FC Rapperswil-Jona - FC Breitenrain

Nachdem der Halloween-Spuk unbemerkt an mir vorübergezogen war, sollte es heute wieder einmal einen netten Doppler in der Region geben. In der Hauptrolle zwei neue Grounds, die beide ihren besonderen Reiz haben. Mit der Partie in Rapperswil sollte nämlich der letzte Platz des Ostschweizerischen Fussballverbandes besucht werden der über eine Tribüne verfügt, während man im zürcherischen Wetzikon auf die wohl modernste Tribünenkonstruktion im Amateurfussball treffen sollte.

Als man letzte Woche in Chur zu Gast war und von der schwierigen sportlichen Lage der Bündner schrieb, war man sich noch nicht bewusst, dass beim heutigen Gastgeber die Formkurve genau in die entgegengesetzte Richtung zeigt. Vor genau 231 Tagen oder etwas mehr als sieben Monaten standen sich die beiden Mannschaften nämlich noch in der Meisterschaft der 1. Liga classic gegenüber. Am Ende der Saison stieg Chur ab und ist nun auch in der 2. Liga interregional an der letzten Stelle zu finden, wie ich im letzten Beitrag bereits erwähnte. Umso erstaunlicher die Entwicklung der Rosenstädter. Nach dem Aufstieg in die Drittklassigkeit führen sie nun nach 15 Spieltagen tatsächlich die Tabelle mit 10 Siegen aus 13 Partien an. Unglaublich dieser Kontrast, den die beiden Teams bilden! Nur im Eishockey weilen die Rapperswiler wie gewohnt am Tabellenende. Das Sahnehäubchen setzt dieser Partie die Tatsache auf, dass im Heimteam „Kult-Bachelor“ und Intelligenzbestie Vujo Gavric spielt.

Gründe genug sagte ich mir einen Abstecher an den Zürichsee zu unternehmen und auch mein Kumpel Sergio liess sich für diese Variante begeistern. So ging es also kurz nach Mittagszeit in Richtung Bahnhof, wo man per Zug in einer knappen Stunde Rapperswil erreichte. Vor der Partie blieb noch genügend Zeit um durch die Stadt zu schlendern und die spätsommerlichen Temperaturen am Seeufer zu geniessen. Danach machten wir uns traditionellerweise zu Fuss auf zum Grünfeld, der Heimat des FCRJ. Vom Stadtzentrum aus ist diese in einer knappen halben Stunde zu erreichen und wer Glück hat, kann noch einen Blick auf die Giraffen werfen, die im berühmten Rapperswiler Zoo zuhause sind. Ebenfalls auf dem Weg liegt die Heimat der Rapperswiler Eishockeycracks, das schöne Lido, welches leider seit einigen Jahren auf den Namen Diners Club Arena hört.

Heute waren wir aber zum Fussball schauen hier, obwohl am selben Abend das Derby gegen die Kloten Flyers über die Bühne gehen wird. Aber nix da, Fussball hat Priorität. Einlass wurde uns für je 7 Franken gewährt und wir stellten uns gleich einmal an den Spielfeldrand mit Blick auf die einzige Tribüne vor Ort. Diese kommt aber recht modern daher und weiss zu gefallen. Das Spiel kann ebenfalls überzeugen und der Leader übernimmt schnell das Kommando gegen defensiv eingestellte Gäste. Diese kamen aus dem bernischen Breitenrain und belegen in der Tabelle im Moment den fünften Platz. Kein Grund also sich zu verstecken, trotzdem agierten die Berner meiner Meinung nach das ganze Spiel über etwas zu passiv und waren nur durch Standards gegen die anfälligen Hausherren gefährlich. Anders beim Heimteam, welches immer wieder mit viel Spielwitz und schnellen Ballstafetten überzeugen kann. Für das 1:0 in der 25. Minute braucht es aber eine Einzelleistung. Und was für eine. Rappi-Captain Carlos Da Silva lässt im Mittelfeld gleich zwei Gegner stehen und zieht dann aus knapp 25 Metern ab und der Ball senkte sich unhaltbar in den Winkel. Ein absolute Traumtor vor 720 Zuschauern! Nun war eine Reaktion der Gäste gefragt und diese können tatsächlich eine ihrer seltenen Chancen in der 35. Minute zum 1:1 Ausgleich nutzen. Nach einem Standard steigt FCB-Goalgetter Luis Rodrigues am höchsten und verlängert unhaltbar ins Heimtor. Mit dem Unentschieden ging es in die Pause und neben den Akteuren wechselten auch wir unseren Standort und sahen die zweite Halbzeit nun von der Tribüne aus. Für die Gastgeber wäre dieser eine Punkt sicherlich zu wenig und so probierte sich in der 56. Minute Manuel Kubli mit einem Dribbling an der Grundlinie und liess dabei gleich mehrere FCB-Verteidiger alt aussehen. Schlussendlich behielt er auch noch den Überblick und konnte auf den ideal postierten Enis Ramadani ablegen, der zum 2:1 für den FCRJ nur noch einschieben musste. So und wenn es jetzt noch einmal eng werden sollte für die Rapperswiler, denn dann, wenn die Gäste erneut zu einem gefährlich postierten Freistoss kommen sollten. So wie zum Beispiel in der 68. Minute. Und da war sie, die Kopie des ersten Treffers der Berner! Nur der Torschütze war mit Oliver Portmann ein anderer. In der Folge blieb die Partie ausgeglichen und die beiden Teams trennten sich 2:2 Unentschieden.

Für uns stand aber noch ein zweites Highlight an und so machte man sich zügig auf den Weg zum Bahnhof, wo wir per Zug nach wenigen Minuten Fahrt Wetzikon ereichten. Bachelor Vujo musste heute übrigens passen, lediglich sein Bruder war in der Startformation.


