SV Wiesbaden – SpVgg Oberrad (07.03.15)

Da der Anpfiff zum Heimspiel des FSV Mainz 05 erst um 18:30 Uhr erfolgte, blieb Zeit für ein zweites Spiel und eine Portion „ursprünglicheren“ Fussball. Sowohl Wehen Wiesbaden wie auch die Mainzer Zweitvertretung und so entschieden sich mein Begleiter Jens und ich für die Oberligapartie des SV Wiesbaden. Eine Entscheidung, die ich im Nachhinein – trotz der tiefen Spielklasse – nicht bereuen sollte.

Über Basel erreichten wir gegen Mittag Frankfurt, wo genug Zeit blieb, um durch die Stadt zu schlendern und sich der Nahrungsaufnahme zu widmen, ehe wir die S-Bahn nach Wiesbaden bestiegen. Vom Bahnhof in Wiesbaden aus sollte unweit der Helmut-Schön-Sportpark zu finden sein, doch der Autor dieser Zeilen liess sich von der Karte trügen und so war es eine Viertelstunde zügiger Fussmarsch, denn wir hinter uns bringen mussten, um rechtzeitig vor Ort zu sein. An den heutigen Austragungsort grenzt die Brita Arena an, ihrerseits karge Heimstätte des Drittligisten Wehen Wiesbaden. Da weiss der nach dem erfolgreichsten Trainer der deutschen Nationalmannschaft benannte Sportpark mit seinem Flair viel eher zu gefallen. Neben der kleinen Tribüne mit roten Sitzschalen sind auf der Gegengerade alte Holzbänke und auf der Seite Stehstufen mit Wellenbrechern zu finden, an denen der Zahn der Zeit nagt – genau sowas wünschen sich Fussballromantiker wie ich.

Eine Oma, die dir deine Eintrittskarte mit einem Lächeln in die Hand drückt und nach dem Spiel wohl die Trikots der Spieler waschen wird, ein volksnaher Verein, der seinen Trainer auch nach der dritten Niederlage in Folge nicht zum Teufel jagt. Ein Publikum, das sich aus Junioren und älteren Semestern zusammensetzt. Jene tragen meist eine Sonnenbrille und sitzen in lässiger Haltung auf der Tribüne: das beste Rezept, um den Kater vom Vorabend auszubaden.

Auch wir nahmen auf einer der roten Sitzschalen Platz und kaum abgesessen stiess mich Jens an und sagte: „Schau, da kommt Walter Frosch!“ Und wäre die Pauli-Legende, dessen Weltanschauung mir gefallen hatte, nicht vor mehr als einem Jahr verstorben, hätte ich wirklich geglaubt, er sei es. Ein Abbild des „Zigaretten-Mannes“. Eines seiner kultigen Interview findet ihr hier.

Gespielt wurde übrigens auch noch! Die Partie der fünftklassigen Hessenliga lockte an diesem milden Märznachmittag 351 Zuschauer an. Die Hausherren eröffneten bereits nach vier Spielminuten das Score, die weiteren Tore zum klaren 4:1-Heimsieg folgten allesamt nach der Pause, in der Jens und ich eine schmackhafte Currywurst genossen.


Neuchâtel Xamax II - FC Boudry II

Bevor es an einem Wochenende einmal mehr ins Ausland gehen sollte, waren noch einige Partien in der Heimat unter der Woche geplant. Die Absage des Cupspiels und ein Spiel in Yverdon auf dem Nebenplatz, dass ich mir dann nicht gönnte, funkten aber etwas in die Planung, mit der Partie am Freitagabend in Neuchâtel klappte es aber, da es sich beim Hauptplatz um einen Kunstrasen handelt. So ging es also in altbekannter Manier nach der Arbeit auf den nächsten Zug in Richtung Neuenburg. Sportlich gesehen erwartete ich natürlich nicht allzu viel bei diesem Testspiel zweier „Reserveteams“, zumal ich von der Existenz der Gästemannschaft bis zum heutigen Tage nicht einmal gewusst hatte. Grund genug, hier kurz mal ein bisschen nachzuhelfen: Die Gemeinde Boudry zählt heute knapp fünftausend Einwohner und liegt leicht erhöht im Areusetal. Bekanntester Sohn des Dorfes ist laut Wikipedia übrigens Philippe Suchard, der vor bald 200 Jahren die gleichnamige Schweizer Schokoladenmarke ins Leben gerufen hatte.

