Die im letzten Beitrag erwähnte Situation mit den Wahlen im flächenmässig grössten Land Europas liessen den Spielplan mächtig durchwirbeln. Geblieben ist die Abstiegsrunde mit dem wenig klangvollen Duell zwischen Arsenal Kyiv und Vorskla Poltava. Eine auf dem Papier machbare Aufgabe für die Gäste, kaum zu vergleichen mit derjenigen im vergangenen Herbst, als sie im Europapokal noch gegen deren englischen Namensvetter antraten.

Immerhin liegt die heutige Spielstätte in der Nähe unserer Unterkunft, sodass ich mich am Sonntagnachmittag nach einer langen Nacht mit besten Ostblock-Techno zu Fuss in Richtung Stadion begeben kann. Jonathan ist weiter unterwegs und Geburtstagskind Xavier (das Alter macht ihm zu schaffen) bleibt im Bett liegen. Ich kann den Entscheid nachvollziehen, schliesslich lockt das Heimspiel des kleinen Fussballvereins bei kalter Bise kaum einen Auswärtigen an. Bis zum Anpfiff sind es 490 Zuschauer, die für 50 Griwna (keine zwei Franken) das ehemalige Dynamo-Stadion spärlich besetzen. Immerhin herrscht im blau-weissen Kessel mitten in der Stadt freie Platzwahl. Für den Ligaalltag würde dieses Stadion Dynamo Kyiv weiter genügen, ein ungenutztes Olympiastadion lässt sich jedoch nur schlecht mit dem baulichen Grössenwahn im Zuge der Europameisterschaften vor sieben Jahren vereinbaren.

Ähnlich sinnlos wie das Spiel ist die Präsenz der 15 Gästefans mit ihren vier Zaunfahnen, die schweigend das Spielgeschehen verfolgen. Passend zum schwachen Spiel fällt der einzige Treffer zum 1:0 zugunsten der Hauptstädter mittels Freistoss. Damit wahren sich die Hauptstädter die Chancen auf einen Verbleib im ukrainischen Oberhaus.

Rund fünf Jahre nach dem Euromaidan hat uns Kyiv in einer Woche trotz fussballerischer Magerkost genug Momente geliefert, die länger in Erinnerung bleiben werden. Das kulinarische Angebot sowie der eindrückliche Tagesausflug in das atomare Katastrophengebiet nach Tschernobyl rund um Prypjat trugen sicherlich dazu bei.