Chur 97 - FC Mels

Nicht das Camp Nou in Barcelona, noch das Zuhause von Manchester United oder der Parc des Princes in der französischen Hauptstadt. Nein, die Ehre mein 100. Ground zu werden wurde der Ringstrasse in Chur zuteil. Wer Fan der Bündner ist, muss im Moment ganz harte Zeiten durchmachen. Der Verein ist im letzten Jahr aus der 1. Liga Classic abgestiegen und die neue Saison wird nicht wie erhofft zum Schaulaufen mit dem Aufstieg als Krönung sondern zum puren Existenzkampf. Zwei Punkte aus elf Spielen, ein Torverhältnis von 8:31 und mit neun Punkten Rückstand abgeschlagen Letzter. Bei den Churern brennt es gewaltig. Heute im Derby gegen den FC Mels ist ein Sieg also Pflicht. Zu gönnen wäre es dem sympathischen Verein allemal.

Seit dem Fahrplanwechsel erreicht man die Hauptstadt des Kanton Graubünden noch schneller und so traf man nach einer guten Stunde Zugfahrt um die Mittagszeit im Bündnerland an. Man, dass war heute ein Kumpel und ich, der mich in letzter Zeit doch das eine oder andere Mal begleitete. Danke dafür. Vor der Partie im grössten Stadion der Region blieb noch einige Zeit um durch die Stadt zu schlendern, ehe es gegen vier Uhr zu Fuss auf zur Spielstätte ging. Fünf Franken Schmerzensgeld musste man für diese fünftklassige Partie dann aufbringen um den Ort des Geschehens betreten zu dürfen, der durch die alte Tribüne und den Holzbanden doch recht charmant daherkommt.

Das Heimteam selbst hat in dieser Liga leider etwa soviel verloren, wie San Marino an der EM, was sich bereits nach wenigen Minuten offenbart. Unglaublich, wenn man die sportliche Vergangenheit der Bündner kennt. Die Hausherren können die Null zu Beginn halten, in der 11. Minute wird ihnen jedoch ein Handspiel im eigenen Strafraum zum Verhängnis, welches Marco Willi eiskalt zum 0:1 für die Melser ausnutzt. Es sollte der Beginn einer geschichtsträchtigen Elfmeterserie werden. Bei den Churern kommt nach diesem Rückstand die Verunsicherung zurück, wie so oft bei Teams mit schwachen Phasen. Bis zum zweiten Tor dauert es aber dennoch eine gute Zeit und man konnte den Blick auf die verschneiten Berge richten, die rund um die Stadt in die Höhe ragen. In der 45. Minute war ich jedoch froh den Blick auf Marco Willi gerichtet zu haben, denn der traf mit einem sehenswerten Schlenzer zum 0:2 für die Gäste. Nach dem Seitenwechsel (60.) machte Marco Willi seine Triplette komplett, als er nach einem Penaltypfiff vom Punkt erneut eiskalt blieb und zum 0:3 verwerten konnte. Damit aber noch nicht genug, in der 71. Minute konnten sich die zahlreichen Melser unter den 200 Zuschauern ein weiteres Mal freuen, denn auch Namensvetter Marco Wildhaber verwertete den dritten Elfmeter des Tages zum Schlussresultat von 0:4 ohne Probleme. Da tat einem der Schlussmann der Gastgeber richtig leid, der ansonsten nicht schlecht gehalten hatte, gegen die drei Penaltytore aber machtlos war.

Zu erwähnen gibt es vielleicht noch die gute Wahl der Hausherren was die Einlaufsmusik anbelangt. Mit Can’t Stop von den Red Hot Chili Peppers neben The Hunted von der schottischen Band Kassidy und dem Intro von The xx sicher einer meiner Favoriten was dies anbelangt. Gegen Abend ging es wieder zurück in die Ostschweiz, wo man den Abend unter Kollegen ausklingen liess. Nun bin ich also auch laut Agon-Verlag offiziell ein „Groundhopper“, den nach dem Titel „Junior-Groundhopper“ habe ich mit dem Erreichen von 100 Stadien und mehr als zehn Länderpunkten endlich die nächste Stufe erreicht.


FC Lugano - Servette FC

Der Abschluss dieser Tour war wie zu Beginn bereits erwähnt in der Sonnenstube der Schweiz geplant. Diese machte ihrem Namen alle Ehre und die Sonne schien auch heute, wie übrigens an allen Tagen während der Reise. Lediglich am Tag der Abreise hatte es in der Heimat noch geregnet, aber dies ist man sich ja gewöhnt. Trotzdem gibt es auch positive Neuigkeiten aus der Heimat, da der FCSG das gestrige Spiel in Aarau gewonnen hat ist er momentan auf einem Europacup-Platz in der Tabelle zu finden.

Nach dem gestrigen Spiel also vor Ort übernachtet und nach einer morgendlichen Stärkung am Bahnhof von Brescia ging es per Zug via Milano wieder zurück in die Schweiz. Ankunft in Lugano war kurz vor dem Mittag, somit blieb noch genügend Zeit um etwas zu essen und die wohl letzten wärmenden Sonnenstrahlen dieses Jahres am Ufer des Lago di Lugano zu geniessen. Eine Stunde lang war also entspannen angesagt, ehe es zu Fuss auf den langen Weg ins Stadio Cornaredo ging, welches im gleichnamigen Quartier liegt. Anpfiff war um 15 Uhr, nachdem wir zwei Tickets für je zehn Franken kauften blieb noch genügend Zeit, um bis zum Spielbeginn etwas in der Eishalle zu verweilen. Die Heimat des HC Lugano liegt nämlich direkt gegenüber vom Stadion und sorgte für die nötige Erfrischung in dieser Hitze.

