„When a man is tired of London, he is tired of life.“ Dies sagte bereits der englische Gelehrte Samuel Johnson und irgendwie hatte er mit seiner Aussage auch recht. Einmal mehr sollte es nämlich auf die Insel gehen. Dieses Mal aber etwas länger als gewöhnlich, um gemeinsam mit Freunden meinen Geburtstag und den Silvester mit ein paar Fussballspielen zu verbinden. Gebucht wurde das Ganze bereits im Juli, um wenigstens noch ein bisschen billiger zu kommen als die normalen Flugpreise zu dieser Zeit im Jahr. Meine Begleitung für diese Reise spielten Andreas und Marty sowie mein Namensgenosse, den ich von nun an Andrin zwei nennen werde um Missverständnisse vorzubeugen. Am Weihnachtstag traten wir die Anreise aber nur zu dritt an, da mein „Alter Ego“ aus persönlichen Gründen erst einen Tag später anreisen sollte. Für uns kein Problem und da wir drei allesamt aus der gleichen Ecke der Stadt kommen traf man sich bereits zur früher Stunde im gleichen Bus an. Am Bahnhof angekommen wurde auf den Zug umgestiegen, der uns wie gewohnt an den Flughafen Zürich chauffierte. Dank dem Online-Check-In vom Vorabend konnten wir uns die lange Schlange ersparen und relativ schnell wurde man durch die Sicherheitskontrolle geschleust und ehe man sich versah sass man bereits im Flugzeug Richtung Frankfurt. Dort sollte dann die erste heikle Situation auf uns warten, da wir zum Umsteigen relativ wenig Zeit hatten.

Doch all die Sorgen hatte man sich umsonst gemacht, der Flieger wurde ohne Probleme noch rechtzeitig erreicht und mit Bordcrew im Santa-Outfit ging es in Richtung englische Hauptstadt. Da am Weihnachtstag die Metro in London nicht in Betrieb ist, hatte ich uns drei bereits im Voraus drei begehrte Plätze im „Coach“ des NationalExpress reserviert. Diese armen Kerle mussten heute arbeiten, um all die vielen Touristen ins Stadtzentrum zu bringen. Naja, der Umsatz an diesem Weihnachtstag wird nicht zu klein ausgefallen sein!

Im Zentrum angekommen wurde erst mal etwas gegessen, ehe man per UBER-Taxi für einen fairen Preis vor das Hotel chauffiert wurde. Wer UBER noch nicht kennt muss die Applikation unbedingt herunterladen. Absolut empfehlenswert! Nachdem man sich im Zimmer einigermassen eingerichtet hatte ging es auf Restaurantsuche und man gab einem türkischen Gasthaus den Zuschlag. Super Essen, nette Leute, die einem sogar noch „Schöne Weihnachten“ gewünscht hatten. Soviel zur Toleranz in dieser Multi-Kulti-Metropole…

Am nächsten Tag relativ früh aufgestanden ging es zur nahe gelegenen Zugstation, um von dort aus zum Hauptbahnhof zu gelangen, von wo aus unser eigentlicher Zug nach Brighton abfahren sollte. Ein paar Herren nehmen es da aber über die Festtage nicht so ernst mit der Arbeit und so stand man vor einem geschlossenen Bahnhof. Na toll! Zum Glück ist auch die nächste Metrostation nicht allzu weit entfernt gewesen und dort wurde sogar gearbeitet, sodass wir drei ein paar Minuten später in der Metro in Richtung Innenstadt sassen. Am Bahnhof Victoria gings raus und der Zug stand bereits am Perron und nach einer Stunde ereignisloser Fahrt erreichte man die Stadt am Meer. Obwohl, so ganz ereignislos war die Fahrt eben doch nicht. Da war nämlich ein/-e Transsexuelle/-r, die sich von allen im Zugabteil belästigt fühlte und manchen blöden Kommentar von sich gab. Aber egal, ich verschone euch jetzt mit Details. Manchmal ist es eben genau die grosse Bühne, welche solche Leute suchen. Aber heute steh ja ich im Mittelpunkt, schliesslich habe ich Geburtstag! Und so ein Tag in Brighton war genau dass, was ich mir gewünscht hatte. Nach einem guten Essen ging es an den schönen Strand und auf den für diese Gegend typischen Pier, wo man ein wenig verweilte. Brighton gefällt mir auch nach dem dritten Mal genau so wie beim ersten Besuch. Heute war aber Boxing Day und da darf ein Fussballspiel der Albions nicht fehlen und auf dieses freute ich mich besonders, schliesslich wurde die Heimstätte der Seagulls vor einiger Zeit zum schönsten und modernsten Stadion Englands gewählt. Und allgemein, was gibt es Schöneres als englischen Fussball zum Geburtstag?

