AC Monza Brianza - Como Calcio

On the Road again! – Obwohl so ganz stimmt der Ausdruck eben doch nicht, denn anstatt das Auto wurde der Zug als Reisemittel auserkoren mit der Destination Norditalien. Zug und Italien, definitiv keine Liebesgeschichte, dass weiss man. Rückblickend muss ich sagen, es ist durchaus angebracht kritisch zu sein, zumal die Regionalzüge manchmal sehr abgenutzt aussehen (Bild unten) und das Gefährt (Fernzüge ausgenommen) aus Prinzip mindestens zehn Minuten Verspätung hat. Zum Ferienabschluss also eine kleine Tour im Pizza-Land mit drei Spielen, eines in Monza und am darauffolgenden Tag in Brescia sowie als Abschluss die Partie in Lugano gegen Servette Genf. Ursprünglich war anstelle der Partie im Tessin das Aufeinandertreffen von Bergamo – Parma geplant gewesen, von der Zeit her war die Variante Lugano aber deutlich angenehmer.

Als mich am Donnerstagabend noch ein Kumpel zu einem kostenneutralen Trinken an die OLMA-Messe (der Event in der Ostschweiz schlechthin) einlud, wusste ich, dass es am nächsten Morgen nicht einfach werden wird, rechtzeitig aufzustehen. So war es dann auch und im Zug nach Arth-Goldau, wo ein erstes Mal umgestiegen wurde, war ich nicht mehr als ein Häufchen Elend. Begleiter während der ganzen Reise spielte übrigens mein Kumpel Andrin. Was für ein schöner Name. 😉

Mit der Zeit kehrte dann aber auch ich wieder vollkommen in die Welt der Normalsterblichen zurück und mit anschliessenden Umstiegen in Lugano und Chiasso fuhr man so gegen Mittag in den Bahnhof Porta Garibaldi, im Herzen von Milano ein. Die ganze Reise habe ich übrigens beinahe ausschliesslich mit gewonnenem Geld aus Sportwetten finanziert. In Milano selber dann das getan was man jedes Mal macht, wenn man in der italienischen Möchtegern-Hauptstadt zu Gast ist. Die 3-S-Regel befolgen. Übrigens selbst konzipiert! Sie steht für Shopping, Sightseeing und Strassenverkäufer davon abhalten, einem ein Bändchen um den Arm zu binden, nur um dann nachher Geld dafür zu verlangen.

Der Nachmittag verging wie im Flug und bald schon war es an der Zeit, den Zug in Richtung Tagesziel Monza zu nehmen. Die Sonne schien die ganze Zeit und sorgte somit für spätsommerliche Glücksgefühle. Nach ein paar Minuten Zugfahrt erreichte man Monza dann auch und erkundete erst einmal die Innenstadt und suchte danach das Hotel auf. Nach einer Verschnaufspause im Nachtquartier war es langsam an der Zeit zur Spielstätte aufzubrechen, welche etwas ausserhalb liegt und vom Stadtzentrum aus zu Fuss in einer knappen halben Stunde erreichbar ist. Tickets hatte ich bereits im Voraus zum Preis von 8 Euro gekauft. Anpfiff war um 20.45 Uhr. Bevor man aber endlich ins Stadion durfte, wurde man noch stattliche drei Mal kontrolliert. In einem ersten Schritt gab es eine Passkontrolle, dann eine Leibesvisitation und zum Schluss wird das personalisierte Ticket noch begutachtet. Irgendwann aber auch diese „Tortur“ überstanden und hinein ging es in die Schüssel. Das Stadion finde ich übrigens sehr schön. Die Haupttribüne kommt imposant und mit einer netten Dachkonstruktion daher, während auf der Gegenseite eine doppelstöckige Tribüne zu finden ist. Hinter den beiden Toren hat es Stufen für Heim- und Gästefans. Das Stadion mit einer Kapazität von 18’568 natürlich zu gross, trotzdem eine schmucke Anlage.

Zu diesem Derby gegen Como finden sich an diesem späten Freitsgabend mit 2’500 Zuschauern aber immerhin eine nette Anzahl an „Tifosi“ ein, wovon ein Grossteil davon in den jeweiligen Fankurven steht. Begünstigt ist dieses grosse Interesse neben der geografischen Nähe sicherlich von der Tatsache, dass Como momentan die Tabelle in der drittklassigen Lega Pro anführt.

Auf den Rängen sowie auf dem Platz erlebten wir ein ausserordentliches Spiel. Zum Intro gab es bei den Brianzern etliche Pyros und Kanonenschläge, sowie ein ganzes Feuerwerk. Selten so etwas gesehen! Die Spieler von Monza liessen sich von der Stimmung auf den Rängen mitreissen und kamen trotz der Aussenseiterrolle zu den besseren Chancen, von der in der 24. Minute erstmals eine genutzt werden konnte. Alessio Vita traf aus beachtlicher Distanz via Pfosten zum 1:0. Auf den Rängen natürlich Exstase pur und erneut wurde mit Pyrotechnik nicht geizig umgegangen. Für die Rot-Weissen kam es aber noch besser. In der 32. Minute konnte nämlich Valerio Foglio in der gegnerischen Abwehr den Ball erobern und zum 2:0 für den AC Monza, der übrigens von Milan-Legende Clarence Seedorf gekauft wurde, einschieben. Im zweiten Abschnitt brachen sich die Gäste selber das Genick, nachdem ihr Verteidiger nach einer guten Stunde mit einer roten Karte vom Platz flog. Ein richtiges Derby in all seinen Facetten! Auf den Rängen übrigens beide Fanlager mit genialem Support. Hohe Lautstärke und Mitmachquote sowie allgemein viel Bewegung im Block. Sehr schön! Die Heimfans begannen schon früh mit den Feierlichkeiten und den Schmährufen in Richtung Como-Anhänger. Diese durften in der 92. Minute immerhin auch noch jubeln, das 2:1 von Giuseppe Le Noci war aber nicht mehr als Resultatkosmetik. Es blieb beim überraschenden Sieg für den Tabellensechsten, der somit einen Rang vorrückt, während die Gäste auf den dritten Platz abrutschen.

