Vielen werden sich gewundert haben, warum sich denn die beiden oben genannten Mannschaften am diesem sonnigen Freitagabend gegenüberstanden, zumal sie doch in zwei völlig verschiedenen Ländern jeweils der schönsten Nebensache der Welt nachgehen. Der Anlass dafür war das Halbfinale der Youth League, quasi die Champions League der jungen Erwachsenen. Über den Sinn einer solchen europäischen Jugend-Liga kann man definitiv streiten. Und dass das Ganze weniger als eine Stunde von mir entfernt über die Bühne ging und nicht wie vielleicht erwartet an der Stamford Bridge oder im Stadio Olimpico ist ebenfalls recht einfach zu erklären. Seit der ersten Durchführung dieser Liga für die Stars von Morgen vor ein paar Jahren wurden die Halb- und Finalspiele jeweils in Nyon durchgeführt, welches bekanntlich nicht nur wunderschön am Genfersee liegt sondern auch Hauptsitz der UEFA, in diesem Falle der Veranstalter, ist. Glück für mich also.

Eigentlich hätte ich gerne die Finalpartie gesehen, die netten Herren des Verbandes setzten die Partie aber mitten in den Montagnachmittag und da man natürlich ein verantwortungsvoller Mitarbeiter ist, erübrigte sich ein Besuch an diesem Finale. Stattdessen sollte es am Freitag direkt nach der Arbeit in Richtung Nyon und damit auch in Richtung Wochenende gehen, wo sich im zweiten Halbfinale die Blues und die Giallorossi gegenüberstanden.

Tickets konnte man übrigens nur gewinnen oder vor Ort kaufen und abholen, allerdings nur an ausgewählten Tagen und nur am Hauptsitz selbst. Am Spieltag selbst wurden keine Karten mehr verkauft. Ziemlich komisch das Ganze. Trotzdem waren alle drei Partien mit jeweils 3’000 Zuschauern gut besucht.

Für mich ging es nach der Leibesvisitation an den Verpflegungsstand und anschliessend auf die ansteigende Wiese, welche hier vor Ort die natürliche Gegentribüne bildet. Auf der Tribüne waren nur Offizielle und sonstige Wichtigtuer zugelassen. Natürlich waren auch viele Scouts zugegen, welche das Treiben auf dem Platz eifrig analysierten.

Hab aber keinen gefunden, der mir einen kurzen Matchbericht verfassen wollte und so muss man dies wieder einmal selber machen. Also: Chelsea war insgesamt eindeutig die spielstärkere Equipe während bei den Italienern lediglich Einzelspieler herausragten, welche aber nach den Gegentoren jeweils mehr und mehr von den restlichen Mitspielern genervt waren. So gar nicht „Profi-Like“, mit Hände verwerfen und allem. Sollten mal nach St. Gallen kommen, da verwirft auch keiner der Akteure bei einem Fehlpass die Hände. Vielleicht auch einfach weil sie alle in etwa gleich wenig drauf haben…

Das Niveau war zeitweise wirklich gut, wobei mir bei Chelsea vor allem Charlie Colkett, Dominic Solanke und Isaiah Brown positiv aufgefallen sind. Bei den Italiernen waren Francesco di Mariano und Manuele Pellegrini überdurchschnittlich stark. In ein paar Jahren dann mal schauen, was denn meine Scoutfähigkeiten so taugen. Einige der oben genannten Akteure steuerten dann auch das eine oder andere Tor zum verdienten 0:4 Sieg für die englischen Hauptstädter herbei. Im Finale vom Montag trafen sie dann übrigens auf Shakhtar Donetsk, welches im Halbfinale den RSC Anderlecht ausgeschaltet hatte. Erneut hatte Chelsea auf dem Rasen des Drittligisten Stade Nyonnais die Nase vorn und entschied das Endspiel mit 3:2 Toren für sich. Turniertopscorer wurde der Chelsea Stürmer Dominic Solanke mit starken 12 Treffern.

Für Lacher sorgte übrigens noch die Durchsage des Speakers, welcher darauf hinwies, dass ein Zuschauer seinen Hund im Auto gelassen hatte und jener bei diesem Wetter dringend frische Luft brauchte. Direkt auf diese Durchsage wurde das Lied Too Close eingespielt, welches mit den Worten „You know I’m not one to break promises, I don’t want to hurt you but I need to breathe. At the end of it all, you’re still my best friend“ beginnt.

Ich halte es jetzt einfach mal für einen lustigen Zufall und nicht für etwas makaberen Humor, den die Speaker hier an den Tag legten…