Nach einem verhältnismässig eher schwachen Derby sind wir in Derby nun auf Besserung aus. Während bei der ersten Erwähnung noch das gestrige Aufeinandertreffen zwischen Blackburn und Bolton gemeint war, geht es beim zweiten Derby um die gleichnamige Stadt, welche rund 120 Kilometer südlich von Blackburn im Zentrum Englands zu finden ist. Mit diversen Umstiegen und dank unterhaltsamem Volk auf dem Weg ans Leeds Festival verging die Zugfahrt schlussendlich wie im Fluge. Sightseeing blieb bei dieser Tour bereits am Vorabend weitgehend  auf der Strecke und so machten wir uns auch hier wieder direkt auf in Richtung Stadion. Das Gepäck durften wir freundlicherweise bei einem naheliegenden Hotel deponieren, ehe sich nach kurzem Fussmarsch auch schon das iPro Stadium vor uns auftat. Die Spielstätte hat vermeintlich aber etwa so viel mit Apple am Hut, wie ich mit dem Grasshopper Club Zürich. Der Name kommt nämlich vom Sportgetränkehersteller iPro. Auch wir führten vor dem Betreten noch einige „Sportgetränke“ zu uns, allerdings solche ohne irgendwelche isotonische Zusatzstoffe.

Die Rams (zu Deutsch Widder, siehe Clubwappen) aus Derby gelten bekanntlich jedes Jahr als heisser Aufstiegskandidat, verpassen es aber immer wieder auf Ende Saison hin, die gute Ausgangslage zu nutzen und nach einer Durststrecke von acht Jahren, vielleicht auch darum der Stadionname 🙂 wieder in die Premier League zurückzukehren. Trotz der Zweitklassigkeit kann man hier auf sein Publikum zählen und es kamen am heutigen Samstagmittag beachtliche 29’386 Zuschauer ins Stadion. Davon gehen allerdings knapp dreitausend auf das Konto von Leeds United. Der Club aus der Universitätsstadt ist für seine Fans über die Landesgrenzen hinaus bekannt. In England sind sie, unabhängig von der Spielklasse, zahlenmässig der Krösus und über diesen inoffiziellen Titel ist man natürlich auch dementsprechend stolz.

Dies zeigt sich im Stadion durch Äusserungen wie „We are Leeds United, we don’t give a fuck“ und auf einer jeder halbwegs fussballinteressierten Internetplattform mit den Worten „Leeds would have taken more“. Bei ihrer Hymne und somit auch dem bekanntesten Lied „Marching on Together“ wurden sie vom Heimanhang aber jeweils derart ausgebuht, dass die gewünschte Wirkung grösstenteils ausblieb.

Trotzdem natürlich insgesamt ein Haufen der in Ordnung geht und sich auch das eine oder andere Male durch brachiale aber kurze Gesänge Gehör zu verschaffen wusste. Für die Insel ebenfalls sehr erfrischend gilt es den Heimsupport einzustufen, wo anfangs nicht nur im Fanblock Fahnen geschwungen und durchgehend gestanden wurde, sondern auch überdurchschnittlich viel und laut gesungen wurde. Nichtsdestotrotz aber auch hier die englische Krankheit sichtbar, durch immer schneller werdendes Klatschen jeden Rhythmus und jedes längere Lied nach kurzer Zeit in seinem Keim zu ersticken. Persönlich finde ich diese Angewohnheit sehr schade, da ich nach wie vor der Meinung bin, dass man hier in England durchaus das Potenzial hätte, europaweit von der Lautstärke her eine ganz grosse Rolle zu spielen.

Diese Lautstärke wird dann halt aber immer noch vom Geschehen auf dem Platz beeinflusst und dort hatte Leeds etwas überraschend zu Beginn mehr davon. Somit auch wenig verwunderlich, dass die Gäste trotz mittlerweile etwas abgeflachtem Spiel noch vor der Pause zur Führung kamen. Im zweiten Abschnitt dann aber das eigentlich erwartete Bild und Derby schnürte United richtiggehend ein, was nach wenigen Minuten bereits für den Ausgleich reichte. In der Folge verpassten es die Schwarz-Weissen allerdings, das Spiel endgültig in die richtigen Bahnen zu lenken und so kam es wie so oft wenn man die Tore nicht macht, denn kurz vor Schluss hämmerte Chris Wood den Ball via Pfosten zum 1:2 Auswärtssieg ins Netz. Derby vermochte auf diesen späten Schock nicht mehr zu reagieren und somit gehen die drei Punkte etwas überraschend an das Team von der Elland Road.

Und um den Beitrag mit einem ähnlich einfallslosen Wortspiel wie am Beitragsanfang zu beenden, war es für uns nun höchste Eisenbahn, um nach Nottingham aufzubrechen.