Da nach der Partie in der ganzen Stadt, die jeweils Ende September den ganzen Formel-1-Zirkus beherbegt, kein einziger Bus mehr fuhr und auch kein Taxi zu finden war, musste man die fünf Kilometer vom Stadion zu Fuss hinter sich bringen, was dann auch ziemlich in die Beine ging. Immerhin durfte man am nächsten Morgen ausschlafen.


TSV 1860 München II – FC Augsburg II (11.10.14)

Nachdem es vor zwei Monaten nicht geklappt hatte, das älteste Stadion in München mit dem Derby der Amateurteams zu besuchen, ging es nun für dieses Wochenende erneut in die Hauptstadt Bayern. Getarnt war das Ganze als Städtetrip mit meinem Vater, der zurzeit auch Ferien geniesst und unbedingt mal nach München wollte. Da die Zweitvertretung meines deutschen Sympathievereins, der FC Augsburg, an diesem Wochenende zu Gast bei den Junglöwen sein sollte, machte die Entscheidung einfacher.

Die Fahrt nach München über Lindau empfand ich als relativ kurzweilig, zumal ich mit dem hochinteressanten und schockierenden Aufklärungsbuch „FIFA MAFIA“ von Thomas Kistner die passende Lektüre bei mir hatte. Nach dem Mittagessen rückte dann der „historische“ Moment näher, denn nach exakt 2325 Tagen oder knapp sechseinhalb Jahren Abstinenz sollte mein Vater erstmals wieder ein Spiel mit mir zusammen im Stadion sehen. Die letzte Partie war das Eröffnungsspiel der St. Galler Arena im Mai 2008, als die Schweizer Nationalmannschaft den Fussballzwerg Liechtenstein mit 3:0 abfertigte.

Da brachte die heutige Partie weniger Brisanz mit sich, trotzdem war es ein kleines Derby und zwei Städte mit Mannschaften und Anhängern, die nicht viel füreinander übrig haben. An den Tickethäuschen des Grünwalder Stadions, das mit vollem Namen übrigens „Städtisches Stadion an der Grünwalder Strasse“ heisst, erwarben wir zwei Einlassberechtigungen für insgesamt 14 Euro und betraten den Gästeblock pünktlich zum Anpfiff.

Auf dem Papier war die Partie eigentlich eine klare Angelegenheit, die Löwen grüssen nach 14 Spieltagen von der Tabellenspitze, während die heimschwachen Augsburger lediglich auf Platz neun liegen. Auf der Gegentribüne fanden sich dann auch ein paar aktive Fans der Sechzger ein, die ihr Team nach vorne trieben und auch mit Pöbel gegen Augsburg nicht geizten. Zumindest die Augsburger auf dem Rasen liessen sich davon nicht beeindrucken und kamen in der 22. Minute zu einer ersten guten Möglichkeit. Nach einem Freistoss der Fuggerstädter sprang der Ball einem Verteidiger der Blau-Weissen an die Hand und der sonst nicht sehr kompetent wirkende Schiedsrichter zeigte auf den Punkt. Der Augsburger Stürmer scheiterte am starken Eicher im Tor der Gastgeber. Die Führung war wenig später dennoch Tatsache, als Merveille Biankadi volley traf. Die Offensivabteilung der Augsburger agierte das ganze Spiel über äusserst stümperhaft und zu leger. So wird es nichts vom Traum der 1. Mannschaft, meine Herren!

Für die Gastgeber, die spielerisch ebenbürtig waren, nahm das Unheil in der zweiten Halbzeit seinen Lauf, als zwanzig Minuten nach Wiederbeginn ihr Verteidiger mit einer roten Karte vom Platz musste. So nahmen sich die Münchner selber aus der Partie und das wunderschöne Freistosstor von Penaltysünder Erik Thommy zum 0:2 war der Schlusspunkt vor 1’060 Zuschauern.

PS: Für einmal gibt es auch Touristenfotos aus München, da ich eine neue Kamera besitze und somit wieder etwas hochwertigere Fotos machen kann.


FC Kopenhagen – Esbjerg fB (05.10.14)

Auch heute zeigte sich das Wetter in Dänemark erneut von seiner guten Seite und der Ablauf an diesem Morgen war nur minimal anders als noch am gestrigen Tag. Der kleine Unterschied war, dass wir anstatt direkt wieder in die Innenstadt gingen, vorher noch die Spielstätte des viertklassigen AB Tarnby besuchten. Das kleine Stadion mit einer netten blauen Tribüne wurde somit schnell „gespottet“, ehe es wie bereits erwähnt mit dem Zug an den Hauptbahnhof von Kopenhagen ging. Heute standen noch einige weitere Sehenswürdigkeiten auf dem Plan, für den späteren Nachmittag war zudem die Partie zwischen dem FCK und den Gästen aus Esbjerg geplant.

Irgendwann gegen Mittag war die Hauptstadt dann an sehenswerten Gebäuden erschöpft und man entschied sich für die Nahrungsaufnahme. Auch hier sieht man wieder, wie happige Preise in Dänemark herrschen. Auch in den bekannten Fast-Food-Läden lässt man locker soviel Geld liegen, für das man in Ländern wie Tschechien Essen für einen ganzen Tag kaufen könnte. Nach dem Essen blieb noch mehr als genügend Zeit bis zum Anpfiff und man entschied sich mit der Tageskarte bis nach Hellerup zu fahren, wo man am Ufer ein bisschen verweilen wollte. Gesagt, getan: Die Idylle im wohlhabenden Stadtteil wurde trotz netter Aussicht aufs Meer vom beissenden Wind gestört. Schnell wurde ein etwas windresistenteres Plätzchen gesucht und dann auch gefunden, wo man etwas mehr als eine Stunde die dänische Sonne genoss und sich schliesslich langsam per Bus zum Nationalstadion aufmachte.

