FC Baden - FC St. Gallen

Die Schweizer Liga ist wohl etwa die langweiligste in ganz Europa. Jedes gefühlte dritte Wochenende sitzt man im Zürcher Letzigrund oder in der Arena in Bern. Darum habe ich mich entschieden, meine grün-weisse Liebe zumindest in diesem Jahr vor allem im Cup zu begleiten. Das Los bescherte uns in der ersten Runde mit dem viertklassigen FC Baden sogleich einen interessanten Gegner. Nicht zu weit entfernt, ein kleine Fanszene und ein neuer Ground. Also am Samstagmorgen frohen Mutes um circa halb 11 Uhr mein Zuhause in Richtung Stadtzentrum verlassen und in aller Hektik und Vorfreude dabei fast noch vergessen mein Ticket mitzunehmen.

Am Bahnhof traf man sich dann mit den übrigen Verdächtigen und wartete auf die Einfahrt des Extrazuges. Der Gästeanhang heute etwa 400 Mann stark, die sich nach der Einfahrt sogleich auf die sieben Wagen verteilten. Die zweistündige Fahrt mit den Kumpels richtig gemütlich ehe man (meines Erachtens) viel zu früh in Mellingen ankam. Von dieser Kleinöde gings per Bus auf zum Stadion Esp, welches nicht in Baden selbst, sondern wenige Kilometer abseits der Stadt liegt. Nach der Einlasskontrolle dann noch mehr als genügend Zeit, um sich einen Überblick über den Ground zu verschaffen. Auf der einen Seite gibts da nämlich eine Tribüne, wie man sie genau gleich auch in Wohlen vorfindet. Auf der Gegenseite war die Fanszene der Badener beheimatet, die heute mit etwa 50 Mann supportete. Stark, wenn man bedenkt, dass die Amateurkicker nur in Liga 4 dem runden Leder nachjagen. Gespielt wurde übrigens auf künstlicher Unterlage.

Das Spiel dann entgegen meiner Befürchtungen recht einseitig und der FCSG gewann vor 2’850 Zuschauern durch Tore von Karanovic, Aratore und Bunjaku schlussendlich verdient und klar mit 0:3. Fantechnisch gab es auf der Heimseite heute eine nette Choreo und beim FCSG ein Farbschnipsel-Intro, welches durch reichlich Pyros und Rauchtöpfen untermalt wurde. Die Stimmung heute ziemlich verhalten, da halt ein Arbeitssieg gegen einen Unterklassigen nicht bei allen gerade Jubelstürme hervorruft. Trotzdem insgesamt einmal eine nette Abwechslung zum Ligaalltag. Bleibt nur noch zu hoffen in der zweiten Runde auf einen weiteren interessanten Gegner zu treffen. Biel oder ein Verein aus dem Tessin wären da so meine Wunschszenarien. Mit dieser Partie habe ich übrigens mein Jahresziel egalisiert, welches besagte, im Jahre 2014 mindestens 52 neue Grounds zu besuchen. Dass ich diese Zahl bereits im August erreiche, zeigt schon gewisse bedenkliche Auswüchse.


FC Vaduz - Young Boys Bern

Für mich das erste Spiel in der laufenden Saison der heimischen Liga und sogar (welche Schande) ohne Beteiligung des FC St. Gallens. Dies hatte jedoch seine Gründe, denn der FCSG spielte heute in Thun und wenns meiner Meinung nach irgendwo nichts zu holen gibt, dann im Berner Oberland (Hab ich zwar in Basel auch gedacht, heute sollte ich jedoch recht behalten). Zudem lag die Partie Vaduz – YB quasi auf dem Nachhauseweg, nachdem man mit der Familie ein Wochenende im Bündnerland verbrachte. Dass ich somit die Super League Ausgabe 14/15 stadiontechnisch komplettierte und einen weiteren Länderpunkt sammeln konnte, machte den Entscheid für einen Spielbesuch noch leichter. Der Anpfiff sollte um vier erfolgen und rechtzeitig erreichte ich dann auch den Rheinpark, wie das Stadion welches aus vier freistehende Tribünen besteht, heisst.