Das Dargebotene auf dem Platz ist schnell erzählt. Das Heimteam kam nach wenigen Minuten zum 1:0 Führungstreffer und ich dachte bereits, dass nun das Schützenfest beginnt, da ich die Hausherren als viel stärker einschätzte als die mir unbekannte Gäste. Aber wie besagt das englische Sprichwort doch so schön? „Don’t judge a book by it’s cover.“ Und so war es dann auch tatsächlich, Boudry wehrte sich nach Kräften, es blieb aber beim knappen Heimerfolg für die Neuenburger in diesem Testspiel. Die Zweitvertretung und die Jugendabteilung der Gäste spielt übrigens auch teilweise unter dem Namen „Team Littoral“, wie mir aufgefallen ist. Von der Qualität her habe ich auch schon schlechtere Testspiele gesehen, klar gab es aber auch hier misslungene Aktionen und Missverständnisse, für einmal konnte man diese aber (grösstenteils) den, aufgrund der Kälte, noch immer nicht ganz intakten Körperpartien zuschieben.

Neben dem Platz erbrachten vor allem die 30 Zuschauer Höchstleistungen, musste man nämlich eisigen Temperaturen trotzen, wollte man sich das Spiel ansehen. Ich meinerseits hatte natürlich wieder einmal meine Handschuhe vergessen. Naja selbst schuld, aber wenn bei einem Testspiel unter diesen Umständen eine ganze Viertelstunde Pause gemacht wird, hätte ich schon erwartet, dass den wenigen Zuschauern wenigstens warmen Tee serviert wird… 😉

Nach dem Spiel bei der Zweitmannschaft in Neuenburg, dessen erste Mannschaft übrigens meiner Meinung nach in der nächsten Saison wieder Profifussball spielen wird, fuhr der Bus zum Bahnhof und ich mit ihm, wo bereits der Zug nach Lausanne bereitstand und ich nach der Heimfahrt gegen elf Uhr die Wohnungstür nach einem weiteren neuen Ground in der Schweiz aufschloss.


Espanyol Barcelona - Cordoba CF

Verschneite Landschaften im Hochjura, kalte Busfahrten in Ostfrankreich – meine letzten Berichte waren geprägt vom Wintereinbruch. Zur Abwechslung folgt nun ein Bericht aus der Wärme, denn kurzfristig zog es mich nach Barcelona. Hier auf der iberischen Halbinsel wartete nebst hohen Temperaturen auch eine Partie der Primera Division auf mich.

Dank einigen paar Überstunden nahm ich die SWISS-Maschine am Freitagmittag. Diese war kaum gefüllt, sodass ich auf beiden Flügen eine Sitzreihe für mich allein hatte. Da der Anpfiff für das Heimspiel von Espanyol erst am späten Abend erfolgte, blieb mir viel Zeit, um durch die Rambla zu schlendern und am Meer die Sonnenstrahlen zu geniessen.

Auch an der Sagrada Familia kam ich auf meinem Streifzug vorbei. Die Kirche ist ein imposantes Bauwerk und weiter Sinnbild für Spanien. So scheint das Potenzial mit den vielen gut qualifizierten Studenten durchaus vorhanden, trotzdem fehlt es dem Land an einer klaren Strategie, um aus der wirtschaftlichen Misere die richtigen Schlüsse zu ziehen. Diese Situation führt zu inländischen Spannungen, und so pochen die Katalanen – als wirtschaftliches Zugpferd des Landes – auf die Unabhängigkeit. Meiner Meinung deckt sich mit jener vom restlichen Spanien: dieses sture Pochen auf Unabhängigkeit ist keine gute Idee.

Wieder zurück nach Barcelona, das ja mit Güell, Gaudì und Miró einen grossen Beitrag an die verrückte und vielfältige Künstlerwelt Spaniens beiträgt. Als bereits die Dunkelheit hereinbrach machte ich mich auf zum Plaça d’Espanya. Von hier sollte die Metro praktisch bis vor das Stadion von Espanyol fahren, das am westlichen Stadtrand liegt. An der Haltestelle angekommen, wollte niemand etwas von der Verbindung auf meinem Handy wissen. Schlussendlich stellte sich heraus, dass es sich bei der Verbindung um eine Regionalbahn handelte. So liess ich mir von einem jungen Typen den Weg weisen lassen und fand den Zug, der bereits zur Abfahrt bereitstand. Eine gefühlte Viertelstunde später dieser aber immer noch nicht abgefahren, die einheimischen Passagiere machten aber keine Anstalten, die etwas Ungewöhnliches vermuten liessen. Von meinem Platz aus genoss ich ideale Sicht auf die Anzeigetafel. Der Spanier macht es sich bei Verspätungen einfach und ändert schlicht die Abfahrtszeit auf der Anzeige, sodass die Bahn  theoretisch gesehen zu der Zeit abfährt, die auf der Anzeige steht.

