Girondins Bordeaux - Stade Rennais
Vor ein paar Tagen in einer Volkswirtschaftsprüfung auf die Maslowsche Bedürfnispyramide zurückgreifen müssen und mir dabei gedacht, dass ich meine Schwerpunkte doch recht klar bei Stufe fünf „Selbstverwirklichung“ setzte. Apropos Bedürfnisse, für einmal verzichtete man auf ein Sicherheitsbedürfnis und nächtigte am Flughafen. Hab schon schlechter geschlafen, für einmal noch okay. Zum Schluss des Monats September sollte es nämlich noch für ein paar Tage in die Wärme nach Bordeaux gehen und da Mister Easy schon recht früh in die Lüfte abhob, entschied man sich für diese Variante. Wenigstens einmal den gehassten Wecker keck umgangen. Wie gesagt Frankreich war das Ziel. Gebucht wurde die ganze Sache wenn ich mich richtig erinnere so Mitte August. Bordeaux ergab sich dann einfach, da man Bock auf Ferien hatte und sich diese Variante sowohl preislich als auch kulturell als interessant herausstellte. Der Fussball durfte natürlich auch nicht fehlen. Definitiv terminiert wurde zu dieser Zeit noch nichts, jedoch sollten Bordeaux sowie auch Toulouse zuhause spielen. Der Kick in Toulouse (gegen PSG) musste man dann aber streichen, da es von der Zeit nicht gereicht hätte. Wäre auch zu schön gewesen. Egal, immerhin mit der Partie Bordeaux – Rennes blieb auch so ein Highlight. Bordeaux spielt ja im Moment ausserordentlich stark.
Nun aber zurück zur Reise. Diese begann am Freitagabend mit ein paar Bierchen und der Zugfahrt nach Basel. Mein Begleiter für diesen Urlaub sollte Kumpel Simon sein. Am Flughafen angekommen dann mehr Leute die vor Ort übernachteten, als ich angenommen hatte. Ein Teil davon waren allerdings auch Obdachlose. Dann einige Stunden geschlafen, ehe ich so gegen fünf Uhr von einer Putzhilfe geweckt wurde. Von da an war nicht mehr an Schlaf zu denken, denn es herrschte schon reger Betrieb. Wir hatten jedoch noch einige Zeit bis unser Flug abheben sollte. Diese vertrieb ich mir durch ein Gespräch mit einer hübschen Dame, ein deutsches Model, wie sich herausstellte. Ihr Management hatte den Flug irgendwie falsch gebucht und so sass die bemitleidenswerte Dame noch ein paar Stunden am Hafen fest. Zumindest für mich eine schöne Abwechslung (auch für die Augen) neben all den Spassvögeln und übervorsichtigen Flugpassagieren, von denen es nur so wimmelte.
Irgendwann hoben auch wir ab und rund eine Stunde später landete man bei angenehmen Temperaturen in der Weingegend Frankreichs. Wer ins Stadtzentrum will, muss dann erstmal noch eine knappe Stunde einberechnen. So auch wir, denn dort lag nämlich unser Hotel oder besser gesagt die Wohnung. Leider war diese jedoch noch nicht bezugsbereit und die Bitte ans Personal, uns doch wenigstens den Abstellraum aufzuschliessen, wurde mit der Begründung „Es sei Pause bis um 14 Uhr“ abgewiesen. Da wir in Frankreich sind wird diese natürlich auch strikt eingehalten. Nur mit dem Arbeiten nehmen sie es nicht so genau. Also eine Alternative gesucht und mit den Abstellkammern am nahen Bahnhof dann auch gefunden.
Von dort chauffierte uns der Zug ins nahegelegene Arcachon, einem Badeort an der Atlantikküste. Das Thermometer zeigte unterdessen Werte knapp unter 30 Grad und den Rest des Tages verbrachte man an der Sonne und im Wasser. Am Abend ging es per Zug wieder die gleiche Strecke zurück und nun war das Appartement auch bereit. Kurz frischgemacht, ein gutes Nachtessen gegönnt und sich dann verhältnismässig früh ins Reich der Träume verabschiedet.
Am Spieltag wurde erstmal ausgeschlafen, ehe es Zeit für Sightseeing war. Bevor es zum Stadion gehen sollte, machte man noch kurz an einem Kiosk halt und wettete zusammen eine anständige Summe auf das Heimteam. Eigentlich hätte ich es lassen sollen, denn die Vorzeichen standen gar nicht gut. Die letzten zwei Partien in Frankreich hatte ich nämlich auch auf die Hausherren gewettet und da kriegten diese Dilettanten jeweils noch ein unnötiges Tor in der Schlussphase und ich war meine Kohle los. Aber ich war mir sicher, heute sollte es erstmals klappen. Die Spielstätte der Girondins finde ich übrigens speziell schön. Das Stade-Chaban-Delmas wurde im Art-Déco-Stil errichtet. Für die Europameisterschaft in zwei Jahren wird jedoch ein neues und grösseres Stadion gebaut. Den Zusatz Girondins tragen die Hausherren übrigens von den Girondisten, welche Mitglieder einer Gruppe (Gironde) von Abgeordneten, die während der französischen Revolution in Erscheinung trat.