Zu Gast waren heute die Hauptstädter aus Bern, die etwa 300 Fans ins Fürstentum brachten. Dies reichte allemal um vor Ort die Stimmhoheit zu haben, denn in Vaduz gibt es eine aktive Szene von vielleicht 10-20 Leuten, früher die Rheinwölfe und nun die Sektion Nord. Diese unterstützen ihren FCV meistens auf Hochdeutsch, es gibt aber auch vereinzelte Rufe in der „Landessprache“ die zum Teil recht „urchig“ tönt. So hielt ich ein „Vaduz allez“ lange Zeit für ein „Jerusalem“. Spielerisch war der FC Vaduz eigentlich recht ebenbürtig, im Abschluss haderten die Liechtensteiner aber und blieben zu wenig abgeklärt. So wird’s meiner Meinung nach ganz eng mit dem Klassenerhalt. Die Berner ihrerseits wussten ihre Chancen zu nutzen und kamen nach einem Solo von Sanogo, der im letzten Moment auf den in der Mitte stehenden Michael Frey passte, zum 0:1 in der 21. Minute. Das zweite Tor der Berner erzielte dann Ex-Thuner Renato Steffen in der 55. Minute, der von der Vaduzer Hintermannschaft völlig vergessen ging und zum 0:2 traf.

Trotz des Vorsprunges spielten die Berner weiterhin recht offensiv und dies bot den Hausherren etliche Chancen zu Toren, mehr als ein Lattenschuss in der 67. Minute lag aber nicht drin. Bei den Gastgebern standen mit Manuel Sutter und Philipp Muntwiler zudem zwei ehemalige St. Galler in der Startformation. Trotz perfektem Fussballwetter fanden sich am heutigen Sonntag lediglich 3’865 Zuschauer im Park ein, was ich für ein Super-League-Spiel eigentlich recht dürftig finde. Immerhin legte der Gästeanhang mit Liedinterpretationen von Mundart-Liedermacher Mani Matter bis zum Klassiker „Champs-Élysées“ von Joe Dassin einen guten Auftritt hin. Zu Beginn gabs sogar noch ein nettes Intro mit viel Rauch.

Nach der Partie gings per Bus nach Buchs, von wo man dann den Zug zurück in die Heimat nahm. Im RegioExpress stach mir dann ein Plakat der SBB ins Auge, die mit dem Spruch „Unterwegs zuhause“ werben. Manchmal habe ich auch das Gefühl ich sei ein bisschen unterwegs zuhause…


FC Bülach - FC Koblenz

Mit dem heutigen Start der Musikfestwochen ergab sich die Möglichkeit für einen Besuch in Winterthur. Vorher sollte ich mit dem Namensvetter aber noch das Testspiel des FC Bülach besuchen. So trafen wir uns am Bahnhof der 18’000-Einwohner-Gemeinde und machten uns per Bus auf zur Spielstätte. Der Name der Gäste wird einige deutsche Leser verdutzt haben, es handelt sich aber nicht um die Turn- und Spielvereinigung aus dem Rheinland, die noch vor ein paar Jahren in der 2. Bundesliga gekickt hat, sondern „nur“ um deren kleinen Bruder aus dem gleichnamigen Dorf im Kanton Aargau.

Wie bereits gestern in St. Gallen hatten sich auch heute rund 30 Zuschauer auf dem Sportplatz eingefunden. Ein Grossteil davon sass auf einem der roten Sitzschalen unter der kleinen Tribüne. Insgesamt ist das Erachfeld eine schöne Anlage – leicht verranzt und mit überwucherten Stehstufen.

In der 7. Minute gab es den ersten Treffer für das Heimteam zu bestaunen. Ein Bülacher Stürmer traf sehenswert per Fallrückzieher zur Führung. Aus optischer Sicht war das Heimteam in Durchgang eins die bessere Mannschaft und wusste dies in der 19. Minute in einen weiteren Treffer umzumünzen. Die Hausherren liessen den Koblenzern in der Folge fast aber zu viel Platz und die Gäste wussten dies prompt auszunutzen. Durch einen Weitschuss kamen die Koblenzer so noch vor der Pause bis auf einen Treffer heran. In der 2. Halbzeit gelang ihnen dann gar noch zweimal der Ausgleichstreffer, sodass die Partie mit einem 3:3 unentschieden endete.


FC Fortuna St. Gallen - FC Flawil

Das Testspiel zwischen der Fortuna und dem FC Flawil ist nun wirklich nichts Spezielles. Weder stadion- noch zuschauertechnisch. Trotzdem ein bisschen speziell sollte es für mich dann eben doch werden. Immerhin war dies meine erste Partie zurück in der Heimat nach 13 Spielen im Ausland. Zudem war das 60. Spiel in diesem Jahr gleichbedeutend mit der Komplettierung aller St. Galler Spielstätten. Die Begegnung der beiden Drittligisten dann eigentlich recht unterhaltsam und hochklassig, bin aber selten so abwesend gewesen bei einem Spiel. Habe während den 90 Minuten hauptsächlich mit meinem Kumpel geredet, den ich nun erstmals nach drei Monaten wieder gesehen habe.