Irgendwann kurz vor Anpfiff ging man aber zurück zum eigentlichen Ort des Geschehens, wo mit dem Rencontre zwischen Lugano und Servette ein durchaus spannendes Spiel auf uns wartete. Spielerisch gehören beide Teams zu den stärkeren in dieser Liga und auch fantechnisch haben sie, ganz im Gegensatz zu anderen Ligakonkurrenten, einiges zu bieten. Beide Szenen existieren schon lange und die beiden Fankurven verbindet eine Freundschaft, wenn ich mich nicht täusche, sogar die älteste der Schweiz. Somit war es schön mit anzusehen, wie die beiden Szenen fusionierten und zumindest für 90 Minuten zu einer wurden. Weniger schön war das Gekicke auf dem Platz, welches alles andere als Werbung für den schweizerischen Fussball war. Trotz bekannten Spielern wie Ex-Nati-Spieler Marco Padalino oder „Fast-Jahrhunderttalent“ Johan Vonlanthen blieb das spielerische Niveau auf der Strecke. Die 2’898 Zuschauer waren dann zum Pausenpfiff alles andere als begeistert und es waren vereinzelt Pfiffe zu hören. In der zweiten Halbzeit wurde die Partie auch nicht besser und so machte man sich zehn Minuten vor Schluss beim Stande von 0:0 auf zum Bahnhof, um eine allfällige Zitterpartie mit dem Zug in die Heimat zu vermeiden. In ebendiesem schaute ich dann noch ein letztes Mal auf den Liveticker und musste erschrocken feststellen, dass Lugano in den Schlussminuten tatsächlich noch zwei Treffer erzielt hatte. Sergio Cortelezzi traf in der 82. Minute zum 1:0 für die Hausherren, ehe Locarno-Neuzugang Drilon Pacarizi mit dem 2:0 in der 84. Minute nachdoppeln konnte. Somit ist Lugano nun erster Verfolger von Leader Wohlen und mir bleibt wieder einmal die Erkenntnis, dass früher gehen beinahe immer bestraft wird.

Immerhin verlief die Heimfahrt problemlos und um knapp 21 Uhr fuhr der Zug wieder in der Gallusstadt ein. Mit im Gepäck ein Denkzettel für das früher gehen sowie viele schöne Erinnerungen an ein verlängertes Wochenende in Norditalien mit drei Heimsiegen.


Brescia Calcio – Pro Vercelli

Am nächsten Morgen stellten wir uns um kurz nach neun Uhr an die Bushaltestelle in der Hoffnung, dass bald ein Bus in Richtung Bahnhof fahren würde. Eine Zeit lang wurde gewartet, dann kreuzte aber tatsächlich einer auf und kurze Zeit später fand man sich am Bahnhof wieder. Hier bereits erstaunlich viel los, vor allem viele junge Leute säumten die Perrons. Um nach Brescia zu gelangen musste in Milano umgestiegen werden, was auch problemlos klappte, da man einen grossen Zeitpuffer eingebaut hatte und so die Verspätung des Regionalzuges nichts ausmachte. Trotzdem unglaublich, dass man auf elf Minuten Zugfahrt die Verspätung von fünf Minuten auf vierundzwanzig ausbauen kann.

Nach der Ankunft in der zweitgrössten Stadt der Lombardei machte man sich auf zum Hotel, welches sich ganz in der Nähe des Bahnhofs befand. Nachdem die Zimmertüre aufgeschlossen war dann erstmal eine Weile über die Modernität und den Komfort gestaunt, schliesslich war man in einem AC Hotel zu Gast, welches zur Marriott-Kette gehört. Zurück in der Altstadt, die übrigens ebenfalls sehr modern daherkommt, gönnte man sich ein Pistazien-Eis, ehe es per U-Bahn, auch hier wieder Spuren architektonischen Könnens zu finden, zum Stadion Mario Rigamonti ging. Dieses trägt den Namen zu Ehren vom gleichnamigen Spieler und Sohn der Stadt, der beim Flugzeugabsturz von Superga ums Leben kam. Bis zur Partie blieb noch knapp eine Stunde, ich wollte aber sichergehen zumal man in Italien nicht selten als Fremder Probleme beim Ticketkauf hat. So aber nicht heute, das Ganze ging zum Glück nach Aufnahme der Personalien problemlos, trotzdem bleibt beim Preis von 20 Euro für einen Studenten ein fader Beigeschmack.

Plätze hatten wir auf der unüberdachten Gegentribüne, mit bester Sicht auf die Heimfans in der Curva Nord. Das Stadion gehört sicherlich zur besonderen Sorte. Zum heutigen Spiel kamen bei Prachtswetter bei einem Fassungsvermögen von mehr als 27‘000 Plätzen lediglich 5‘288 Zuschauer. Ein Grund dafür ist sicherlich die sportliche Situation, welche beim Heimteam alles andere als rosig aussieht. Die Hausherren liegen mit nur einem Saisonsieg momentan auf dem 18. Rang. Wesentlich besser läuft es den heutigen Gästen, die momentan auf Platz sechs fungieren. Heute sollte aber der erste Heimsieg her! An der Unterstützung fehlte es wahrlich nicht. Neben einer imposanten Curva Nord hat sich eine zweite Fangruppierung auf der Gegentribüne niedergelassen und sorgt für zusätzliche Stimmung. Aus dem Piemont waren nur wenige Gäste angereist.

In der ersten Halbzeit war die Partie dann recht langweilig, die Gastgeber zwar bemüht und mit spielerischen Vorteilen, der letzte Pass fand jedoch nur selten einen Abnehmer. Somit ging es mit dem torlosen Unentschieden in die Pause. Im zweiten Durchgang wurde die Hitzeschlacht dann etwas interessanter und die Hausherren drückten auf den Führungstreffer. Dieser wurde in der 70. Minute dann auch Tatsache. Antonio Caracciolo traf zum vielumjubelten 1:0. Aber noch bevor der Jubel richtig ausgeklungen war kamen die Gäste nach einem schnellen Angriff zu einem Eckball. Die Standardsituation in der 71. Minute stellte sich als optimale Ausgleichsmöglichkeit heraus, die Ettore Marchi nach diversen Missverständnissen in der heimischen Abwehr eiskalt zum 1:1 auszunützen wusste. Ein weiteres Mal sollte es also wieder nicht klappen mit dem ersten Heimsieg der Saison, wird sich der pessimistische Stadiongänger gesagt haben. Doch in der 80. Minute erlöste Ahmad Benali die Anhänger des Heimteams und schob den Ball am Gästetorwart vorbei ins Netz zur neuerlichen 2:1 Führung. Das Stadion wurde wieder zum absoluten Tollhaus. Dieses Mal schafften es die Hausherren aber, die Führung trotz fünfminütiger Nachspielzeit über die Zeit zu retten und den ersten Heimsieg der Saison einzufahren. Auswirkungen auf die Tabelle hat dieser Dreier auch, die Mannschaft aus Brescia ist nun auf Platz 13 zu finden. Ein gelungener Nachmittag mit bestem Fussballwetter also!

