VfR Aalen - FC Nürnberg (14.12.14)

Kaum kehrte ich im April von meiner Tschechien-Tour zurück, ging es spontan nach Karlsruhe und somit auf einen der unterhaltsamsten Tagesausflüge dieses Jahres. Heute Sonntag sollte es zu einem Rezidiv kommen, erneut mit einer Partie in der zweiten Bundesliga und erneut mit Nachbar Flavio, der mich damals nach Karlsruhe begleitete. Dieses Mal steuerten wir aber nicht Karlsruhe, sondern die Heimat des VfR Aalen an.

Da wir am Morgen bereits sehr früh in den Tag starten sollten, sagte ich sämtliche Einladungen von Kollegen ab und ging stattdessen früh ins Bett. Mit der Zeit lernt man eben! Ganz im Gegensatz zu meinem Mitfahrer Flavio, der am Morgen nur noch ein Schatten seiner selbst war. Spätestens auf der Fähre Richtung Friedrichshafen ging es ihm aber wieder besser und wir verbrachten den Rest der Reise plaudernd im Zugabteil und beide waren überrascht, wie schnell Aalen erreicht wurde. Gesprächsthema Nummer 1 war natürlich unser FCSG, der im Moment in der Winterpause schlummert. Erst auf so einer Reise wird einem bewusst, wie viel wir bereits gemeinsam nur schon dank diesem Verein erlebt hat. Auch ein Thema war natürlich der Cupfinal, weiterhin ein Traum, der aber langsam in Griffnähe kommt. Das Los hat uns nämlich ein Gastspiel beim SC Buochs beschert und mit einem Sieg beim Fünftligisten stünden der FCSG bereits im Halbfinale.

Zurück zum heutigen Duell, das aus tabellarischer Sicht wenig Brisanz mit sich bringt, trotzdem gibt es einige Punkte, die durchaus interessant sind. So wären heute zwei Club-Tore gleichbedeutend mit dem 99. und dem 100. Gegentreffer für Aalen in der 2. Bundesliga. Der Gastgeber verfügt mit 13 Treffer zudem über den schwächsten Sturm der Liga, hat aber mit elf verschiedenen Spielern die grösste Variabilität an Torschützen aufzuweisen. Einer davon ist Jürgen Gjasula, der ein paar Jahre beim FC St. Gallen und in Basel verbracht hatte. Nach der Ankunft blieb für uns nicht mehr viel Zeit und es ging direkt zur Scholz Arena, die erhöht und abseits vom Stadtzentrum zu finden ist. Die zwei Tickets waren hinterlegt, danach ging es ohne Einlasskontrolle ins Stadion. Platz fanden wir auf der Stehrampe der Heimfans, wo wir uns abseits der aktiven Fanszene hinstellten. Trotz der Nähe zu den Heimfans waren an diesem grauen Nachmittag vor allem die Glubb-Anhänger zu hören, welche die ganze Hintertortribüne und auch Teile der Gegentribüne für sich beanspruchten. Mit 11’184 Zuschauern war das Ganze sehr stimmungsvoll.

Zum Einlauf der Mannschaften zeigten die Heimfans eine Zettelchoreo, wo mit viel Fantasie das Wort „Derbysieger“ zu lesen war. Der Fussballkenner weiss natürlich, dass die Aalener hier auf das Ostalb-Derby in Heidenheim von letzter Woche (0:1) anspielen, das sie überraschend für sich entscheiden konnten und so dem FCH die erste Heimniederlage in der 2. Bundesliga zufügten.

Heute fanden aber die Franken besser in die Partie und bereits in der 11. Minute konnten die viertausend Gästeanhänger ein erstes Mal jubeln. Nach einer starken Ballannahme und einer noch besseren Flanke von Sylvestr konnte Niclas Füllkrug zur Führung für den Club einköpfeln. In der Folge blieb das Team vom Schweizer Trainer René Weiler, abgesehen von wenigen Nadelstichen der Aalener, das spielbestimmende Team im ersten Durchgang. Nach einer Stunde war es erneut Niclas Füllkrug, der einen Freistoss via Pfosten und Torwartrücken ins Netz zirkelte. Nach diesem Doppelschlag der Nürnberger erwarteten alle eine Reaktion des Heimteams und die kam auch – allerdings unter gütiger Mithilfe von Club-Verteidiger Bulthuis, der im Strafraum ungestüm zu Werke ging. Die Verantwortung für den Penalty übernahm Jürgen Gjasula, der in der lässig zum 1:2 einschob. Es folgte eine spannende Schlussphase, schlussendlich blieb es aber beim knappen Resultat und somit dem zweiten Dreier der Saison in der Fremde für die Nürnberger. Für einen letzten Aufreger sorgte Penaltysünder Bulthuis, der nach einer dummen Aktion vom Platz flog.

Nach dem Spiel ging es für uns zurück in die Schweiz, wobei die Rückfahrt länger dauerte, da der Zug an jedem noch so kleinen Bahnhof anhielt. Zum Glück sorgte das Abendprogramm der Deutschen Bahn für genügend Unterhaltung. Diese reicht von elektrosensitiven Leuten mit Glitzersternchen auf der Stirn bis hin zu Alkoholleichen auf der Heimfahrt vom Weihnachtsmarkt. Irgendwann erreichten wir schliesslich Friedrichshafen und per Fähre ging es zurück in die Heimat.


FV Ravensburg – Freiburger FC (06.12.14)

Seit einiger Zeit führe ich in Excel eine Tabelle von Vereinen und Stadien, die ich besuchen möchte. Das Ziel ist es, dass diese «Wunschliste» immer kürzer werden, doch stattdessen wird sie immer länger. Höchste Zeit, eines der zurzeit 170 Stadien zu besuchen und somit aus der Liste zu streichen. Am Nikolaustag ergab sich diese Möglichkeit und ich machte mich mit zwei Kollegen auf in die deutsche Stadt Ravensburg.