Dieses trägt seit einiger Zeit den Namenszusatz „Telia“, den sie dem gleichnamigen Telekommunikationsanbieter zu verdanken hat. Das Stadion fasst ein Vermögen von 38’076 Plätzen, kommt aber lediglich bei Länderspielen oder den Derbys gegen Brondby an seine Kapazitätsgrenzen. Von innen wirkt der Bau recht steril, mit einer Hintertorseite für die Fans, wobei der obere Ring geschlossen blieb. Gegenüber findet man VIP-Plätze sowie den Gästebereich. Auch die Haupttribüne blieb heute wenig bevölkert, lediglich die Gegentribüne, auf der auch wir uns befanden, war gut besetzt. In der Partie traf der dänische Rekordmeister auf den Tabellenvorletzten. Auch den Gastgebern läuft es im Moment noch nicht nach Wunsch und sie belegen momentan nur den fünften Tabellenplatz. Im Laufe der Partie offenbart sich dann auch die Offensivschwäche des Heimteams, die etliche gute Chancen auslassen. Besser machen es die Gäste in der 22. Minute, als Martin Pusic zum 0:1 einnetzen durfte. Bis zur Pause bleiben die Jütländer das agilere Team und es gab vereinzelt Pfiffe von den Heimanhänger zu hören. Im zweiten Abschnitt werden die Hauptstädter ihrer Favoritenrolle aber gerecht und können in der 52. Minute durch Claudemir zum 1:1 ausgleichen. Lediglich fünf Zeigerumdrehungen später findet der Ball erneut den Weg ins Gästetor. Andreas Cornelius war erfolgreich und traf zum 2:1. Der letzte Aufreger in der Partie ist eine gelb-rote Karte für einen Gästeverteidiger. Schlussendlich konnte sich die Mannschaft mit diesem Pflichtsieg und einer starken Halbzeit mit den 15’236 Zuschauern versöhnen und hofft nun auf einen weiteren positiven Saisonverlauf.

Vielleicht noch zu erwähnen gilt es die Tatsache, dass der FC Kopenhagen in seiner heutigen Form „erst“ seit dem Jahre 1991 existiert. Er entstand aus einer Fusion zweier Vereine, die jedoch zu den älteren im europäischen Fussball gehörten. Aus dem KB (Kjobnhavns Boldklub) welcher 1876 gegründet wurde und dem B1903 (Boldklubben 1903) der, wie der Name bereits erahnen lässt, im Jahre 1903 ins Leben gerufen wurde.

Nach der Partie ging es wieder ins Stadtzentrum und irgendwann am frühen Morgen holte uns dann auch der Schlaf ein, wobei man am nächsten Morgen friedlich ausschlafen durfte, ehe es kurz nach Mittag wieder in die Heimat zurückging. Rückblickend sicher ein schöner Trip in den Norden, wo man einiges an neuem Wissen angeeignet hat und auch die Erkenntnis erwarb, dass man ein Dosenbier der dort ansässigen Marke Carlsberg nicht öffnen kann, ohne dass zuerst einmal eine Ladung Schaum dem edlem Gerstensaft entweicht.


Boldklubben AF – BK Frem (04.10.14)

Verhältnismässig früh stand man an diesem Samstag auf, vom gestrigen Nebel keine Spur mehr, stattdessen schien die Sonne mit all ihrer Kraft. So hat man es gerne. An diesem Tag stand nun auch für mich Sightseeing an, ehe es am Nachmittag zum Derby zweier Traditionsvereine gehen sollte. Das Stadtzentrum war für uns mit ein paar Minuten Zugfahrt bequem erreichbar. Wenn mal den Bahnhof verlässt, sieht man erstmal den Tivoli. Leider hatte der Freizeitpark, der schon längst als Wahrzeichen Kopenhagens gilt, während unseres Besuches in der dänischen Hauptstadt geschlossen.

Kopenhagen, um mich kurz zu halten, ist eine Stadt mit viel Stil und netten (sowie schönen) Menschen. Als Touristenattraktion gelten nebst dem bereits erwähnten Tivoli sicherlich „Nyhavn“, ein belebter und farbiger Hafen mit abertausenden von knipsenden Touristen. Wer es da ein wenig ruhiger haben will besucht die bekannte kleine Meerjungfrau. Diese liegt einige Meter vom Ufer entfernt in der Nordsee und ist weniger wegen ihrer Grösse, sondern eher wegen ihrem geschichtlichen Hintergrund interessant. Sie trägt ihren Namen wegen dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen. Was in einer grossen Stadt natürlich nicht fehlen darf sind die Kirchen und Schlösser, wobei ich vor allem die Frederikskirche und das Schloss Amalienborg empfehle. Wer will, kann sich den Weg zu eben diesem Schloss zeigen lassen. Nämlich dann, wenn die königliche Garde zur Ablösung vom Schloss Rosenborg mit Musik und im Marschschritt durch die Stadt stolziert.

Die Zeit schreitete davon und für uns wurde es langsam höchste Zeit, sich auf den Weg zu machen, wollten wir nicht die Partie der zweiten Division Dänemarks verpassen. Aufgepasst! Die „2nd Division“ ist nicht wie vielleicht vermutet die zweithöchste Spielklasse, sondern hinter der „Superliga“ und der „1st Division“ lediglich die dritte Spielklasse im Lande. Aber wegen dem spielerischen Teil waren wir sowieso nicht hier. Umso mehr mag nämlich das Stadion überzeugen. Auf der einen Seite findet man da nämlich die obligate Tribüne, welche heute zur Hälfte von Gästefans besetzt war. Spannender wird es aber auf der Gegenseite, wo ein schönes Backsteinhaus für das bestimmte Flair vor Ort sorgt. Hinter dem einen Tor ragt zudem das Nationalstadion „Parken“ in den Himmel. Allgemein waren mit 639 Zuschauern heute überdurchschnittlich viel Leute vor Ort und durch die lange Schlange am Einlass verpassten wir die ersten paar Spielminuten, ehe es dann für einen sagen wir mal „skandinavischen“ Preis ins Rund ging. Der Gästeverein war dann auch der Grund für den grossen Ansturm, waren die momentanen Leader der Liga vor einigen Jahren doch noch in der zweithöchsten Spielklasse beheimatet gewesen. Nach einer Insolvenz ging es aber runter in die Niederungen des Amateurfussballs. Die solide Fanbasis aber blieb bestehen und auch sportlich geht es wieder aufwärts. Anders sieht es bei den heutigen Gastgebern aus, die zwar mit neun dänischen Meistertiteln sogar noch drei mehr als die heutigen Gegner aufweisen, trotzdem sind sie im Moment aber am hinteren Ende der Tabelle zu finden und sind deshalb froh um jeden Punkt.