Nach dem Schlusspfiff wieder mit der Metro zurück ins historische Stadtzentrum, wo man noch ein bisschen Sightseeing betrieb und anschliessend in einem Restaurant gut speiste. Zum Schluss wurde noch ein grosses Shoppingcenter in der Nähe des Hotels besucht ehe es ins Zimmer ging, da am nächsten Morgen relativ früh der Wecker klingeln sollte. Im Nachhinein hat mich übrigens noch ein Kumpel darauf angesprochen, dass ich nun Spiele in allen Nachbarländern der Schweiz gesehen habe. War mir nicht aufgefallen, stimmt aber tatsächlich!


AC Monza Brianza - Como Calcio

On the Road again! – Obwohl so ganz stimmt der Ausdruck eben doch nicht, denn anstatt das Auto wurde der Zug als Reisemittel auserkoren mit der Destination Norditalien. Zug und Italien, definitiv keine Liebesgeschichte, dass weiss man. Rückblickend muss ich sagen, es ist durchaus angebracht kritisch zu sein, zumal die Regionalzüge manchmal sehr abgenutzt aussehen (Bild unten) und das Gefährt (Fernzüge ausgenommen) aus Prinzip mindestens zehn Minuten Verspätung hat. Zum Ferienabschluss also eine kleine Tour im Pizza-Land mit drei Spielen, eines in Monza und am darauffolgenden Tag in Brescia sowie als Abschluss die Partie in Lugano gegen Servette Genf. Ursprünglich war anstelle der Partie im Tessin das Aufeinandertreffen von Bergamo – Parma geplant gewesen, von der Zeit her war die Variante Lugano aber deutlich angenehmer.

Als mich am Donnerstagabend noch ein Kumpel zu einem kostenneutralen Trinken an die OLMA-Messe (der Event in der Ostschweiz schlechthin) einlud, wusste ich, dass es am nächsten Morgen nicht einfach werden wird, rechtzeitig aufzustehen. So war es dann auch und im Zug nach Arth-Goldau, wo ein erstes Mal umgestiegen wurde, war ich nicht mehr als ein Häufchen Elend. Begleiter während der ganzen Reise spielte übrigens mein Kumpel Andrin. Was für ein schöner Name. 😉

Mit der Zeit kehrte dann aber auch ich wieder vollkommen in die Welt der Normalsterblichen zurück und mit anschliessenden Umstiegen in Lugano und Chiasso fuhr man so gegen Mittag in den Bahnhof Porta Garibaldi, im Herzen von Milano ein. Die ganze Reise habe ich übrigens beinahe ausschliesslich mit gewonnenem Geld aus Sportwetten finanziert. In Milano selber dann das getan was man jedes Mal macht, wenn man in der italienischen Möchtegern-Hauptstadt zu Gast ist. Die 3-S-Regel befolgen. Übrigens selbst konzipiert! Sie steht für Shopping, Sightseeing und Strassenverkäufer davon abhalten, einem ein Bändchen um den Arm zu binden, nur um dann nachher Geld dafür zu verlangen.

Der Nachmittag verging wie im Flug und bald schon war es an der Zeit, den Zug in Richtung Tagesziel Monza zu nehmen. Die Sonne schien die ganze Zeit und sorgte somit für spätsommerliche Glücksgefühle. Nach ein paar Minuten Zugfahrt erreichte man Monza dann auch und erkundete erst einmal die Innenstadt und suchte danach das Hotel auf. Nach einer Verschnaufspause im Nachtquartier war es langsam an der Zeit zur Spielstätte aufzubrechen, welche etwas ausserhalb liegt und vom Stadtzentrum aus zu Fuss in einer knappen halben Stunde erreichbar ist. Tickets hatte ich bereits im Voraus zum Preis von 8 Euro gekauft. Anpfiff war um 20.45 Uhr. Bevor man aber endlich ins Stadion durfte, wurde man noch stattliche drei Mal kontrolliert. In einem ersten Schritt gab es eine Passkontrolle, dann eine Leibesvisitation und zum Schluss wird das personalisierte Ticket noch begutachtet. Irgendwann aber auch diese „Tortur“ überstanden und hinein ging es in die Schüssel. Das Stadion finde ich übrigens sehr schön. Die Haupttribüne kommt imposant und mit einer netten Dachkonstruktion daher, während auf der Gegenseite eine doppelstöckige Tribüne zu finden ist. Hinter den beiden Toren hat es Stufen für Heim- und Gästefans. Das Stadion mit einer Kapazität von 18’568 natürlich zu gross, trotzdem eine schmucke Anlage.

Zu diesem Derby gegen Como finden sich an diesem späten Freitsgabend mit 2’500 Zuschauern aber immerhin eine nette Anzahl an „Tifosi“ ein, wovon ein Grossteil davon in den jeweiligen Fankurven steht. Begünstigt ist dieses grosse Interesse neben der geografischen Nähe sicherlich von der Tatsache, dass Como momentan die Tabelle in der drittklassigen Lega Pro anführt.

Auf den Rängen sowie auf dem Platz erlebten wir ein ausserordentliches Spiel. Zum Intro gab es bei den Brianzern etliche Pyros und Kanonenschläge, sowie ein ganzes Feuerwerk. Selten so etwas gesehen! Die Spieler von Monza liessen sich von der Stimmung auf den Rängen mitreissen und kamen trotz der Aussenseiterrolle zu den besseren Chancen, von der in der 24. Minute erstmals eine genutzt werden konnte. Alessio Vita traf aus beachtlicher Distanz via Pfosten zum 1:0. Auf den Rängen natürlich Exstase pur und erneut wurde mit Pyrotechnik nicht geizig umgegangen. Für die Rot-Weissen kam es aber noch besser. In der 32. Minute konnte nämlich Valerio Foglio in der gegnerischen Abwehr den Ball erobern und zum 2:0 für den AC Monza, der übrigens von Milan-Legende Clarence Seedorf gekauft wurde, einschieben. Im zweiten Abschnitt brachen sich die Gäste selber das Genick, nachdem ihr Verteidiger nach einer guten Stunde mit einer roten Karte vom Platz flog. Ein richtiges Derby in all seinen Facetten! Auf den Rängen übrigens beide Fanlager mit genialem Support. Hohe Lautstärke und Mitmachquote sowie allgemein viel Bewegung im Block. Sehr schön! Die Heimfans begannen schon früh mit den Feierlichkeiten und den Schmährufen in Richtung Como-Anhänger. Diese durften in der 92. Minute immerhin auch noch jubeln, das 2:1 von Giuseppe Le Noci war aber nicht mehr als Resultatkosmetik. Es blieb beim überraschenden Sieg für den Tabellensechsten, der somit einen Rang vorrückt, während die Gäste auf den dritten Platz abrutschen.