Nach viel zu langer Zeit ohne Fussball – exakt 13 Tage – finde ich heute also wieder einmal Zeit für mein liebstes Hobby, für das ich dann auch Aussagen revidiere wie „Ich habe von Deutschland für die nächste Zeit genug.“ Blödsinn! Da in der Schweiz in den unteren Ligen bereits die Winterpause Einzug hielt, bleibt wohl oder übel einzig der Gang zur Suchtbehandlung ins Ausland.

Genug zur Vorgeschichte: Per Bus, Schiff und Zug erreichten wir kurz vor 14 Uhr die Stadt in Oberschwaben erreicht. Beinahe scheiterte das Vorhaben bereits vor der Haustüre in St. Gallen, denn nach einem Sprint fuhr der Bus einfach ohne mich los – obwohl ich rechtzeitig an der Türe stand, öffnete diese nicht mehr. Jetzt hiess es zu improvisieren und so steuerte ich nicht mehr den Hauptbahnhof an, sondern die Haltestelle St. Fiden an, wo ich den Zug gerade noch erwischte. Von meiner Odyssee nichts mitbekommen hatten meine Begleiter Cédric und Lukas, die erst an der nächsten Haltestelle zustiegen. Den Rest der Reise meisterten wir dann problemlos.

Die nächste Herausforderung war es, das Stadion zu finden, das mitten im Industriegebiet liegt. Als wir jenes erreichten, waren weder Spieler noch Zuschauer auszumachen. Gingen wir anfangs von einer Absage aus, zumal der Platz sehr mitgenommen, vernahmen wir aus der Ferne Fangesänge. Wir kehrten um und fanden dank unserem Gehör schliesslich den Kunstrasenplatz, auf den für Spiel der Oberliga ausgewichen wurde.

Immerhin gab es auch hier eine kleine Tribüne mit einem ebenso kleinen Stimmungsblock zu bestaunen. Eintritt wollten wir nun sowieso nicht mehr bezahlen und wurden von einem Offiziellen prompt eingeladen. Auf der künstlichen Unterlage entwickelte sich schnell eine sehr flotte Partie. Nach einer Viertelstunde gingen die Gäste nach einem Abstimmungsfehler zwischen dem Heimtorwart und Verteidiger in Führung. Die Hausherren kämpften sich aber zurück und kamen mit dem Pausenpfiff nach einem Eckball zum Ausgleich. Im zweiten Durchgang gestaltete sich das Spiel weiter ausgeglichen und beide Teams kamen zu Chancen. Nach einer knappen Stunden waren es erneut die Freiburger, die trafen. Ihr Captain Mike Enderle traf von der Strafraumgrenze nach einer missglückten Abwehraktion. Die Ravensburger zeigten jedoch Moral und kamen nur wenige Minuten später zum neuerlichen Ausgleich. Den erfreulichen Schlusspunkt aus Sicht der 300 Zuschauer setzte in der 85. Minute der eben erst eingewechselte Jona Boneberger mit dem 3:2-Siegtreffer für den FVR.

Sowohl die Gäste, wie auch der FVR, weisen einen Bezug zu Freiburg auf. Der offensichtlichere ist jener der Gäste, die dort beheimatet ist, aber auch in Ravensburg kennen sie die Breisgauer, schliesslich kooperiert der FVR seit geraumer Zeit mit dem SC Freiburg.

Jetzt ist es also passiert: Meine Befürchtung, irgendwann ein Spiel auf dem Kunstrasen- statt auf dem Hauptfeld sehen zu müssen, ist eingetroffen. Heute konnte ich es dank dem unterhaltsamen Spiel allerdings verkraften und nach der Rückkehr ins Stadtzentrum von Ravensburg tat der Weihnachtsmarkt den Rest für einen gelungenen Ausflug.


FC Tuggen - Étoile Carouge FC

Die Tage werden kürzer, der Nebel hängt in den Bäumen und bereits am späten Nachmittag beginnt der grauschwarze Himmel sich langsam zur Nacht zu wandeln. Was wie ein Gedicht von Georg Trakl tönt ist die bittere Realität hier in der Region. Der Winter steht vor der Tür und somit die Winterpause. Für einen Groundhopper sicherlich die schlimmste Zeit im Jahr. Denn es heisst, für ein paar Wochen auf das Lebenselixier Fussball verzichten zu müssen. Bis dahin gilt es jede Möglichkeit auf Spiele zu nutzen. So auch an diesem Wochenende, wo drei Spiele besucht werden sollten. Neben dem Länderspiel Schweiz – Litauen standen auch das kleine St. Galler Derby zwischen dem SC Brühl und dem FCSG II an. Den Anfang sollte aber die Partie in Tuggen machen, welche auch einen neuen Ground mit sich bringt.