Diese Hoffnung auf einen Punktgewinn wird aber in der 7. Minute bereits früh zerschlagen, denn Daniel Pedersen lässt die zahlreichen Gästefans jubeln und bringt die Favoriten mit 0:1 in Führung. In der Folge bleibt die Partie aber recht ausgeglichen und die beiden Mannschaften neutralisierten sich im Mittelfeld. Zeit genug also, um den Blick auf die zahlreichen Zuschauer zu richten, wo neben drei alten Männern die sich die Birne vollkifften, vor allem ein Vater mit seinen Kindern und einem Kumpel ins Zeug legte. Sie sorgten mit den Trommeln für Stimmung, spätestens aber dann, wenn der jüngste Abkömmling wie wild auf sein Schellen-Tamburin einschlägt, reicht es auch mir. Also schnell einmal ein paar Bier holen gegangen und die Rasselbande konnte weitgehend vergessen werden. Auf dem grünen Rasen erarbeiteten sich die Hausherren immer mehr Chancen und krönten ihren mutigen Auftritt mit dem verdienten Treffer zum 1:1 in der 56. Minute. Als Torschütze wurde Jack Castelijns von den vielen anwesenden Kindern gefeiert. Spätestens wenn es in einer Partie sieben gelbe Karten gibt, merkt auch der neutrale Betrachter, dass in diesem Derby ordentlich Pfeffer drin ist. Beim Unentschieden blieb es aber und so sind die Gäste in dieser Saison weiterhin ungeschlagen während das Unentschieden auch für die Gastgeber das vierte Spiel ohne Niederlage bedeutet.

Nach der Partie genoss man in der Stadt die Abendsonne, ehe man den gelungenen Tag im Hotelzimmer beim Schauen der Sendung „Wetten Dass“ausklingen liess. Wenn man Atze Schröder im Tauchanzug und Stiefeletten oder Chinarestaurant-Bill Kaulitz einem breiteren Fernsehpublikum präsentiert, muss man halt sich nicht wundern, dass die Zuschauerzahlen immer weiter sinken.


Helsingborgs IF - Kalmar FF

Genau heute vor einem Jahr machten sich drei Kumpel und ich auf nach Swansea, wo der FCSG im Europacup auf den dort ansässigen Premier-Ligisten traf. Trotz der knappen Niederlage war das Ganze rückblickend wohl einer der schönsten Momente in meinem bisherigen Fanleben. Dieses Jahr hatte es leider nicht geklappt europäisch zu spielen und so kann man die jüngst sehr starken St. Galler momentan lediglich auf nationaler Ebene bestaunen. Damit das Fernweh und die Leidenschaft Groundhopping aber trotzdem ein wenig gestillt werden kann, stand eine kleine Tour im Norden zusammen mit Kumpel Luigi und den beiden Länderpunkten Schweden und Dänemark an. Am Freitagmorgen fand ich es fast noch ein bisschen unreal, dass ich am selben Tag noch ein Spiel in Schweden sehen werde sollte und somit Fussball im Land Nummer Zehn geniessen darf.

Wieder wurde als Abflugort Basel gewählt wo man recht billig nach Kopenhagen flog. Insgesamt der Preis aber etwas trügerisch zumal der Zug bis Basel dazukommt und man vor Ort dann oft auch mit starken Nerven bezahlen muss. Mit einer kleinen Verspätung abgehoben, diese wurde aber im Laufe des Fluges zum Glück wieder wettgemacht. Am „Lufthavn“ von Kopenhagen dann recht nordisches Wetter sprich windig und Nebel. Für einmal also nicht besser als in der Heimat. Für mich gabs keine Verschnaufpause, denn nachdem man um 16:30 Uhr landete ging es per Zug direkt auf ins schwedische Helsingborg, wo der ansässige Verein um 19 Uhr sein Heimspiel gegen Kalmar austragen sollte. Glücklicherweise klappte mit der Verbindung dann auch alles und über die lange Brücke ging es via Malmö langsam ans Zielort. Preis für die Zugfahrt war mit 50 Franken übrigens recht deftig, kommt aber eben wegen dieser ultramodernen Brückenverbindung Kopenhagen-Malmö zustande. Dafür kostete der Einlass ins Stadion dann nur schlappe vier Franken.

In der Hafenstadt blieb vor der Partie noch ein bisschen Zeit für Sightseeing. Ein, zwei schöne Gebäude und auch eine Burg wurde noch betrachtet ehe es dann langsam auf zum Stadion Olympia ging. Dieses gefällt mit ausserordentlich und stand sozusagen auf meiner „Wunschliste“. Was die Spielstätte so speziell macht sind sicherlich die Tribünen. Die Haupttribüne ist nämlich schön geschwungen und erstreckt sich über eine Spielfeldlänge. Gegenüber findet man eine zweistöckige etwas modernere Tribüne, auf der sich auch die heimischen Fans „eingenistet“ haben. Hinter den Toren gibt es Stehplätze mit Wellenbrechern, sowie den Gästebereich, welcher aber auch für andere Fans zugänglich ist. Kein Problem heute, denn aus Kalmar kamen höchstens zwei Dutzend mehr oder wenig aktive Anhänger. Auf der Heimseite sah das Ganze schon besser aus und die Fans sorgten für gute Stimmung während der Partie.