Trotzdem bekam man den einen oder anderen Treffer mit und die Partie vor 30 Zuschauern verlief sehr torreich mit dem besserem Ende für die Gäste, die nach dem 3:4 als knapper Sieger vom Platz gingen. Beide Teams trafen zudem mehrere Male Pfosten oder Latte. Die weitläufige Sportanlage Kreuzbleiche liegt schön gebettet auf einer riesigen Wiesenfläche mitten in der Gallusstadt und hat neben einem Vereinshaus nichts Spezielles zu bieten. Hinter dem Tor hat es auf der einen Seite einen Hügel, von wo das Spiel sitzend problemlos verfolgt werden kann.

So, „Mission St. Galler Spielstätten“ erfüllt! Weitere (Fussball-)Abenteuer mögen folgen!


FC Ingolstadt – SV Darmstadt

Heute sollte es nach Ingolstadt gehen und darum wurden wir nach einer kurzen Nacht dann auch bereits recht früh vom Wecker aus dem Schlaf gerissen. Denn bevor wir in die Audistadt aufbrechen sollten, wollten wir noch das Konzentrationslager in Dachau besuchen. So ging es also nach dem Frühstück per S-Bahn auf nach Dachau. Der Eintritt in die Denkstätte ist übrigens gratis. Der Besuch vor Ort ist extrem eindrücklich und ich empfehle jedem, einmal diesen Ort zu besuchen.

Von nun an aber etwas „leichtere Kost“, denn zurück am Bahnhof stand bereits der Zug nach Ingolstadt bereit und eine knappe Stunde später erreichten wir die Stadt an der Donau. Eigentlich wollten wir zuerst etwas essen gehen und dann gemütlich per Bus zum Stadion fahren, bei der Einfahrt des Zuges sah ich aber wenige Meter hinter dem Bahnhof vier Flutlichter in den Himmel ragen. So brachen wir zuerst ohne grosse Hoffnungen dorthin auf und wurden positiv überrascht. So handelte es sich nicht einfach um irgendeinen Sportplatz, sondern um das ESV-Stadion, die frühere Heimat der ersten und die jetzige Heimat der zweiten Mannschaft. Als wäre dies nicht schon genug, war die Anlage sogar noch frei betretbar. So gab es ein paar nette Bilder und ein weiterer Ground wurde „gespottet“.

Das Wetter spielte an diesem Tage übrigens auch mit und nach der Rückkehr zum Bahnhof ging es für uns per Extrabus zum Stadion. Der Bus war voll mit Gästefans, die mir mit Gesängen wie „Darmstadt ist ’ne schöne Stadt, da lässt es sich gut leben, doch fahren wir nach Ingolstadt benehmen wir uns daneben“ das eine oder andere Schmunzeln auf die Lippen zauberten. Am Stadion angekommen regte ich mich wieder einmal darüber auf, dass der Fussball nicht in Industriegebiete gehört, aber was solls, ist ja mittlerweile kaum mehr zu vermeiden. Vor dem Stadion dann alles wie ich’s mir in etwa vorgestellt hatte. Tickets hatte ich aufgrund des schmalen Budgets aus Versehen für die Heimkurve bestellt, zumal ich die Seite mit dem Stehbereich neben den Gästen verwechselt hatte.

Kaum betraten wir das Stadion machte sich auch der Hunger bemerkbar und ich machte mich auf den Weg, mir und meinem Begleiter etwas zu holen. Leichter gesagt, als getan und aufgeregt hab ich mich auch noch wie ein Wilder! Aber der Reihe nach: Zuerst ging zum ersten Essensstand, wo ich mir zwei Brötchen mit „Leberkäse“ bestellte, die aber leider an sämtlichen Verkaufsständen ausgegangen waren (Fehlmanagement 1!). Dann sollte es halt etwas anderes sein, mein Bargeld wurde jedoch abgewiesen, denn die Bezahlung sei nur per Fankarte möglich (Fehlmanagement 2!). Also steuerte ich die Verkaufsstelle dieser unnötigen Karte an, um mir eine solche zu besorgen. Ich hatte aber nur gerade 10 Euro dabei, die Karte kostete aber zuerst einmal 10 Euro Depot, wie mir die gehässige Dame an der Kasse erklärte (Fehlmanagement 3!). Also kurz einen Jungen hinter mir gefragt, ob ich seine Karte leihen dürfte, um dort das Geld draufzuladen, denn Rest dürfe er behalten. Hat er natürlich sofort eingewilligt und so ging es mit dem Knaben im Schlepptau zurück zum Würstchenstand, wo ich dann endlich mein Essen (2 Schnitzelbrote und eine Pommes) in Empfang nehmen konnte. Schnitzelbrot ohne Salat, Sauce etc. aber das lassen wir für einmal. Also zurück in den Block gesteuert, wo mir irgendein dummer Ordner den Zulass verweigerte, da ich mein Ticket nicht bei mir hatte. Nach einem kurzen Disput war er dann so grosszügig, mich in den günstigsten Sektor hineinzulassen, nur aber um schnell die Karte zu holen und ihm unter die Nase zu halten (Fehlmanagement 4!).

