Nicht das Camp Nou in Barcelona, noch das Zuhause von Manchester United oder der Parc des Princes in der französischen Hauptstadt. Nein, die Ehre mein 100. Ground zu werden wurde der Ringstrasse in Chur zuteil. Wer Fan der Bündner ist, muss im Moment ganz harte Zeiten durchmachen. Der Verein ist im letzten Jahr aus der 1. Liga Classic abgestiegen und die neue Saison wird nicht wie erhofft zum Schaulaufen mit dem Aufstieg als Krönung sondern zum puren Existenzkampf. Zwei Punkte aus elf Spielen, ein Torverhältnis von 8:31 und mit neun Punkten Rückstand abgeschlagen Letzter. Bei den Churern brennt es gewaltig. Heute im Derby gegen den FC Mels ist ein Sieg also Pflicht. Zu gönnen wäre es dem sympathischen Verein allemal.

Seit dem Fahrplanwechsel erreicht man die Hauptstadt des Kanton Graubünden noch schneller und so traf man nach einer guten Stunde Zugfahrt um die Mittagszeit im Bündnerland an. Man, dass war heute ein Kumpel und ich, der mich in letzter Zeit doch das eine oder andere Mal begleitete. Danke dafür. Vor der Partie im grössten Stadion der Region blieb noch einige Zeit um durch die Stadt zu schlendern, ehe es gegen vier Uhr zu Fuss auf zur Spielstätte ging. Fünf Franken Schmerzensgeld musste man für diese fünftklassige Partie dann aufbringen um den Ort des Geschehens betreten zu dürfen, der durch die alte Tribüne und den Holzbanden doch recht charmant daherkommt.

Das Heimteam selbst hat in dieser Liga leider etwa soviel verloren, wie San Marino an der EM, was sich bereits nach wenigen Minuten offenbart. Unglaublich, wenn man die sportliche Vergangenheit der Bündner kennt. Die Hausherren können die Null zu Beginn halten, in der 11. Minute wird ihnen jedoch ein Handspiel im eigenen Strafraum zum Verhängnis, welches die Gäste zur Führung ausnutzen. Es sollte der Beginn einer geschichtsträchtigen Elfmeterserie werden. Bei den Churern kommt nach diesem Rückstand die Verunsicherung zurück, wie so oft bei Teams mit schwachen Phasen. Bis zum zweiten Tor dauert es aber dennoch eine gute Zeit und man konnte den Blick auf die verschneiten Berge richten, die rund um die Stadt in die Höhe ragen. Unmittelbar vor dem Pausenpfiff war ich jedoch froh den Blick auf Marco Willi gerichtet zu haben, denn der traf mit einem sehenswerten Schlenzer zum 0:2 für die Gäste. Nach dem Seitenwechsel machte Willi seinen Dreierpack perfekt, als er nach einem Penaltypfiff vom Punkt erneut eiskalt blieb. Damit aber noch nicht genug, kurz darauf konnten sich die zahlreichen Melser unter den 200 Zuschauern ein weiteres Mal freuen, denn auch Namensvetter Marco Wildhaber verwertete den dritten Elfmeter des Tages zum Schlussresultat von 0:4 ohne Probleme. Da tat einem der Schlussmann der Gastgeber richtig leid, der ansonsten nicht schlecht gehalten hatte, gegen die drei Penaltytore aber machtlos war.

Zu erwähnen gibt es vielleicht noch die gute Wahl der Hausherren was die Einlaufmusik anbelangt. Mit Can’t Stop von den Red Hot Chili Peppers neben The Hunted von der schottischen Band Kassidy und dem Intro von The xx sicher einer meiner Favoriten was dies anbelangt. Gegen Abend ging es wieder zurück in die Ostschweiz, wo man den Abend unter Kollegen ausklingen liess. Nun bin ich also auch laut Agon-Verlag offiziell ein „Groundhopper“, den nach dem Titel „Junior-Groundhopper“ habe ich mit dem Erreichen von 100 Stadien und mehr als zehn Länderpunkten endlich die nächste Stufe erreicht.