Diese lud aber auch zum Singen ein, denn in der 9. Minute gingen die Hausherren bereits mit 1:0 in Führung. Emil Krafth traf mit einem Abstaubertor. Ein paar Zeigerumdrehungen später (14.) doppelte der HIK nach und es stand schon 2:0. Mikael Dahlberg fand ein Loch in der anfälligen Abwehr der Gäste. Nach dem zweiten Treffer schalteten die Hausherren ein paar Gänge zurück und nichts deutete darauf hin, dass gegen diese labilen Gäste noch was anbrennen könnte. Dies änderte sich aber als Pär Ericsson in der 43. Minute per Volleytreffer zum 2:1 verkürzen konnte. Nach dem Seitenwechsel waren es auf einmal die Gäste, die mit Powerfussball auf den Ausgleich drückten. Doch anstatt der Ausgleich wurde in der 68. Minute der Treffer zum 3:1 Tatsache. Victor Palsson traf nach einem Eckball aus dem Hinterhalt. Die Sache war nun also gelaufen und auf den Rängen wurde gefeiert. Oder besser gesagt jemand wurde gefeiert. Beinahe die ganze Spieldauer lang. Und dieser jemand war Alvaro Santos, dessen Namen bereits die kleinen Kinder mit voller Inbrunst in die kalte schwedische Nachtluft schrien. Der 34-jährige Brasilianer gilt als in die Jahre gekommene Klublegende und hat in dieser Saison noch kein einziges Spiel über 90 Minuten durchgehalten.

Kurz vor Schluss kam der etwas dicklich wirkende Stürmer dann endlich unter Standing Ovation ins Spiel. Zum Torerfolg reichte es nicht, er gab aber immerhin den Pass zum 4:1 Endresultat, welches in der 92. Minute von Arnor Smarason erzielte wurde. Dabei feierte man den schwarzen Angreifer fast mehr als den eigentlichen Torschützen. Insgesamt also ein absolut klarer und verdienter Sieg für die Hausherren, die nun schon seit fünf Spielen ungeschlagen sind. Etwas anders sieht die Gemütslage bei Kalmar aus, wo man nach der fünften Niederlage im sechsten Spiel langsam gewisse Personen infrage stellen sollte.

Nach dem Ende der unterhaltsamen Partie vor 6’668 Zuschauern machte ich mich wieder auf den Weg zurück zum Bahnhof, wo mich der Zug beinahe direkt vor mein Hotel chauffierte. An der Haltestelle wartete bereits Kollege Luigi, der sich an diesem Abend für die Variante Kopenhagen entschied und somit erste Eindrücke von der eigentlichen Feriendestination sammelte.

Auf dem Rückweg mit der Haltestelle „Triangeln“ übrigens noch den ultimativen Wohnort für Hipster (von denen es hier nur so wimmelt) gefunden. Sind ja eigentlich ein ganz sympathisches Völkchen diese Schweden, nur mit der Sprache kann ich nicht so viel anfangen. Nicht böse gemeint, aber tönt für mich irgendwie so, wie wenn man sich beim Sprechen die Zunge halten würde.


FC Herisau II - FC Uznach

Trotz der vielen anstehenden Champions League Partien wählte man an diesem Abend den etwas ursprünglicheren Fussball. Zufällig sah ich nämlich, dass die zweite Mannschaft des FC Herisaus an diesem Abend sein Heimspiel gegen den FC Uznach bestreiten wird. Da dieser Ground schon extrem lange auf meiner Liste stand und die Partie als Lückenfüller, bevor es übermorgen wieder ins Ausland gehen sollte, bestens passte, entschied man sich für diese Variante. Und weil es letztmals so gut klappte, entschied ich mich erneut zu wetten. Nicht auf dieses Spiel sondern auf drei Partien der Königsklasse. Jedoch später mehr dazu. Begleitet wurde ich an diesem Abend von Sergio, relativ spontan kam auch noch Simon mit, dem es in Bordeaux wohl so gefallen hat, dass er vom Fussball nicht mehr genug kriegen kann. Stimmt doch, oder? 😉

Anpfiff war um 20 Uhr, die Anreise ins benachbarte Städtchen gestaltete sich kurz und ereignislos und genau zu Anpfiff kreuzte man auf der Herisauer Ebnet auf. Die dort zu findende Anlage ist identisch mit dem Landhaus in Teufen und zeigt auch grosse Ähnlichkeiten mit der Kellen in Goldach. Sie verfügt über eine Laufbahn sowie drei überdachte Treppenstufen. Leider sind die Fotos relativ schlecht, da meine Kamera nun seit knapp drei Monaten in der Reparatur ist. Will (nicht) wissen, wie schnell die dort arbeiten.

Die hart geführte Drittligapartie übrigens sehr unterhaltsam, denn bereits nach 2 Minuten gingen die Hausherren durch einen Treffer von Süleyman Kilic mit 1:0 in Führung. Die Gäste aus dem Linthgebiet konnten im Laufe des Spiels ihre Lethargie jedoch ablegen und kamen nach dem Seitenwechsel zum Ausgleich. André Hefti traf in der 65. Minute zum verdienten 1:1. 10 Minuten später sorgte Pascal Hässig für das Highlight des Abends. Der Uznacher Verteidiger traf aus knapp 75 Metern zum 1:2 für den FCU. Der Torwart der Hausherren sah beim Gegentreffer allerdings alles andere als gut aus. Für den Schlusspunkt in einer unterhaltsamen Partie vor 40 Zuschauern sorgte in der 92. Minute der eingewechselte Visar Ameti. Der FC Herisau verbleibt nach dieser 1:3 Niederlage also weiterhin im Tabellenkeller.

Den gelungenen Abend abrunden tut der FC Basel, der mir mit einem Sieg 60 Franken in die Wettkasse spühlte, was wiederum nur dank den Siegen von Real Madrid und Borussia Dortmund möglich wurde.


