SpVgg Unterhaching – SG Sonnenhof Grossaspach (09.08.14)

Das St. Galler Tagblatt betitelte mich einmal in einem ihrer Beiträge als „Globetrotter unter den Fussballfans“. Manchmal fühle ich mich aber vielmehr als „Globetrottel“ und zwar dann, wenn man sich wochenlang auf das Münchner Amateurderby freut, nur um dann wenige Tage vor dem Spiel enttäuscht zu werden. Das Spiel wurde auf einen Wochentag verlegt. Sport1 sei Dank! So hiess es also wenige Kilometer weiter südlich zu fahren und dort mit der 3. Ligapartie zwischen der SpVgg Unterhaching und dem Aufsteiger aus Grossaspach Vorlieb zu nehmen.

Apropos Fahrt, diese war sozusagen meine Jubiläumsfahrt. Denn mit der Zugfahrt nach Konstanz am frühen Samstagmorgen mit meinem Begleiter knackte ich die 10’000 Kilometergrenze, die ich in diesem Jahr nur mit dem Zug für mein geliebtes Hobby gefahren bin. (Detaillierte Statistik mit allen Verkehrsmitteln dann zum Jahresende!) Von Konstanz aus wählte man den Bus von meinfernbus.de und hätte man nicht kurz vor München im Stau gestanden, wäre man wohl auch rechtzeitig zu Spielbeginn im Sportpark der Bonbon-Hersteller gewesen. Alles „hätte und wäre“ nützt jetzt aber nichts und so erreichte man die Spielstätte erst knapp 10 Minuten nach Spielbeginn völlig ausgepumpt. Denn um zum Stadion zu gelangen muss man von der S-Bahn-Haltestelle erstmal einen rechten Weg durch die Pampa zurücklegen.

Tickets waren dann allerdings hinterlegt und nach einer pingeligen Einlasskontrolle war man dann endlich in der guten Stube. Gross was verpasst hatte man (zum Glück) noch nicht! Mit dem Spieltreiben hatte auch der Regen eingesetzt und der Teil der 2’800 Zuschauer die auf einer unüberdachten Stehtribüne standen, waren innert kürzester Zeit tropfnass. Sollte man dem Sprichwort glauben, werden die nächsten Topmodels wohl aus Haching kommen. 😉

Vom Regen jedoch nicht beirren liessen sich die beiden Fangruppen. Auf beiden Seiten durchgehender Support, die Gäste jedoch mit etwa 20 Leuten vor Ort klar unterlegen. Ganz anders auf dem Platz, wo die Hausherren sichtlich Mühe mit der nassen Unterlage hatten und so war der Treffer zum 0:1 in der 18. Minute ziemlich absehbar. Pascal Sohm traf mit dem Kopf zum Führungstreffer für die Aspacher. Mitte der ersten Hälfte liess der Regen dann aber wieder nach und die Hausherren wurden stärker. Nach einem Foulspiel in der 40. Minute hatte das Heimteam dann sogar die Möglichkeit noch vor der Pause mit den Gästen gleichzuziehen. Captain Mario Erb bewahrte die Nerven und traf zum 1:1 Ausgleich. Bis anhin also eine ganz unterhaltsame Drittligapartie, einziger Wermutstropfen waren die Verletzungen von Fabian Götze und Jonas Hummels. Genau! Fabian ist der Bruder von Weltmeister Mario und Jonas der von BVB-Spieler Mats. Beide kicken sie zusammen für Unterhaching. Sachen gibts!

In der zweiten Halbzeit das Heimteam dann deutlich stärker, scheint wohl also doch am Regen gelegen zu haben. Aspach, das seinen ganzen Namen aufgrund des Gründungsort „Restaurant Sonnenhof“ trägt, schlägt nur noch den Ball raus. So kommts wie es kommen muss, die Bestrebungen des Heimteams werden in der 60. Minute belohnt. Andreas Voglsammer trifft für die Spielvereinigung zum 2:1. Der Bann nun gebrochen und Haching zeigt teilweise richtig starken Fussball, darum der 3:1 Endstandstreffer (gibts dieses Wort?!) in der 67. Minute durch Pascal Köpke auch völlig verdient. Das Tor veranlasste dann irgendeinen zurückgebliebenen Opa noch dazu, wie wild in seine mitgebrachte Vuvuzela zu blasen. Zum Kopfschütteln! Verbietet doch lieber diese Sachen in den Stadien! Wenn wir schon gerade beim obligatorischen Gemotze sind; das Bier war auch nicht besonders gut, schmeckte eher wie Mischung aus Bier und Apfelwein.

