Heute würde man zu viert gemütlich quer durch die Schweiz reisen, um kurz nach dem Grenzübergang im Süden des Landes einer Partie in Como beizuwohnen. Anschliessend galt es, per Zug wieder den Heimweg in die Schweiz anzutreten. Glaubte zumindest einer unseres Quartett, während sich der Rest prächtig darüber amüsierte. Der eigentliche Plan war es nämlich, nach dem Aufeinandertreffen in Como weiter nach Milano zu reisen, wo am selben Abend noch die AC auf Sampdoria Genoa traf.

Der Anlass dazu war ein Geburtstaggeschenk an einen Freund. Dabei hatte ich zusammen mit einem anderen Kumpanen die Idee gefasst, ihm einen Ausflug mit fussballerischen Rahmen zu schenken. Dieser sollte nun eben eingelöst werden. Ursprünglich nicht als Überraschung gedacht, bot der Spielplan diese nette Kombination und mit etwas administrativem Aufwand wurde ein Hotel gebucht, Tickets für das Abendspiel gekauft sowie ein Flug am Folgetag zurück in die Heimat organisiert. Mittlerweile wurde Noah (den es zu überraschen galt) langsam unruhig, da ich gesagt hatte, dass ich mich um die Rückfahrt kümmere. Da mich der Herr aber nun schon (beinahe zu gut) kennt, kam noch schnell der Zusatz seinerseits, dass ich aber ja keine keine halblegalen Spielchen treiben solle. Nene, dieses Mal nicht mein Lieber. 😉 Schlussendlich konnte er dann doch noch überredet werden, mir doch einfach zu vertrauen.

Und so traf ich Adrian, Marc (Bruder des Nichtsahnenden) und Noah frühmorgens am Bahnhof St. Gallen, wo wir gemeinsam die Reise ins Tessin antraten. Diese war eine insgesamt sehr kalte Angelegenheit und nicht selten konnte man durch die Zugfenster die weisse Pracht bestaunen. Ab Lugano war dann aber traumhaftes Sommerwetter mit blauem Himmel angesagt. Damit bot sich die Möglichkeit, in Como auf einer Dachterrasse mit Sicht über die ganze Stadt bei typisch italienischer Kost einzukehren.

Wohl aufgrund einer bösen Vorahnung ging es nach einem kurzen Stadtrundgang bereits in Richtung Stadion, da Tickets ausschliesslich vor Ort zu erwerben sind. Die Schlange war dann leider länger als erwartet. Zwei offene Kassen sowie ein unübersichtliches System liessen die bösen Vorahnungen bestätigen. So wurde uns zum Beispiel versichert, dass man hier für jeden Sektor Karten kaufen könne, als wir aber an die Reihe kamen (mittlerweile lief auf dem Feld bereits die 20. Spielminute) hatte die 16-jährige, Kaugummi kauende Kassiererin allerdings nicht nur kein Rückgeld mehr, sondern nur noch Eintrittsberechtigungen für den Gästeblock. Egal, jetzt aber zügig rein da. In die Ecke verziehen und unauffällig bleiben, was schliesslich auch gelang.

Die Partie auf ansprechendem Niveau allerdings mit einigen individuellen Unbeholfenheiten. Noch in der ersten Hälfte konnte das Kellerkind Como etwas überraschend in Führung gehen, was einen äusserst lauten Torjubel zur Folge hatte. Beachtlich, da die Spielstätte lediglich über eine überdachten Tribüne verfügt und daher nicht sonderlich akustikfreundlich ist. Komplettiert wird das nach einem ehemaligen Ruderer und Kriegsveteranen benannte Stadion durch weit vom Spielfeld entfernt verlaufende Beton- beziehungsweise Stahlbauten. Der reisefreudige Gästeanhang aus Bari war heute zahlenmässig ebenfalls gut unterwegs, enttäuschte mich vom Support her allerdings auf ganzer Linie. Zwar gab es einmal kurz etwas Rauch sowie vereinzelt Strobos, insgesamt soff man heute aber lieber massenweise Borghetti oder schaute den Flugzeugen bei der Landung im See zu, statt sich im gewohnt brachialen Gesang zu üben.

Immerhin durften sie sich noch über den Ausgleich zum 1:1 freuen, bei dem es schlussendlich auch bleiben sollte. Der eine Punkt ist für die Süditaliener, den meisten ist der Verein wohl noch unter dem Namen AS Bari geläufig, aber eher etwas dürftig. Immerhin orientiert man sich nach der Insolvenz, welche auch den Grund für die Namensänderung birgt, langsam auf dem Weg zurück ins Oberhaus. Der Zuschauerzahl hatte der prominente Gast jedenfalls gut getan und so waren beim Schlusslicht 3’214 Zuschauer vor Ort. Man muss die Chance auf grosse Namen hier am Ufer des Lago di Como aber auch nutzen, da die Biancoblu ihr Gastspiel in der zweiten Spielklasse, falls nicht noch ein Wunder eintritt, mit dem Ende der Saison wieder beenden müssen.

In der Pause wurde dann dem vierten im Bunde ideenvoll über das restliche Programm eingeweiht. Die Überraschung schien gelungen zu sein und so ging es wenig später statt nach St. Gallen in Richtung Milano. Wer hätte das gedacht… 😉