Girondins Bordeaux - Stade Rennais

Vor ein paar Tagen in einer Volkswirtschaftsprüfung auf die Maslowsche Bedürfnispyramide zurückgreifen müssen und mir dabei gedacht, dass ich meine Schwerpunkte doch recht klar bei Stufe fünf „Selbstverwirklichung“ setzte. Apropos Bedürfnisse, für einmal verzichtete man auf ein Sicherheitsbedürfnis und nächtigte am Flughafen. Hab schon schlechter geschlafen, für einmal noch okay. Zum Schluss des Monats September sollte es nämlich noch für ein paar Tage in die Wärme nach Bordeaux gehen und da Mister Easy schon recht früh in die Lüfte abhob, entschied man sich für diese Variante. Wenigstens einmal den gehassten Wecker keck umgangen. Wie gesagt Frankreich war das Ziel. Gebucht wurde die ganze Sache wenn ich mich richtig erinnere so Mitte August. Bordeaux ergab sich dann einfach, da man Bock auf Ferien hatte und sich diese Variante sowohl preislich als auch kulturell als interessant herausstellte. Der Fussball durfte natürlich auch nicht fehlen. Definitiv terminiert wurde zu dieser Zeit noch nichts, jedoch sollten Bordeaux sowie auch Toulouse zuhause spielen. Der Kick in Toulouse (gegen PSG) musste man dann aber streichen, da es von der Zeit nicht gereicht hätte. Wäre auch zu schön gewesen. Egal, immerhin mit der Partie Bordeaux – Rennes blieb auch so ein Highlight. Bordeaux spielt ja im Moment ausserordentlich stark.

Nun aber zurück zur Reise. Diese begann am Freitagabend mit ein paar Bierchen und der Zugfahrt nach Basel. Mein Begleiter für diesen Urlaub sollte Kumpel Simon sein. Am Flughafen angekommen dann mehr Leute die vor Ort übernachteten, als ich angenommen hatte. Ein Teil davon waren allerdings auch Obdachlose. Dann einige Stunden geschlafen, ehe ich so gegen fünf Uhr von einer Putzhilfe geweckt wurde. Von da an war nicht mehr an Schlaf zu denken, denn es herrschte schon reger Betrieb. Wir hatten jedoch noch einige Zeit bis unser Flug abheben sollte. Diese vertrieb ich mir durch ein Gespräch mit einer hübschen Dame, ein deutsches Model, wie sich herausstellte. Ihr Management hatte den Flug irgendwie falsch gebucht und so sass die bemitleidenswerte Dame noch ein paar Stunden am Hafen fest. Zumindest für mich eine schöne Abwechslung (auch für die Augen) neben all den Spassvögeln und übervorsichtigen Flugpassagieren, von denen es nur so wimmelte.

Irgendwann hoben auch wir ab und rund eine Stunde später landete man bei angenehmen Temperaturen in der Weingegend Frankreichs. Wer ins Stadtzentrum will, muss dann erstmal noch eine knappe Stunde einberechnen. So auch wir, denn dort lag nämlich unser Hotel oder besser gesagt die Wohnung. Leider war diese jedoch noch nicht bezugsbereit und die Bitte ans Personal, uns doch wenigstens den Abstellraum aufzuschliessen, wurde mit der Begründung „Es sei Pause bis um 14 Uhr“ abgewiesen. Da wir in Frankreich sind wird diese natürlich auch strikt eingehalten. Nur mit dem Arbeiten nehmen sie es nicht so genau. Also eine Alternative gesucht und mit den Abstellkammern am nahen Bahnhof dann auch gefunden.

Von dort chauffierte uns der Zug ins nahegelegene Arcachon, einem Badeort an der Atlantikküste. Das Thermometer zeigte unterdessen Werte knapp unter 30 Grad und den Rest des Tages verbrachte man an der Sonne und im Wasser. Am Abend ging es per Zug wieder die gleiche Strecke zurück und nun war das Appartement auch bereit. Kurz frischgemacht, ein gutes Nachtessen gegönnt und sich dann verhältnismässig früh ins Reich der Träume verabschiedet.

Am Spieltag wurde erstmal ausgeschlafen, ehe es Zeit für Sightseeing war. Bevor es zum Stadion gehen sollte, machte man noch kurz an einem Kiosk halt und wettete zusammen eine anständige Summe auf das Heimteam. Eigentlich hätte ich es lassen sollen, denn die Vorzeichen standen gar nicht gut. Die letzten zwei Partien in Frankreich hatte ich nämlich auch auf die Hausherren gewettet und da kriegten diese Dilettanten jeweils noch ein unnötiges Tor in der Schlussphase und ich war meine Kohle los. Aber ich war mir sicher, heute sollte es erstmals klappen. Die Spielstätte der Girondins finde ich übrigens speziell schön. Das Stade-Chaban-Delmas wurde im Art-Déco-Stil errichtet. Für die Europameisterschaft in zwei Jahren wird jedoch ein neues und grösseres Stadion gebaut. Den Zusatz Girondins tragen die Hausherren übrigens von den Girondisten, welche Mitglieder einer Gruppe (Gironde) von Abgeordneten, die während der französischen Revolution in Erscheinung trat.

Die Partie dann nur halb so spannend wie der geschichtliche Hintergrund der Gastgeber. Das Team von Willy Sagnol machte überdurchschnittlich viele Fehlpässe und auch individuelle Fehler gab es meines Erachtens zuviel. So waren es vor allem die Gäste, die mit Gelson Fernandes und Pedro Henrique über zwei bekannte Gesichter verfügen, welche im ersten Abschnitt zu nennenswerten Aktionen kamen. Auch im zweiten Durchgang war es zeitweise zum Verzweifeln, was da auf dem Platz geboten wurde. Die Erlösung dann nach 73 Minuten als Whabi Khazri aus offsideverdächtiger Position zum 1:0 traf. Die Gäste waren aber keineswegs um eine Antwort verlegen und kamen in der 80. Minute durch Habib Habibou (was für ein Name) zum verdienten 1:1 Ausgleich. Also wieder einmal mein Geld verspielt, denn hier sollte es bei der Punkteteilung bleiben, soviele Fehler wie die Hausherren heute machten. Dies dachten wohl nicht nur ich und mein Kumpel, sondern auch die restlichen 18’868 Zuschauer vor Ort. In der 93. Minute jedoch noch ein letzter weiter Ball auf Diabaté, der ihn gekonnt auf Thomas Touré ablegte und der schlenzte ihn zum 2:1 in den Winkel. Im Stadion natürlich totale Eskalation, inklusive uns zwei, die nun stolze und vor allem glückliche Gewinner dieser Wette wurden. Ich dachte ich dreh durch! Sofort die ansonsten miserable Leistung der Hausherren vergessen und die Fans feierten ihre Lieblinge und den Platz an der Sonne der Ligue 1. Dieser währte jedoch nur bis zum Abend, wo Marseille die Girondins Bordeaux wieder auf den zweiten Platz verdrängte.