Ein unterhaltsames Spiel als guter Auftakt für unser Doppler-Wochenende in München also! Nach dem Schlusspfiff ging es mit der Strassenbahn zum Hotel, welches am Rande des Münchner Innenraumes liegt. Billig und modern, so passts! Kurz frischgemacht und dann noch das Münchner Nachtleben genossen. Rund ums Hofbräuhaus war dann auch recht viel los. Sehr viele Junggessellenabschiede, die mit ihren Köstumen teilweise recht doof aussahen.

Noch dümmer sahen nur diejenigen Leute aus, die mit einem Schal auf dem „Team Presentation“ stand durch die Gassen schlenderten. Diesen bekam man nämlich in der Allianz Arena, wo 65’000 Leute Einlass bezahlt haben, nur um das neue Team zu begrüssen. Grenzt für mich nicht an Vereinsliebe, sondern viel eher an totale Verblödung!


FC St. Gallen - VfL Wolfsburg

Wenn mir irgendwelche Deutschen leid tun, dann die Einwohner aus der süddeutschen Grenzstadt Konstanz, die täglich von abertausenden Schweizer Einkaufstouristen heimgesucht wird. Für mich sollte es heute auch nach Konstanz gehen, allerdings nicht um das Preisniveau zu erhöhen, sondern viel mehr um ein weiteren Ground zu kreuzen. Das Spiel kam mir wie gerufen, zumal sonst kein Team im altehrwürdigen Bodensee-Stadion spielt und ich mir so zudem einen Überblick über die diesjährige St. Galler Equipe verschaffen kann, die in dieser Saison (zumindest) den Schweizer Cup gewinnen wird. 😉

Per Zug ging es am späten Nachmittag zu viert auf in Richtung Konstanz, wo man zuerst etwas ass und dann per Bus in knapp 20 Minuten zum Stadion, welches mitten in einem Wald liegt, chauffiert wurde. Blöderweise war das Spiel schon eine Viertelstunde alt, weil es starken Verkehr auf der Strasse hatte und vor dem Tickethäuschen eine lange Schlange gab. Für einen Wucherpreis ging es dann aber ins Rund, welches mit einer überdachten Sitztribüne und Stehtraversen trotz der Athletikbahn recht nett daherkommt.

Zu meiner Überraschung spielten beim Verein für Leibesübungen jegliche Stars mit; so konnte man in Abschnitt eins Spieler wie Benaglio, Rodriguez (Bruderduell), Hunt, De Bruyne und Olic bewundern. Die St. Galler liessen sich von diesen Namen jedoch nicht sonderlich beeindrucken und spielten gut mit und kamen in der 27. Minute nach einer schönen Kombination durch Dzengis Cavusevic sogar zum 1:0 Führungstreffer. Die Reaktion der Wölfe liess aber nicht lange auf sich warten und so war der 1:1 Ausgleichstreffer in der 34. Minute Tatsache. Ein Rodriguez-Eckball wurde von Junior Malanda ins Tor gelenkt. Vor Ort waren übrigens 4’500 Zuschauer, was von mir exakt richtig geschätzt wurde. Aber auf Zuschauerzahlen kann man (zumindest mir) bekanntlich nicht wetten und so verschleudere ich mein Geld lieber mit irgendwelchen Sinnlostipps in Bulgariens zweiter Spielklasse. Die zweite Halbzeit traten die Teams dann mit komplett neuen Spielern an und abgesehen von einem Lattenschuss der VW-Städter war nicht mehr viel los. Die Espen hatten einige gute Ansätze gezeigt, darum bin ich dem weiteren Saisonverlauf auch wohlgesinnt.

Fantechnisch gabs von St. Galler Seite heute nichts zu vermelden. Auf Seite des Retortenclubs waren einige Konsumenten mit offiziellem Shirt und Fahne vor Ort, die im Trainingslager zu Gast sind, und ab und an ein peinliches „Wölfe“ von sich gaben, ansonsten war es auch dort ruhig.

Nachtrag aus dem Mai 2015: Vor einigen Monaten ist der Torschütze der Wölfe an jenem Augustabend durch einen tragischen Autounfall aus seinem noch jungen Leben gerissen worden. RIP Junior, möge dein Tor gegen St. Gallen für immer an dich erinnern.