Das Amex Stadium liegt ausserhalb der Stadt und ist durch Sonderzüge in wenigen Minuten zu erreichen. Die Fahrt mit diesen Zügen ist im Ticket inbegriffen, trotzdem finde ich den Eintrittspreis von 42 Pfund (65 Franken) eher genug. Immerhin waren unsere Plätze für diesen Preis mit Sitzpolster versehen und Wi-Fi stand einem auch im ganzen Stadion gratis zur Verfügung. Sobald man in den Himmel schaut merkt man dann auch wieso auf dem Logo der Blau-Weissen eine Möwe prangt, schliesslich fliegen andauernd dutzende solche Meeresvögel über das Stadiondach.

Einziger Schwachpunkt war vielleicht das recht typische Wetter, denn es regnete und windete bereits vor Anpfiff stark. So war man froh als die Fans endlich ihre Hymne anstimmten und diese dann auch lautstark zum Besten gaben und der Kick endlich angepfiffen wurde. Und Tor! 0:1 Reading. Was, wie bitte? Genau, nach weniger als einer Minute fand die Kugel bereits den Weg ins Tor der verdatterten Heimmannschaft. Die Gästeanhänger freute es und auch dem Torschützen Glenn Murray war herzlich egal, dass Brighton noch nicht bereit und mental wohl eher noch beim gestrigen Weihnachtsessen war. Trotzdem, das Tor zählte und auch in der Folge waren es die Gäste aus Reading, die das Spiel an sich rissen. In der 26. Minute doppelten sie nach und der Treffer zum 0:2 erzielte erneut Glenn Murray, welcher ausgerechnet früher für die Südengländer gespielt hatte. Ein ziemlicher Schock für alle 26’173 Zuschauer im Stadion und auch Interimstrainer Nathan Jones, welcher Sami Hyypiä beerbte wird sich gefragt haben, was hier wohl vor sich geht.

Doch anstatt den Kopf hängen zu lassen griffen die Hausherren in der Folge mehr an und kamen zu einigen guten Chancen und in der 41. Minute durch Jake Forster-Caskey folgerichtig zum 1:2 Anschlusstreffer. Dieses Tor darf man als Wendepunkt in der Partie ansehen, denn danach spielt nur noch Brighton. Verkehrte Welt! Angepeitscht von den Fans drückten sie auf den Ausgleich, doch bis kurz vor Schluss schien ein Fallrückzieher an den Pfosten die beste Ausgleichschance gewesen zu sein. Doch bekanntlich ist ein Spiel erst fertig, wenn der Schiedsrichter abpfeift und Brighton schaffte in der 90. Minute tatsächlich noch den verdienten 2:2 Ausgleich durch Inigo Calderon und revanchiert sich so für das frühe Gegentor. Die Hütte stand jetzt natürlich Kopf und in solchen Momenten wird einem bewusst, wie viel stimmungstechnisch auf der Insel eigentlich möglich wär. Schade!

Nach Partie ging es auf direktem Weg wieder zurück nach London, wo man noch den Vierten im Bunde aufgabelte und dann gemeinsam meinen Geburtstag feierte. Über den genauen Ablauf des Abend breite ich jetzt einmal grosszügig den Mantel des Schweigens 😉