Der Süden des Grossraumes Madrid entwickelt sich in den letzten Jahren, im steten Schatten der Giganten Real und Atlético, mehr und mehr zur fussballerischen Alternative der Hauptstadt. So spielen mit Getafe und Leganés zwei Nachbarstädte mit ihren Vereinen in der höchsten Spielklasse Spaniens. Mit der AD Alcorcon, ihrerseits Tabellenführer der Segunda Division, ist ein dritter Vertreter kurz davor, dieses illustre Duo im Oberhaus zu ergänzen.
Von der Haltestelle „Las Retamas“ aus ist das kleine Stadion der Gelb-Blauen nach wenigen Minuten Fussmarsch erreicht. Eine überdachte Haupttribüne, zwei simpel gehaltene Hintertortribünen sowie eine doppelstöckige Gegengerade bieten Platz für rund fünftausend Personen. In den Mittagsstunden an diesem Sonntag sind es 3’236 Zuschauer, die dem Duell gegen das katalanische Team aus dem Tabellenkeller beiwohnen. Überraschenderweise ist es der Gast, welcher per Handspenalty mit 0:1 in Führung geht. Ich bekomme die harte Entscheidung nicht mit, weil ich zum besagten Zeitpunkt am Essensstand stehe. Hierzu habe ich allerdings eine kleine Anekdote im Gepäck. Der sympathische Verein macht es sich mit der Verpflegung einfach und bestellt schlicht drei Pizzas beim nächsten Lieferanten, die in Stücke geschnitten unter das anwesende Fussballvolk gebracht werden.
Auch im zweiten Durchgang offenbaren die in Unterzahl agierenden Favoriten einiges an Ladehemmungen. Etwas daran ändern kann (trotz klingendem Namen) weder Stürmer Sangalli, noch der Herr von der Haupttribüne mit seinem nervtötenden Megafon. Die eigentliche Fanszene findet sich unter einem Transparent hinter dem Tor und fällt wenn durch mittelmässigen Support auf. Bei der Schalparade lässt sich ein Exemplar mit der Aufschrift „Red Star“ erkennen. Ob hier lose Kontakte zum Pariser Fanverein bestehen, erschliesst sich mir aus dem Gesehenen allerdings nicht.
Für uns bedeutete der Schlusspfiff die Rückkehr per Zug ins Stadtzentrum, wo im Zimmer hinsichtlich dem Tourhighlight am Abend etwas Schlaf nachgeholt wurde. Die vergangene Nacht im „Teatro Kapital“ hatte doch ihre Spuren hinterlassen.