FC Heidenheim – FSV Frankfurt (03.08.14)

Kaum zurück in der Schweiz sollte es auch schon wieder weggehen – mit vier Kollegen zum FC Heidenheim. Dieser empfing als Aufsteiger am ersten Spieltag der 2. Bundesliga den FSV Frankfurt. Per Zug machten wir uns in aller Früh auf in die Stadt an der Brenz, wobei mir die vierstündige Reise kurzweilig vorkam, zumal es seit meiner Rückkehr aus Nordengland viel zu erzählen gab. Weiter half auch das gewohnt spannende Publikum am Sonntagmorgen in den Zügen der Deutschen Bahn zur allgemeinen Belustigung mit.

Am kleinen Zielbahnhof angekommen, empfing uns ein ausgestorbenes Heidenheim. Mithilfe eines seltenen Einheimischen fanden wir schliesslich den Bus, der uns vorbei an kuriosen Shops und Videotheken den Berg hinauf zur Arena brachte. Diese steht seit 2008 und fasst derzeit knapp 13’000 Plätze. Es gibt aber Pläne für neue Logen in den Ecken und mehr Stehplätze, sodass die Zweitligavorschriften mit einer Mindestkapazität von 15’000 erfüllen werden.

Wir hatten uns bereits im Voraus fünf Mal einen Stehplatz auf der Hintertorseite gesichert und nahmen diesen rund 20 Minuten vor Spielbeginn nach einer lausigen Eintrittskontrolle ein. Wir standen nun gegenüber der Heimfans, die zum Einlauf der Spieler – wie von mir prognostiziert – eine Choreo präsentierten. Auch in der Folge zeigten die Heidenheimer Fans gemessen an den Mitteln guten Support mit einigen Hassbotschaften an den anderen Aufsteiger aus Leipzig. Von den Gästefans vernahmen wir nur selten was. Ein schwacher Auftritt, abgesehen vom Trommler, der manchmal richtig Gas gab.

Das Spiel hingegen war unterhaltsam und spannend. Die Gäste aus Frankfurt gingen nach einem Torwartfehler früh in Führung. Noch vor der Pause vermochte das Heimteam in Person von Captain Marc Schnatterer allerdings ausgleichen. In der zweiten Halbzeit waren die Heidenheimer die bessere Equipe, wobei ein Platzverweis gegen die Gäste diese Kräfteverhältnisse begünstigte. Das erlösende zweite Tor gelang dem FCH dennoch erst fünf Minuten vor Schluss. Patrick Mayer sorgte mit seinem Treffer zum 2:1 für Ekstase bei den 11’000 Zuschauern auf den Rängen. Insgesamt war dies ein verdienter Sieg für ein beherzt auftretendes Heimteam.

In letzter Zeit wurde ich immer wieder gefragt, wie ich mir solche Ausflüge leisten könne. Darum folgt hier einmalig und am Beispiel Heidenheim die Kostenzusammenstellung:

Fussballticket (Stehplatz ermässigt): 6 Euro
Zugticket Deutschland (Baden-Württemberg-Ticket für fünf Personen): je 8 Euro
Zugticket Schweiz (Rückfahrt ab Konstanz gratis dank Gleis 7): 6.90 Franken 
Verpflegung vor Ort: 10 Euro
Total in Franken: 35.70

Zum Vergleich: Das billigste Sitzplatzticket für ein FCSG-Heimspiel kostet einen Erwachsenen 35 Franken.


AS Nancy – Dijon FCO (01.08.14)

Nach einer unfreiwilligen zweiwöchigen Pause geht es hier wieder weiter mit Fussball in neuen Stadien! Unfreiwillig ist die Pause deshalb, weil ich in den Ferien in Lissabon eigentlich das Finale der „Taça de Honra“ zwischen den Stadtrivalen (Benfica und Sporting) besuchte wollte, eine grosse Verspätung meines Flugs dies aber verunmöglichte. So hiess es für mich bis zum Schweizer Nationalfeiertag zu warten, ehe ich in den als Familienferien getarnten Tagen in Nancy in meine eigene neue Saison starten konnte.

