Das Auswärtsspiel des Tabellenführers Brescia beim Schlusslicht Padova liess sich zeitlich ideal mit der Heimkehr aus Jordanien verbinden. So verabschiedete ich mich am Bahnhof von Bergamo in Richtung Osten, während Flavio die beruflichen Verpflichtungen zur Heimkehr in die Schweiz veranlassten.

Mit dem Zug sind für die Fahrt bis in die Region Veneto zwei Stunden einzuberechnen. Da ich in Brescia umsteigen musste, hatte ich gehofft, bis nach Padova einige Köpfe der lokalen Fanszene unter die Lupe nehmen zu können. Der Gästetross gab jedoch vorab bekannt mittels „Pullman“ anzureisen, sodass ich nur wenige Bresciani erspähte.

Am Zielort angekommen, blieb lediglich Zeit um das Gepäck in der Unterkunft abzuladen, ehe ich mit dem Bus zum Stadion fuhr. Wobei diese Aussage nur bedingt zutrifft, denn der einzige Bus in die richtige Richtung hat seine Haltestelle rund eineinhalb Kilometer vom Stadion Euganeo entfernt. Dieses verdankt seinen Namen den euganeischen Hügeln, wobei davon der erste Buchstabe stumm bleibt. Dank der zahlreichen Gäste aus Brescia wirkte die Schüssel für einmal nicht so überdimensioniert, wie im sonstigen Ligaalltag der Serie B. Bis zum Anpfiff sind es 8’053 Zuschauer, wovon ein Grossteil zu Beginn einem verstorbenen Padova-Ultra gedenkt. Die Heimkurve finden sich auf der Gegentribüne und weist britische Einflüsse auf. Damit sind nicht nur die Zaunfahnen im Stile des Georgkreuzes gemeint, sondern auch die Fangesänge, beispielsweise in der Melodie von „God save the Queen“. Trotz der misslichen Tabellenlage zeigte sie mit einigen Abstrichen überraschend lautstarken Support. Die Gäste konnten meine hohe Erwartungshaltung nicht vollständig erfüllen. Für die Menge und die Erfolgswelle, auf der die Norditaliener derzeit reiten, war der Auftritt zu verhalten. Es sei allerdings auch gesagt, dass es sich um einen Wochentag handelte und ich weit entfernt auf der Haupttribüne sass.

Auf sportlicher Ebene erzielte der absolute Underdog nach torlosen 45 Minuten mittels Eckball die überraschende Führung. Wie oftmals in der Krise fingen sich die Rot-Weissen in der Schlussviertelstunde doch noch den 1:1-Ausgleich. Der herrliche Schlenzer veranlasste die mitgereisten Tifosi aus Brescia zu einer kleineren Pyroshow. Im Anschluss an das Spiel stand mir ein Heimweg von fünf Kilometern bevor, denn natürlich fuhr kein Bus mehr ins Stadtzentrum. In einer guten Stunde bahnte ich mir mittels Google Maps genervt den Weg zurück zur Unterkunft.

Am Mittwoch blieb mir genug Zeit, um bei Sonnenschein durch die erstaunlich schöne Innenstadt von Padova zu schlendern und das obligate Haselnusseis zu geniessen. Nach dem Mittag begab ich mich schliesslich auf die lange Zugfahrt zurück nach St. Gallen. Gelungene Tage!