Kollege Marty erklärte sich einverstanden, als ich ihm den Deal offerierte mit dem Doppler Tuggen – Carouge und anschliessend dem Länderspiel Schweiz – Litauen. Die Entscheidung leichter machen sollte ihm seine Herkunft, denn er stammt aus Litauen und wenn sich schon einmal die Möglichkeit bietet das Nationalteam zu sehen, durfte man diese natürlich nicht verpassen. Vorerst ging es aber noch in Richtung Zürichsee, wo wir kurz vor Spielbeginn nach einer etwa einstündigen Anreise eintrafen. Die letzten Meter zum Ground quer über eine Wiese gespurtet und mit der Übersteigung eines Gitters den Eintrittspreis gespart. Durch die Wiese und das auch sonst garstige Wetter waren unsere Schuhe durchnässt und wir setzten uns nach den obligaten Fotos auf die Tribüne, um dem Spiel zuzuschauen. Vor Ort waren an diesem Samstag übrigens 231 Zuschauer, was zumindest ich für ein Spiel der dritten Spielklasse relativ schwach finde. Trotzdem muss man wissen, dass Tuggen gerade mal knapp 3’000 Einwohner hat. Darum der geringe Zuschauerauflauf etwas verständlicher. Auf der Tribüne gab es gratis Sitzunterlagen und auch sonst punktete der sympathische Dorfverein bei mir. Hinter dem einen Tor waren die Kühe auf der Weide und die Toiletten befanden sich im ansässigen Luftschutzkeller. Charme pur. Fussball wie er sein sollte!

Auf dem Platz trafen der Zehntplatzierte auf den Zwölfplatzierten und die Hausherren nahmen früh das Zepter in die Hand, vergaben aber über beide Halbzeiten gesehen mehr oder weniger kläglich etliche Grosschancen. Dass es trotzdem noch zum Siegtor reichte konnte man Roman Güntensperger verdanken, der in der 90. Minute zum verdienten 1:0 Sieg traf.

Nach der Partie ging es flink nach Hause, wo sich die Wege kurz trennten und man jeweils frische (und trockene) Kleider anzog und sich dann wieder traf, um dem EM-Qualifikationsspiel beizustehen. Vor ausverkauftem Haus war das Ganze mit einem 4:0 gegen chancenlose Litauer dann eine klare Sache.


GC Zürich - YF Juventus Zürich

Die meisten Spiele unter der Woche, die ich besuchen möchte, haben jeweils einen Haken. Entweder finde ich keine Mitfahrer, komme zu spät wieder nach Hause oder die Partie ist schlicht und einfach zu weit weg für eine Anreise mit dem Öffentlichen Verkehr. Heute sollte die Ausnahme sein. Am Mittwochnachmittag hatte ich einen Termin in der Nähe von Zürich und dieser liess sich ideal mit einem Testspiel auf dem GC-Campus in Niederhasli kombinieren.

Die Distanz zum Spiel also nicht zu gross, die späte Heimkehr auch kein Problem und mit Simon und Namensvetter Andrin fand ich gar deren zwei Begleiter. Prima! Die Anreise geschah bei jedem individuell und doch hatten wir etwas gemeinsam: Niemand erreichte zum Spielbeginn das Stadion. Die Schuld dafür muss die SBB und ihre berühmt-berüchtigten «Stellwerkstörungen» tragen.

2002 gebaut verfügt der GC-Campus über diverse Spielfelder – eines davon mit kleiner Tribüne – sowie einem Clubzentrum. Das heutige Testspiel gegen den Drittligisten, der ebenfalls aus Zürich stammt, nutzte der Rekordmeister um jenen Spielern Spielzeit zu gewähren, die nicht in einer Nationalmannschaften aktiv sind.

Vor Ort waren an diesem Abend lediglich 348 Zuschauer, was sicherlich auch an den garstigen Bedingungen lag. Das Spiel begann sehr ausgeglichen und es dauerte über eine halbe Stunde, ehe die Hausherren durch Nassim Ben Khalifa glücklich in Führung gingen. Während der Pause fand dann auch noch Simon zu uns. Seine Anreise-Odyssee beinhaltete gefühlt vierzig Umstiege auf Bus und Zug, ehe er den Bahnhof in Dielsdorf ereichte, von wo aus der Campus in einer knappen Viertelstunde zu Fuss erreichbar ist. Die Grasshoppers brachten in der Pause diverse neue Kräfte, unter anderem den Brasilianer Caio, der in der 52. Minute zu einem Freistoss antrat. Dieser zimmerte den Ball via Pfosten zum 2:0 ins Tor. Wer jetzt dachte die Sache wäre gelaufen, lag falsch. Der Drittligist bäumte sich auf und kam nach einer Stunde zum verdiente Anschlusstreffer und hatte in der Folge gar einen Pfostentreffer zu beklagen. Zehn Minuten vor Ende durfte sich Caio den Ball erneut für einen Freistoss zurechtlegen. Und auch dieses Mal zirkelte Caio den Ball zum 3:1 präzise in den Winkel.


SSV Ulm – SSV Reutlingen (08.11.15)

Das Thema der Woche, das über die Grenzen Deutschlands hinaus polarisiert: der Grossstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer. Über mehrere Tage sollen in einem der grössten Länder Europas die Züge stehenbleiben – für viele Leute unvorstellbar. Entsprechend bröckelt auch der Rückhalt von GDL-Chef Claus Weselsky, dessen Ziel es ist ist, nicht nur die Lokführer, sondern auch das restliche Zugpersonal unter seine Fittiche zu bringen. Langsam dämmert es den Lokführern, die als Mittel zum Zweck missbraucht werden, und die Kritik wird immer lauter. Ein riesiges Durcheinander bei unseren nördlichen Nachbarn und wir mittendrin, stand doch an diesem Wochenende der Besuch in Ulm an.