Noch immer verärgert blätterte ich das Heftchen der lokalen Ultras „INamorado“ durch und muss sagen, dass ich mich dadurch wieder beruhigt habe. Es fanden sich interessante Ansichten gegen RBL und eine eigene Groundhopping Rubrik mit netten Berichten aus Tschechien und Gibraltar. Daumen nach oben! Das Spiel verlief übrigens sehr spannend mit zwei Toren in der Anfangsphase. Zuerst trafen die Gäste in Person von Romain Brégerie. Er kam nach einem Eckball in der 15. Minute völlig freistehend zum Kopfball. Die Führung wahrte jedoch nicht lange, denn in der 21. Minute traf Stefan Lex mit einem abgelenkten Schuss von der Strafraumgrenze zum Ausgleich. Allgemein hat die Partie viele Parallelen zur gestrigen aufzuweisen, so ist das Gästeteam ebenfalls aufgestiegen und das Pausenresultat war auch dasselbe. Einzig der Gästeblock war heute noch deutlich voller und lauter als gestern in Unterhaching. Einmal gab es sogar einen Wechselgesang zwischen den beiden Fankurven, wobei man gegen den Kommerz im Fussball am Beispiel von Red Bull demonstrierte.

Im zweiten Abschnitt vergingen 75 Minuten ehe der grossgewachsene Darmstadt-Stürmer Dominik Stroh-Engel erneut per Kopf die Gästeführung erzielt. Wir glaubten wie alle bereits an einen knappen Auswärtssieg, doch hatten dabei die Rechnung ohne den eingewechselten Karl-Heinz Lappe gemacht, der in der Nachspielzeit per sehenswertem Fallrückzieher noch zum 2:2 trifft. Was für ein Tor und die 9’000 Zuschauer flippten komplett aus. Nach diesem Traumtor war aber Schluss und der Heimanhang feierte die Punkteteilung verständlicherweise wie einen Sieg.

Das Stadion erinnert mich persönlich an eine Mischung der Arena in Thun und der Maladière in Neuenburg. Sehr modern und mit guter Sicht, aber leider halt nicht das, was sich ein Groundhopper wünscht. Nach der Partie ging es per Extrabus wieder zum Bahnhof zurück, wo wir unseren Rucksack aus dem Schliessfach holten und dann per Zug eine Stunde später in München einrollten. Dort angekommen hatten wir noch massig Zeit, denn der Bus sollte erst um 19 Uhr in die Heimat aufbrechen. So cancelten wir diesen und fuhren mittels Bayern-Ticket (das wir für die Fahrt nach Ingolstadt brauchten) mit Umstiegen in Buchloe, Lindau und Bregenz bereits eine Stunde früher im heimischen Bahnhof ein.

Fazit: Eine nette Doppler-Tour in Bayern mit zwei interessanten Spielen, die jeweils vier Tore mit sich brachten. Zudem mit überzeugenden Aufsteigern als Gäste. Auch das Münchner Nachtleben wusste zu Gefallen. Also gerne wieder!


SpVgg Unterhaching – SG Sonnenhof Grossaspach (09.08.14)

Das St. Galler Tagblatt betitelte mich einmal in einem ihrer Beiträge als „Globetrotter unter den Fussballfans“. Manchmal fühle ich mich aber vielmehr als „Globetrottel“ und zwar dann, wenn man sich wochenlang auf das Münchner Amateurderby freut, nur um dann wenige Tage vor dem Spiel enttäuscht zu werden. Das Spiel wurde auf einen Wochentag verlegt. Sport1 sei Dank! So hiess es also wenige Kilometer weiter südlich zu fahren und dort mit der 3. Ligapartie zwischen der SpVgg Unterhaching und dem Aufsteiger aus Grossaspach Vorlieb zu nehmen.

Apropos Fahrt, diese war sozusagen meine Jubiläumsfahrt. Denn mit der Zugfahrt nach Konstanz am frühen Samstagmorgen mit meinem Begleiter knackte ich die 10’000 Kilometergrenze, die ich in diesem Jahr nur mit dem Zug für mein geliebtes Hobby gefahren bin. (Detaillierte Statistik mit allen Verkehrsmitteln dann zum Jahresende!) Von Konstanz aus wählte man den Bus von meinfernbus.de und hätte man nicht kurz vor München im Stau gestanden, wäre man wohl auch rechtzeitig zu Spielbeginn im Sportpark der Bonbon-Hersteller gewesen. Alles „hätte und wäre“ nützt jetzt aber nichts und so erreichte man die Spielstätte erst knapp 10 Minuten nach Spielbeginn völlig ausgepumpt. Denn um zum Stadion zu gelangen muss man von der S-Bahn-Haltestelle erstmal einen rechten Weg durch die Pampa zurücklegen.