Die Partie dann nur halb so spannend wie der geschichtliche Hintergrund der Gastgeber. Das Team von Willy Sagnol machte überdurchschnittlich viele Fehlpässe und auch individuelle Fehler gab es meines Erachtens zuviel. So waren es vor allem die Gäste, die mit Gelson Fernandes und Pedro Henrique über zwei bekannte Gesichter verfügen, welche im ersten Abschnitt zu nennenswerten Aktionen kamen. Auch im zweiten Durchgang war es zeitweise zum Verzweifeln, was da auf dem Platz geboten wurde. Die Erlösung dann nach 73 Minuten als Whabi Khazri aus offsideverdächtiger Position zum 1:0 traf. Die Gäste waren aber keineswegs um eine Antwort verlegen und kamen in der 80. Minute durch Habib Habibou (was für ein Name) zum verdienten 1:1 Ausgleich. Also wieder einmal mein Geld verspielt, denn hier sollte es bei der Punkteteilung bleiben, soviele Fehler wie die Hausherren heute machten. Dies dachten wohl nicht nur ich und mein Kumpel, sondern auch die restlichen 18’868 Zuschauer vor Ort. In der 93. Minute jedoch noch ein letzter weiter Ball auf Diabaté, der ihn gekonnt auf Thomas Touré ablegte und der schlenzte ihn zum 2:1 in den Winkel. Im Stadion natürlich totale Eskalation, inklusive uns zwei, die nun stolze und vor allem glückliche Gewinner dieser Wette wurden. Ich dachte ich dreh durch! Sofort die ansonsten miserable Leistung der Hausherren vergessen und die Fans feierten ihre Lieblinge und den Platz an der Sonne der Ligue 1. Dieser währte jedoch nur bis zum Abend, wo Marseille die Girondins Bordeaux wieder auf den zweiten Platz verdrängte.
Trotzdem, hier wurde gefeiert und auch wir gönnten uns im Siegesrausch das eine oder andere Bier. Am Abend ass man Pizza und trank noch ein paar Bierchen für die nötige Bettschwere.
Der vorletzte Tag wurde dann für Shopping benutzt, wo ich mir ein nettes Polo der Marke Ellesse gönnte. Preislich sind das definitiv Welten, will nicht wissen, was ich dafür zuhause bezahlt hätte! Am Tag der Abreise wurde wiederum ausgeschlafen, ehe es gegen Abend dann wieder in die Heimat ging. Und nun sitze ich hier und schreibe die letzten Zeilen von diesem Beitrag, der übrigens etwas länger wurde als ich dachte, während der Regen unaufhaltsam an meine Fensterscheibe prasselt. Hallo Schweiz, oder besser gesagt Bonjour Tristesse! Zum Glück geht’s bald wieder weg…
FC Le Mont - FC St. Gallen
In der Liga läuft es den Grün-Weissen ja bekanntlich nicht so gut. Sie gewinnen zwar überraschend in Basel, aber mehrheitlich lässt man in anderen Spielen auch unnötig Punkte liegen. So auch letzte Woche, als man im Ostduell gegen den Tabellenletzten aus Vaduz nicht über ein Unentschieden hinauskam und zudem auch noch ein Penalty verschoss. So wird die Europa-Qualifikation über die Liga zum Ding der Unmöglichkeit und man sollte sich meines Erachtens lieber auf dem Cup fokussieren. Noch 5 Siege und man wäre zurück in Europa! Ach, ich stelle mir dies glaub zu einfach vor…
Die nächste Runde gegen den zweitklassigen Aufsteiger aus Le Mont (Lausanne) sollte hier eigentlich machbar sein und dann wären es nur noch vier Spiele. Auf die Reise machten sich leider relativ wenig Kollegen, viele hatten keine Zeit oder kein Geld oder es fehlte schlicht und einfach am Interesse und der Lust für so eine lange Fahrt. Klar, Le Mont ist nicht das Traumlos, aber sicherlich machbar und ein neuer Ground! Ein ganzer Tag nur dem Fussball zu opfern ist halt nicht jedermanns Sache. Somit war ich froh, dass sich immerhin Cédric bereit erklärte mich zu begleiten. Trotzdem war die Fahrt recht lang, mit Umstieg in Yverdon auf die Schmalspurbahn etwas mehr als vier Stunden. Im Stadion angekommen zeigte die Uhr dann 14 Uhr, das Spiel begann aber erst um 15:30 Uhr. Wieder einmal ein super Management.
Der FC Le Mont trägt seine Partien im Exil aus, da sein Stadion den Ansprüchen des Verbandes nicht genügt. Auch in der Liga weichen die Zweitligisten nach Baulmes ins Stade Sous-Ville aus. Dieses bietet eine kleine Tribüne auf der einen Spielseite. Insgesamt ein kleiner Ground in einem noch kleineren Dörfchen am Jurasüdfuss.