Nancy hat mit seiner deutsch-französischen Vergangenheit historisch aber auch kulturell gesehen viel zu bieten und wusste zu gefallen. Damit blieb genug zu tun bis zum Spieltag, den ich nach einem wackeren Frühstück bei Temperaturen um die 30-Grad-Marke am Poolrand verbrachte. Die Gäste aus Dijon waren im gleichen Hotel untergebracht, was ich durch Spieler in der Hotellobby und den Car auf Vorplatz bemerkte. Am Abend hiess es für mich knapp eine Stunde vor Spielbeginn Abschied nehmen, da meine Eltern nicht für einen Spielbesuch in Nordostfrankreich zu begeistern waren, sondern ein gutes Abendessen im Stadtkern bevorzugten.

Das Stadion liegt direkt an der Meurthe und ist per Tram und einem kurzen Fussmarsch vom Stadtzentrum aus in wenigen Minuten zu erreichen. Von innen wirkt der Bau dann ganz holländisch: Kompakt und mit einem Graben zum Kunstrasen hin versehen. Das Ticket gaba es hier übrigens nicht auf Papier, sondern unter Abgabe des Personalausweises in Form einer nervigen Plastikkarte, die zusätzlich kostete.

Zum Einlauf beider Teams gab es auf beiden Seite eine Choreografie zum Saisonstart. Dass auch in Frankreich die Fans immer mehr zu Kunden avancieren, zeigte der Aufstand von drei 50-jährigen Frauen und ihren jeweiligen Ehegatten, die sich ob der Choreografie penetrant gestört und in der Sicht eingeschränkt sahen. Skandalös sowas! Da setzen sich Leute in die Fankurve, nur um dann die grosse Arbeit einiger fanatischer Fans zu stören! Ein Grossteil dieser ist auf der anderen Seite hinter dem Banner „Saturday FC“ zu finden und zeigte einen guten Auftritt. Auch knapp 200 Gäste liessen sich dieses Derby nicht entgehen, der Grossteil davon waren jedoch Familien.

Nancy dominierte die Partie nach Belieben, die Gäste blieben blass und kamen in der ersten Halbzeit zu keiner einzigen zwingenden Aktion. Da aber auch das Heimteam im Abschluss Schwächen offenbarte, stand es trotz drückender Überlegenheit zur Pause noch 0:0. Im zweitem Abschnitt agierten die Gäste bemüht, kamen aber auch hier kaum zu Torchancen. Ganz im Gegensatz zu den Hausherren, die sich nach einer Stunde und einer schönen Kombination mit der Führung belohnten. Dabei sollte es fairerweise auch bleiben, denn Dijon brachte nichts zustande. Weil die Senfstädter den Ausgleichstreffer offenbar nicht erzielen wollten, gab es in der 74. Minute Hilfe vom Heimteam: ein Riesenmissverständnis zwischen Heimtorwart und Monaco-Leihgabe Paul Nardi und dem Nancy-Verteidiger Joffrey Cuffaut führte zu einem Kopfballeigentor und dem späteren Endstand von 1:1. Sehr ärgerlich für Nancy, das vor 14’464 Zuschauern praktisch ohne Gegenwehr spielte und trotzdem nicht mit einem Sieg in die Saison starten konnte.


Preston North End – Liverpool FC (19.07.14)

Bevor man die Insel aber definitiv verlassen wird, sollte es noch nach Manchester gehen, da das Flugzeug in die wohlverdienten Ferien nach Lissabon erst am Sonntagabend abheben wird. Somit noch genug Zeit für ein letztes Testspiel. Mit dem Besuch im Deepdale von Preston, dem ersten Meister des Landes, der an diesem Samstag die Reds aus Liverpool empfängt, ein würdiger Abschluss für den sechswöchigen Besuch im Vereinigten Königreich.

Per Zug sollte man am frühen Morgen in Richtung Manchester abfahren, doch oh Schreck, unsere Fahrt wurde kurzfristig annulliert. Grund dafür soll ein Blitzeinschlag in eine der Zugeinrichtungen gewesen sein. So hiess es sich also selbstständig zu machen und eine andere Verbindung zu suchen, was dann zum Glück leichter fiel als zuerst gedacht. Wenig später ging es also doch noch in die Stadt im Nordwesten Englands, lediglich in Darlington musste zusätzlich umgestiegen werden. Die Fahrt vorbei am Stadion von Huddersfield insgesamt recht kurzweilig, vielleicht auch deswegen, weil ich die meiste Zeit geschlafen habe. In Manchester dann erstmal die Koffer im Zimmer abgestellt und bei strömendem Regen etwas die Stadt erkundet, wobei man nach kurzer Zeit in ein Shoppingcenter steuerte, wo man etwas zu essen suchte. Gar nicht so einfach, zum Schluss dann aber gestärkt wieder aus dem Irrgarten von Geschäften getreten und zu Fuss in Richtung Bahnhof gelaufen. Auf dem Weg dorthin noch ordentlich nass geworden, ehe man in den Zug in Richtung Lancashire stieg. Vierzig Minuten später Preston erreicht und auch das Wetter wieder ein bisschen besser, also gings per Fuss auf zum Stadion, welches vom Bahnhof in einer knappen halben Stunde zu erreichen ist.