Rückblickend war es sicher einer der turbulentesten Ausflüge in diesem Jahr und ich weiss gar nicht, wo ich mit der Berichterstattung beginnen soll. Am Besten bei der Hinreise, die ist nämlich schnell erzählt: Am Morgen traf ich am Bahnhof auf Luigi, mit dem es zusammen per Zug nach Romanshorn ging. Dort stand bereits die Fähre bereit, die uns über den Bodensee nach Friedrichshafen brachte. Am Hafenbahnhof der Zeppelinstadt erreichte uns die Information, dass der Zug an den Stadtbahnhof ausfiel, dank dem Baden-Württemberg-Ticket (27 Euro für zwei Personen) konnten wir aber auf den Bus ausweichen und sassen kurze Zeit später in einem der einzigen fahrenden Züge an diesem Morgen in Richtung Ulm. Kurz nach zehn Uhr fuhren wir in die Stadt an der Donau ein. Da das Spiel erst um 14.30 Uhr beginnen sollte blieb genügend Zeit, um sich die Universitätsstadt genauer anzuschauen. Die bekannteste Sehenswürdigkeit in Ulm ist sicherlich das Münster. Mit einer Höhe von 161.5 Metern besitzt es den höchsten Kirchturm der Welt. Da müssen wir rauf! Von oben genossen wir einen Blick auf die Stadt, die Donau sowie das Stadion.

Langsam machte sich der Magen bemerkbar und wir verpflegten uns schnell, um an der Donau entlang zum Stadion zu schlendern. Die Temperaturen und das Wetter zeigten sich für die Jahreszeit ansprechend, sodass sich ein gemütlicher Nachmittag entwickelte. Am Stadion herrschte bereits grosses Aufkommen. Wir sicherten uns zwei Karten für die Gegentribüne. Kurz vor Spielbeginn ging es dann ins Rund, vorher mussten wir aber durch die Einlasskontrollen und wurden dort von einem gehässigen Bundespolizisten grundlos gestresst. Dafür weiss das Stadion zu gefallen, das neben den beiden Sitztribünen auch über Stehtraversen hinter den Toren verfügt.

Angepfiffen wurde die Partie übrigens zehn Minuten später als geplant, da laut Speaker noch mehrere hundert Leute an den Eingängen auf Einlass warteten. Zu Beginn zeigte Ulm eine Choreo in Erinnerung an den Aufstieg im Stadion von Reutlingen, während die gut fünfhundert mitgereisten Gästefans ihre Schals hochhielten. Das Spiel war weit weniger gehässig, als die Stimmung auf den Rängen, wo Ulm mit herausfordernden Spruchbändern gegen Reutlingen nicht geizte. Auf dem Rasen ging es eine Weile bis die beiden Teams ins Spiel fanden, ehe das Heimteam in der 40. Minute in Führung ging. Nach dem Seitenwechsel waren die Gäste an der Reihe, die zu Beginn der Schlussviertelstunde zum mittlerweile verdienten Ausgleich kamen. Als die 2’841 Zuschauer bereits mit einem Unentschieden rechneten, kam der grosse Moment von David Braig, der mit dem letzten Angriff der Partie in der Nachspielzeit zum 2:1 für den SSV Ulm einschieben durfte. Auf den Rängen herrschte nun natürlich grossartige Stimmung und niemand, der sich nicht auskennt, hätte gedacht, dass wir hier in der an einem Spiel der Oberliga sind – der fünften Spielklasse.

Nach dem Schlusspfiff standen Busse bereit, die uns – wie wir dachten – in die Stadt zurückbringen sollten. Schnell stellte sich aber heraus, dass dies die Busse für die Gästefans waren, die zwar eigentlich auch zum Bahnhof fahren sollten. Die gehässige Derbystimmung übertrug sich nämlich nach draussen und einige Ulmer versuchten mit verschiedenen Mobs die Reutlinger anzugreifen. Die Polizei wusste aber von der Rivalität der beiden Anhängerschaften und war mit einem grossen Aufgebot vor Ort: normale Polizisten, Bereitschaftspolizei sowie berittene Polizei. Der eine oder andere bekam dann auch etwas Pfeffer ab, ehe sich die Busse, mit je zwei Bereitschaftspolizisten an der Tür, um einen Gegenangriff der Reutlingen zu verhindern, in Bewegung setzten. Weit kamen sie nicht, da überall kleine Grüppchen von Ulmer standen und die Busse angriffen. Irgendwann schafften es die Busse zu entkommen und mit einer Polizeieskorte ging es gegen Norden. An eine Rückkehr an den Ulmer Bahnhof war nicht zu denken, da vernommen wurde, dass Ulmer Hooligans mit Steinen auf die eintreffenden Freunde der St. Galler Szene warten würden.

Also ging es eine halbe Stunde lang durch die Provinz, ehe wir an einem Bahnhof im Dörfchen Beimerstetten ausgesetzt wurden, wo man über eine halbe Stunde einfach mal am kalten Bahnhof rumstehen durfte. Ein Zug in die Heimat wäre zu schön gewesen, als nach einer halben Stunde aufgrund des Streiks überhaupt einer kam, war es uns dann auch egal, dass der Zielort ebendieses Zuges Stuttgart war. Hauptsache weg von diesem gottverlassenen Provinzkaff! Etwas mehr als eine Stunde später, mittlerweile zeigte das Handydisplay 20 Uhr, kam man am Baustellenbahnhof an und war mit den Nerven am Ende, zumal Stuttgart alles andere als in der Richtung von St. Gallen liegt. Die Frage war nun, ob wir es überhaupt noch nach Hause schaffen, oder ein Zimmer in Stuttgart nehmen sollten. Wir entschieden uns für Variante eins, aufgrund der Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn und des Streikes eigentlich ein Kamikaze-Entscheid, trotzdem sollte es klappen. Nach diversen Umstiegen erreichten wir in sieben Stunden die Heimat; vom St. Galler Bahnhof musste allerdings gelaufen werden. Kurz nach drei Uhr morgens schloss ich die Haustüre auf und wir waren beide todmüde, sodass wir schnell einschliefen.