Trotzdem, hier wurde gefeiert und auch wir gönnten uns im Siegesrausch das eine oder andere Bier. Am Abend ass man Pizza und trank noch ein paar Bierchen für die nötige Bettschwere.

Der vorletzte Tag wurde dann für Shopping benutzt, wo ich mir ein nettes Polo der Marke Ellesse gönnte. Preislich sind das definitiv Welten, will nicht wissen, was ich dafür zuhause bezahlt hätte! Am Tag der Abreise wurde wiederum ausgeschlafen, ehe es gegen Abend dann wieder in die Heimat ging. Und nun sitze ich hier und schreibe die letzten Zeilen von diesem Beitrag, der übrigens etwas länger wurde als ich dachte, während der Regen unaufhaltsam an meine Fensterscheibe prasselt. Hallo Schweiz, oder besser gesagt Bonjour Tristesse! Zum Glück geht’s bald wieder weg…


FC Le Mont - FC St. Gallen

In der Liga läuft es den Grün-Weissen ja bekanntlich nicht so gut. Sie gewinnen zwar überraschend in Basel, aber mehrheitlich lässt man in anderen Spielen auch unnötig Punkte liegen. So auch letzte Woche, als man im Ostduell gegen den Tabellenletzten aus Vaduz nicht über ein Unentschieden hinauskam und zudem auch noch ein Penalty verschoss. So wird die Europa-Qualifikation über die Liga zum Ding der Unmöglichkeit und man sollte sich meines Erachtens lieber auf dem Cup fokussieren. Noch 5 Siege und man wäre zurück in Europa! Ach, ich stelle mir dies glaub zu einfach vor…

Die nächste Runde gegen den zweitklassigen Aufsteiger aus Le Mont (Lausanne) sollte hier eigentlich machbar sein und dann wären es nur noch vier Spiele. Auf die Reise machten sich leider relativ wenig Kollegen, viele hatten keine Zeit oder kein Geld oder es fehlte schlicht und einfach am Interesse und der Lust für so eine lange Fahrt. Klar, Le Mont ist nicht das Traumlos, aber sicherlich machbar und ein neuer Ground! Ein ganzer Tag nur dem Fussball zu opfern ist halt nicht jedermanns Sache. Somit war ich froh, dass sich immerhin Cédric bereit erklärte mich zu begleiten. Trotzdem war die Fahrt recht lang, mit Umstieg in Yverdon auf die Schmalspurbahn etwas mehr als vier Stunden. Im Stadion angekommen zeigte die Uhr dann 14 Uhr, das Spiel begann aber erst um 15:30 Uhr. Wieder einmal ein super Management.

Der FC Le Mont trägt seine Partien im Exil aus, da sein Stadion den Ansprüchen des Verbandes nicht genügt. Auch in der Liga weichen die Zweitligisten nach Baulmes ins Stade Sous-Ville aus. Dieses bietet eine kleine Tribüne auf der einen Spielseite. Insgesamt ein kleiner Ground in einem noch kleineren Dörfchen am Jurasüdfuss.

Die Partie dann wenig berauschend, der FCSG startete besser, es dauerte aber bis zur 32. Minute, ehe Marco Mathys mit einem Schuss aus rund 16 Meter zum 0:1 für die Ostschweizer traf. Der Gastgeber blieb weitgehend blass und auch in der zweiten Hälfte waren es zuerst die Gallusstädter, die jubeln durften. In der 47. Minute traf Dzengis Cavusevic zum 0:2. Alles gut so weit dachten wir uns, doch nur wenige Augenblicke später verkürzte N`Diasse N`Diaye vor 1’300 Zuschauer zum 1:2. Der Franzose mit afrikanischen Wurzeln traf aus kürzester Distanz. Das Zittern begann also, jedoch nicht wegen dem Geschehen auf dem Platz, wo die Romands einfach zu schwach waren, sondern wegen den garstigen Wetterbedingungen. Hatte vor Spielbeginn noch die Sonne geschienen, regnete es nun stark und dazu kam noch ein eiskalter Westwind. Dies wirkte sich auch auf die Stimmung aus, welche sich heute im Rahmen hielt. Im Tor der Gastgeber wurde dann in Person von Johnny Leoni noch ein alter Bekannter ausgemacht. Er hütete lange das Tor der Stadtzürcher.

Pflicht also erfüllt und auf dem Heimweg im Zug die Auslosung geschaut, welche uns den FC Thun zuhause in der AFG Arena, bei einem Spiel unter der Woche, bescherte. Ein Sieg und dann wären es nur noch drei Spiele und man wäre zurück auf der europäischen Bühne. Ihr seht, mein Optimismus ist nicht kleiner geworden…


SC Austria Lustenau - FC Wacker Innsbruck

Geplant war es eigentlich, das Reichshofstadion mit dem Besuch gegen Wacker Innsbruck abzuhaken, nur hatte man diese Entscheidung bereits vor einigen Monaten getroffen, als klar wurde, dass die Innsbrucker den Gang in Liga 2 antreten müssen. Und als man so am Freitagmittag nichtsahnend die Spielpläne sämtlicher europäischer Länder verglichen hatte, merkte ich, dass die obengenannte Partie bereits heute Abend stattfinden sollte. Also war wieder einmal höchste Spontanität gefragt und zum Glück liess sich das Ganze (mit wenigen Abstrichen) dann auch einrichten.

So nahm man dann um etwa 17 Uhr den Zug, diesmal aber den richtigen. In letzter Zeit wurde ich das eine oder andere Mal gefragt, ob ich jeweils nicht die Namen der Mitfahrer nennen könnte um sie nicht einfach nur trocken als „Kumpel“ oder „Mitfahrer“ zu bezeichnen. Diesem Verlangen beuge ich mich natürlich gerne. Dieses Mal kam also Sergio mit. Kurz vor Spielbeginn (18:30 Uhr) wurde das österreichische Grenzstädtchen Lustenau erreicht und es ging zu Fuss zum grössten Stadion im Vorarlberg. Fürs heutige Westderby sind dann auch mehr Leute als normal hinter dem Ofen hervorgekrochen und man musste für die Tickets erst einmal anstehen. Ein Ticket hätte dann 9 Euro gekostet, wir bekamen es von einer philanthropischen Verkäuferin für jeweils fünf. Als wäre dies nicht schon genug, konnten wir uns durch eine Unachtsamkeit der Ordner sogar einen Platz auf der Haupttribüne sichern. Kaum hatte man sich hingesetzt, wurde die Partie auch schon angepfiffen. Was für ein Timing!