Dieses dann gut gefüllt mit 17’488 Zuschauern, davon knapp 5’000 Gäste. Auch unsere Plätze auf der Gegentribüne recht zentral sogar mit Sitzpolster wissen zu gefallen, lediglich meine Kamera spinnt noch immer und so gibts auch dieses Mal nur Handyfotos. Das Spiel dann zum Gähnen, Liverpool trotz Rickie Lambert (mag den Typen) erschreckend harmlos und anfällig. Ab und an zwar recht guter Support auf Seiten der Gäste, spätestens nach dem 1:0 in der 45. Minute durch Josh Brownhill, der nach einer Ecke den Ball über die Linie drückt, verstummt aber auch dieser. Der zweite Abschnitt vermag dann schon besser zu gefallen, denn Liverpool dreht die Partie durch Tore von Suso (74.) und Kristoph Peterson (77.) und gewinnt schlussendlich noch glücklich mit 1:2. Das Stadion gefällt mir persönlich noch recht gut, klar ein Neubau, aber durch den kompakten Baustil und die gute Sicht sicher einer der besseren in England.

Nach dem Spiel war Zurücklaufen angesagt, zusammen mit Zehntausenden Fans; dementsprechend lange brauchte man für den Rückweg. Irgendwann hatte man aber auch diesen bewältigt und landete beim KFC, wo zu Abend gespeist wurde. Danach mit dem Zug vorbei am Stadion von Wigan Athletic wieder zurück nach Manchester, wo man trotz Wetterbesserung beschloss, das Zimmer aufzusuchen, da man nach insgesamt vier Stunden Zugfahrt und einer Stunde Fussmarsch doch recht entkräftet ist. Dort liest man im Liveticker mit, wie sich der FCSG in der letzten Minute des Spiels noch den 2:2 Ausgleichstreffer fängt. Typisch, elende Dilettanten! Trotzdem Danke England, schön wars! Bis im Dezember!


Gateshead FC – Newcastle United II (18.07.14)

Für das vorerst letzte Spiel im Norden Englands machen wir uns am Abend auf nach Gateshead, das lediglich durch den Fluss Tyne von Newcastle getrennt wird und Geburtsort von West-Ham-Stürmer Andy Carroll ist. Dieser erlernte sein Handwerk bei Newcastle United und gegen genau diesen Verein treten die Hausherren heute an. Zwar ist es nur deren Reservemannschaft, doch auch diese lockt immerhin 1’514 Zuschauer ins Stadion. Das Spiel begann mit einer Schweigeminute für die zwei treuen Newcastle-Fans, die als Passagiere im verunglückten Flugzeug (Flug MH-17) sassen. Die beiden waren auf dem Weg nach Ozeanien, wo ihr geliebtes Team zwei Freundschaftsspiele bestreiten sollte.

Das kleine Tyne-Derby im Anschluss war durchaus anschaulich, auf der einzig freigegebenen Tribüne machten sich rund hundert aktive Fans beider Teams breit und sorgten nebst Provokationen auch für Stimmung. Alles gut soweit, wäre da nicht meine Kamera, die heute einfach nicht richtig fokussieren will. So verpasse ich dann auch den ersten Treffer für die Hausherren nach einer Viertelstunde. Irgendwann gab ich meine Kamera auf und wurde Zeuge des zweiten Treffers für Gateshead. Die Hausherren hatten die Jungspunde, die zwar gute Ansätze zeigen, stets im Griff und kommen so verdient zu einem 2:0-Erfolg.

Heimat vom Gateshead FC ist das International Stadium, ein Leichtathletikstadion, in dem Asafa Powell 2006 einen Weltrekord über 100 m aufgestellt hatte. Das Stadion bietet auf beiden Seiten überdachte Tribünen sowie Traversen mit Sitzplätzen hinter den Toren. In Gateshead laufen aber Projekte für den Bau eines reinen Fussballstadions.


