Im Gegensatz zu vielen Freunden besass ich als Kind weder eine der gängigen Spielkonsolen, noch eines der angesagten Spiele dafür. Ich hatte lediglich mein Football-Manager-Spiel, dem ich als «Team Manager» von Atalanta Bergamo diverse Jahre die Treue schwor. Dabei durfte ich nach einigen durchwachsenen Spielzeiten, angeführt vom damaligen Stürmerduo German Denis und Ezequiel Schelotto, meinen ersten virtuellen Meisterpokal in die Höhe stemmen. In Wirklichkeit blieb Atalanta ein «Scudetto» übrigens seit der Gründung 1907 verwehrt. Trotzdem hege ich seither eine gewisse Sympathie zum Verein aus der Lombardei.
Dies als Anekdote zum Besuch in der Stadt Bergamo, die wir nach dem Spiel in Carpi am Samstagabend erreichten. Wie ich im vorherigen Beitrag erwähnte, liess meine Gesundheit zu wünschen übrig und so verabschiedete ich mich nach der Ankunft im Hotel sogleich ins Reich der Träume. Geschlafen hatte ich allerdings wenig bis gar nichts, sodass am Sonntagmorgen lediglich die angenehmen Temperaturen sowie der blaue Himmel Lust auf den kommenden Tag machten. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt, wo nebst einem Besuch im Atalanta-Store noch Zeit für einige Sehenswürdigkeiten blieb. Besonders zu überzeugen vermag der Blick auf die erhöhte Altstadt, die an die letzten Ausläufer der Alpen gebaut wurde. Insgesamt eine Stadt mit viel italienischem Flair, die uns etwas die Zeit vergessen liess.
Da in genau den Momenten, in denen man sich ein Taxi wünscht meist keines in der Nähe ist, mussten wir auf den Regelbus zum Stadion zurückgreifen, der während seiner Fahrt noch durch die eintreffenden Genoa-Fans angehalten wurde. Diese wurden von einem immensen Aufgebot an Bereitschaftspolizei mit all ihren bekannten Boliden begleitet und zum Gästeblock eskortiert. Als wir schliesslich unsere Plätze auf der vollen Gegentribüne einnahmen, lief die Partie bereits einige Minuten. Es handelt sich hierbei um das Duell des Tabellensechsten sowie seinem unmittelbaren Nachbarn, was für Atalanta Bergamasco Calcio wie auch für den Cricket- und Fussballverein aus Genoa eine ansprechende Platzierung bedeutet. Dementsprechend war das Stadio Atleti Azzurri d’Italia mit 16’245 Zuschauern gut gefüllt. Die Gunst der Stunde nutzte Atalanta, mit Remo Freuler im Team, nach allen Regeln der Kunst und gewann an diesem Sonntag hochverdient mit 3:0. Wiederum hatten sich in der Anfangsphase je ein Spieler der jeweiligen Mannschaft verletzt.
Die Curva Nord von Bergamo, die freundschaftliche Kontakte nach Innsbruck und Frankfurt unterhält, zeigte sich heute ebenfalls gut aufgelegt, wobei die Anhängerschaft von Atalanta sowieso nicht als DIE Stimmungsmacher schlechthin bekannt sind. Lieber beschränken sie sich auf die Verteidigung ihrer Stadt und so wurde schon manch grosser Verein an den Toren zu den Alpen abgefangen und auf besondere Art begrüsst. Sehr sympathisch dieses Atalanta!