Die Partie dann wenig berauschend, der FCSG startete besser, es dauerte aber bis zur 32. Minute, ehe Marco Mathys mit einem Schuss aus rund 16 Meter für die Ostschweizer traf. Der Gastgeber blieb weitgehend blass und auch in der zweiten Hälfte waren es zuerst die Gallusstädter, die jubeln durften. Alles gut soweit dachten wir uns, doch nur wenige Augenblicke später verkürzte Le Mont vor 1’300 Zuschauer zum 1:2. Das Zittern begann also, jedoch nicht wegen dem Geschehen auf dem Platz, wo die Romands einfach zu schwach waren, sondern wegen den garstigen Wetterbedingungen. Hatte vor Spielbeginn noch die Sonne geschienen, regnete es nun stark und dazu kam noch ein eiskalter Westwind. Dies wirkte sich auch auf die Stimmung aus, welche sich heute im Rahmen hielt. Im Tor der Gastgeber wurde dann in Person von Johnny Leoni noch ein alter Bekannter ausgemacht. Er hütete lange das Tor der Stadtzürcher.
Die Pflicht also erfüllt und auf dem Heimweg im Zug die Auslosung geschaut, welche uns den FC Thun zuhause in der Arena, bei einem Spiel unter der Woche, bescherte. Ein Sieg und dann wären es nur noch drei Spiele und man wäre zurück auf der europäischen Bühne. Ihr seht, mein Optimismus ist nicht kleiner geworden…
SC Austria Lustenau - FC Wacker Innsbruck
Geplant war es eigentlich, das Reichshofstadion mit dem Besuch gegen Wacker Innsbruck abzuhaken, nur hatte man diese Entscheidung bereits vor einigen Monaten getroffen, als klar wurde, dass die Innsbrucker den Gang in Liga 2 antreten müssen. Und als man so am Freitagmittag nichtsahnend die Spielpläne sämtlicher europäischer Länder verglichen hatte, merkte ich, dass die obengenannte Partie bereits heute Abend stattfinden sollte. Also war wieder einmal höchste Spontanität gefragt und zum Glück liess sich das Ganze (mit wenigen Abstrichen) dann auch einrichten.
So nahm man dann um etwa 17 Uhr den Zug, diesmal aber den richtigen. In letzter Zeit wurde ich das eine oder andere Mal gefragt, ob ich jeweils nicht die Namen der Mitfahrer nennen könnte um sie nicht einfach nur trocken als „Kumpel“ oder „Mitfahrer“ zu bezeichnen. Diesem Verlangen beuge ich mich natürlich gerne. Dieses Mal kam also Sergio mit. Kurz vor Spielbeginn (18:30 Uhr) wurde das österreichische Grenzstädtchen Lustenau erreicht und es ging zu Fuss zum grössten Stadion im Vorarlberg. Fürs heutige Westderby sind dann auch mehr Leute als normal hinter dem Ofen hervorgekrochen und man musste für die Tickets erst einmal anstehen. Ein Ticket hätte dann 9 Euro gekostet, wir bekamen es von einer philanthropischen Verkäuferin für jeweils fünf. Als wäre dies nicht schon genug, konnten wir uns durch eine Unachtsamkeit der Ordner sogar einen Platz auf der Haupttribüne sichern. Kaum hatte man sich hingesetzt, wurde die Partie auch schon angepfiffen. Was für ein Timing!
Auf dem Platz lieferten sich die beiden Mannschaften ein umkämpftes Spiel, welches mit einem Eigentor in der 11. Minute lanciert wurde. Armin Hamzic wurde unglücklich angeschossen und 4’000 Zuschauer freuten sich über die frühe Führung des Heimteams. Auf den Rängen waren die Lustenauer, dessen Verein in diesem Jahr das hundertjährige Bestehen feiert, aber nur zweiter Sieger, denn ein voller Gästeblock der Wacker-Fans wusste zu gefallen. Gute Lautstärke, hohe Mitmachquote sowie Pyro und viel Rauch. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde dann sogar noch eine Choreo präsentiert. Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als die Innsbrucker in der 67. Minute verdient zum 1:1 kamen. Das Unentschieden schlussendlich verdient, beide Mannschaften spielten zu wenig konstant und waren jeweils nur eine Spielhälfte überlegen.
Die Heimstätte der Austria, das Reichshofstadion, liegt unmittelbar am Rheinufer. Es bietet 8’000 Zuschauern Platz und verfügt über eine Laufbahn. Dies ist auch der Grund, dass eine der Tribüne länger als das eigentliche Spielfeld ist. Hinter den Toren findet man zwei Stahlrohrtribünen, wovon die der Heimfans überdacht ist. Was nebst den überdurchschnittlich schönen Frauen an diesem Abend auch zu gefallen wusste waren die alten Röhrenfernseher, die sogar in den Toiletten zu finden sind. Sie zeigen den Teletext mit den jeweiligen anderen Partien der zweiten österreichischen Ligen. Hat schon Flair das Ganze!
Nach dem Abpfiff wurde wieder der direkte Rückweg angetreten und nachdem man zurück in der Gallusstadt war liess ich den Abend bei einem Kumpel ausklingen, während Sergio direkt nach Hause ging, weil der arme Kerl am nächsten Tag arbeiten musste.