Whitley Bay FC – Gateshead FC (15.07.14)

Eigentlich sollte es heute ans Champions League Spiel von Celtic Glasgow gehen, der Spielplangott respektive die Uefa gönnte mir dies jedoch nicht und vergab das Heimrecht den Isländern aus Reykjavik. Somit werde ich wohl nie ein Spiel im Murrayfield in Edinburgh sehen. Was solls, mit dem Schicksal hadern bringt nichts, also nach Alternativen gesucht und dabei auf den Testkick in Whitley Bay gestossen. Sie begrüssen den Fussballclub aus Gateshead in ihrem Stadion. Zwar keine Champions League aber mit dem Gästeteam immerhin ein führender Amateurverein des Landes zu Gast, der in dieser Saison sogar beinahe den Aufstieg in den Profifussball (League Two) schaffte.

Nachdem sich mein Begleiter nach einem kurzen Disput in seiner Herrlichkeit beleidigt fühlte, gings kurzerhand alleine in Richtung heutiges Zielort. 😉 Dieses ist per Fussmarsch von der gleichnamigen Metrostation in einer guten Viertelstunde zu erreichen. Am Eingang dann noch drei Pfund Schmerzensgeld bezahlt und rein gings in die gute Stube alias Hillheads Park. Mit einer Kapazität von 4’500 Plätzen und einer schönen Tribüne sowie einem Unterstand ebenfalls auf Höhe der Mittellinie kommt der Ground für das Liganiveau ganz ordentlich daher.

Das Heimspiel vor 447 Zuschauern tut Whitley Bay sichtlich gut, die Mannschaft wirkt agiler und spielfreudiger als noch vor 10 Tagen in Blyth. Dies ist aber auch nötig gegen ein Gateshead, das seine Klasse vereinzelt aufblitzen lässt. Tore sind im ersten Abschnitt Fehlanzeige, dafür legen die Gäste in der 2. Halbzeit richtig los und gehen in der 48. Minute durch Lewis Guy mit 0:1 in Führung. Guy versenkt einen Penalty im Nachschuss. In der Folge weiterhin leichte Vorteile für die Gäste, wobei sich das Heimteam bei Kräften wehrt und sogar einen Lattentreffer zu beklagen hat. Das Pech bleibt ihnen jedoch treu und so bekommen die Gäste in der 75. Minute einen zweiten Penalty zugesprochen. Marcus Maddison verwertet diesen sicher zum 0:2. Insgesamt ein etwas billiger Sieg dank den zwei Penaltytreffern, da sich das Heimteam heute wirklich von der guten Seite präsentierte.

Um wieder nach Hause zu kommen sollte wieder die Metro genommen werden, soweit kam es aber vorerst nicht, denn auf dem Weg zum Bahnsteig stellten sich mir vier „Lads“ in den Weg, vielleicht zwei bis drei Jahre älter als ich und einer davon stark betrunken. Die Worte „I kick the shit out of you“ des einen zeigten dann auch den Ernst der Lage. Mich alleine an einem mir unbekannten Ort auf eine Schlägerei einzulassen wäre sicherlich nicht das Klügste was ich hätte tun können, mir gingen aber langsam die Alternativen aus. Zum Glück kam mir genau in diesem Moment ein Muskelprotz, wie ich ihn selten gesehen habe, zur Hilfe, der die Situation erkannte und mich vor dem Schlimmsten bewahrte. Die vier zotteln langsam ab und laufen auf den Gleisen der Strecke entlang. In der Folge wird der Bahnverkehr unterbrochen bis die Polizei die Prügelknaben verhaftete.

Später stellt sich heraus, dass das Muskelpaket mit Namen David heisst, 25 Jahre alt ist, in einer Bar als Rausschmeisser arbeitet und gerade von seinem Boxtraining nach Hause kommt. Ein richtiger Geordie halt. Schien wirklich nicht so als würde er gross mit sich spassen lassen, zu mir war er aber sehr nett und es entstand ein spannendes Gespräch ehe ich mich dann in die nächste U-Bahn setzte, die mit grosser Verspätung eintraf. Von da an lief zum Glück alles problemlos und man war um 23 Uhr wieder zuhause. Gefährliches Hobby! David, falls du dies hier liest, nochmals vielen Dank, hast mir wirklich den A**** gerettet!