Am Stadion angekommen, stellte ich mich in die Schlange, um ein Ticket für einen fairen Preis zu kaufen. Gegenüber liegt die Trainingsstätte von Espanyol, die ebenfalls über eine grosse Tribüne verfügt. Zurück zum eigentlichen Stadion, das zwei Ränge hat und mich stark an das Stadion in Lille erinnert, wo ich letzten Monat zu Gast war. Mit 17’128 Zuschauern waren die Tribünen nur knapp zur Hälfte gefüllt, unter ihnen hundert Anhänger aus Andalusien. Die „tiefen“ Zuschauerzahlen sind verständlich, da Espanyol in der Stadt keine grosse Rolle spielt. Dennoch ist es bemerkenswert, dass sich Fans finden, die grösstenteils auf Erfolge verzichten und nicht einfach zum FC Barcelona rennen. Zu meiner Überraschung gab es auf der Heimseite gar ansprechenden Support, wobei zwei Fangruppen für Stimmung sorgten. Die Gästefans hatten ausser ein paar Rufen heute Abend nichts zu melden.

Auf dem Platz zeigten die beiden Mannschaften eine ansprechende Partie, der die Qualität des spanischen Fussball anzumerken war. Espanyol hatte die besseren Torchancen, während Cordoba im Spielaufbau Schwächen offenbarte und nach einem Lattentreffer mit dem Schicksal haderte. So kam es, dass Espanyol kurz vor der Pause mit 1:0 in Führung ging. Nach dem Seitenwechsel zeigte sich ein ähnliches Bild, allerdings mit dem Unterschied, dass nun keine der Mannschaften den Ball im gegnerischen Tor unterbringen konnte. Espanyol stösst damit in der Tabelle auf den guten achten Platz vor, während es für die Andalusier am hinteren Ende der Tabelle düster aussieht.


Feyenoord Rotterdam - Excelsior Rotterdam

Anlässlich eines Kurzurlaubs in der holländischen Hauptstadt Amsterdam hatte ich mich ursprünglich für einen fussballerischen Abstecher nach Den Haag entschieden. Kurz vor der Abreise realisierte ich, dass am Sonntag das kleine Stadtderby in Rotterdam steigen würde und entschied ich mich um.

Die Leute, die bereits einmal bei Feyenoord gewesen sind, wissen, dass hier ohne Clubcard bei den attraktiveren Partien so ziemlich gar nichts geht. Meine Euphorie legte sich damit alsbald wieder, schätzte ich meine Chancen so kurzfristig (zwei Tage vor der Partie) als klein ein, überhaupt an eines der begehrten Tickets zu gelangen. Doch für einmal wurde ich positiv überrascht! Einige Restkarten waren noch vorhanden und ich konnte ein Ticket für einen anständigen Preis und ohne Clubcard ergattern.

Vor dem Abstecher nach Rotterdam stattete ich denn Amateuren von Ajax einen Besuch ab, doch das Spiel im Sportpark De Toekomst (Sportpark der Zukunft) wurde abgesagt, da der Rasen stark unter den Regenschauern gelitten hatte. Also ging es zurück in die Innenstadt, von wo aus ich per Zug nach Rotterdam gelangte. Nicht nur Fussballfans benötigen in Holland eine nervige Karte, auch wer Zug fahren möchte, darf sich für einige Euro erstmal eine aufladbare Karte ausstellen lassen.

Mein Besuch in Rotterdam war keine Premiere, trotzdem gefällt mir die Stadt mit dem grössten Hafen Europas nach wie vor sehr gut. Seit dem letzten Besuch hatte sich einiges getan, so wurde zum Beispiel der moderne Bahnhof oder die multifunktionale Markthalle (unbedingt hineingehen) fertiggestellt.

