Der Wutanfall von Persiraja-Spieler Andik Vermansyah im Duell mit Pekanbaru sollte gleich zwei Parteien teuer zu stehen kommen: einerseits seinen Klub aus Banda Aceh, der für die anschliessenden Rudelbildungen mit vier Geisterspielen sanktioniert wurde, und andererseits meine Wenigkeit, die eine Reise in den Norden Sumatras bereits gebucht hatte. Das Derby gegen Medan ohne die Unterstützung von den Rängen zu besuchen, war mir den langen Flug nicht wert, zumal Persiraja als Antwort auf die Strafe kurzfristig den Austragungsort wechselte und nicht das sehenswerte Stadion Harapan Bangsa bespielte.
Die vorherigen Besuche in Indonesien hatten mich aber gelehrt, stets einen Plan B bereitzuhalten. Das Stadion Sriwedari in Solo (Surakarta) ist zumindest aus architektonischer Sicht eine wertige Alternative, schliesslich handelt es sich hierbei um eine denkmalgeschützte Spielstätte, die über eine Tribüne mit Massivholzbänken im VIP-Bereich und ein Giebeldach verfügt. Mit dem Baujahr 1932 stellt das Stadion eines der ältesten des Landes dar und gar das erste, das nicht unter niederländischer Kolonialherrschaft erbaut wurde. Die von Bäumen gesäumten Stehtraversen erinnern an die Heimat von Slavia Sofia und lassen das Herz eines Fussballromantikers höher schlagen.
Der Verband hatte der Allgemeinheit zwar auch den Besuch der Zweitliga-Partie in Solo untersagt, die fragwürdige Massnahme stellte für mich dank Edwin Klok aber kein Hindernis dar. Mit dem Niederländer, der seit vielen Jahren in Indonesien lebt, tausche ich mich regelmässig über den lokalen Fussball und seine Fanszenen aus. Der frühere Sportchef des lokalen Erstligisten Persis schleuste mich denn auch problemlos an der Polizei vorbei ins Stadion, wo der Schiedsrichter eine halbe Stunde später als angekündigt anpfiff. Gestört hat es niemanden, genauso wenig wie die Tatsache, dass bis zur Halbzeit insgesamt 243 Zuschauer das Stadion betreten hatten und damit die Inkonsequenz der indonesischen Exekutive beispielhaft unterstrichen. Einzig die in kleiner Zahl angereisten Persijab-Fans wurden von den Ordnungshütern konsequent vom Eingang ferngehalten, sodass sie sich nach einiger Zeit mit der Aussicht von einer Mauer gegenüber begnügen. Edwin, der mittlerweile als Assistent des Technischen Direktors bei Persik Kediri im Osten Javas amtet, musste schmunzeln und beschrieb die Anhänger passend als «Walltras».
Das Drumherum sowie die Gespräche mit dem Kollegen aus Deventer waren denn auch deutlich unterhaltsamer als das lahme Treiben auf dem Rasen. Bei 37 Grad sündigte das Heimteam mehrfach, sodass es sich über das 0:1 gegen Jepara nicht beklagen durfte. Ausgeglichen präsentierte sich hingegen die Zahl der Aluminiumtreffer und der Platzverweise – immerhin ein wenig Gerechtigkeit für Adhyaksa, der Mannschaft der indonesischen Staatsanwalt. Diese stieg auf diese Saison hin in die zweite Liga auf und stammt eigentlich aus Kelapa Dua im Bezirk Tangerang in West-Java. Weil den «Prosecutors» in einem Land mit antiautoritär geprägter Zivilgesellschaft aber sowieso kaum jemand die Daumen drückt, spielt die Mannschaft aus Kostengründen im Exil.
Ich habe mir einen kleinen Traum erfüllt und die indonesischen Highschool-Meisterschaften besucht. Bei den Basketball-Partien der Mädels und Jungs sorgen die jeweiligen Mitschülerinnen und Mitschüler für ordentlich Stimmung – und überzeugen mit aufwendigen Choreografien. pic.twitter.com/M5BzprDiAS
— Musim Panas Bersama Sleman (@esms_official) October 31, 2024