Im Nachgang mag man über eine solche Odyssee lachen, aber nur wer Ähnliches bereits erlebt hat, weiss wie nervtötend solche Situationen sind. Von Deutschland habe ich aber die Nase voll bis im Dezember. Dann soll es ans Frankenderby gehen und wer weiss, was da auf mich wartet…


FC Wetzikon - FC Schaffhausen II

Auf einer meiner Erkundungstouren im Internet landete ich irgendwie auf der Seite des FC Wetzikons und dort war zufällig ein Beitrag zur neuen Tribüne zu finden, welche man sich dann doch einmal genauer ansehen wollte. Sprich live vor Ort. Das dies noch im Jahre 2014 möglich wäre, hätte ich nicht gedacht, zufällig spielte der FC Wetzikon aber passend zum Spiel in Rapperswil und so entstand die ganze Geschichte mit den zwei Spielen an diesem schönen Herbsttag. Fast schon ein bisschen kitschig, nicht? Nach der Ankunft im Zürcher Oberland ging es erneut per Fuss zum Ground, der dieses Mal jedoch nicht wie zuvor in Rapperswil recht weit vom Bahnhof zu finden ist, sondern in ein paar wenigen Minuten bequem zu erreichen war. Die Anlage vor Ort dann beinahe ausschliesslich aus Holz, welches elegant und modern verarbeitet wurde. Zum Komplex gehört neben dem Fussballfeld auch noch ein Clubhaus sowie eine Leichtathletikbahn mit Häuschen. Mittelpunkt aber ganz klar die einmalige Holztribüne mit ihren vier roten Sitzreihen. Gefiel ausserordentlich!

Kurz zur Ausgangslage beider Mannschaften: Der auf dem sechsten Platz liegende FCW empfängt in der 2. Liga regional (6. Spielklasse) die drittplatzierte Zweitvertretung des FC Schaffhausen und könnte mit einem Sieg punktemässig zu den Gästen aufschliessen. Unterstützt wurden sie bei diesem Vorhaben übrigens, ganz zu meiner Überraschung, von etwa zehn aktiven Fans, die sich auf der Gegenseite eingefunden hatten.

Einfluss auf das Spielgeschehen konnten sie zumindest in Abschnitt eins nicht nehmen denn die Partie plätscherte an diesem kalten Abend ohne grosse Vorteile für eines der beiden Teams dahin. Die grösste Chance in der ersten Halbzeit hatte mein Namensvetter in den Reihen der Gäste, als er nach 42 Minuten nur die Latte traf. Im zweiten Durchgang wurde das Gekicke dann wesentlich besser und die Gäste konnten durch Adrian Martic in der 52. Minute mit 0:1 in Führung gehen. Die Hausherren liessen sich mit der Antwort Zeit, ehe sie in der 82. Minute durch Christoph Schmid zum 1:1 Ausgleich kamen. In der Folge sahen die 40 Zuschauer eine packende Partie, in welcher der FCW dank eines Treffers in der 93. Minute zum 2:1 durch Yves Camenisch als Sieger vom Platz ging. Dennis Braun vom FCS durfte übrigens noch eine Minute vor Abpfiff in die warme Garderobe verschwinden, nachdem der Schiri ihm die direkte rote Karte präsentiert hatte.

Für uns ging es nach der Partie wieder zurück in die Heimat St. Gallen mit Erinnerungen an einen gelungenen Doppler am Zürichsee und im Zürcher Oberland.


FC Rapperswil-Jona - FC Breitenrain

Nachdem der Halloween-Spuk unbemerkt an mir vorübergezogen war, sollte es heute wieder einmal einen netten Doppler in der Region geben. In der Hauptrolle zwei neue Grounds, die beide ihren besonderen Reiz haben. Mit der Partie in Rapperswil sollte nämlich der letzte Platz des Ostschweizerischen Fussballverbandes besucht werden der über eine Tribüne verfügt, während man im zürcherischen Wetzikon auf die wohl modernste Tribünenkonstruktion im Amateurfussball treffen sollte.

Als man letzte Woche in Chur zu Gast war und von der schwierigen sportlichen Lage der Bündner schrieb, war man sich noch nicht bewusst, dass beim heutigen Gastgeber die Formkurve genau in die entgegengesetzte Richtung zeigt. Vor genau 231 Tagen oder etwas mehr als sieben Monaten standen sich die beiden Mannschaften nämlich noch in der Meisterschaft der 1. Liga classic gegenüber. Am Ende der Saison stieg Chur ab und ist nun auch in der 2. Liga interregional an der letzten Stelle zu finden, wie ich im letzten Beitrag bereits erwähnte. Umso erstaunlicher die Entwicklung der Rosenstädter. Nach dem Aufstieg in die Drittklassigkeit führen sie nun nach 15 Spieltagen tatsächlich die Tabelle mit 10 Siegen aus 13 Partien an. Unglaublich dieser Kontrast, den die beiden Teams bilden! Nur im Eishockey weilen die Rapperswiler wie gewohnt am Tabellenende. Das Sahnehäubchen setzt dieser Partie die Tatsache auf, dass im Heimteam „Kult-Bachelor“ und Intelligenzbestie Vujo Gavric spielt.

Gründe genug sagte ich mir einen Abstecher an den Zürichsee zu unternehmen und auch mein Kumpel Sergio liess sich für diese Variante begeistern. So ging es also kurz nach Mittagszeit in Richtung Bahnhof, wo man per Zug in einer knappen Stunde Rapperswil erreichte. Vor der Partie blieb noch genügend Zeit um durch die Stadt zu schlendern und die spätsommerlichen Temperaturen am Seeufer zu geniessen. Danach machten wir uns traditionellerweise zu Fuss auf zum Grünfeld, der Heimat des FCRJ. Vom Stadtzentrum aus ist diese in einer knappen halben Stunde zu erreichen und wer Glück hat, kann noch einen Blick auf die Giraffen werfen, die im berühmten Rapperswiler Zoo zuhause sind. Ebenfalls auf dem Weg liegt die Heimat der Rapperswiler Eishockeycracks, das schöne Lido, welches leider seit einigen Jahren auf den Namen Diners Club Arena hört.