Zu Fuss schlenderte ich durch die Stadt in Richtung Stadion. Dort war der Andrang grösser als erwartet und ich schaffte es nur knapp mit Glück zum Anpfiff auf meinen Platz im All-Seater-Ground. Während des Spiels stand der Grossteil der 45’500 Zuschauer, der Support war für ein Derby aber durchwachsen.

Feyenoord ist ein absolutes Zuschauermagnet und kann fast in jedem Heimspiel auf die zahlreiche Unterstützung der Anhänger zählen. Mir fiel auf, dass ein Grossteil der Zuschauer muslimischer Herkunft war und so gilt denn auch das gleichnamige Quartier als arabisches Zentrum innerhalb von Rotterdam.

Das Spiel gestaltete sich überraschend offen und Excelsior ging gar in der 7. Minute in Führung – ein Weckruf für den Favoriten? Im Gegenteil, nach einer halben Stunde war es erneut Excelsior, das ins gegnerische Tor traf. Im Stadion „De Kuip“, der mich an den Parc des Princes in Paris erinnert, ertönte zur Halbzeit ein gellendes Pfeifkonzert. Es konnte nur noch besser werden und für die Auferstehung der Hausherren legte ein Excelsior-Verteidiger den Grundstein, der nach einem dummen Foul kurz nach Wiederanpfiff vom Platz flog. Das Ganze geschah im Strafraum, sodass Colin Kazim-Richards zum Elfmeter anlaufen durfte und diesen souverän verwandelte.

Dieses Tor markierte den Startschuss zur fulminanten Aufholjagd. In der 77. Minute traf Jens Toornstra zum Ausgleich und nur zwei Minuten später realisierte Lex Immers mit dem 3:2 den Endstand zugunsten Feyenoords. Aufgrund der zweiten Halbzeit geht dieser Sieg in Ordnung, der sich nach dem Platzverweis kurz nach Wiederbeginn bereits angekündigt hatte.


FC Chiasso - FC Lausanne-Sport

Mit dem Stadio comunale in Chiasso sollte ich diesen Samstag das vorletzte fehlende Stadion der Challenge League Liga besuchen und am Sonntag in Biel gar die Liga komplettieren. So sah der Plan aus.

War ich am Vorabend noch im Hochjura zu Gast, ging es heute in die südlichste Gemeinde der Schweiz. Dort spielt der FC Chiasso als graue Maus der zweiten Liga jede Saison um den Klassenerhalt, obwohl die Tessiner mit Ex-St. Galler Alberto Regazzoni und Weltmeister Gianluca Zambrotta als Trainer prominent besetzt sind. Zu Gast ist der FC Lausanne-Sport, der den Abstieg aus der Super League im Vorjahr nicht verhindern konnte und als Favorit in die Saison gestartet ist. Doch auch in der zweiten Spielklasse läuft den Romands nicht wie gewünscht; sie liegen im Mittelfeld der Tabelle ohne reelle Chancen auf den Wiederaufstieg.

Bis an das südliche Ende des Tessins war ich mehr als einen halben Tag unterwegs. Offiziell wäre die Reise via Italien gar um eine Stunde kürzer ausgefallen, ob dies in der Realität auch so gewesen wäre, wage ich zu bezweifeln. So führte mich die Reise von meinem Domizil in Lausanne über Luzern und immer weiter in den Süden. Bei einem Stopp in Lugano verweilte ich eine Stunde in der Altstadt, so richtig Freude bereitete aber auch dieser Rast nicht, denn in der Sonnenstube der Schweiz regnete es an diesem Samstag heftig. Nach dem Gotthardtunnel hatte es gar eine Zeit lang geschneit, ehe sich der Schnee in den tieferen Lagen zu einem Schneeregen wandelte.

Die gleiche Anreise hatten sowohl die Spieler der Gäste wie auch deren Fans – rund zehn Personen – hinter sich gebracht. Die Partie animierte sie vorerst nicht zum Singen, denn es waren die Hausherren, die nach einer guten halben Stunde vor 750 Zuschauern in Führung gingen. Immerhin vermochten die Romands noch vor der Pause ausgleichen. Es blieb bis zum Schluss beim 1:1 auf der schwer bespielbaren weil nassen Unterlage.


FC La-Chaux-de-Fonds FC - FC Porrentruy

Der einzige Vorteil eines Kunstrasen ist der, dass bei jeder Witterung darauf gespielt werden kann. So galt es angesichts des Wintereinbruchs nach Spielen Ausschau zu halten, bei denen der Hauptplatz über einen Kunstrasen verfügt. Fündig wurde ich in der Uhrenstadt La-Chaux-de-Fonds, wo am Freitagabend ein Testspiel zweier Fünftligisten anstehen sollte.