Hebburn Town – Sunderland RCA (14.07.14)

Manchmal besuche ich ein Spiel, dass mich eigentlich gar nicht interessiert. Ob erste Ausprägungen einer Zwangsstörung oder schlicht debile Sammellust der Grund sind, dass ich mich in solchen Fällen trotzdem auf den Weg an den Spielfeldrand mache? Ich weiss es nicht. Auch heute war eine dieser Partien angesagt, die anlässlich des „Tyne and Wear Summer Cups“ in der Ortschaft Hebburn nahe Newcastle über die Bühne gehen sollte. Nach der Fahrt mit der Metro und einem kurzen Fussmarsch stand ich schliesslich vor der dreistufigen Tribüne mit 165 Sitzplätzen. Das Heimteam, Hebburn Town, spielt wie sein heutiger Gegner in der Northern League Division One, der 9. Liga des Landes.

Die Schiedsrichterin pfeift die Partie rund zehn Minuten zu spät an, der Grund dafür bleibt zumindest mir unbekannt. Das Spiel vor 70 Zuschauern ist einer der schwächsten Auftritte, die ich in diesem Jahr gesehen habe. Es gibt kaum Torchancen, dafür umso mehr Fehlpässe und Missverständnisse.

Dass das Treiben auf dem Rasen keine Tore (0:0) bot, zeigt sich, wenn ich beginne, über das Nahrungsangebot zu berichten. Für einen Pfund gab es hier nämlich einen Hotdog mit Zwiebeln, dem „Darling“ von einer älteren Dame in die Hand gedrückt. Es bleibt das Highlight an diesem Abend.


Dundee FC - Manchester City

Im strömenden Regen gings auch heute Morgen recht früh Richtung Bahnhof. In der U-Bahn dann alles voll mit Athleten, die am heutigen Tag den Great North Run, den wohl bekanntesten Lauf in Nordengland, bewältigen wollten. Werde die Faszination am Laufen wohl nie verstehen, aber Jedem das Seine. Groundhopping ist ja auch nicht jedermanns Sache.

Die Fahrt nach Dundee eigentlich recht lang, mit dem Umsteigen in Edinburgh und mit der Lektüre „Want some Aggro?“ von Micky Smith und Cass Pennant, zwei prägenden Figuren in West Hams Fangeschichte, fühlte sich die Reise dann aber gar nicht so lange an. Nach dem Umstieg in Edinburgh schien dann auch die Sonne und die Strecke entlang der Nordsee ist auch recht exquisit. Die Stadt Dundee an sich ist in den Midlands gelegen und hat knapp 140’000 Einwohner. Insgesamt eine eher fade und uninteressante Industriestadt. Das Spiel fand im Dens Park statt, die Heimstätte der Rivalen Dundee United ist übrigens nur ein Steinwurf davon entfernt. Ein seltenes Szenario, welches man lediglich bei den beiden Vereinen Notts County und Nottingham Forest beobachten kann, wenn ich mich nicht irre.

Beim Einwärmen dann eine kuriose Szene: Eine etwas ältere Dame die hinter dem Tor sass, wurde unglücklich von einem scharfen Schuss getroffen und musste noch auf der Tribüne verarztet werden. Hab mich eigentlich schon immer gefragt, ob das so ganz nah am Spielfeldrand ohne Netz nicht gefährlich ist.

Die Partie dann entgegen aller Erwartungen sehr ausgeglichen, sogar mit leichten Vorteilen für das Heimteam. Die 6’859 Zuschauer (darunter auch recht viele Gästefans) werden erstmals laut als der Schiedsrichter in der 26. Minute auf den Punkt zeigt und Gary Harkins die Verantwortung übernimmt. Sein Versuch wird jedoch pariert, trotzdem trifft Harkins im Nachschuss zum 1:0 für die Hausherren. Noch ein bisschen lauter wird es in der 37. Minute, als Luka Tankulic nach einer Ecke am weiten Pfosten stehend volley zum 2:0 trifft. Was für eine Überraschung! Da werden sich die Spieler von City in der Pause recht was anhören müssen. Demnach engagiert kommen sie aus den Katakomben und vor allem Samir Nasri mag vereinzelt Akzente zu setzen. Insgesamt aber zu harmlos und enttäuschend die Leistung von Man City. Der gute Kampf und der nie endende Siegeswille des Heimteams wird schlussendlich belohnt und führte zum verdienten Coup und dies obwohl Manchester City mit Spielern wie Samir Nasri, Álvaro Negredo oder Aleksandar Kolarov prominent vertreten war.