Tickets waren dann allerdings hinterlegt und nach einer pingeligen Einlasskontrolle war man dann endlich in der guten Stube. Gross was verpasst hatte man (zum Glück) noch nicht! Mit dem Spieltreiben hatte auch der Regen eingesetzt und der Teil der 2’800 Zuschauer die auf einer unüberdachten Stehtribüne standen, waren innert kürzester Zeit tropfnass. Sollte man dem Sprichwort glauben, werden die nächsten Topmodels wohl aus Haching kommen. 😉

Vom Regen jedoch nicht beirren liessen sich die beiden Fangruppen. Auf beiden Seiten durchgehender Support, die Gäste jedoch mit etwa 20 Leuten vor Ort klar unterlegen. Ganz anders auf dem Platz, wo die Hausherren sichtlich Mühe mit der nassen Unterlage hatten und so war der Treffer zum 0:1 in der 18. Minute ziemlich absehbar. Pascal Sohm traf mit dem Kopf zum Führungstreffer für die Aspacher. Mitte der ersten Hälfte liess der Regen dann aber wieder nach und die Hausherren wurden stärker. Nach einem Foulspiel in der 40. Minute hatte das Heimteam dann sogar die Möglichkeit noch vor der Pause mit den Gästen gleichzuziehen. Captain Mario Erb bewahrte die Nerven und traf zum 1:1 Ausgleich. Bis anhin also eine ganz unterhaltsame Drittligapartie, einziger Wermutstropfen waren die Verletzungen von Fabian Götze und Jonas Hummels. Genau! Fabian ist der Bruder von Weltmeister Mario und Jonas der von BVB-Spieler Mats. Beide kicken sie zusammen für Unterhaching. Sachen gibts!

In der zweiten Halbzeit das Heimteam dann deutlich stärker, scheint wohl also doch am Regen gelegen zu haben. Aspach, das seinen ganzen Namen aufgrund des Gründungsort „Restaurant Sonnenhof“ trägt, schlägt nur noch den Ball raus. So kommts wie es kommen muss, die Bestrebungen des Heimteams werden in der 60. Minute belohnt. Andreas Voglsammer trifft für die Spielvereinigung zum 2:1. Der Bann nun gebrochen und Haching zeigt teilweise richtig starken Fussball, darum der 3:1 Endstandstreffer (gibts dieses Wort?!) in der 67. Minute durch Pascal Köpke auch völlig verdient. Das Tor veranlasste dann irgendeinen zurückgebliebenen Opa noch dazu, wie wild in seine mitgebrachte Vuvuzela zu blasen. Zum Kopfschütteln! Verbietet doch lieber diese Sachen in den Stadien! Wenn wir schon gerade beim obligatorischen Gemotze sind; das Bier war auch nicht besonders gut, schmeckte eher wie Mischung aus Bier und Apfelwein.

Ein unterhaltsames Spiel als guter Auftakt für unser Doppler-Wochenende in München also! Nach dem Schlusspfiff ging es mit der Strassenbahn zum Hotel, welches am Rande des Münchner Innenraumes liegt. Billig und modern, so passts! Kurz frischgemacht und dann noch das Münchner Nachtleben genossen. Rund ums Hofbräuhaus war dann auch recht viel los. Sehr viele Junggessellenabschiede, die mit ihren Köstumen teilweise recht doof aussahen.

Noch dümmer sahen nur diejenigen Leute aus, die mit einem Schal auf dem „Team Presentation“ stand durch die Gassen schlenderten. Diesen bekam man nämlich in der Allianz Arena, wo 65’000 Leute Einlass bezahlt haben, nur um das neue Team zu begrüssen. Grenzt für mich nicht an Vereinsliebe, sondern viel eher an totale Verblödung!