Da nach der Partie in der ganzen Stadt, die jeweils Ende September den ganzen Formel-1-Zirkus beherbegt, kein einziger Bus mehr fuhr und auch kein Taxi zu finden war, musste man die fünf Kilometer vom Stadion zu Fuss hinter sich bringen, was dann auch ziemlich in die Beine ging. Immerhin durfte man am nächsten Morgen ausschlafen.


TSV 1860 München II – FC Augsburg II (11.10.14)

Nachdem es vor zwei Monaten nicht geklappt hatte, das älteste Stadion in München mit dem Derby der Amateurteams zu besuchen, ging es nun für dieses Wochenende erneut in die Hauptstadt Bayern. Getarnt war das Ganze als Städtetrip mit meinem Vater, der zurzeit auch Ferien geniesst und unbedingt mal nach München wollte. Da die Zweitvertretung meines deutschen Sympathievereins, der FC Augsburg, an diesem Wochenende zu Gast bei den Junglöwen sein sollte, machte die Entscheidung einfacher.

Die Fahrt nach München über Lindau empfand ich als relativ kurzweilig, zumal ich mit dem hochinteressanten und schockierenden Aufklärungsbuch „FIFA MAFIA“ von Thomas Kistner die passende Lektüre bei mir hatte. Nach dem Mittagessen rückte dann der „historische“ Moment näher, denn nach exakt 2325 Tagen oder knapp sechseinhalb Jahren Abstinenz sollte mein Vater erstmals wieder ein Spiel mit mir zusammen im Stadion sehen. Die letzte Partie war das Eröffnungsspiel der St. Galler Arena im Mai 2008, als die Schweizer Nationalmannschaft den Fussballzwerg Liechtenstein mit 3:0 abfertigte.

Da brachte die heutige Partie weniger Brisanz mit sich, trotzdem war es ein kleines Derby und zwei Städte mit Mannschaften und Anhängern, die nicht viel füreinander übrig haben. An den Tickethäuschen des Grünwalder Stadions, das mit vollem Namen übrigens „Städtisches Stadion an der Grünwalder Strasse“ heisst, erwarben wir zwei Einlassberechtigungen für insgesamt 14 Euro und betraten den Gästeblock pünktlich zum Anpfiff.

Auf dem Papier war die Partie eigentlich eine klare Angelegenheit, die Löwen grüssen nach 14 Spieltagen von der Tabellenspitze, während die heimschwachen Augsburger lediglich auf Platz neun liegen. Auf der Gegentribüne fanden sich dann auch ein paar aktive Fans der Sechzger ein, die ihr Team nach vorne trieben und auch mit Pöbel gegen Augsburg nicht geizten. Zumindest die Augsburger auf dem Rasen liessen sich davon nicht beeindrucken und kamen in der 22. Minute zu einer ersten guten Möglichkeit. Nach einem Freistoss der Fuggerstädter sprang der Ball einem Verteidiger der Blau-Weissen an die Hand und der sonst nicht sehr kompetent wirkende Schiedsrichter zeigte auf den Punkt. Der Augsburger Stürmer scheiterte am starken Eicher im Tor der Gastgeber. Die Führung war wenig später dennoch Tatsache, als Merveille Biankadi volley traf. Die Offensivabteilung der Augsburger agierte das ganze Spiel über äusserst stümperhaft und zu leger. So wird es nichts vom Traum der 1. Mannschaft, meine Herren!

Für die Gastgeber, die spielerisch ebenbürtig waren, nahm das Unheil in der zweiten Halbzeit seinen Lauf, als zwanzig Minuten nach Wiederbeginn ihr Verteidiger mit einer roten Karte vom Platz musste. So nahmen sich die Münchner selber aus der Partie und das wunderschöne Freistosstor von Penaltysünder Erik Thommy zum 0:2 war der Schlusspunkt vor 1’060 Zuschauern.

PS: Für einmal gibt es auch Touristenfotos aus München, da ich eine neue Kamera besitze und somit wieder etwas hochwertigere Fotos machen kann.


FC Kopenhagen – Esbjerg fB (05.10.14)

Auch heute zeigte sich das Wetter in Dänemark erneut von seiner guten Seite und der Ablauf an diesem Morgen war nur minimal anders als noch am gestrigen Tag. Der kleine Unterschied war, dass wir anstatt direkt wieder in die Innenstadt gingen, vorher noch die Spielstätte des viertklassigen AB Tarnby besuchten. Das kleine Stadion mit einer netten blauen Tribüne wurde somit schnell „gespottet“, ehe es wie bereits erwähnt mit dem Zug an den Hauptbahnhof von Kopenhagen ging. Heute standen noch einige weitere Sehenswürdigkeiten auf dem Plan, für den späteren Nachmittag war zudem die Partie zwischen dem FCK und den Gästen aus Esbjerg geplant.

Irgendwann gegen Mittag war die Hauptstadt dann an sehenswerten Gebäuden erschöpft und man entschied sich für die Nahrungsaufnahme. Auch hier sieht man wieder, wie happige Preise in Dänemark herrschen. Auch in den bekannten Fast-Food-Läden lässt man locker soviel Geld liegen, für das man in Ländern wie Tschechien Essen für einen ganzen Tag kaufen könnte. Nach dem Essen blieb noch mehr als genügend Zeit bis zum Anpfiff und man entschied sich mit der Tageskarte bis nach Hellerup zu fahren, wo man am Ufer ein bisschen verweilen wollte. Gesagt, getan: Die Idylle im wohlhabenden Stadtteil wurde trotz netter Aussicht aufs Meer vom beissenden Wind gestört. Schnell wurde ein etwas windresistenteres Plätzchen gesucht und dann auch gefunden, wo man etwas mehr als eine Stunde die dänische Sonne genoss und sich schliesslich langsam per Bus zum Nationalstadion aufmachte.