Nach der Arbeit machte ich mich per Zug auf in eine der höchsten Städte Europas. Vor Ort empfing mich eine beissende Kälte und eine dicke Schneeschicht. Der einzige schneefreie Fleck stellte der Kunstrasen mit seiner Rasenheizung dar, was angesichts der Schneemassen nebenan ein idyllisches Bild abgab. Auch das Stadion mag zu überzeugen, ist es mit zwei Tribünen für die Spielklasse doch überdurchschnittlich gross, was der erfolgreichen Vergangenheit des FC La-Chaux-de-Fonds zu verdanken ist.

Zu einem gelungenen Ausflug gehört auch ein gutes Fussballspiel. Bereits kurz nach Anpfiff sahen die 11 Zuschauer sowie ein Hund den ersten Treffer für die Gäste aus Porrentruy, einer Gemeinde am Rand der Schweiz. Der sechsfache Schweizermeister liess sich durch den Gegentreffer aber nicht aus dem Konzept bringen und kam Augenblicke später mittels sehenswertem Kopfball zum Ausgleich. In der Folge hatten La-Chaux-de-Fonds das Geschehen im Griff und kam nach dem Seitenwechsel zu drei weiteren Toren, was ihnen einen verdienten 4:1-Heimsieg in diesem Testspiel bescherte.


Évian TG FC – Girondins Bordeaux (07.02.15)

Da die Verantwortlichen das Topspiel der Runde zwischen Lyon und Paris auf den Sonntagabend legten, ging es heute alternativ nach Annecy, wo Évian TG seine Heimspiele austrägt, weil das Stadion in Thonon nicht den Ansprüchen der Liga entspricht.

Kumpel Luigi blieb auch beim neuerlichen Reiseziel der Begleiter, sollte die Alpenstadt Annecy doch ebenfalls sehenswert sein. Der fussballerische Teil interessierte ihn weniger, mit Girondins Bordeaux ist aber auch der Gegner am Samstagabend kein Unbekannter.

Nach einer kurzen Nacht ging es für uns nach Genf. Der Namensvetter hatte sich kurzfristig entschlossen uns nach Frankreich zu begleiten und somit war die Reisegruppe auf drei Personen angewachsen. Von Genf weiter bis nach Annecy ging es nicht, wie von uns angenommen mit dem Zug, sondern von einem kleinen, heruntergekommenen Provinzbahnhof aus per Bus. Das Gefährt passte ebenfalls ins Bild, machte einen schäbigen Eindruck und verfügte – wie wir erst während der Fahrt merken sollten – über keine Heizung. Während der Fahrt stiegen immer mehr Leute zu und schlussendlich war der Bus so voll, dass einige gar im Gang standen. Passiert ist zum Glück niemanden etwas und gegen Mittag erreichten wir die von Bergen umgebene Stadt Annecy. Die Stadt scheint vielen Touristen einen Begriff zu sein und verfügt mit ihren Kanälen über mehrere sehenswerte Gassen.

Vor dem Spiel installierten im improvisierten Dreibettzimmer, das wir um sieben Uhr mittels Bus in Richtung Parc des Sports verliessen. Dieser liegt im Norden der Stadt und hat eine Kapazität von 16’000 Plätzen. Die Anlage verfügt über eine Laufbahn und zwei grosse Tribünen auf der Seite. Hinter einem Tor steht eine provisorische Tribüne mit Dachkonstruktion, während auf der gegenüberliegenden Seite ohne Überdachung, wir und gemeinsam mit uns die Gästefans ihren Platz fanden. Aus Bordeaux waren rund hundert Fans angereist, die zum Spielbeginn Rauch und Pyrotechnik zündeten. Auf der Heimseite beschränkte sich die Unterstützung auf das Schwenken von offiziellen Vereinsfahnen.

Das Spiel bei Minustemperaturen verlief wenig spektakulär und erreichte seinen Höhepunkt bereits in der 11. Minute, als Wahbi Khazri aus der Distanz zum 0:1 für die Gäste traf. Das Heimteam agierte in der Folge absolut harmlos und wird so in der „Ligue 1“ einen schweren Stand haben. Das Spiel im Exil sollte 10’033 Zuschauer angelockt haben; die offizielle Zuschauerzahl klingt für mich aber zu hoch gegriffen. Es endete mit einem verdienten Auswärtssieg und wir waren froh, als der Schiedsrichter endlich abpfiff, da einige Körperteile gefährlich nah an der Erfrierung schienen.