USV Eschen-Mauren - FC Balzers
Nach ein paar strengen Tagen ist es wieder einmal höchste Zeit für ein bisschen Entspannung und wo lässt es sich besser entspannen, als bei einem Erstligaderby bei unseren Nachbarn aus dem Liechtenstein? Für einmal war mir der Spielplangott gut gesinnt, denn obwohl der Ground von Eschen schon lange auf meiner Liste stand, sah ich keine passende Möglichkeit mehr, diesen in der nächsten Zeit zu kreuzen. Beim Durchstöbern der Spielpläne fiel mir dann aber dieses Flutlichtspiel am Mittwochabend auf und stellte sich als ausserordentlich passend heraus. Auch der Gegner stimmte. Zusammen mit einem Kumpel sollte es ins Fürstentum gehen, dieser musste jedoch absagen. Trotzdem musste man sich nicht allein auf die Reise machen, denn Lukas, der auch in Aspach dabei war, hatte sich bereit erklärt mitzukommen. Danke nochmals!
Der war dann nicht einmal zu spät, dafür fuhr ich durch ein Unvermögen in die falsche Richtung davon und als ich dies bemerkte war ich bereits irgendwo in einem Dorf angelangt. Aussteigen und erstmal eine halbe Stunde zurückfahren war angesagt. Sowas ist mir noch nie passiert und man fühlt sich richtig machtlos. Am Nachmittag machte ich noch Witze, Lukas solle diesmal ein bisschen früher als noch letzten Samstag am Bahnhof stehen. Stattdessen fährt man selbst irgendwo in die Pampa raus! Oh Ironie! Ab jetzt wird jeweils immer zweimal auf den Fahrplan geguckt! Apropos zwei, auf Spielbeginn schaffte man es nicht mehr und so kam man leider nur in den Genuss der 2. Spielhälfte. Immerhin habe ich während dem „Nachsitzen“ am Bahnhof noch einen Typen kennengelernt, der den gleichen Fehler wie ich begangen hatte.
So also erst um circa 20 Uhr im Rheintal angekommen, wo es per Bus zum Sportpark gehen sollte, und spätestens wenn eine Haltestelle denn Namen Pinocchio trägt, merkt man, dass man sich am Ende der Welt befindet. Der Bus hielt zum Glück dann gleich beim Stadion und als man kostenfrei die Spielstätte betrat, die über eine kleine Sitzplatztribüne verfügt, lief bereits die Pausenmusik. Verpasst hatten wir zwei Treffer, die Favoriten aus Balzers gingen in der 31. Minute durch ein Freistosstor von Michael Giger mit 0:1 in Führung, ehe in der 41. Minute ein Eigentor von Robin Gubser den 1:1 Ausgleich mit sich brachte. Auch in der zweiten Halbzeit überstrahlten Kampfgeist und Härte die überschaubare spielerische Leistung. Das Heimteam kam in der 62. Minute durch ein Abstaubergoal von Michael Bärtsch zum etwas überraschenden 2:1. In der Folge vermochten die Schützlinge vom einstmaligen St. Galler Mario Frick aus dem Spiel heraus nicht mehr zu reagieren und verloren dieses Derby vor 484 Zuschauern schlussendlich mit einem Tor Unterschied. Für die nötige Dramatik sorgte übrigens noch ein verschossener Gästepenalty in der Nachspielzeit.
Der Heimweg verlief dann ohne Fauxpas und um etwa 23 Uhr war man wieder zuhause. Mit diesem Besuch wurde der zweitgrössten Ground im Fürstentum gekreuzt, sowie das einzige „grosse“ Derby des Landes besucht. Nicht schlecht was?
SG Sonnenhof Grossaspach - Dynamo Dresden
An diesem Samstag erneut nach Deutschland, dieses Mal sollte es sich jedoch trotzdem um eine kleine Premiere handeln. So kam ich an diesem Tag zum ersten Mal in den Genuss eines Gästeauftrittes der Dynamo Anhänger. Meiner Meinung nach, wenn man die Liga bedenkt, zusammen mit Hansa Rostock fantechnisch sicher der Krösus in Deutschland. Sportlich hapert es bei den Ostklubs aber gewaltig, anhand der eher wirtschaftsschwachen Region und den fehlenden Geldgebern aber verständlich und so stieg die SGD in diesem Jahr in Liga 3 ab. Genau den umgekehrten Weg hat der heutige Gastgeber gemacht, er stieg nämlich aus der Regionalliga auf.
Anpfiff in Aspach war um 14 Uhr und wieder einmal sollte man sich frühmorgens auf nach Konstanz machen, wo es dann per Zug schrittweise in Richtung Stadion gehen sollte. Ein paar Stationen nach St. Gallen stiessen dann noch zwei Kollegen hinzu, die beinahe den Zug verpassten. Einer hatte nach einer harten Nacht sogar auf dem Spielplatz geschlafen. Dementsprechend fit waren die beiden dann auch, was aber nicht weiter schlimm war. Auf dem Weg wurde dann da weitergemacht, wo am Freitagabend zuvor aufgehört wurde und ich will gar nicht wissen, was sich die Leute im Zug gedacht haben, als am Samstagmorgen um 9 Uhr irgendeiner auf dem Weg zur Toilette durch den Zug torkelt. Die Fahrt bis nach Stuttgart dann auch recht kurzweilig und zumindest ich fand es unterhaltsam.
