Eine unscheinbare gelbe Metalltüre zwischen einer Autogarage und einem Kebap-Laden gewährt im Norden von Istanbul Zutritt zu einer der schönsten Spielstätten der türkischen Metropole. Nicht nur die Aussicht auf die Stadtteile Alibeyköy auf der linken und Güzeltepe auf der rechten Seite, sondern vor allem die in die Jahre gekommene Tribüne selbst lassen den Ort zum Geheimtipp auf der Suche nach einer authentischen Portion Amateurfussball in der Gegend avancieren. Verstaubte und zerbrochene Sitzschalen, abgewetzte Sessel auf der VIP-Tribüne und ein Stacheldrahtzaun, von dem sich der Sesamring-Verkäufer allerdings kaum beirren lässt, sorgen für zahlreiche Fotosujets.
Das Alibeyköy-Stadion dient dem in die fünfte Liga aufgestiegenen Klub Alibeyköyspor als Heimat, der blau-orangene Trikots trägt, 1959/60 eine Saison in der Süper Lig gespielt hatte und seinem Namen Ali Bey verdankt, dem Sohn des einstigen Emirs des Fürstentums Karesi. In der ersten Staffel der Liga, in welcher auch Maltepespor um Punkte kämpft, ertönt an diesem Freitag wiederum bereits mitten in den Nachmittagsstunden der Anpfiff. Nichtsdestotrotz haben sich knapp 200 Zuschauer eingefunden, die gebannt und bisweilen lautstark das Treiben auf dem Kunstrasen verfolgen und dabei nervös an den Perlen der Misbaha, der omnipräsenten islamischen Gebetskette, herumspielen.
Auf der einzigen Tribüne hat sich auch eine Gruppe Jugendlicher niedergelassen, die das Heimteam mit Gesängen und simplen Trommelrhythmen unterstützt, das Stadion nach dem zweiten Gegentreffer allerdings bereits vorzeitig verlässt. Vielleicht hatten sie eine Vorahnung dafür, dass es beim umkämpften 1:2 bleiben würde und die trotz des überschaubaren sportlichen Niveaus patrouillierende Bereitschaftspolizei nur auf konkrete Verfehlungen warten würde.