Die Phrasen „unverhofft kommt oft“, „alles Gute ist drei“ und „die Not zur Tugend machen“ leiten diesen überraschenden Beitrag passend ein. Denn wie im letzten Bericht erwähnt, fiel das geplante Spiel im Estadio da Madeira den Nebelschwaden zum Opfer. Den Nachholtermin setzten die Ligabosse auf Mitte März, was mir einen Besuch beim zweitgrössten Verein der Insel verunmöglichte.

Gekommen ist alles ganz anders. Springen wir zurück zum regnerischen Dienstag, an dem uns der Flieger weg von Madeira und nach Ponta Delgada auf den Azoren bringen sollte: Die Wetterbedingungen am Zielort erinnerten eher an ein Islandtief als ein Azorenhoch, sodass unser Flug gestrichen wurde. Zusammen mit anderen Gestrandeten ging es in einen modernen Hotelkomplex für Pauschaltouristen, wo wir eine Nacht länger ausharren durften. Diese Zeit war zumindest für uns zwei wenig entspannend, stand doch ständiges Koordinieren der Weiterreise und das Beobachten der Wetterlage an. Am nächsten Morgen wussten wir längst vor dem Transfer zum Flughafen von der erneuten Flugstornierung, mussten für die Umbuchung und die Hotelzuweisung allerdings erneut den Morgen am Flughafen verbringen. Das Wetter hatte nun auch in Funchal umgeschlagen, sodass in den nächsten Tagen kein Flieger abhob. Neu einquartiert war es mir am Nachmittag durch die Unwetter plötzlich möglich, das oben genannte Duell zu besuchen. Die Ironie des Schicksals wollte, dass jenes Duell vor zwei Wochen ebenfalls den Nebelschwaden zum Opfer fiel. Eigentlich hätte ich auch heuer voraussagen können, dass nicht gespielt wird. Da so gut wie kein Alternativprogramm bereitstand und ich ein Spiel ohne meine Präsenz bei diesen Umständen nicht ertragen hätte, ging es für mich erneut mit dem Bus Nr. 7 hoch zur Spielstätte. Wenig überraschend sagten die Verantwortlichen auch die heutige Veranstaltung nach über einer Stunde aufgrund der Wetterlage ab.

Spätestens jetzt sollte die Fragen aufkeimen, wieso in dieser Höhenlage ein Stadion gebaut wird und warum bei schlechtem Wetter eine Austragung nicht ins Stadion von Maritimo verlagert wird, zumal Gästemannschaften stets per Flieger anreisen. Zur Lage sei gesagt, dass es sich um den Spielort seit Vereinsgründung handelt, der renoviert wurde. Während ich diese Erklärung einigermassen verstehe, folgt beim zweiten Punkt nur Kopfschütteln. Aus Trotz, Sturheit und Hass dem Präsidenten von Maritimo gegenüber, weigert sich die Führungsetage von Nacional seit jeher, mit dem Stadtrivalen zu kooperieren. Solche Information erhält man übrigens, wenn man sich zum zweiten Mal von einem Einheimischen zurück in die Altstadt chauffieren lässt.

Nach reichlicher Überlegung und den schlechten Wetterdiagnosen für Madeira, die Azoren und das portugiesische Festland, entschieden wir uns für einen verfrühten Heimflug nach Genf. Eine erneute Stornierung für die Verbindung nach Genf sowie die Azoren gab uns recht und mir die Möglichkeit, gar den Nachholtermin des Nachholspiels (!) am Vormittag vor dem Heimflug wahrzunehmen. Diesmal sollte es tatsächlich klappen! Sonnenschein begrüsste mich und liess mein Herz nach dem dritten Versuch höher schlagen. Selten habe ich mir die neunzig Minuten mehr verdient als bei diesem Spiel, das technisch einige gute Ansätze beinhaltete. Bereits nach zwei Spielminuten belohnte Nacional mein Kommen mit einem sehenswerten Gewaltschuss aus der Distanz; im weiteren Spielverlauf folgte ein weiteres Tor auf beiden Seiten. Der 2:1-Heimsieg ging in Ordnung, zumal die Gäste nur über ihre schnellen Stürmer Gefahr erzeugen konnten. Durch die gewöhnungsbedürftige Anspielzeit verirrten sich lediglich 328 Zuschauer an dieses Spiel der zweithöchsten Liga. Eine Fanszene konnte ich beim ehemaligen Arbeitgeber von Diego Benaglio und Cristiano Ronaldo nicht ausmachen.

Für mich stand nach dem Schlusspfiff das Taxi zum Flughafen und an jenem meine Freundin mit den Koffern bereit. Herzlichen Dank! Durch den neuerlichen Wintereinbruch in der Westschweiz traten wir mit zweistündiger Verspätung die Heimreise an. Bauarbeiten, ein Busersatz sowie ein Personenunfall kurz vor Lausanne sorgten für eine weitere Stunde Verspätung, sodass der verpasste Anschlusszug eine Heimfahrt verunmöglichte. Glücklicherweise studiert eine Freundin meiner Herzensdame in Fribourg, die uns kurzfristig nächtliches Asyl anbot. Am Morgen ging es für mich erneut mit viel Verspätung Richtung St. Gallen, das ich nach 23 (!) Stunden Heimweg kurz nach dem Mittag erreichte.

Viele Randinformationen und wenig sportliche Anekdoten, ich weiss. Rückblickend muss ich allerdings festhalten, dass ich viel gelernt habe. Mitunter, wie es ist, auf einer Insel festzusitzen. But hey, no man is an island! So bin ich nun „stolzer“ Besitzer einer Reiseversicherung, was in Zukunft noch von Vorteil sein kann. Dies tröstet natürlich nicht über die Tatsache hinweg, dass die Reisepläne von den Naturgewalten so zerrissen wurde, dass die Azoren wie auch Lissabon mitsamt dem Heimspiel von Benfica ins Wasser fielen. Nach solchen Ferien bräuchte ich eigentlich nur eines: Ferien!