Am Baustellenbahnhof kurz verpflegt, am gleichen Ort wie letzte Woche übrigens, und dann ab auf die S-Bahn in Richtung Backnang. Dort standen bereits Busse bereit, die die Fans zum Stadion brachten. Dieses liegt irgendwo in der Region Aspach mitten im Wald. Pampa ahoi! Die 8000-Einwohner-Gemeinde hatte wohl noch nie so einen Ansturm gehabt und dementsprechend unkoordiniert gingen die Einlasskontrollen vonstatten. Wir hatten Plätze auf der Gegentribüne leicht neben der Mittellinie. Die Hütte war mit 7’329 Zuschauern (Stadionrekord) dann auch beinahe ausverkauft. Dresden, dessen Sonderzug am Morgen um halb zwei die Stadt in Sachsen verlassen hatte, war mit etwa 4’000 Mann vor Ort, was mehr als die Hälfte aller Zuschauer ausmachte.
Volksfeststimmung heute also in Aspach, der Funken sprang zunächst aber lediglich auf die Zuschauer über und nicht auf die Spieler. Zeitenweise recht unterirdisch das Gekicke mit leichten Vorteilen für die Hausherren. Trotzdem waren es die Gäste, die in der 26. Minute etwas unverdient durch Torgarant Justin Eilers mit 0:1 in Führung gingen. Die Stimmung nun noch besser, richtiges Gänsehaut-Feeling! Ein Stimmungsdämpfer dann aber in der 36. Minute, als Michele Rizzi von einem Abwehrfehler profitierte und zum 1:1 ausgleichen konnte. Unter den Augen von Schlagerstar Andrea Berg, die bekanntlich ja die Frau des Geldgebers der SG Sonnenhof ist, spielten die Hausherren tapfer mit und Kirsten im Gästetor hatte die eine oder andere heisse Szene zu überstehen. Mit dem Unentschieden ging es in die Pause. In Abschnitt zwei konnten die Gäste dann aber durch das 1:2 von Sylvano Comvalius in der 63. Minute die Partie in die richtigen Bahnen lenken. Der Last-Minute-Treffer (1:3) vom formstarken Justin Eilers in der Nachspielzeit war dann noch Zusatz. Für Lacher auf den Tribünen sorgten übrigens noch die Dresdner Fans, die zusätzlich zu ihrem Topauftritt sich noch ein Spässchen mit dem Schlagerstar erlaubten.
Nach Spielschluss wurden die Busse wieder von Streifenwagen zum Bahnhof eskortiert. Allgemein war heute eine extrem hohe Anzahl an Polizei vor Ort. Kastenwagen, Polizisten auf Pferden und schwer gepanzerte Fusstrupps. Absolut unnötig wieder einmal.
Von Backnang ging es mit dem Regio Express nach Stuttgart zurück und dann weiter per Zug nach Friedrichshafen. Hier die letzte brenzlige Szene des Tages, wo wir drei es nur mit viel Glück noch auf die letzte Fähre des Tages schaffte. Wieder in der Schweiz nahm man dann die Bahn und ratterte noch die letzten Kilometer zurück in die Gallusstadt, wo wir um etwa 22 Uhr nach einem geilen Tag und einem weiteren neuen Ground wieder eintrafen.
Stuttgarter Kickers - SC Fortuna Köln
Am Morgen wie geplant um 6 Uhr wieder aus dem Bett gekrochen und geduscht, danach blieben noch einige Minuten zum Frühstücken, ehe es per Fernbus nach Heidelberg gehen sollte. Diese Minuten hatten es jedoch in sich. Wegen der Frühe neben mir nur zwei alte Schweizer am Morgenbuffet, von denen sich der eine tierisch darüber aufregte, dass man in einem Viersternehotel für zusätzlichen Kaffee bezahlen musste. „In der Schweiz sei dies nicht so und eh sei dort alles besser.“ Seine Wut zu spüren bekam dann vor allem sein unschuldiger Kumpane, der mir richtig leid tat. Er werde den Kellner dann aber anschnäuzen versprach er ihm. Als kurze Zeit später ein recht strammer Bursche mit wahrscheinlich östlichen Wurzeln mit dem Kaffee vor ihm stand beliess er es dann aber bei einem braven „Danke.“ So sind sie eben, meine Landsmänner…
Nach der kleinen Stärkung zum Busbahnhof gehetzt und nach ereignisloser Fahrt pünktlich in Heidelberg angekommen. Von hier an sollte das Baden-Württemberg-Ticket mein „Reisepapier“ sein. Bisher alles ohne Probleme verlaufen und ich fragte mich bereits, ob das Ganze dieses Mal wirklich ohne jegliche Nerven zerreibenden Szenarien über die Bühne gehen sollte.