Heute waren wir aber zum Fussball schauen hier, obwohl am selben Abend das Derby gegen die Kloten Flyers über die Bühne gehen wird. Aber nix da, Fussball hat Priorität. Einlass wurde uns für je 7 Franken gewährt und wir stellten uns gleich einmal an den Spielfeldrand mit Blick auf die einzige Tribüne vor Ort. Diese kommt aber recht modern daher und weiss zu gefallen. Das Spiel kann ebenfalls überzeugen und der Leader übernimmt schnell das Kommando gegen defensiv eingestellte Gäste. Diese kamen aus dem bernischen Breitenrain und belegen in der Tabelle im Moment den fünften Platz. Kein Grund also sich zu verstecken, trotzdem agierten die Berner meiner Meinung nach das ganze Spiel über etwas zu passiv und waren nur durch Standards gegen die anfälligen Hausherren gefährlich. Anders beim Heimteam, welches immer wieder mit viel Spielwitz und schnellen Ballstafetten überzeugen kann. Für das 1:0 in der 25. Minute braucht es aber eine Einzelleistung. Und was für eine. Rappi-Captain Carlos Da Silva lässt im Mittelfeld gleich zwei Gegner stehen und zieht dann aus knapp 25 Metern ab und der Ball senkte sich unhaltbar in den Winkel. Ein absolute Traumtor vor 720 Zuschauern! Nun war eine Reaktion der Gäste gefragt und diese können tatsächlich eine ihrer seltenen Chancen in der 35. Minute zum 1:1 Ausgleich nutzen. Nach einem Standard steigt FCB-Goalgetter Luis Rodrigues am höchsten und verlängert unhaltbar ins Heimtor. Mit dem Unentschieden ging es in die Pause und neben den Akteuren wechselten auch wir unseren Standort und sahen die zweite Halbzeit nun von der Tribüne aus. Für die Gastgeber wäre dieser eine Punkt sicherlich zu wenig und so probierte sich in der 56. Minute Manuel Kubli mit einem Dribbling an der Grundlinie und liess dabei gleich mehrere FCB-Verteidiger alt aussehen. Schlussendlich behielt er auch noch den Überblick und konnte auf den ideal postierten Enis Ramadani ablegen, der zum 2:1 für den FCRJ nur noch einschieben musste. So und wenn es jetzt noch einmal eng werden sollte für die Rapperswiler, denn dann, wenn die Gäste erneut zu einem gefährlich postierten Freistoss kommen sollten. So wie zum Beispiel in der 68. Minute. Und da war sie, die Kopie des ersten Treffers der Berner! Nur der Torschütze war mit Oliver Portmann ein anderer. In der Folge blieb die Partie ausgeglichen und die beiden Teams trennten sich 2:2 Unentschieden.

Für uns stand aber noch ein zweites Highlight an und so machte man sich zügig auf den Weg zum Bahnhof, wo wir per Zug nach wenigen Minuten Fahrt Wetzikon ereichten. Bachelor Vujo musste heute übrigens passen, lediglich sein Bruder war in der Startformation.


Chur 97 - FC Mels

Nicht das Camp Nou in Barcelona, noch das Zuhause von Manchester United oder der Parc des Princes in der französischen Hauptstadt. Nein, die Ehre mein 100. Ground zu werden wurde der Ringstrasse in Chur zuteil. Wer Fan der Bündner ist, muss im Moment ganz harte Zeiten durchmachen. Der Verein ist im letzten Jahr aus der 1. Liga Classic abgestiegen und die neue Saison wird nicht wie erhofft zum Schaulaufen mit dem Aufstieg als Krönung sondern zum puren Existenzkampf. Zwei Punkte aus elf Spielen, ein Torverhältnis von 8:31 und mit neun Punkten Rückstand abgeschlagen Letzter. Bei den Churern brennt es gewaltig. Heute im Derby gegen den FC Mels ist ein Sieg also Pflicht. Zu gönnen wäre es dem sympathischen Verein allemal.

Seit dem Fahrplanwechsel erreicht man die Hauptstadt des Kanton Graubünden noch schneller und so traf man nach einer guten Stunde Zugfahrt um die Mittagszeit im Bündnerland an. Man, dass war heute ein Kumpel und ich, der mich in letzter Zeit doch das eine oder andere Mal begleitete. Danke dafür. Vor der Partie im grössten Stadion der Region blieb noch einige Zeit um durch die Stadt zu schlendern, ehe es gegen vier Uhr zu Fuss auf zur Spielstätte ging. Fünf Franken Schmerzensgeld musste man für diese fünftklassige Partie dann aufbringen um den Ort des Geschehens betreten zu dürfen, der durch die alte Tribüne und den Holzbanden doch recht charmant daherkommt.

