Eine zügige Bise lässt die Gischt der Irischen See weit über die Ufer treten. Die wenigen Spaziergänger, die nicht in einem Pub oder in einer Spielhalle Zuflucht gefunden haben, gehen zügigen Schrittes und haben ihre Kapuzen tief ins Gesicht gezogen.

Von einem «Pleasure Beach», wie es der gleichnamige Freizeitpark im Süden Blackpools verspricht, ist die Stadt zumindest Ende Dezember weit entfernt. Vielmehr stellt die Szenerie ein Abbild für den wirtschaftlichen Zerfall der 140’000-Einwohner-Gemeinde an der Westküste Englands dar, die innert wenigen Jahrzehnten von der einstigen Tourismushochburg zu einer den ärmsten Städten des Landes verkommen ist.

Ablenkung stiftet den Einheimischen nebst den erschreckend gut besuchten Spielsalons auch der lokale Blackpool FC, besonders seit Simon Sadler ihn 2019 aus den Fängen der Oyston-Familie befreit hat. Zuvor war der Klub über drei Dekaden erst von Familienoberhaupt Owen und nach dessen Schuldspruch in einem Vergewaltigungsfall von seiner Frau und schliesslich von ihrem Sohn mehr schlecht als recht geführt worden. In den Jahrzehnten bereicherte sich die Familie zudem mit rund 27 Millionen Pfund aus den Klubkassen.

Mut- und glücklose Hausherren

«It’s not bad, it just needs to be better», lautet das treffende Fazit eines Blackpool-Fans zur Halbzeitpause. Seine «Seasiders» zeigen gegen den Favoriten aus Sheffield, der sich anschickt in die Premier League zurückzukehren, das typische Spiel eines verunsicherten Teams im Tabellenkeller: kaum Kontrolle über das Mittelfeld, Fehler in den unpassendsten Momenten, stets einen Schritt zu spät und bemüht, aber doch glücklos. Auch in der Offensive agiert der abstiegsbedrohte Zweitligist vor 13’295 Zuschauern wenig zwingend und operiert stets mit (zu) langen Bällen.

Obschon für Blackpool das West-Lancashire-Derby gegen Preston North End noch mehr Zündstoff bietet, erreicht die Stimmung auch gegen die von 3500 Gästefans begleiteten Stahlstädter ein konstant gutes Niveau. Immer wieder liefern sich die Anhängerschaften auf der Nord- und der provisorischen Osttribüne – ein Überbleibsel aus der einzigen Premier-League-Saison 2010/11 – ein stimmliches Duell.

Derzeit müssen sich die «Tangerines» aber eher in Richtung Drittklassigkeit orientieren, glänzt bei Sheffield doch einmal mehr Iliman Ndiaye mit zwei Assists, was für Blackpool trotz des Anschlusstreffers eine 1:2-Niederlage zur Folge hat.