FC St. Gallen - VfL Wolfsburg

Wenn mir irgendwelche Deutschen leid tun, dann die Einwohner aus der süddeutschen Grenzstadt Konstanz, die täglich von abertausenden Schweizer Einkaufstouristen heimgesucht wird. Für mich sollte es heute auch nach Konstanz gehen, allerdings nicht um das Preisniveau zu erhöhen, sondern viel mehr um ein weiteren Ground zu kreuzen. Das Spiel kam mir wie gerufen, zumal sonst kein Team im altehrwürdigen Bodensee-Stadion spielt und ich mir so zudem einen Überblick über die diesjährige St. Galler Equipe verschaffen kann, die in dieser Saison (zumindest) den Schweizer Cup gewinnen wird. 😉

Per Zug ging es am späten Nachmittag zu viert auf in Richtung Konstanz, wo man zuerst etwas ass und dann per Bus in knapp 20 Minuten zum Stadion, welches mitten in einem Wald liegt, chauffiert wurde. Blöderweise war das Spiel schon eine Viertelstunde alt, weil es starken Verkehr auf der Strasse hatte und vor dem Tickethäuschen eine lange Schlange gab. Für einen Wucherpreis ging es dann aber ins Rund, welches mit einer überdachten Sitztribüne und Stehtraversen trotz der Athletikbahn recht nett daherkommt.

Zu meiner Überraschung spielten beim Verein für Leibesübungen jegliche Stars mit; so konnte man in Abschnitt eins Spieler wie Benaglio, Rodriguez (Bruderduell), Hunt, De Bruyne und Olic bewundern. Die St. Galler liessen sich von diesen Namen jedoch nicht sonderlich beeindrucken und spielten gut mit und kamen in der 27. Minute nach einer schönen Kombination durch Dzengis Cavusevic sogar zum 1:0 Führungstreffer. Die Reaktion der Wölfe liess aber nicht lange auf sich warten und so war der 1:1 Ausgleichstreffer in der 34. Minute Tatsache. Ein Rodriguez-Eckball wurde von Junior Malanda ins Tor gelenkt. Vor Ort waren übrigens 4’500 Zuschauer, was von mir exakt richtig geschätzt wurde. Aber auf Zuschauerzahlen kann man (zumindest mir) bekanntlich nicht wetten und so verschleudere ich mein Geld lieber mit irgendwelchen Sinnlostipps in Bulgariens zweiter Spielklasse. Die zweite Halbzeit traten die Teams dann mit komplett neuen Spielern an und abgesehen von einem Lattenschuss der VW-Städter war nicht mehr viel los. Die Espen hatten einige gute Ansätze gezeigt, darum bin ich dem weiteren Saisonverlauf auch wohlgesinnt.

Fantechnisch gabs von St. Galler Seite heute nichts zu vermelden. Auf Seite des Retortenclubs waren einige Konsumenten mit offiziellem Shirt und Fahne vor Ort, die im Trainingslager zu Gast sind, und ab und an ein peinliches „Wölfe“ von sich gaben, ansonsten war es auch dort ruhig.

Nachtrag aus dem Mai 2015: Vor einigen Monaten ist der Torschütze der Wölfe an jenem Augustabend durch einen tragischen Autounfall aus seinem noch jungen Leben gerissen worden. RIP Junior, möge dein Tor gegen St. Gallen für immer an dich erinnern.


FC Heidenheim – FSV Frankfurt (03.08.14)

Kaum zurück in der Schweiz sollte es auch schon wieder weggehen – mit vier Kollegen zum FC Heidenheim. Dieser empfing als Aufsteiger am ersten Spieltag der 2. Bundesliga den FSV Frankfurt. Per Zug machten wir uns in aller Früh auf in die Stadt an der Brenz, wobei mir die vierstündige Reise kurzweilig vorkam, zumal es seit meiner Rückkehr aus Nordengland viel zu erzählen gab. Weiter half auch das gewohnt spannende Publikum am Sonntagmorgen in den Zügen der Deutschen Bahn zur allgemeinen Belustigung mit.

Am kleinen Zielbahnhof angekommen, empfing uns ein ausgestorbenes Heidenheim. Mithilfe eines seltenen Einheimischen fanden wir schliesslich den Bus, der uns vorbei an kuriosen Shops und Videotheken den Berg hinauf zur Arena brachte. Diese steht seit 2008 und fasst derzeit knapp 13’000 Plätze. Es gibt aber Pläne für neue Logen in den Ecken und mehr Stehplätze, sodass die Zweitligavorschriften mit einer Mindestkapazität von 15’000 erfüllen werden.

Wir hatten uns bereits im Voraus fünf Mal einen Stehplatz auf der Hintertorseite gesichert und nahmen diesen rund 20 Minuten vor Spielbeginn nach einer lausigen Eintrittskontrolle ein. Wir standen nun gegenüber der Heimfans, die zum Einlauf der Spieler – wie von mir prognostiziert – eine Choreo präsentierten. Auch in der Folge zeigten die Heidenheimer Fans gemessen an den Mitteln guten Support mit einigen Hassbotschaften an den anderen Aufsteiger aus Leipzig. Von den Gästefans vernahmen wir nur selten was. Ein schwacher Auftritt, abgesehen vom Trommler, der manchmal richtig Gas gab.

