografischen Nähe sicherlich durch die Tatsache, dass Como momentan die Tabelle in der drittklassigen Lega Pro anführt.

Auf den Rängen sowie auf dem Platz erlebten wir ein ausserordentliches Spiel. Zum Intro gab es bei den Brianzern etliche Pyros und Kanonenschläge, sowie ein ganzes Feuerwerk. Selten so etwas gesehen! Die Spieler von Monza liessen sich von der Stimmung auf den Rängen mitreissen und kamen trotz der Aussenseiterrolle zu den besseren Chancen, von der in der 24. Minute erstmals eine genutzt werden konnte. Für die Rot-Weissen kam es aber noch besser. In der 32. Minute konnte nämlich Valerio Foglio in der gegnerischen Abwehr den Ball erobern und zum 2:0 für den AC Monza, der übrigens von Milan-Legende Clarence Seedorf gekauft wurde, einschieben. Im zweiten Abschnitt brachen sich die Gäste selber das Genick, nachdem ihr Verteidiger nach einer guten Stunde mit einer roten Karte vom Platz flog. Ein richtiges Derby! Auf den Rängen lieferten übrigens beide Fanlager ansprechenden Support, hohe Lautstärken und Mitmachquoten sowie allgemein viel Bewegung im Block. Sehr schön! Die Heimfans begannen schon früh mit den Feierlichkeiten und den Schmährufen in Richtung Como-Anhänger. Diese durften in der 92. Minute immerhin auch noch jubeln, das 2:1 war aber nicht mehr als Resultatkosmetik. Es blieb beim überraschenden Sieg für den Tabellensechsten, der somit einen Rang vorrückt, während die Gäste auf den dritten Platz abrutschen.

Da nach der Partie in der ganzen Stadt, die jeweils Ende September den ganzen Formel-1-Zirkus beherbergt, kein einziger Bus mehr fuhr und auch kein Taxi zu finden war, mussten wir die fünf Kilometer vom Stadion zu Fuss hinter uns bringen, was dann auch ziemlich in die Beine ging. Immerhin konnten wir am nächsten Morgen ausschlafen.