Auf der Suche nach einem Montagstermin im polnischen Unterhaus stiess ich auf diesen Knüller im äussersten Osten von Tschechien. Mehr aus Jux liess ich eine kurze Mail an die Medienstelle vom FC Banik raus, die das Spiel seit Längerem als ausverkauft vermeldete. Als ein paar Minuten später die Bestätigung auf einen Sitzplatz im Postfach aufleuchtete, dachte ich erstmals ernsthaft darüber nach, die Heimreise neu zu arrangieren.

Kumpane Heeb zeigte erfreulicherweise Verständnis für meinen Glückstreffer. So liess ich den Heimflug verfallen und machte mich mit dem Zug in mehr als vier Stunden quer durch Polen in die Mährisch-Schlesische Region auf. Die Notizen zu den Spielberichten, das neuste „Tornados Spezial“ sowie die Streetart entlang der Schienen im Kohlepott um Katowice liessen die Zeit schnell vergehen.

Die drittgrösste Stadt des Landes gibt neben einem sehenswerten Platz im Zentrum erstaunlich wenig her. Früher als geplant bestieg ich das Tram für den Weg zum Stadion im Stadtteil Vitkovice. Obwohl das altehrwürdige Bazaly-Stadion weiterbesteht, überliessen die Tschechen die frühere Spielstätte der Natur und zogen aus unbekannten Gründen in die Arena mit Laufbahn am Stadtrand. Die Gegend rund um die Witkowitzer Eisenwerke macht keinen einladenden Eindruck und ist eher für das gleichnamige Eishockeyteam bekannt. Im Stadion wird von den Heimfans bereits vor Anpfiff der Puffer zu den rund zweihundert Gästen hin überschritten, es bleibt jedoch beim Androhen von physischer Gewalt. Interessant auch zu sehen, wie im selben Block die Wurfrollen für das Intro allesamt den Weg in den Gästeblock finden. Auch ansonsten scheint das Verhältnis der beiden Fanlager nicht das Beste zu sein, spielt die Heimkurve mit einer kleinen Choreografie doch auf den Zaunfahnenraub der wichtigen Exemplare von „Ultras Sparta“ und „Letensti“ vor zwei Monaten in Serbien anlässlich der Europa League an.

Auch die Gegengerade zeigte während der Partie eine Choreografie zum Thema „Wir haben es im Blut“, welche passend dazu mit Papptafeln die Wortadaption „Ostragen“ formten. Das eigentliche Stimmungszentrum hinter dem Heimtor präsentierte sich vor 14’212 Zuschauer sehr polnisch mit lautstarkem, durchstrukturiertem Programm. Viele Schals der befreundeten Nachbarn aus Kattowitz stützen diese Theorie. Trotz der schwachen Partie mit 0:1 Toren zugunsten der Hauptstädter sorgte das Fankonglomerat mit einer grossen Pyroshow zum Spielende für einen gelungenen Tourabschluss.

Nach meiner Rückkehr ins Stadtzentrum bestieg ich den Bus, der mich über die Nacht bis nach München brachte, ehe es von dort per Zug zurück in die Schweiz ging. Am späten Nachmittag erreichte der einzige Vertreter der Sektion Landweg nach neunzehn Stunden Heimweg schliesslich wieder sein Zuhause.