Das Spiel hingegen war unterhaltsam und spannend. Die Gäste aus Frankfurt gingen nach einem Torwartfehler früh in Führung. Noch vor der Pause vermochte das Heimteam in Person von Captain Marc Schnatterer allerdings ausgleichen. In der zweiten Halbzeit waren die Heidenheimer die bessere Equipe, wobei ein Platzverweis gegen die Gäste diese Kräfteverhältnisse begünstigte. Das erlösende zweite Tor gelang dem FCH dennoch erst fünf Minuten vor Schluss. Patrick Mayer sorgte mit seinem Treffer zum 2:1 für Ekstase bei den 11’000 Zuschauern auf den Rängen. Insgesamt war dies ein verdienter Sieg für ein beherzt auftretendes Heimteam.

In letzter Zeit wurde ich immer wieder gefragt, wie ich mir solche Ausflüge leisten könne. Darum folgt hier einmalig und am Beispiel Heidenheim die Kostenzusammenstellung:

Fussballticket (Stehplatz ermässigt): 6 Euro
Zugticket Deutschland (Baden-Württemberg-Ticket für fünf Personen): je 8 Euro
Zugticket Schweiz (Rückfahrt ab Konstanz gratis dank Gleis 7): 6.90 Franken 
Verpflegung vor Ort: 10 Euro
Total in Franken: 35.70

Zum Vergleich: Das billigste Sitzplatzticket für ein FCSG-Heimspiel kostet einen Erwachsenen 35 Franken.


AS Nancy – Dijon FCO (01.08.14)

Nach einer unfreiwilligen zweiwöchigen Pause geht es hier wieder weiter mit Fussball in neuen Stadien! Unfreiwillig ist die Pause deshalb, weil ich in den Ferien in Lissabon eigentlich das Finale der „Taça de Honra“ zwischen den Stadtrivalen (Benfica und Sporting) besuchte wollte, eine grosse Verspätung meines Flugs dies aber verunmöglichte. So hiess es für mich bis zum Schweizer Nationalfeiertag zu warten, ehe ich in den als Familienferien getarnten Tagen in Nancy in meine eigene neue Saison starten konnte.

Nancy hat mit seiner deutsch-französischen Vergangenheit historisch aber auch kulturell gesehen viel zu bieten und wusste zu gefallen. Damit blieb genug zu tun bis zum Spieltag, den ich nach einem wackeren Frühstück bei Temperaturen um die 30-Grad-Marke am Poolrand verbrachte. Die Gäste aus Dijon waren im gleichen Hotel untergebracht, was ich durch Spieler in der Hotellobby und den Car auf Vorplatz bemerkte. Am Abend hiess es für mich knapp eine Stunde vor Spielbeginn Abschied nehmen, da meine Eltern nicht für einen Spielbesuch in Nordostfrankreich zu begeistern waren, sondern ein gutes Abendessen im Stadtkern bevorzugten.

Das Stadion liegt direkt an der Meurthe und ist per Tram und einem kurzen Fussmarsch vom Stadtzentrum aus in wenigen Minuten zu erreichen. Von innen wirkt der Bau dann ganz holländisch: Kompakt und mit einem Graben zum Kunstrasen hin versehen. Das Ticket gaba es hier übrigens nicht auf Papier, sondern unter Abgabe des Personalausweises in Form einer nervigen Plastikkarte, die zusätzlich kostete.

Zum Einlauf beider Teams gab es auf beiden Seite eine Choreografie zum Saisonstart. Dass auch in Frankreich die Fans immer mehr zu Kunden avancieren, zeigte der Aufstand von drei 50-jährigen Frauen und ihren jeweiligen Ehegatten, die sich ob der Choreografie penetrant gestört und in der Sicht eingeschränkt sahen. Skandalös sowas! Da setzen sich Leute in die Fankurve, nur um dann die grosse Arbeit einiger fanatischer Fans zu stören! Ein Grossteil dieser ist auf der anderen Seite hinter dem Banner „Saturday FC“ zu finden und zeigte einen guten Auftritt. Auch knapp 200 Gäste liessen sich dieses Derby nicht entgehen, der Grossteil davon waren jedoch Familien.