Auf dem Platz lieferten sich die beiden Mannschaften ein umkämpftes Spiel, welches mit einem Eigentor zum 1:0 in der 11. Minute lanciert wurde. Armin Hamzic wurde unglücklich angeschossen und 4’000 Zuschauer freuten sich über die frühe Führung des Heimteams. Auf den Rängen waren die Lustenauer, dessen Verein in diesem Jahr das hundertjährige Bestehen feiert, aber nur zweiter Sieger, denn ein voller Gästeblock der Wacker-Fans wusste zu gefallen. Gute Lautstärke, hohe Mitmachquote sowie Pyro und viel Rauch. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde dann sogar noch eine Choreo präsentiert. Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als die Innsbrucker in der 67. Minute durch Simon Zangerl verdient zum 1:1 Ausgleich kamen. Das Unentschieden schlussendlich verdient, beide Mannschaften spielten zu wenig konstant und waren jeweils nur eine Spielhälfte überlegen.

Die Heimstätte der Austria, das Reichshofstadion, liegt unmittelbar am Rheinufer. Es bietet 8’000 Zuschauern Platz und verfügt über eine Laufbahn. Dies ist auch der Grund, dass eine der Tribüne länger als das eigentliche Spielfeld ist. Hinter den Toren findet man zwei Stahlrohrtribünen, wovon die der Heimfans überdacht ist. Was nebst den überdurchschnittlich schönen Frauen an diesem Abend auch zu gefallen wusste waren die alten Röhrenfernseher, die sogar in den Toiletten zu finden sind. Sie zeigen den Teletext mit den jeweiligen anderen Partien der zweiten österreichischen Ligen. Hat schon Flair das Ganze!

Nach dem Abpfiff wurde wieder der direkte Rückweg angetreten und nachdem man zurück in der Gallusstadt war liess ich den Abend bei einem Kumpel ausklingen, während Sergio direkt nach Hause ging, weil der arme Kerl am nächsten Tag arbeiten musste.


USV Eschen-Mauren - FC Balzers

Nach ein paar strengen Tagen ist es wieder einmal höchste Zeit für ein bisschen Entspannung und wo lässt es sich besser entspannen, als bei einem Erstligaderby bei unseren Nachbarn aus dem Liechtenstein? Für einmal war mir der Spielplangott gut gesinnt, denn obwohl der Ground von Eschen schon lange auf meiner Liste stand, sah ich keine passende Möglichkeit mehr, diesen in der nächsten Zeit zu kreuzen. Beim Durchstöbern der Spielpläne fiel mir dann aber dieses Flutlichtspiel am Mittwochabend auf und stellte sich als ausserordentlich passend heraus. Auch der Gegner stimmte. Zusammen mit einem Kumpel sollte es ins Fürstentum gehen, dieser musste jedoch absagen. Trotzdem musste man sich nicht allein auf die Reise machen, denn Lukas, der auch in Aspach dabei war, hatte sich bereit erklärt mitzukommen. Danke nochmals!

Der war dann nicht einmal zu spät, dafür fuhr ich durch ein Unvermögen in die falsche Richtung davon und als ich dies bemerkte war ich bereits irgendwo in einem Dorf angelangt. Aussteigen und erstmal eine halbe Stunde zurückfahren war angesagt. Sowas ist mir noch nie passiert und man fühlt sich richtig machtlos. Am Nachmittag machte ich noch Witze, Lukas solle diesmal ein bisschen früher als noch letzten Samstag am Bahnhof stehen. Stattdessen fährt man selbst irgendwo in die Pampa raus! Oh Ironie! Ab jetzt wird jeweils immer zweimal auf den Fahrplan geguckt! Apropos zwei, auf Spielbeginn schaffte man es nicht mehr und so kam man leider nur in den Genuss der 2. Spielhälfte. Immerhin habe ich während dem „Nachsitzen“ am Bahnhof noch einen Typen kennengelernt, der den gleichen Fehler wie ich begangen hatte.

So also erst um circa 20 Uhr im Rheintal angekommen, wo es per Bus zum Sportpark gehen sollte, und spätestens wenn eine Haltestelle denn Namen Pinocchio trägt, merkt man, dass man sich am Ende der Welt befindet. Der Bus hielt zum Glück dann gleich beim Stadion und als man kostenfrei die Spielstätte betrat, die über eine kleine Sitzplatztribüne verfügt, lief bereits die Pausenmusik. Verpasst hatten wir zwei Treffer, die Favoriten aus Balzers gingen in der 31. Minute durch ein Freistosstor von Michael Giger mit 0:1 in Führung, ehe in der 41. Minute ein Eigentor von Robin Gubser den 1:1 Ausgleich mit sich brachte. Auch in der zweiten Halbzeit überstrahlten Kampfgeist und Härte die überschaubare spielerische Leistung. Das Heimteam kam in der 62. Minute durch ein Abstaubergoal von Michael Bärtsch zum etwas überraschenden 2:1. In der Folge vermochten die Schützlinge vom einstmaligen St. Galler Mario Frick aus dem Spiel heraus nicht mehr zu reagieren und verloren dieses Derby vor 484 Zuschauern schlussendlich mit einem Tor Unterschied. Für die nötige Dramatik sorgte übrigens noch ein verschossener Gästepenalty in der Nachspielzeit.

Der Heimweg verlief dann ohne Fauxpas und um etwa 23 Uhr war man wieder zuhause. Mit diesem Besuch wurde der zweitgrössten Ground im Fürstentum gekreuzt, sowie das einzige „grosse“ Derby des Landes besucht. Nicht schlecht was?