Das Heimteam selbst hat in dieser Liga leider etwa soviel verloren, wie San Marino an der EM, was sich bereits nach wenigen Minuten offenbart. Unglaublich, wenn man die sportliche Vergangenheit der Bündner kennt. Die Hausherren können die Null zu Beginn halten, in der 11. Minute wird ihnen jedoch ein Handspiel im eigenen Strafraum zum Verhängnis, welches Marco Willi eiskalt zum 0:1 für die Melser ausnutzt. Es sollte der Beginn einer geschichtsträchtigen Elfmeterserie werden. Bei den Churern kommt nach diesem Rückstand die Verunsicherung zurück, wie so oft bei Teams mit schwachen Phasen. Bis zum zweiten Tor dauert es aber dennoch eine gute Zeit und man konnte den Blick auf die verschneiten Berge richten, die rund um die Stadt in die Höhe ragen. In der 45. Minute war ich jedoch froh den Blick auf Marco Willi gerichtet zu haben, denn der traf mit einem sehenswerten Schlenzer zum 0:2 für die Gäste. Nach dem Seitenwechsel (60.) machte Marco Willi seine Triplette komplett, als er nach einem Penaltypfiff vom Punkt erneut eiskalt blieb und zum 0:3 verwerten konnte. Damit aber noch nicht genug, in der 71. Minute konnten sich die zahlreichen Melser unter den 200 Zuschauern ein weiteres Mal freuen, denn auch Namensvetter Marco Wildhaber verwertete den dritten Elfmeter des Tages zum Schlussresultat von 0:4 ohne Probleme. Da tat einem der Schlussmann der Gastgeber richtig leid, der ansonsten nicht schlecht gehalten hatte, gegen die drei Penaltytore aber machtlos war.

Zu erwähnen gibt es vielleicht noch die gute Wahl der Hausherren was die Einlaufsmusik anbelangt. Mit Can’t Stop von den Red Hot Chili Peppers neben The Hunted von der schottischen Band Kassidy und dem Intro von The xx sicher einer meiner Favoriten was dies anbelangt. Gegen Abend ging es wieder zurück in die Ostschweiz, wo man den Abend unter Kollegen ausklingen liess. Nun bin ich also auch laut Agon-Verlag offiziell ein „Groundhopper“, den nach dem Titel „Junior-Groundhopper“ habe ich mit dem Erreichen von 100 Stadien und mehr als zehn Länderpunkten endlich die nächste Stufe erreicht.


FC Lugano - Servette FC

Der Abschluss dieser Tour war wie zu Beginn bereits erwähnt in der Sonnenstube der Schweiz geplant. Diese machte ihrem Namen alle Ehre und die Sonne schien auch heute, wie übrigens an allen Tagen während der Reise. Lediglich am Tag der Abreise hatte es in der Heimat noch geregnet, aber dies ist man sich ja gewöhnt. Trotzdem gibt es auch positive Neuigkeiten aus der Heimat, da der FCSG das gestrige Spiel in Aarau gewonnen hat ist er momentan auf einem Europacup-Platz in der Tabelle zu finden.

Nach dem gestrigen Spiel also vor Ort übernachtet und nach einer morgendlichen Stärkung am Bahnhof von Brescia ging es per Zug via Milano wieder zurück in die Schweiz. Ankunft in Lugano war kurz vor dem Mittag, somit blieb noch genügend Zeit um etwas zu essen und die wohl letzten wärmenden Sonnenstrahlen dieses Jahres am Ufer des Lago di Lugano zu geniessen. Eine Stunde lang war also entspannen angesagt, ehe es zu Fuss auf den langen Weg ins Stadio Cornaredo ging, welches im gleichnamigen Quartier liegt. Anpfiff war um 15 Uhr, nachdem wir zwei Tickets für je zehn Franken kauften blieb noch genügend Zeit, um bis zum Spielbeginn etwas in der Eishalle zu verweilen. Die Heimat des HC Lugano liegt nämlich direkt gegenüber vom Stadion und sorgte für die nötige Erfrischung in dieser Hitze.

Irgendwann kurz vor Anpfiff ging man aber zurück zum eigentlichen Ort des Geschehens, wo mit dem Rencontre zwischen Lugano und Servette ein durchaus spannendes Spiel auf uns wartete. Spielerisch gehören beide Teams zu den stärkeren in dieser Liga und auch fantechnisch haben sie, ganz im Gegensatz zu anderen Ligakonkurrenten, einiges zu bieten. Beide Szenen existieren schon lange und die beiden Fankurven verbindet eine Freundschaft, wenn ich mich nicht täusche, sogar die älteste der Schweiz. Somit war es schön mit anzusehen, wie die beiden Szenen fusionierten und zumindest für 90 Minuten zu einer wurden. Weniger schön war das Gekicke auf dem Platz, welches alles andere als Werbung für den schweizerischen Fussball war. Trotz bekannten Spielern wie Ex-Nati-Spieler Marco Padalino oder „Fast-Jahrhunderttalent“ Johan Vonlanthen blieb das spielerische Niveau auf der Strecke. Die 2’898 Zuschauer waren dann zum Pausenpfiff alles andere als begeistert und es waren vereinzelt Pfiffe zu hören. In der zweiten Halbzeit wurde die Partie auch nicht besser und so machte man sich zehn Minuten vor Schluss beim Stande von 0:0 auf zum Bahnhof, um eine allfällige Zitterpartie mit dem Zug in die Heimat zu vermeiden. In ebendiesem schaute ich dann noch ein letztes Mal auf den Liveticker und musste erschrocken feststellen, dass Lugano in den Schlussminuten tatsächlich noch zwei Treffer erzielt hatte. Sergio Cortelezzi traf in der 82. Minute zum 1:0 für die Hausherren, ehe Locarno-Neuzugang Drilon Pacarizi mit dem 2:0 in der 84. Minute nachdoppeln konnte. Somit ist Lugano nun erster Verfolger von Leader Wohlen und mir bleibt wieder einmal die Erkenntnis, dass früher gehen beinahe immer bestraft wird.

