Gerne hätte ich meiner Leserschaft diesen Spielbericht erspart. Doch die Entscheidung, am Sonntagmorgen das Spitzenspiel der zweiten Liga zu besuchen, stand bereits länger fest. So hiess es für mich aufzustehen, während meine Freundin liegen blieb. Ob sie bereits Böses ahnte?

In Südländern stellt eine schlechte Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz keine Seltenheit dar, sodass ich für den Weg bis zum Stadion hoch über Funchal zwei Stunden einplante. Die Hälfte der waghalsigen und extrem steilen Strecke bewältigte ich mit dem Bus, ehe es zu Fuss bei einem Gefälle von über 40% Prozent weiter ging. Während ich mich anfangs gefragt hatte, warum mir für einige hundert Meter bergwärts über eine halbe Stunde angegeben wird, ergab nun alles Sinn. Kurz gesagt, ein Bier vor Tageshälfte hat selten so erfrischend geschmeckt.

Oben angekommen, grüsste neben dem lokalen Coral-Bier starker Nebel. In meinem verschwitzten Zustand fühlte ich mich somit eher wie bei Dian Fossey und ihren Gorillas als beim Fussball. Die schlechte Sicht liess Zweifel an einer Durchführung aufkommen. Dies sei hier keine Seltenheit, meinte aber der ältere Herr neben mir. Als eine erste Durchsage eine Wartezeit von einer halben Stunde ankündigte, hatte ich längst hinter das Stadion gewechselt. Hier konnte als Zeitvertreib das Derby der Zweitmannschaften und somit ein 2:0-Heimsieg vor 130 Zuschauern mitverfolgt werden, obwohl nicht spielbare Bedingungen herrschten. Der moderne Komplex verdankt seinen Namen übrigens dem portugiesischen Weltfussballer Cristiano Ronaldo.

Das Ärgernis folgte nach über einer Stunde mit der Spielabsage des Hauptspiels zwischen dem CD Nacional und der Zweitvertretung aus Porto. Die neue Terminierung Mitte März machte mir so ein Spielbesuch unmöglich. Immerhin fand ich an diesem gebrauchten Tag eine Mitfahrgelegenheit, die mich im Regen zurück nach Funchal brachte. Die restlichen Tage verliefen im Gegensatz zur Kältewelle in der Schweiz zwar wesentlich wärmer, doch Regen macht auf einer Ferieninsel selten Laune. So ähnelte die Gefühlslage bald derjenigen eines Auswanderers auf RTL, der nach der Anfangseuphorie auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt wird.