Allgemein war die Kälte an diesem Wochenende stets präsent. Der Weg zurück zum Hotel legten wir zu Fuss zurück und diese halbe Stunde zehrte an unser aller Energie und Laune. Die Rückfahrt am nächsten Morgen verlief stillschweigend, da sich jeder bestmöglich der Kälte trotzend im eiskalten Bus eingenistet hatte.


FC Breitenrain - FC Münsingen

Und alle reden sie von der Klimaerwärmung. Ja, gerne! Nur wo? In der letzten Zeit wird die Schweiz von einer besonderen Kältewelle heimgesucht und trotzdem wird weiterhin den eisigen Temperaturen getrotzt und in ein paar Orten sogar noch Fussball gespielt. So auch in der Hauptstadt, wo ein Testspiel des drittklassigen FC Breitenrain auf den Freitagabend angesetzt wurde. Für mich also verlockend, das Wochenende mit einer netten Partie zu beginnen und dabei den achten Ground der Promotion League zu sammeln und diese dritte Liga somit bis zur Hälfte (8/16) zu komplettieren.

So ging es also kurz nach 18 Uhr per Zug in Richtung Bern. Während der Fahrt bekam ich die Nachricht eines Kumpels, (Name der Redaktion bekannt ;-)) was ich gerade so tue. Er sei gut angeheitert am Geschäftsessen in Zürich und auf meine Antwort, dass ich mir ein Spiel in Bern anschauen wolle, erklärte er sich kurzentschlossen (wohl im Rausch) dazu bereit, mich zu begleiten. Er stiess dann auch tatsächlich in der Pause dazu.

Die Spielstätte der Berner befindet sich mitten in einem Quartier und ist vom Bahnhof aus bequem per Bus zu erreichen. Vor Ort erwartet einem eine kleine aber charmante Holztribüne sowie eine künstliche Unterlage. Vorteil ebendieser ist es, dass auch in Wintermonaten wie diesen Spiele ausgetragen werden können. Der Gegner am heutigen Abend war der FC Münsingen, ein relativ kleiner Stern am Schweizer Fussballhimmel. Dies könnte sich aber ändern, denn die 5. Liga-Kicker sorgten im Cup für eine Sensation und treffen nun im Viertelfinal auf den nationalen Krösus FC Basel. Mir wäre es natürlich ganz recht, wenn die Hobbykicker dem Favoriten da ein Bein stellen würden. Die Partie selbst wurde trotz der Kälte sehr intensiv geführt, mit dem besseren Ende für die Hausherren, die schlussendlich trotz verschossenem Penalty mit 4:2 Toren als Sieger vom Platz gingen. Nach 86 Minuten erlöste der Schiedsrichter die circa 50 frierenden Zuschauer dann frühzeitig und wir machten uns auf den Weg zurück zum Bahnhof.

Meinem Kumpel offerierte ich kurzerhand die Möglichkeit bei mir zu übernachten, da die Fahrt nach St. Gallen zurück mehr als doppelt so lange dauern würde als die nach Lausanne. Er nahm die Offerte dankend an und schlussendlich hockte man zu dritt im Zug in die Westschweiz, denn für Samstag war ein Ausflug mit Kollege Luigi ins französische Alpenstädtchen Annecy geplant.


Arsenal FC - Aston Villa (01.02.15)

Das Emirates Stadium, liegt im Osten der Stadt und ersetzt das in vielerlei Hinsichten kultige Highbury Stadium. Bereits von aussen wirkt die 2006 eröffnete Heimat der Gunners modern und steril.

Das anschliessende Spiel verdiente sich das Prädikat Einbahnfussball. Arsenal liess den Gästen aus Birmingham keine Chance und mit Özil, Giroud oder Cazorla trug sich auch der eine oder andere Weltstar beim 5:0 in die Torschützenliste ein. Aus Fansicht war es hingegen die erwartete Enttäuschung. Zu viele (asiatische) Touristen sind unter den 59’958 Zuschauern und bei den Eintrittspreisen ist es auch verständlich, dass hier nicht die Art Volk auftaucht, die in anderen Stadien für Stimmung sorgt. Speziell zu erwähnen gilt es Aston Villa, das zum sechsten Mal in Folge ohne Torerfolg blieb sowie die Stadionuhr, die rückwärts tickt.

