Nach einer unfreiwilligen zweiwöchigen Pause geht es hier wieder weiter mit Fussball in neuen Stadien! Unfreiwillig ist die Pause deshalb, weil ich in den Ferien in Lissabon eigentlich das Finale der „Taça de Honra“ zwischen den Stadtrivalen (Benfica und Sporting) besuchte wollte, eine grosse Verspätung meines Flugs dies aber verunmöglichte. So hiess es für mich bis zum Schweizer Nationalfeiertag zu warten, ehe ich in den als Familienferien getarnten Tagen in Nancy in meine eigene neue Saison starten konnte.

Nancy hat mit seiner deutsch-französischen Vergangenheit historisch aber auch kulturell gesehen viel zu bieten und wusste zu gefallen. Damit blieb genug zu tun bis zum Spieltag, den ich nach einem wackeren Frühstück bei Temperaturen um die 30-Grad-Marke am Poolrand verbrachte. Die Gäste aus Dijon waren im gleichen Hotel untergebracht, was ich durch Spieler in der Hotellobby und den Car auf Vorplatz bemerkte. Am Abend hiess es für mich knapp eine Stunde vor Spielbeginn Abschied nehmen, da meine Eltern nicht für einen Spielbesuch in Nordostfrankreich zu begeistern waren, sondern ein gutes Abendessen im Stadtkern bevorzugten.

Das Stadion liegt direkt an der Meurthe und ist per Tram und einem kurzen Fussmarsch vom Stadtzentrum aus in wenigen Minuten zu erreichen. Von innen wirkt der Bau dann ganz holländisch: Kompakt und mit einem Graben zum Kunstrasen hin versehen. Das Ticket gaba es hier übrigens nicht auf Papier, sondern unter Abgabe des Personalausweises in Form einer nervigen Plastikkarte, die zusätzlich kostete.

Zum Einlauf beider Teams gab es auf beiden Seite eine Choreografie zum Saisonstart. Dass auch in Frankreich die Fans immer mehr zu Kunden avancieren, zeigte der Aufstand von drei 50-jährigen Frauen und ihren jeweiligen Ehegatten, die sich ob der Choreografie penetrant gestört und in der Sicht eingeschränkt sahen. Skandalös sowas! Da setzen sich Leute in die Fankurve, nur um dann die grosse Arbeit einiger fanatischer Fans zu stören! Ein Grossteil dieser ist auf der anderen Seite hinter dem Banner „Saturday FC“ zu finden und zeigte einen guten Auftritt. Auch knapp 200 Gäste liessen sich dieses Derby nicht entgehen, der Grossteil davon waren jedoch Familien.

Nancy dominierte die Partie nach Belieben, die Gäste blieben blass und kamen in der ersten Halbzeit zu keiner einzigen zwingenden Aktion. Da aber auch das Heimteam im Abschluss Schwächen offenbarte, stand es trotz drückender Überlegenheit zur Pause noch 0:0. Im zweitem Abschnitt agierten die Gäste bemüht, kamen aber auch hier kaum zu Torchancen. Ganz im Gegensatz zu den Hausherren, die sich nach einer Stunde und einer schönen Kombination mit der Führung belohnten. Dabei sollte es fairerweise auch bleiben, denn Dijon brachte nichts zustande. Weil die Senfstädter den Ausgleichstreffer offenbar nicht erzielen wollten, gab es in der 74. Minute Hilfe vom Heimteam: ein Riesenmissverständnis zwischen Heimtorwart und Monaco-Leihgabe Paul Nardi und dem Nancy-Verteidiger Joffrey Cuffaut führte zu einem Kopfballeigentor und dem späteren Endstand von 1:1. Sehr ärgerlich für Nancy, das vor 14’464 Zuschauern praktisch ohne Gegenwehr spielte und trotzdem nicht mit einem Sieg in die Saison starten konnte.