Kaum war das Spiel zu Ende ging es auch schon wieder zu Fuss in circa einer halben Stunde hinunter zum Bahnhof, von wo man den Zug in Richtung schottische Hauptstadt bestieg. Dort angekommen blieb einem noch knapp anderthalb Stunden, bis der Zug zurück ins heimische Newcastle fuhr. Und so gönnte man sich ein Nachtessen bei Pizza Hut, währenddessen wurde die WM links liegen gelassen. Wer hätte gedacht, dass ich je mal ein WM-Finale verpassen werde? Aber nun ja es gibt eben wichtigere Dinge im Leben. Pff, was sag ich da? Fussball ist mit Abstand das Wichtigste, aber nicht solcher!

Im Städtchen an der Tyne angekommen dann wie gewohnt per Metro ins heimische Quartier gefahren und von dort die letzten Meter zu Fuss bewältigt, ehe man nach dem 50. Spiel für mich in diesem Jahr und einem neuen Länderpunkt müde aber zufrieden ins Reich der Träume fiel.


York City – Sheffield Wednesday (12.07.14)

Heute hiess es mal wieder früh aufstehen, denn um Geld zu sparen wurde bereits der erste Zug in Richtung York genommen. Dort fuhr man dann auch pünktlich um sieben Uhr in der Frühe ein. Danach gings in einem Kaffee, ganz „Penner-like“ noch ein bisschen schlafen, ehe man die Stadt erkunden wollte. Diese kommt mit ihrem Münster und der Burg wirklich schön daher und es wundert einem nicht, dass die ehemalige Hauptstadt zu den schönsten Städten des Landes zählt. Das Wetter zeigte sich heute auch von seiner besten Seite und so fand man sich wenig später mit einem Frozen Yogurt in der Hand durch die lebendige Altstadt schlendernd, wieder. Ein weiterer Pluspunkt, den es meines Erachtens zu erwähnen gibt, ist das kostenlose W-Lan, welches man in der ganzen Stadt vorfindet.

Nach dem Mittag gings dann langsam zu Fuss auf in Richtung Bootham Crescent, das Zuhause des heimischen York City FC’s. Dieser trifft heute in einem Freundschaftsspiel auf Sheffield Wednesday. Das Stadion ist ein typisch englischer Unterklassenground, mit einer alten Haupttribüne und drei freistehenden Tribünen, wobei einzig der Gästebereich auf der einen Hintertorseite nicht überdacht ist. Nichts Spezielles also, aber immer noch besser als der All-Seater-Einheitsbrei, denn man seit dem Taylor-Report in den oberen Ligen vorfindet. Apropos Klassenunterschied: Diesen sah man heute auch, denn die Gäste, unterstützt von fast 2000 Gästefans, dominierten die Partie und kamen durch ein Eigentor von Keith Lowe in der 27. Minute und durch einen Sonntagsschuss von Chris Maguire in der 43. Minute vor 3’312 Zuschauer zu einem ungefährdeten 0:2-Auswärtserfolg.

Nach dem Spiel lief man inmitten von hunderten Fans zurück ins Stadtzentrum. Dort angekommen blieben uns noch knapp 4 Stunden bis der Zug wieder ins heimische Newcastle rollen sollte. Nachdem man in einem Park ausruhte und zu Abend gespeist hatte, ging man wieder ein bisschen auf Erkundungstour und war erstaunt über die Verhältnisse in den Strassen. Die Trinkfreudigkeit der Engländer ist zwar allbekannt, aber dass um 19 Uhr bereits alle Strassen vollgestopft mit Besoffenen waren, war uns dann doch neu. Ein Grossteil davon waren zudem Frauen so um die 40. Am Bahnhof dann das gleiche Szenario. Richtig viele Leute, Alkoholfahne hier, Alkoholfahne dort. Viele der Leuten allerdings elegant gekleidet und darum wurde uns schnell klar, warum hier soviel los ist. Die berühmten Pferderennen „York Races“ gingen heute Nachmittag über die Bühne.

Unser Zug fuhr aufgrund der obengenannten Verhältnissen dann auch mit einer 15-minütigen Verspätung los Richtung Newcastle, dies schien jedoch niemanden zu stören. Spät am Abend waren dann auch wir wieder zuhause, ziemlich erschöpft von diesem langen Tag. Kleine Info noch zum Schluss: Der Club aus Sheffield trägt den Namen Wednesday (Mittwoch), weil der Gründungsverein (damals noch als Cricketclub) jeweils am Mittwoch seine Spiele austrug.