Offiziell steht das Akronym «AFC» im Vereinsnamen des AFC Wimbledon für «Association Football Club». In der Alltagssprache wird es jedoch häufig als «A Fan’s Club» interpretiert – ein subtiles Indiz dafür, dass im Süden Londons vieles anders läuft. 1889 gegründet, war der FC Wimbledon lange Zeit im Amateurfussball verankert, bevor ihm Mitte der 1960er-Jahre der Einstieg in die Profiligen gelang. Es folgten bemerkenswerte Jahre, in denen der Verein ab 1986 sogar in der Premier League vertreten war. Der grösste Triumph der Vereinsgeschichte gelang zwei Jahre später mit dem überraschenden Sieg im FA Cup.

Doch dieser Höhenflug hielt nicht ewig: Der Jahrtausendwechsel läutete den sportlichen und finanziellen Niedergang ein. In einem beispiellosen Schritt beschloss die Klubführung, den Verein nach Milton Keynes zu verlegen – einer Planstadt nördlich von London. Diese Entscheidung sorgte für grosse Empörung unter den Fans. Die Verantwortlichen brachen Versprechen, änderten den Namen in «MK Dons» und entfernten ausser dem Übernamen jeglichen Bezug zu Wimbledon. Mit der offiziellen Neugründung im Jahr 2004 verschwand der FC Wimbledon endgültig von der Fussballlandkarte.

Doch die Wimbledon-Fans liessen sich davon nicht entmutigen. Bereits 2002, als die Verlagerung des Vereins beschlossen wurde, gründeten sie einen neuen Klub: den AFC Wimbledon. Nebst dem Namen und Logo sicherten sie mit dem «Dons Trust» auch die Kontrolle über den Verein. In dieser von den Fans getragenen Non-Profit-Organisation besitzt jedes Mitglied eine gleichwertige Stimme. Von der breiten Basis getragen, kämpfte sich der AFC Wimbledon durch die englische Ligapyramide zurück und feierte 2011 die Rückkehr in die «English Football League».

Eine Dekade später folgte der nächste Meilenstein für die «Womblers»: die Rückkehr an die Plough Lane, den Ort, an dem der Verein einst beheimatet war. Nach Jahren im Exil an der Kingsmeadow konnte Wimbledon wieder in seinem Viertel Fuss fassen – einer Gegend, die sonst vor allem durch das jährliche Tennisturnier auf den Rasenplätzen des «All England Lawn Tennis and Croquet Club» bekannt ist.

Doch zwischen modernen Wohnblocks, saftigen Ticketpreisen und sterilen Stadiongängen wirkt der Charakter des Fanvereins zunehmend verblasst. Beim Heimspiel gegen Gillingham siegt Wimbledon vor 8’281 Zuschauern knapp mit 1:0. Der entscheidende Treffer fällt nach einem Eckball und wird regelwidrig mit dem Arm erzielt – ein Umstand, den der gesamte Gästeblock bemerkt, nur der Schiedsrichter nicht. Die drei glücklichen Punkte bedeuten für Wimbledon nicht nur einen Fortschritt im engen Kampf um die Aufstiegsplätze in der League Two: Sie festigen auch den Vorsprung der echten «Dons» auf die vermeintlichen Totengräber aus Milton Keynes.