Nancy dominierte die Partie nach Belieben, die Gäste blieben blass und kamen in der ersten Halbzeit zu keiner einzigen zwingenden Aktion. Da aber auch das Heimteam im Abschluss Schwächen offenbarte, stand es trotz drückender Überlegenheit zur Pause noch 0:0. Im zweitem Abschnitt agierten die Gäste bemüht, kamen aber auch hier kaum zu Torchancen. Ganz im Gegensatz zu den Hausherren, die sich nach einer Stunde und einer schönen Kombination mit der Führung belohnten. Dabei sollte es fairerweise auch bleiben, denn Dijon brachte nichts zustande. Weil die Senfstädter den Ausgleichstreffer offenbar nicht erzielen wollten, gab es in der 74. Minute Hilfe vom Heimteam: ein Riesenmissverständnis zwischen Heimtorwart und Monaco-Leihgabe Paul Nardi und dem Nancy-Verteidiger Joffrey Cuffaut führte zu einem Kopfballeigentor und dem späteren Endstand von 1:1. Sehr ärgerlich für Nancy, das vor 14’464 Zuschauern praktisch ohne Gegenwehr spielte und trotzdem nicht mit einem Sieg in die Saison starten konnte.


Preston North End – Liverpool FC (19.07.14)

Bevor man die Insel aber definitiv verlassen wird, sollte es noch nach Manchester gehen, da das Flugzeug in die wohlverdienten Ferien nach Lissabon erst am Sonntagabend abheben wird. Somit noch genug Zeit für ein letztes Testspiel. Mit dem Besuch im Deepdale von Preston, dem ersten Meister des Landes, der an diesem Samstag die Reds aus Liverpool empfängt, ein würdiger Abschluss für den sechswöchigen Besuch im Vereinigten Königreich.

Per Zug sollte man am frühen Morgen in Richtung Manchester abfahren, doch oh Schreck, unsere Fahrt wurde kurzfristig annulliert. Grund dafür soll ein Blitzeinschlag in eine der Zugeinrichtungen gewesen sein. So hiess es sich also selbstständig zu machen und eine andere Verbindung zu suchen, was dann zum Glück leichter fiel als zuerst gedacht. Wenig später ging es also doch noch in die Stadt im Nordwesten Englands, lediglich in Darlington musste zusätzlich umgestiegen werden. Die Fahrt vorbei am Stadion von Huddersfield insgesamt recht kurzweilig, vielleicht auch deswegen, weil ich die meiste Zeit geschlafen habe. In Manchester dann erstmal die Koffer im Zimmer abgestellt und bei strömendem Regen etwas die Stadt erkundet, wobei man nach kurzer Zeit in ein Shoppingcenter steuerte, wo man etwas zu essen suchte. Gar nicht so einfach, zum Schluss dann aber gestärkt wieder aus dem Irrgarten von Geschäften getreten und zu Fuss in Richtung Bahnhof gelaufen. Auf dem Weg dorthin noch ordentlich nass geworden, ehe man in den Zug in Richtung Lancashire stieg. Vierzig Minuten später Preston erreicht und auch das Wetter wieder ein bisschen besser, also gings per Fuss auf zum Stadion, welches vom Bahnhof in einer knappen halben Stunde zu erreichen ist.

Dieses dann gut gefüllt mit 17’488 Zuschauern, davon knapp 5’000 Gäste. Auch unsere Plätze auf der Gegentribüne recht zentral sogar mit Sitzpolster wissen zu gefallen, lediglich meine Kamera spinnt noch immer und so gibts auch dieses Mal nur Handyfotos. Das Spiel dann zum Gähnen, Liverpool trotz Rickie Lambert (mag den Typen) erschreckend harmlos und anfällig. Ab und an zwar recht guter Support auf Seiten der Gäste, spätestens nach dem 1:0 in der 45. Minute durch Josh Brownhill, der nach einer Ecke den Ball über die Linie drückt, verstummt aber auch dieser. Der zweite Abschnitt vermag dann schon besser zu gefallen, denn Liverpool dreht die Partie durch Tore von Suso (74.) und Kristoph Peterson (77.) und gewinnt schlussendlich noch glücklich mit 1:2. Das Stadion gefällt mir persönlich noch recht gut, klar ein Neubau, aber durch den kompakten Baustil und die gute Sicht sicher einer der besseren in England.

Nach dem Spiel war Zurücklaufen angesagt, zusammen mit Zehntausenden Fans; dementsprechend lange brauchte man für den Rückweg. Irgendwann hatte man aber auch diesen bewältigt und landete beim KFC, wo zu Abend gespeist wurde. Danach mit dem Zug vorbei am Stadion von Wigan Athletic wieder zurück nach Manchester, wo man trotz Wetterbesserung beschloss, das Zimmer aufzusuchen, da man nach insgesamt vier Stunden Zugfahrt und einer Stunde Fussmarsch doch recht entkräftet ist. Dort liest man im Liveticker mit, wie sich der FCSG in der letzten Minute des Spiels noch den 2:2 Ausgleichstreffer fängt. Typisch, elende Dilettanten! Trotzdem Danke England, schön wars! Bis im Dezember!