Dieses trägt seit einiger Zeit den Namenszusatz „Telia“, den sie dem gleichnamigen Telekommunikationsanbieter zu verdanken hat. Das Stadion fasst ein Vermögen von 38’076 Plätzen, kommt aber lediglich bei Länderspielen oder den Derbys gegen Brondby an seine Kapazitätsgrenzen. Von innen wirkt der Bau recht steril, mit einer Hintertorseite für die Fans, wobei der obere Ring geschlossen blieb. Gegenüber findet man VIP-Plätze sowie den Gästebereich. Auch die Haupttribüne blieb heute wenig bevölkert, lediglich die Gegentribüne, auf der auch wir uns befanden, war gut besetzt. In der Partie traf der dänische Rekordmeister auf den Tabellenvorletzten. Auch den Gastgebern läuft es im Moment noch nicht nach Wunsch und sie belegen momentan nur den fünften Tabellenplatz. Im Laufe der Partie offenbart sich dann auch die Offensivschwäche des Heimteams, die etliche gute Chancen auslassen. Besser machen es die Gäste in der 22. Minute, als Martin Pusic zum 0:1 einnetzen durfte. Bis zur Pause bleiben die Jütländer das agilere Team und es gab vereinzelt Pfiffe von den Heimanhänger zu hören. Im zweiten Abschnitt werden die Hauptstädter ihrer Favoritenrolle aber gerecht und können in der 52. Minute durch Claudemir zum 1:1 ausgleichen. Lediglich fünf Zeigerumdrehungen später findet der Ball erneut den Weg ins Gästetor. Andreas Cornelius war erfolgreich und traf zum 2:1. Der letzte Aufreger in der Partie ist eine gelb-rote Karte für einen Gästeverteidiger. Schlussendlich konnte sich die Mannschaft mit diesem Pflichtsieg und einer starken Halbzeit mit den 15’236 Zuschauern versöhnen und hofft nun auf einen weiteren positiven Saisonverlauf.

Vielleicht noch zu erwähnen gilt es die Tatsache, dass der FC Kopenhagen in seiner heutigen Form „erst“ seit dem Jahre 1991 existiert. Er entstand aus einer Fusion zweier Vereine, die jedoch zu den älteren im europäischen Fussball gehörten. Aus dem KB (Kjobnhavns Boldklub) welcher 1876 gegründet wurde und dem B1903 (Boldklubben 1903) der, wie der Name bereits erahnen lässt, im Jahre 1903 ins Leben gerufen wurde.

Nach der Partie ging es wieder ins Stadtzentrum und irgendwann am frühen Morgen holte uns dann auch der Schlaf ein, wobei man am nächsten Morgen friedlich ausschlafen durfte, ehe es kurz nach Mittag wieder in die Heimat zurückging. Rückblickend sicher ein schöner Trip in den Norden, wo man einiges an neuem Wissen angeeignet hat und auch die Erkenntnis erwarb, dass man ein Dosenbier der dort ansässigen Marke Carlsberg nicht öffnen kann, ohne dass zuerst einmal eine Ladung Schaum dem edlem Gerstensaft entweicht.


Boldklubben AF – BK Frem (04.10.14)

Verhältnismässig früh stand man an diesem Samstag auf, vom gestrigen Nebel keine Spur mehr, stattdessen schien die Sonne mit all ihrer Kraft. So hat man es gerne. An diesem Tag stand nun auch für mich Sightseeing an, ehe es am Nachmittag zum Derby zweier Traditionsvereine gehen sollte. Das Stadtzentrum war für uns mit ein paar Minuten Zugfahrt bequem erreichbar. Wenn mal den Bahnhof verlässt, sieht man erstmal den Tivoli. Leider hatte der Freizeitpark, der schon längst als Wahrzeichen Kopenhagens gilt, während unseres Besuches in der dänischen Hauptstadt geschlossen.

Kopenhagen, um mich kurz zu halten, ist eine Stadt mit viel Stil und netten (sowie schönen) Menschen. Als Touristenattraktion gelten nebst dem bereits erwähnten Tivoli sicherlich „Nyhavn“, ein belebter und farbiger Hafen mit abertausenden von knipsenden Touristen. Wer es da ein wenig ruhiger haben will besucht die bekannte kleine Meerjungfrau. Diese liegt einige Meter vom Ufer entfernt in der Nordsee und ist weniger wegen ihrer Grösse, sondern eher wegen ihrem geschichtlichen Hintergrund interessant. Sie trägt ihren Namen wegen dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen. Was in einer grossen Stadt natürlich nicht fehlen darf sind die Kirchen und Schlösser, wobei ich vor allem die Frederikskirche und das Schloss Amalienborg empfehle. Wer will, kann sich den Weg zu eben diesem Schloss zeigen lassen. Nämlich dann, wenn die königliche Garde zur Ablösung vom Schloss Rosenborg mit Musik und im Marschschritt durch die Stadt stolziert.