Aber nein, die GDL (Gewerkschaft Deutscher Lokführer) rief zum landesweiten Grossstreik auf, was zu riesigen Verspätungen und Zugsausfällen führte. Und wieder einmal war mein reisetechnisches Geschick gefragt. Dieses schlug vor den InterCity, halt per Aufpreis, bis nach Stuttgart zu nehmen und von dort an weiter zu schauen. So hab ich es dann tatsächlich auch gemacht, dieser kam zwar auch mit grosser Verspätung an, man hatte jedoch glücklicherweise einen grossen Zeitpuffer eingebaut. Von all den Reisen lernt man halt. Hab mich vielleicht auch gerade deshalb nicht so aufgeregt wie viele andere Pendler an den Bahnhöfen. In Stuttgart also dank dem IC noch genügend Zeit um die Stadt zu besichtigen, da ich diese aber bereits diverse Male gesehen habe und auch kein Shoppingbedürfnis aufkam, abgesehen von einer West-Ham-Wintermütze für einen schlappen Euro (Ich Schnäppchenjäger!), entschied man sich für einen Besuch des Stadions auf der Waldau. Dieses ist ja die eigentliche Heimat der Kickers, wird aber im Moment umgebaut. Wie erwartet neben dem Fernsehturm eine riesige Baustelle. Jetzt sind wir bereits soweit das ich nicht nur Stadien, sondern auch Baustellen von zukünftigen Stadien anschauen gehe…
Die Sekte Groundhopping wäre dann auch die einzige, der ich jemals beitreten würde, da halfen auch diverse Anwerbeversuche von Scientology und etlichen Freikirchen nichts, die sich mit ihren Ständen bei dem schönen Wetter zuhauf in der Stadt tummelten.
Irgendwann dann wieder zurück zum Bahnhof geschlendert, wo man sich verpflegte und dann den Zug nach Reutlingen nahm, der wiederum mit einigen Minuten Verspätung den Baustellenbahnhof verliess. Bei der Ankunft stand bereits ein Extrabus zur Spielstätte bereit und die Offerte nahm man natürlich dankend an. Kurze Zeit später erreichte der gut gefüllte Bus dann auch das Stadion an der Kreuzeiche, die temporäre Heimat der Kickers. Sonst spielt jeweils der SSV Reutlingen seine Oberligapartien hier. Dies erwähne ich, weil die Szene E von Reutlingen eine Fanfreundschaft mit den Ultras vom FC St. Gallen pflegt. Der Ground mit seiner mächtigen grünen Tribüne und den Stehtraversen gefällt mir ausserordentlich.
Den Kickers scheint die temporäre Heimat auch zu gefallen, so hielten sie sich in der laufenden Saison zuhause jeweils schadlos. So auch heute, wo sie vor 3’050 Zuschauer schlussendlich verdient mit 2:0 gewinnen und nun zumindest im Moment vom Leaderthron grüssen dürfen. Die Fans der Kickers, die übrigens ebenfalls im Jahre 1899 gegründet wurden, brachten nur vereinzelt und vor allem bei Torchancen einen gewisse Lautstärke an Support zustande. Auch bei den Kölnern waren ein paar wenige Fans vor Ort, aufgrund der Niederlage blieb es dort aber ruhig.
Nach Abpfiff stand eine 300 kilometerlange Heimreise per Zug an und knapp sechs Stunden später war man dann wieder zuhause. Manche lieben/leben es eben…
Einige Impressionen vom Besuch des Viertelfinal-Duells im WFV-Pokal zwischen dem SSV Reutlingen und dem VfR Aalen (0:3) am 16. April 2024.
FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt
Kaum schaut man sich ein paar Tage lang keine Beiträge anderer Groundhopper im Netz an, hat schon wieder hier der eine diverse Spiele auf der Insel gesehen oder ein anderer kehrt gerade von einer Tschechien-Tour zurück. Höchste Zeit, wieder einmal selbst aktiv zu werden! Ein verlängertes Wochenende bot nun also die Möglichkeit für die ersten paar Spiele im Monat September und ich zerbrach mir bereits früh den Kopf darüber, wo es denn hingehen sollte. Das Vorhaben erwies sich dann als wesentlich schwieriger wie zuerst gedacht, denn (sehr) kurzfristige Absagen von Mitfahrern oder die Länderspielpause erschwerten das ganze Unterfangen. Schlussendlich entschied ich mich aber für die Variante Frankfurt mit dem Derby und am darauffolgenden Tag mit der Drittligapartie zwischen den Kickers und den Aufsteigern aus der Domstadt. Am Freitagmorgen mich dann also mit Vorfreude aus dem Bett gequält und am St. Galler Bahnhof angekommen merkte ich, dass ich eine Stunde zu früh vor Ort war. Egal, lieber zu früh als zu spät. Den Zug in Richtung Konstanz nahm ich dann aber trotzdem bereits und stattete in der verbleibenden Zeit noch dem Konstanzer Warenhaus „Lago“ einen Besuch ab. So verging die Zeit und ich trottete langsam zum Döbeleplatz, von wo ich per Fernbus mit Umstieg in Freiburg nach Frankfurt gelangen sollte.