Nach Abpfiff liefen wir bis zur Haltestelle „Caledonian Road“, um den grossen Zuschauermassen zu entgehen. Von dort ging es ohne Umstieg bis zum Flughafen Heathrow und einer kleinen Verspätung hob die SWISS-Maschine zurück in die Schweiz. Im Flugzeug durfte ich mich breiter machen als sonst, hatte sich die Dame neben mir doch einen zweiten Sitz für ihre Tasche gebucht.


Crystal Palace FC – Everton FC (31.01.15)

Eigentlich könnte ich alle meine Berichte mit dem Wort „eigentlich“ beginnen. Denn eigentlich war geplant, an diesem Wochenende das Spitzenspiel der Premier League zu besuchen, da ein Kumpel von mir Member bei Chelsea ist und eigentlich für jedes Spiel an Tickets kommt.

Daraus ist nichts geworden doch die Suche nach Alternativen fällt in London zum Glück nicht schwer. Schlussendlich entschieden sich Flavio und ich für die Partie Crystal Palace gegen Everton, zumal ich so auch meinen Lieblingsspieler zu Gesicht bekomme. Lieblingsspieler mag kitschig klingen, aber Everton-Verteidiger Leighton Baines – optisch eine Mischung aus Bradley Wiggins und Ringo Starr – hat es mir angetan. Ohne Starallüren strahlt er Sicherheit auf dem Platz aus und ist in meinen Augen einer der wenigen Charaktertypen im englischen Fussball.

Mitfahrer Flavio kam bereits am frühen Nachmittag in die Romandie, da er aus beruflichen Gründen jeweils am Freitagmorgen sein Wochenende starten kann. Wir trafen uns bei mir in der Wohnung und nach einer kurzen Stärkung ging es auch schon wieder raus. Ziel war die „Patinoire de Malley“, wo der HC Lausanne seine Heimspiele austrägt. Im Derby gegen Fribourg zogen die Gastgeber knapp den Kürzeren, was der guten Stimmung aber keinen Abbruch tat.

Am Samstagmorgen erreichten wir zeitig den Flughafen. Billigflüge ziehen dementsprechendes Publikum an und so muss man sich nicht über die Gestalten wundern, die bei einem Flug für 21 Franken neben einem sitzen. Nach pünktlicher Landung ging es für uns ins Stadtzentrum und weiter zur Victoria Station. Inzwischen zeigte die Uhr bereits kurz vor Mittag und wir verstauten das Gepäck, assen etwas und bestiegen den Zug nach Selhurst. Von dort sind es noch einige Fussminuten durch englische Quartiere, ehe sich das mächtige Home End vor einem auftut. Unsere Plätze befanden sich mittig auf der Gegentribüne, vierte Reihe, praktisch auf Ballhöhe.

Wer Crystal Palace kennt, weiss, dass sich hier die einzigen Ultras der Insel mit Fahnen und Trommeln eingenistet haben. Die 2005 gegründete Gruppierung nennt sich „Holmesdale Fanatics“ und zeigte heute – unterstützt durch Freunde aus Basel – ordentlichen und durchgehenden Support. Chapeau! Eine schöne Ausnahme in der von restriktiver Fanpolitik geprägten englischen Stadionlandschaft. So verweist man denn auch hier darauf, dass es sich beim Selhurst Park um einen All-Seater-Ground. Klatschen und zahlen geht in Ordnung, aber bitte nicht mehr!

Das Spiel selbst beginnt ebenfalls ansprechend und nach nur zwei Minuten gehen die Gäste aus Liverpool bereits in Führung. Romelo Lukaku nutzt einen Stellungsfehler in der Palace-Abwehr und trifft für seine Farben. Diesem Schock folgt eine Druckphase der Gastgeber, die innert kürzester Zeit mehrere hochkarätige Chancen auslassen. Vor allem Arsenal-Leihgabe Yaya Sanogo sündigt gleich mehrmals. Dafür zeigte Leighton Baines trotz lädiertem Knie eine souveräne Partie und vermochte mit seinen Angriffen über die Flügel die eine oder andere gefährliche Aktion der Gäste einleiten. Bis zum Schluss blieb es beim 0:1 vor einer Saisonrekordkulisse von 25’197 Zuschauern, darunter dreitausend aus Liverpool.