Die Phrase „unverhofft kommt oft“ sieht sich einmal mehr bestätigt. Vor zwei Tagen wies mich die Security am Eingang dieses Stadions aufgrund eines Geisterspiels ab. Heute hingegen war es ein Leichtes, Karten direkt am Schalter vor den Eingangstoren zu erwerben. Ursprünglich hatte ich mir für den heutigen Samstag aber zum Ziel gesetzt, nach Debrecen zu reisen. Die zweitgrösste Stadt Ungarns ist momentan nämlich das sportliche Exil vom Diosgyöri VTK.

Habe ich in diesen wenigen Zeilen bereits für Verwirrung gesorgt? Keine Angst, mir ging es anfänglich genauso, als ich für den finalen Check die Seite des ungarischen Fussballverbandes aufrief. Tatsächlich tauschten Honved und Diosgyör einen Tag vor dem Spiel das Heimrecht ab! So brachte mich der Verband zwar um die Partie von Diosgyör in Debrecen, ermöglicht es mir aber, dort ein Spiel zu sehen, wo es vor zwei Tagen nicht klappte. Der Grund für den Abtausch lag übrigens an einem Festival im Stadion von Debrecen.

So dauerte die heutige Zugfahrt wesentlich weniger lang und führte mich in den Budapester Vorort Kispest. Hier wartete mit dem Bozsik-Stadion eine echte Prachtsbaute auf mich: Einzig die in die Jahre gekommene Haupttribüne ist überdacht. Die meisten Zuschauer finden sich am heutigen Abend aber in den jeweiligen Fansektoren schräg hinter den Toren ein. Vor allem aus Diosgyör ist eine stattliche Menge mitgereist. Im Heimblock präsentiert sich der Support sowie die Zaunfahnen stark englisch geprägt. Während ich ihnen lediglich einen durchzogenen Auftritt attestieren kann, gibt es für den Anhang von Diosgyör heute gute Noten von mir mit auf die Heimreise.

Auf dem Rasen sah es nach der Egalisierung der Gästeführung sowie einem Freistosstor lange Zeit nach einem Heimsieg des amtierenden Meisters aus. Bis in die Nachspielzeit, ehe nach einem vermeintlich geklärten Eckball ein Gästeakteur aus der Distanz Mass nahm und per Direktabnahme sehenswert zum 2:2 traf. Ein Grossteil der 2’650 Zuschauer war damit sichtlich bedient und dem einen oder anderen blieb wohl das Zwiebelbrötchen, das hier sehr beliebt zu sein scheint, mitten im Hals stecken.

Nach dem furiosen Spielende machte ich mich auf den Weg zurück zum kleinen Bahnhof. Während ich dort auf den Zug warte, werde ich Zeuge einer Auseinandersetzung. Vier Heimfans greifen zwei Gästefans an, die etwas zu offensichtlich die Farben des Gegners tragen. Spätestens nach dem Griff zu den Steinen aus dem Bahntrassee wird mir unwohl. Die beiden Gästefans flüchten sich über die Gleise in eine Seitenstrasse und damit beruhigt sich die Situation. Die Honved-Fans steigen im Anschluss in den gleichen Zug wie ich und einer der Angreifer hilft zwei Stationen später einer Mutter mit Kinderwagen ganz freundlich beim Aussteigen. Ach Fussball, was machst du nur mit uns?