Das mit den Fernbüssen ist ja so eine Sache. Sie sind natürlich praktisch und recht billig, ziehen aber auch dementsprechendes Publikum an. So liest der eine auf dem Weg nach Freiburg irgendeine Hundezeitschrift, während ein anderer mit irgendwelchen Sinnloszeichnungen beschäftigt war. Neben mir dann zwei schnarchende Inder, auch nicht viel besser. Und noch ein anderer „sammelt“ Stadien. Auch ein bisschen krank nicht? 😉
Meine Zeit vertrieb ich mir übrigens mit Lektüre über West Ham, Schlafen und Musik hören. Nachdem man in Freiburg umgestiegen war gings problemlos weiter bis nach Frankfurt. Die Fahrt war für mich kostenlos, da ich noch über einen Gutscheincode einer früheren Annullierung verfügte. Nach Ankunft direkt ins Hotel, welches aufgrund einer Bonusnacht auch gratis war, kurz frisch gemacht und dann per U-Bahn in Richtung Bornheim. Vor dem Stadion dann schon recht was los. Ich habe mir bereits im Voraus einen Steher (8 Euro) im Gästebereich gesichert. Um zu eben diesem Gästebereich zu gelangen hiess es erstmal einen grossen Bogen rund um die Hütte zu machen, wo man durchsucht und dann hineingelassen wurde. Danach wurde erst einmal etwas gegessen ehe ich mich in die Kurve setzte. Der Support heute unkoordiniert und vor Ort waren vor allem Kiddies und Familien, aber auch Leute bei denen pures Fremdschämen angesagt war. Gibt solche „Fans“ ja bekanntlich überall, hier war es aber überdurchschnittlich traurig. Gesungen wurde wenn dann gegen den OFC und für Waldhof, ab und an wurden auch die Hausherren provoziert. Zudem rief man noch zum gemeinsamen Lottospiel auf, um mit dem allfälligen Gewinn die Namensrechte des Waldstadions zurückkaufen zu können. Interessante und recht unkonventionelle Variante.
Das Stadion bietet zwei unüberdachte Stehtribünen, von denen vor allem die der Heimfans am heutigen Abend nur recht spärlich bevölkert wurde. Auf der Seite findet der Betrachter eine nette Haupttribüne mit dem Stadionnamen als Schriftzug und gegenüber eine blau-schwarze Sitzschalentribüne, wie man sie auch in Aspach architektonisch kongruent vorfindet. Die zwei Vereine haben übrigens mehrere Gemeinsamkeiten. So sind sie nicht nur aus der gleichen Stadt, sie wurden sogar beide im Jahre 1899 ins Leben gerufen. Spielerisch war das Derby sicherlich Magerkost und nach einer schwachen ersten Halbzeit beider Teams machte sich bei mir bereits die Angst vor einer Nullnummer breit. Doch wie einst in Pilsen sollten auch hier nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff vergehen, ehe der erste Treffer fiel. Youngster Joel Gerezgiher wird sich bei seinem 0:1 Führungstreffer in der 46. Minute wohl auch gesagt haben, dass das Leben zu kurz für torlose Unentschieden sei. Der Rest der Partie fiel dann trotz Beteiligung von Lucas Piazón (wird mal gross rauskommen, glaub ich zumindest) wieder unter das Prädikat Grottenkick.
Nach dem Spiel wieder per U-Bahn ins Hotelzimmer, wo man dann auch bald in den Schlaf fiel, da einem der Wecker am nächsten Tag doch recht früh wieder auf die Beine bringen sollte. Vor Ort waren an diesem lauen Sommerabend übrigens 4’516 Zuschauer.
FC Kreuzlingen - FC Kosova Zürich
Und weil es so schön war gleich nochmal! Einmal mehr in der Heimat unterwegs (was ja fast schon Seltenheitswert aufweist) und wieder ein Spiel in der 2. Liga interregional. Dieses Mal ergab sich jedoch sogar die Möglichkeit auf zwei Spielbesuche, in Groundhopper-Sprache ein sogenannter „Doppler“ also. Den Anfang an diesem überraschend sonnigen Samstag sollte die Partie in Kreuzlingen machen. Vor dem Spiel genoss man aber noch die Sonne im benachbarten Konstanz, wo einem das Gefühl aufkommt, die süddeutsche Stadt sei von den Schweizern regelrecht annektiert worden. Unmengen an Einkaufstouristen und sonstigen Spassvögel säumten die Strassen. Höchste Zeit also, sich nach der Mittagspause zu Fuss auf zum Ort des Geschehens zu machen. Unterdessen stiess noch ein Kumpel hinzu und gerade rechtzeitig traf man dann auch an der Spielstätte ein. 6 Franken leichter (Frechheit!) stellte man sich dann erstmal hinter das Heimtor.
Die Sportanlage Hafenareal liegt direkt neben der Bodensee-Arena, in der jeweils diverse Fernsehsendungen und Events gedreht werden. Der Hauptplatz verfügt über eine kleine unüberdachte Tribüne mit grünen Sitzschalen und liegt nur wenige Meter vom Bodensee entfernt.
Der FC Kreuzlingen ist, wie im letzten Beitrag bereits erwähnt, Tabellenführer in dieser Amateurliga und hatte mit einem Sieg gegen die Zürcher die Möglichkeit, den Vorsprung auszubauen. Dies gelang dann auch problemlos und bereits in der 15. Minute trafen die Hausherren. Die Gäste wurden im Laufe des Spiels regelrecht überrannt und so erhöhte der Captain in der 37. Minute auf 2:0. In der Pause setzten wir uns in den Schatten, da sich die Sonne heute mit allen Mitteln für das andauernde Schlechtwetter entschuldigen wollte. Auch den zweiten Abschnitt dominierten die Thurgauer vor 240 Zuschauer nach Belieben und kamen schlussendlich zu einem hochverdienten 4:0. Die Gäste waren die ganze Spieldauer über deutlich unterlegen.
Nach der Partie dann also per Zug weiter in Richtung Weinfelden, wo bereits das zweite Spiel des Tages auf uns warten sollte.
