«Meritiamo rispetto» steht auf einem Banner, das über der Trennscheibe zur Gegentribüne hängt. Die Forderung der Casertana-Fans ist kurz und unmissverständlich. Die Mannschaft zollt ihnen in den folgenden 90 Minuten tatsächlich Respekt – mit einem für den bisherigen Saisonverlauf äusserst engagierten Auftritt. Auf den Rängen lassen sich die Anhänger davon anstecken und unterstützen ihre rot-blauen Falken – gemeinsam mit befreundeten Vertretern aus der Curva Nord Terni – ausdauernd und lautstark.

Vor dem Anpfiff sah die Lage noch weniger verheissungsvoll aus als die Aussicht von der Haupttribüne des Stadio Alberto Pinto, hinter der sich Hügel und Steinbrüche erheben, von der Abendsonne in warmes Licht getaucht. Als 17. der Tabelle gingen die Gastgeber gegen das drittplatzierte Crotone nicht nur mit der Aussenseiterrolle ins Spiel, sondern auch mit dem Druck, unbedingt gewinnen zu müssen, um der Relegation zur Serie D zu entgehen. Selbst dann wäre man jedoch auf Ausrutscher des direkten Konkurrenten aus Foggia in den verbleibenden zwei Runden angewiesen gewesen.

So gelang dem Team aus Caserta – nach einer bis dahin bescheidenen Saison – mit einem 2:0-Heimsieg vor 1’200 Zuschauern ein unerwarteter Erfolg. Mit zehn Punkten aus den abschliessenden fünf Partien sicherte sich Casertana später übrigens tatsächlich noch den direkten Klassenerhalt. Weniger grundlegend war das vorletzte Saisonspiel vor den Playoffs für Crotone, weshalb aus Kalabrien nur eine kleine Abordnung den weiten Weg von der Sohle des Stiefels antrat.

Abseits des Stadions lohnt sich in Caserta vor allem ein Abstecher zum «Reggia di Caserta» – einem der grössten Paläste Europas. Mit seinen 1’217 Zimmern und dem drei Kilometer langen Barockgarten zählt er zum UNESCO-Welterbe. Ansonsten sind die Sehenswürdigkeiten in der 70’000-Einwohner-Stadt nördlich von Neapel eher rar gesät, und der Ort passte schlicht gut in die Route der Durchreise. Nächstes Ziel war die unbekannte Region Molise, wo ein Spielbesuch jedoch leider ausfiel. Wenige Stunden vor Anpfiff des verheissungsvollen Duells gegen Perugia, während ich durch die steilen Gassen der Altstadt von Campobasso ging, kam die Nachricht: Spielabsage – der Papst war gestorben.