Zu Pfingsten plante ich eine kleine Tour, da dank dem freien Montag die Möglichkeit bestand, auch am Sonntag ein Spiel zu besuchen. Um Wettbewerbsverzerrung in den letzten Runden zu verhindern, werden jene jeweils früh terminiert. Dies gab mir die Möglichkeit, bereits anfangs März ein konkretes Programm auf die Beine zu stellen. Entschieden hatte ich mich für Deutschland, genauer gesagt für Nordrhein-Westfalen. Hier bot sich neben einem Besuch bei Fortuna Düsseldorf auch die Möglichkeit an, die Augsburger im letzten Spiel auswärts in Gladbach zu unterstützen. Bereits damals war klar, dass Augsburg eine der besten Spielzeiten ihrer noch jungen Bundesliga-Geschichte spielt. Und so hatten die Fuggerstädter bereits vor dem Spiel in Gladbach einen Platz in Europa auf sicher, die Frage war einzig, ob sie sich direkt für die Gruppenphase qualifizieren oder noch in die Qualifikation mussten.

So war die Vorfreude gross, als ich mich auf den Weg zum Flughafen Zürich machte. Auf dem Weg traf ich noch auf einige St. Galler, die ebenfalls auf „Bundesliga-Tournee“ gingen. Vor dem Abflug schlossen Begleiter Sergio und ich noch Wetten bezüglich der Endtabelle ab, wobei im Nachhinein gesagt werden muss, dass Sergie das ganze Tabellenende mitsamt Absteiger auf den Rang genau voraus gesagt hatte. St. Galler Expertenrunde!

Eine knappe Stunde später landete die Maschine pünktlich in Köln, wo wir uns sich nach einem Zwischenstopp im Hotel sogleich wieder nach Mönchengladbach verabschiedete. Der Anpfiff sollte zwar erst um 15.30 Uhr erfolgen, vorher wollte wir aber noch Groundspotting betreiben, wenn wir schon einmal im Fussballmekka Deutschlands zu Gast sind.

Kurz vor der Mittagszeit trafen wir in Rheydt ein, dem Stadtteil von Mönchengladbach, der am nächsten beim Stadion liegt und dementsprechend von allen Fans angesteuert wird. Für uns ging es zuerst in Richtung Stadtzentrum, wo wir nach einer Viertelstunde vor den Toren des RSV-Stadions standen. Dieses fasst mit 20’000 Plätzen heute noch die Hälfte der ursprünglichen Kapazität, die weiterhin grösstenteils zu Lasten der imposanten Stehränge auf den drei Seiten geht. Die Anlage war wie befürchtet verschlossen, zumindest ich liess mich davon aber nicht abhalten und wenige Zeit später konnte ich meinem draussen gebliebenen Kumpanen dieses Panoramabild der wunderschönen Spielstätte unter die Nase reiben. Ganz toll die Anlage; vor allem die vor sich hin gammelnden Stehränge versprühen besonderes Flair!

Gegenüber liegt mit dem Grenzlandstadion eine weitere Spielstätte, die zwar nicht so pompös daherkommt aber in der kommenden Saison immerhin Schauplatz von Profifussball sein könnte. Dann nämlich, wenn sich die Zweitvertretung der Borussia in der Relegation gegen die Zweite von Werder Bremen durchsetzt. Der Vollständigkeit halber hier natürlich auch ein Bild dieser Spielstätte. Im Anschluss ging es zurück zum Bahnhof, wo wenig später der Sonderzug aus Süddeutschland einfuhr. Kaum in die heutzutage allgegenwärtigen Sonderbusse verfrachtet, ging es auch schon los in Richtung niederländische Grenze, wo der Neubau steht.

Auf beiden Seiten gab es als Intro eine Choreografie zu sehen, wobei jene auf Augsburger Seite von Rauch in den Vereinsfarben untermalt wurde. In der Nordkurve erstrahlte ein grosses Transparent mit einem Fahnenmeer. Allgemein hatten stimmungstechnisch beide Anhängerschaften schon schlechtere Auftritte, wobei neben einer lautstarken Heimkurve bei den Gästen vor allem nach dem genialen Spielverlauf der Lärmpegel im mit 54’010 Zuschauern ausverkauften Borussia-Park deutlich stieg. Aus dem Augsburger Kollektiv ist besonders Endloskämpfer Tobias Werner herauszuheben, Abdul Rahman Baba sowie Bayern-Leihgabe Pierre-Emile Hojbjerg.

Letzterer war es dann auch, der den FCA nach der Heimführung durch Ex-Zürcher Raffael mit seinem Traumtor eine Viertelstunde vor Schluss wieder zurück ins Spiel brachte. Sein Weitschuss bedeutete für die Hausherren der Anfang vom Ende, für die Rot-Grün-Weissen der Beginn einer eindrucksvollen Kür zum Saisonende. Mit einem Unentschieden waren alle Augsburger vor Ort zufrieden ausser die elf Akteure auf dem Platz. Und so kam die 77. Minute, in der Tim Matavz nach einer Flanke per Kopf präzise ins weite Eck zum 1:2 traft. Doch damit war es noch nicht vorbei. Bange Minuten folgten, ehe der eingewechselte Routinier Sascha Mölders in der Nachspielzeit einen Konter mit einem herrlichen Lob ins Glück zum 1:3 alles klar machte. Kollektive Ekstase im Gästeblock und kurz darauf folgte der Schlusspfiff. Dann folgte ein letzter Paukenschlag. Der HSV spielt in der Relegation, nachdem sie Schalke geschlagen haben. Damit klettern die Augsburger auf Platz fünf, was die direkte Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League bedeutet.

„In Europa kennt uns keine Sau“ hallte es im Anschluss in den Momenten durch den Borussia-Park, in welchen die Heimkurve nicht lautstark die Champions-League-Qualifikation oder ihre Abgänge feierte. Ein gelungener Tag mit einem Spiel und einer Saison, die aus Sicht der Augsburger kaum besser hätte laufen können. Mögen die Puppen siegreich durch Europa tanzen…