FC Weinfelden-Bürglen - FC St. Otmar
Im zweiten Spiel des Tages standen sich der FC Weinfelden-Bürglen und der FC St. Otmar aus St. Gallen gegenüber. Das Heimteam ist mit dem Punktemaximum aus den zwei bisherigen Spielen optimal gestartet, während sich die St. Galler etwas schwer tun. Vom Bahnhof Weinfelden aus erreichte man in einer guten halben Stunde zu Fuss die Sportanlage Güttingersreuti, die auch eine Eishalle beinhaltet. Die einzige Tribüne vor Ort wurde an die Turnhalle angebaut und das verlängerte Dach schützt vor dem Regen. Immerhin etwas sagt man sich da, zumal in der 3. Liga sonst lediglich einfache Sportplätze als Austragungsort dienen.
Auch in diesem Aufeinandertreffen sind es die Hausherren, deren Verein mit dem Nachbardorf Bürglen fusionierte, die das Spieldiktat an sich reissen. Bis zum ersten Tor muss man sich aber gedulden, eine ganze Halbzeit endet torlos, ehe Fabian Stadler in der 48. Minute mit dem 1:0 den Bann bricht. Vor Ort sind an diesem sonnigen Abend rund 50 Zuschauer, die ein starkes Heimteam sehen, das in der 80. Minute das Skore erhöht. Den Sack endgültig zu machen die Thurgauer mit ihrem Treffer in der Nachspielzeit aus kurzer Distanz zum 3:0. Insgesamt, wie schon zuvor in Kreuzlingen, ein verdienter Sieg für die Gastgeber, die nun endgültig von einem gelungenen Saisonstart sprechen können.
Nach der Partie drehen die Spieler ihre obligaten Auslaufrunden, ehe man als Team zuerst die Eckfahnen und schlussendlich die Tore gemeinsam im Schuppen verstaut, während am Horizont langsam die Sonne untergeht. Ach, wie schön kitschig ist er doch dieser Amateurfussball. Beide Partien torreich, interessant und mit Zuschauern, für die der Begriff „Sky“ noch für das englische Wort für Himmel steht.
FC Frauenfeld - FC Widnau
Der Alltag hat wieder Einzug gehalten, was einem aber nicht davon abhält, auch unter der Woche wieder einmal einen Amateurkick in der Heimat mitzunehmen. Diesmal führte uns der Weg in die Thurgauer Kantonshauptstadt Frauenfeld, wo der ansässige Fussballverein bei einem deutlichen Sieg die Möglichkeit hatte, die Führung in der 2. Liga interregional zu übernehmen. Dieses Bestreben wollte der heutige Gegner FC Widnau unbedingt unterbinden, denn auch die Rheintaler sind nicht schlecht in die neue Saison gestartet.
Um zum Ort des Geschehens zu kommen wurde der Zug als Reisemittel auserkoren und so erreichte man nach einem Umstieg in Wil rund eine halbe Stunde vor Spielbeginn Frauenfeld. Persönlich finde ich es jeweils noch schön, wenn man bei genügend Zeitpolster den Weg zum Stadion zu Fuss zurücklegen kann. So auch heute. Vor Ort war mir die Sportanlage „Kleine Allmend“ dann vertraut, war wohl in meinen „aktiven Zeiten“ als Junior selbst einmal dort zu Gast. Ob ich tatsächlich gespielt habe, oder wieder einmal die ganze Zeit nur auf der Ersatzbank geschmort habe, weiss ich (zum Glück) nicht mehr.
Die Zuschauerrolle behagt mir sichtlich besser und so begab man sich dann auch gleich auf die kleine blaue Tribüne, die auf einer Seite des Spielfeldes zu finden ist. Diese war recht spärlich gefüllt und auch insgesamt verirrten sich nur etwa 100 Zuschauer an diesem kalten Mittwochabend ins Stadion. Immerhin regnete es nicht, was ja momentan bestimmten Seltenheitswert aufweist in der Schweiz!
Auf dem Platz boten die beiden Teams ein recht kurzweiliges Spiel, in dem die Hausherren nach einem Torwartfehler in Führung gingen. Aber auch die Gäste aus dem Rheintal versteckten sich nicht, waren aber zumindest im Abschluss zu ineffizient um die Thurgauer ernsthaft zu gefährden. So war der zweite Treffer des Tages auch gleichbedeutend mit dem sicheren Heimsieg. Das dritte Tor wollte den Gastgebern nicht mehr gelingen, es wäre aber das Tor zur Tabellenführung gewesen aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber dem Lokalrivalen aus Kreuzlingen.
Nach dem 2:0 ging es wieder zu Fuss zum Bahnhof, wo sich die Regionalbahn durch kleine Dörfchen in Richtung Wil schlängelte. In Wil wurde dann wieder den Zug in die Heimat genommen, wo dann bereits mein Bus bereitstehen sollte. Aber eben der liebe Konjunktiv. Der Zug hatte wieder einmal seine obligaten Minuten an Verspätung und so sah ich durch die Zugfenster, wie mein lieber Bus den Heimweg ohne mich antrat. Also nochmal einige Zeit gewartet und mich über die Bahn aufgeregt, ehe man dann so gegen Mitternacht wieder die heimische Türklinke hinunterdrückte und sich bald schon in die Horizontale begab.