Die Zeit schreitete davon und für uns wurde es langsam höchste Zeit, sich auf den Weg zu machen, wollten wir nicht die Partie der zweiten Division Dänemarks verpassen. Aufgepasst! Die „2nd Division“ ist nicht wie vielleicht vermutet die zweithöchste Spielklasse, sondern hinter der „Superliga“ und der „1st Division“ lediglich die dritte Spielklasse im Lande. Aber wegen dem spielerischen Teil waren wir sowieso nicht hier. Umso mehr mag nämlich das Stadion überzeugen. Auf der einen Seite findet man da nämlich die obligate Tribüne, welche heute zur Hälfte von Gästefans besetzt war. Spannender wird es aber auf der Gegenseite, wo ein schönes Backsteinhaus für das bestimmte Flair vor Ort sorgt. Hinter dem einen Tor ragt zudem das Nationalstadion „Parken“ in den Himmel. Allgemein waren mit 639 Zuschauern heute überdurchschnittlich viel Leute vor Ort und durch die lange Schlange am Einlass verpassten wir die ersten paar Spielminuten, ehe es dann für einen sagen wir mal „skandinavischen“ Preis ins Rund ging. Der Gästeverein war dann auch der Grund für den grossen Ansturm, waren die momentanen Leader der Liga vor einigen Jahren doch noch in der zweithöchsten Spielklasse beheimatet gewesen. Nach einer Insolvenz ging es aber runter in die Niederungen des Amateurfussballs. Die solide Fanbasis aber blieb bestehen und auch sportlich geht es wieder aufwärts. Anders sieht es bei den heutigen Gastgebern aus, die zwar mit neun dänischen Meistertiteln sogar noch drei mehr als die heutigen Gegner aufweisen, trotzdem sind sie im Moment aber am hinteren Ende der Tabelle zu finden und sind deshalb froh um jeden Punkt.

Diese Hoffnung auf einen Punktgewinn wird aber in der 7. Minute bereits früh zerschlagen, denn Daniel Pedersen lässt die zahlreichen Gästefans jubeln und bringt die Favoriten mit 0:1 in Führung. In der Folge bleibt die Partie aber recht ausgeglichen und die beiden Mannschaften neutralisierten sich im Mittelfeld. Zeit genug also, um den Blick auf die zahlreichen Zuschauer zu richten, wo neben drei alten Männern die sich die Birne vollkifften, vor allem ein Vater mit seinen Kindern und einem Kumpel ins Zeug legte. Sie sorgten mit den Trommeln für Stimmung, spätestens aber dann, wenn der jüngste Abkömmling wie wild auf sein Schellen-Tamburin einschlägt, reicht es auch mir. Also schnell einmal ein paar Bier holen gegangen und die Rasselbande konnte weitgehend vergessen werden. Auf dem grünen Rasen erarbeiteten sich die Hausherren immer mehr Chancen und krönten ihren mutigen Auftritt mit dem verdienten Treffer zum 1:1 in der 56. Minute. Als Torschütze wurde Jack Castelijns von den vielen anwesenden Kindern gefeiert. Spätestens wenn es in einer Partie sieben gelbe Karten gibt, merkt auch der neutrale Betrachter, dass in diesem Derby ordentlich Pfeffer drin ist. Beim Unentschieden blieb es aber und so sind die Gäste in dieser Saison weiterhin ungeschlagen während das Unentschieden auch für die Gastgeber das vierte Spiel ohne Niederlage bedeutet.

Nach der Partie genoss man in der Stadt die Abendsonne, ehe man den gelungenen Tag im Hotelzimmer beim Schauen der Sendung „Wetten Dass“ausklingen liess. Wenn man Atze Schröder im Tauchanzug und Stiefeletten oder Chinarestaurant-Bill Kaulitz einem breiteren Fernsehpublikum präsentiert, muss man halt sich nicht wundern, dass die Zuschauerzahlen immer weiter sinken.


Helsingborgs IF - Kalmar FF

Genau heute vor einem Jahr machten sich drei Kumpel und ich auf nach Swansea, wo der FCSG im Europacup auf den dort ansässigen Premier-Ligisten traf. Trotz der knappen Niederlage war das Ganze rückblickend wohl einer der schönsten Momente in meinem bisherigen Fanleben. Dieses Jahr hatte es leider nicht geklappt europäisch zu spielen und so kann man die jüngst sehr starken St. Galler momentan lediglich auf nationaler Ebene bestaunen. Damit das Fernweh und die Leidenschaft Groundhopping aber trotzdem ein wenig gestillt werden kann, stand eine kleine Tour im Norden zusammen mit Kumpel Luigi und den beiden Länderpunkten Schweden und Dänemark an. Am Freitagmorgen fand ich es fast noch ein bisschen unreal, dass ich am selben Tag noch ein Spiel in Schweden sehen werde sollte und somit Fussball im Land Nummer Zehn geniessen darf.

Wieder wurde als Abflugort Basel gewählt wo man recht billig nach Kopenhagen flog. Insgesamt der Preis aber etwas trügerisch zumal der Zug bis Basel dazukommt und man vor Ort dann oft auch mit starken Nerven bezahlen muss. Mit einer kleinen Verspätung abgehoben, diese wurde aber im Laufe des Fluges zum Glück wieder wettgemacht. Am „Lufthavn“ von Kopenhagen dann recht nordisches Wetter sprich windig und Nebel. Für einmal also nicht besser als in der Heimat. Für mich gabs keine Verschnaufpause, denn nachdem man um 16:30 Uhr landete ging es per Zug direkt auf ins schwedische Helsingborg, wo der ansässige Verein um 19 Uhr sein Heimspiel gegen Kalmar austragen sollte. Glücklicherweise klappte mit der Verbindung dann auch alles und über die lange Brücke ging es via Malmö langsam ans Zielort. Preis für die Zugfahrt war mit 50 Franken übrigens recht deftig, kommt aber eben wegen dieser ultramodernen Brückenverbindung Kopenhagen-Malmö zustande. Dafür kostete der Einlass ins Stadion dann nur schlappe vier Franken.

In der Hafenstadt blieb vor der Partie noch ein bisschen Zeit für Sightseeing. Ein, zwei schöne Gebäude und auch eine Burg wurde noch betrachtet ehe es dann langsam auf zum Stadion Olympia ging. Dieses gefällt mit ausserordentlich und stand sozusagen auf meiner „Wunschliste“. Was die Spielstätte so speziell macht sind sicherlich die Tribünen. Die Haupttribüne ist nämlich schön geschwungen und erstreckt sich über eine Spielfeldlänge. Gegenüber findet man eine zweistöckige etwas modernere Tribüne, auf der sich auch die heimischen Fans „eingenistet“ haben. Hinter den Toren gibt es Stehplätze mit Wellenbrechern, sowie den Gästebereich, welcher aber auch für andere Fans zugänglich ist. Kein Problem heute, denn aus Kalmar kamen höchstens zwei Dutzend mehr oder wenig aktive Anhänger. Auf der Heimseite sah das Ganze schon besser aus und die Fans sorgten für gute Stimmung während der Partie.