Immerhin verlief die Heimfahrt problemlos und um knapp 21 Uhr fuhr der Zug wieder in der Gallusstadt ein. Mit im Gepäck ein Denkzettel für das früher gehen sowie viele schöne Erinnerungen an ein verlängertes Wochenende in Norditalien mit drei Heimsiegen.


Brescia Calcio – Pro Vercelli

Am nächsten Morgen stellten wir uns um kurz nach neun Uhr an die Bushaltestelle in der Hoffnung, dass bald ein Bus in Richtung Bahnhof fahren würde. Eine Zeit lang wurde gewartet, dann kreuzte aber tatsächlich einer auf und kurze Zeit später fand man sich am Bahnhof wieder. Hier bereits erstaunlich viel los, vor allem viele junge Leute säumten die Perrons. Um nach Brescia zu gelangen musste in Milano umgestiegen werden, was auch problemlos klappte, da man einen grossen Zeitpuffer eingebaut hatte und so die Verspätung des Regionalzuges nichts ausmachte. Trotzdem unglaublich, dass man auf elf Minuten Zugfahrt die Verspätung von fünf Minuten auf vierundzwanzig ausbauen kann.

Nach der Ankunft in der zweitgrössten Stadt der Lombardei machte man sich auf zum Hotel, welches sich ganz in der Nähe des Bahnhofs befand. Nachdem die Zimmertüre aufgeschlossen war dann erstmal eine Weile über die Modernität und den Komfort gestaunt, schliesslich war man in einem AC Hotel zu Gast, welches zur Marriott-Kette gehört. Zurück in der Altstadt, die übrigens ebenfalls sehr modern daherkommt, gönnte man sich ein Pistazien-Eis, ehe es per U-Bahn, auch hier wieder Spuren architektonischen Könnens zu finden, zum Stadion Mario Rigamonti ging. Dieses trägt den Namen zu Ehren vom gleichnamigen Spieler und Sohn der Stadt, der beim Flugzeugabsturz von Superga ums Leben kam. Bis zur Partie blieb noch knapp eine Stunde, ich wollte aber sichergehen zumal man in Italien nicht selten als Fremder Probleme beim Ticketkauf hat. So aber nicht heute, das Ganze ging zum Glück nach Aufnahme der Personalien problemlos, trotzdem bleibt beim Preis von 20 Euro für einen Studenten ein fader Beigeschmack.

Plätze hatten wir auf der unüberdachten Gegentribüne, mit bester Sicht auf die Heimfans in der Curva Nord. Das Stadion gehört sicherlich zur besonderen Sorte. Zum heutigen Spiel kamen bei Prachtswetter bei einem Fassungsvermögen von mehr als 27‘000 Plätzen lediglich 5‘288 Zuschauer. Ein Grund dafür ist sicherlich die sportliche Situation, welche beim Heimteam alles andere als rosig aussieht. Die Hausherren liegen mit nur einem Saisonsieg momentan auf dem 18. Rang. Wesentlich besser läuft es den heutigen Gästen, die momentan auf Platz sechs fungieren. Heute sollte aber der erste Heimsieg her! An der Unterstützung fehlte es wahrlich nicht. Neben einer imposanten Curva Nord hat sich eine zweite Fangruppierung auf der Gegentribüne niedergelassen und sorgt für zusätzliche Stimmung. Aus dem Piemont waren nur wenige Gäste angereist.

In der ersten Halbzeit war die Partie dann recht langweilig, die Gastgeber zwar bemüht und mit spielerischen Vorteilen, der letzte Pass fand jedoch nur selten einen Abnehmer. Somit ging es mit dem torlosen Unentschieden in die Pause. Im zweiten Durchgang wurde die Hitzeschlacht dann etwas interessanter und die Hausherren drückten auf den Führungstreffer. Dieser wurde in der 70. Minute dann auch Tatsache. Antonio Caracciolo traf zum vielumjubelten 1:0. Aber noch bevor der Jubel richtig ausgeklungen war kamen die Gäste nach einem schnellen Angriff zu einem Eckball. Die Standardsituation in der 71. Minute stellte sich als optimale Ausgleichsmöglichkeit heraus, die Ettore Marchi nach diversen Missverständnissen in der heimischen Abwehr eiskalt zum 1:1 auszunützen wusste. Ein weiteres Mal sollte es also wieder nicht klappen mit dem ersten Heimsieg der Saison, wird sich der pessimistische Stadiongänger gesagt haben. Doch in der 80. Minute erlöste Ahmad Benali die Anhänger des Heimteams und schob den Ball am Gästetorwart vorbei ins Netz zur neuerlichen 2:1 Führung. Das Stadion wurde wieder zum absoluten Tollhaus. Dieses Mal schafften es die Hausherren aber, die Führung trotz fünfminütiger Nachspielzeit über die Zeit zu retten und den ersten Heimsieg der Saison einzufahren. Auswirkungen auf die Tabelle hat dieser Dreier auch, die Mannschaft aus Brescia ist nun auf Platz 13 zu finden. Ein gelungener Nachmittag mit bestem Fussballwetter also!

Nach dem Schlusspfiff wieder mit der Metro zurück ins historische Stadtzentrum, wo man noch ein bisschen Sightseeing betrieb und anschliessend in einem Restaurant gut speiste. Zum Schluss wurde noch ein grosses Shoppingcenter in der Nähe des Hotels besucht ehe es ins Zimmer ging, da am nächsten Morgen relativ früh der Wecker klingeln sollte. Im Nachhinein hat mich übrigens noch ein Kumpel darauf angesprochen, dass ich nun Spiele in allen Nachbarländern der Schweiz gesehen habe. War mir nicht aufgefallen, stimmt aber tatsächlich!