Der Anfang des neuen Jahres erinnert mich an meine Anfänge als fussballbegeisterter Jugendlicher, als ich meinen Vater während eines Städtetrips nach London zu einem Pokalspiel zu überreden vermochte. Brentford, damals Drittligist, duellierte sich an einem Dienstagabend mit Crawley Town. Das Ticket kostete fünf Pfund und die wenigen tausend Fans konnten sich auf den Tribünen des Griffin Park frei bewegen. Über zwölf Jahre später hat sich im Westen der englischen Hauptstadt viel verändert: Der Klub spielt mittlerweile in der obersten Liga und besitzt ein neues Stadion sowie ein abstrahiertes Logo. Der Einlass kostet inzwischen das Zehnfache, die Einlassberechtigung gibt es nur noch digital. Die Verpflegung für in der Halbzeitpause können die Fans am Bildschirm vorbestellen. Vor Anpfiff sorgt Live-Musik in den Gängen des Stadions für Unterhaltung, während auf dem Bildschirm Werbung zur Serie «Squid Game» läuft und auf den Rängen eine Lichtshow – unterlegt von lauten Bässen – die Zuschauer blendet. Einzig die abrupt abfallenden Ecken der Hintertortribünen, bedingt durch die dahinterliegende Bahnlinie, und der grosse Safe-Standing-Bereich verleihen dem Stadion eine gewisse Charakteristik.
Immerhin ist das kurzweilige Treiben auf dem Rasen nach dem Abnützungskampf am Vortag in Scunthorpe eine Wohltat für die Augen. Brentford erzielt entgegen dem Spielverlauf früh die Führung, findet im Anschluss immer besser in die Partie und muss dennoch vor dem Seitenwechsel den Ausgleich hinnehmen. Nach der Pause sorgen die Gunners mit einem Doppelschlag vor 17‘190 Zuschauern früh für klare Verhältnisse. Am 1:3 aus Sicht der couragiert auftretenden Gastgeber ändert auch ein etwas verzweifelt wirkender Vierfachwechsel zum Anbruch der Schlussphase nichts mehr. Mit dem Besuch in der neuen Heimat der «Bees» komplettiere ich abermals die Premier League – zumindest bis im Sommer mit dem Goodison Park das nächste historische Stadion vom englischen Erdboden verschwindet.