Diese lud aber auch zum Singen ein, denn in der 9. Minute gingen die Hausherren bereits mit 1:0 in Führung. Emil Krafth traf mit einem Abstaubertor. Ein paar Zeigerumdrehungen später (14.) doppelte der HIK nach und es stand schon 2:0. Mikael Dahlberg fand ein Loch in der anfälligen Abwehr der Gäste. Nach dem zweiten Treffer schalteten die Hausherren ein paar Gänge zurück und nichts deutete darauf hin, dass gegen diese labilen Gäste noch was anbrennen könnte. Dies änderte sich aber als Pär Ericsson in der 43. Minute per Volleytreffer zum 2:1 verkürzen konnte. Nach dem Seitenwechsel waren es auf einmal die Gäste, die mit Powerfussball auf den Ausgleich drückten. Doch anstatt der Ausgleich wurde in der 68. Minute der Treffer zum 3:1 Tatsache. Victor Palsson traf nach einem Eckball aus dem Hinterhalt. Die Sache war nun also gelaufen und auf den Rängen wurde gefeiert. Oder besser gesagt jemand wurde gefeiert. Beinahe die ganze Spieldauer lang. Und dieser jemand war Alvaro Santos, dessen Namen bereits die kleinen Kinder mit voller Inbrunst in die kalte schwedische Nachtluft schrien. Der 34-jährige Brasilianer gilt als in die Jahre gekommene Klublegende und hat in dieser Saison noch kein einziges Spiel über 90 Minuten durchgehalten.

Kurz vor Schluss kam der etwas dicklich wirkende Stürmer dann endlich unter Standing Ovation ins Spiel. Zum Torerfolg reichte es nicht, er gab aber immerhin den Pass zum 4:1 Endresultat, welches in der 92. Minute von Arnor Smarason erzielte wurde. Dabei feierte man den schwarzen Angreifer fast mehr als den eigentlichen Torschützen. Insgesamt also ein absolut klarer und verdienter Sieg für die Hausherren, die nun schon seit fünf Spielen ungeschlagen sind. Etwas anders sieht die Gemütslage bei Kalmar aus, wo man nach der fünften Niederlage im sechsten Spiel langsam gewisse Personen infrage stellen sollte.

Nach dem Ende der unterhaltsamen Partie vor 6’668 Zuschauern machte ich mich wieder auf den Weg zurück zum Bahnhof, wo mich der Zug beinahe direkt vor mein Hotel chauffierte. An der Haltestelle wartete bereits Kollege Luigi, der sich an diesem Abend für die Variante Kopenhagen entschied und somit erste Eindrücke von der eigentlichen Feriendestination sammelte.

Auf dem Rückweg mit der Haltestelle „Triangeln“ übrigens noch den ultimativen Wohnort für Hipster (von denen es hier nur so wimmelt) gefunden. Sind ja eigentlich ein ganz sympathisches Völkchen diese Schweden, nur mit der Sprache kann ich nicht so viel anfangen. Nicht böse gemeint, aber tönt für mich irgendwie so, wie wenn man sich beim Sprechen die Zunge halten würde.


FC Herisau II - FC Uznach

Trotz der vielen anstehenden Champions League Partien wählte man an diesem Abend den etwas ursprünglicheren Fussball. Zufällig sah ich nämlich, dass die zweite Mannschaft des FC Herisaus an diesem Abend sein Heimspiel gegen den FC Uznach bestreiten wird. Da dieser Ground schon extrem lange auf meiner Liste stand und die Partie als Lückenfüller, bevor es übermorgen wieder ins Ausland gehen sollte, bestens passte, entschied man sich für diese Variante. Und weil es letztmals so gut klappte, entschied ich mich erneut zu wetten. Nicht auf dieses Spiel sondern auf drei Partien der Königsklasse. Jedoch später mehr dazu. Begleitet wurde ich an diesem Abend von Sergio, relativ spontan kam auch noch Simon mit, dem es in Bordeaux wohl so gefallen hat, dass er vom Fussball nicht mehr genug kriegen kann. Stimmt doch, oder? 😉

Anpfiff war um 20 Uhr, die Anreise ins benachbarte Städtchen gestaltete sich kurz und ereignislos und genau zu Anpfiff kreuzte man auf der Herisauer Ebnet auf. Die dort zu findende Anlage ist identisch mit dem Landhaus in Teufen und zeigt auch grosse Ähnlichkeiten mit der Kellen in Goldach. Sie verfügt über eine Laufbahn sowie drei überdachte Treppenstufen. Leider sind die Fotos relativ schlecht, da meine Kamera nun seit knapp drei Monaten in der Reparatur ist. Will (nicht) wissen, wie schnell die dort arbeiten.

Die hart geführte Drittligapartie übrigens sehr unterhaltsam, denn bereits nach 2 Minuten gingen die Hausherren durch einen Treffer von Süleyman Kilic mit 1:0 in Führung. Die Gäste aus dem Linthgebiet konnten im Laufe des Spiels ihre Lethargie jedoch ablegen und kamen nach dem Seitenwechsel zum Ausgleich. André Hefti traf in der 65. Minute zum verdienten 1:1. 10 Minuten später sorgte Pascal Hässig für das Highlight des Abends. Der Uznacher Verteidiger traf aus knapp 75 Metern zum 1:2 für den FCU. Der Torwart der Hausherren sah beim Gegentreffer allerdings alles andere als gut aus. Für den Schlusspunkt in einer unterhaltsamen Partie vor 40 Zuschauern sorgte in der 92. Minute der eingewechselte Visar Ameti. Der FC Herisau verbleibt nach dieser 1:3 Niederlage also weiterhin im Tabellenkeller.

Den gelungenen Abend abrunden tut der FC Basel, der mir mit einem Sieg 60 Franken in die Wettkasse spühlte, was wiederum nur dank den Siegen von Real Madrid und Borussia Dortmund möglich wurde.