«Du hast dir ein schlechtes Spiel ausgesucht», erklärt mir ein Vertreter der «Dzuku Tankai» in der Pause. Trotz der frühen Anstosszeit unter der Woche unterstützt die 2001 gegründete Ultra-Gruppe ihre Mannschaft unermüdlich, wenn auch ihren Anfeuerungsrufen an diesem Dienstagabend etwas die Durchschlagskraft fehlt. Viele Dainava-Fans sind aufgrund der Arbeit aus Alytus weg- oder gar in die Hauptstadt gezogen. Dorthin pflegen die Panzer (Tankai) in Person der «Rytas Ultras» denn auch eine Freundschaft. Für beide Fanlager stellt Zalgiris den Hauptfeind dar, beim Basketballklub Rytas ist es jener aus Kaunas, für Dainava der gleichnamige Fussballklub aus der Hauptstadt.

Den ersten Teil ihres Namens verdanken die Ultras der historischen Region Dzukija, die früher Dainava – ausgesprochen als «Dai-na-wa» – hiess und damit auch am Ursprung des Vereinsnamens steht. Die Gegend ist polnisch geprägt, wenn auch mit Grodno die fünftgrösste Stadt von Belarus nur 80 Kilometer entfernt in südlicher Richtung liegt. Alytus ist mit 50‘000 Einwohnern eher klein und hält kaum Attraktionen bereit, dafür ist die Fahrt von Vilnius aus umso sehenswerter. Nebst den zahlreichen Störchen, die durch die Felder entlang der Landstrasse stolzieren, versprüht besonders der Ort Trakai mit seiner Altstadt und der malerischen Wasserburg, dem einstigen Sitz der litauischen Grossfürsten, besonderen Charme.

Auch das Stadion umgibt dank seiner Lage inmitten eines Kiefernwaldes besonderes Flair. Einzig die vielen Mücken, die vom Geruch des traditionellen Kepta Duona angelockt werden, stören die Idylle. Das gebratene Roggenbrot mit Knoblauch sieht aus wie zu lange frittierte Country Potatoes und wird in einem Becher serviert. Aus der Tradition zurück in die Gegenwart werden die 600 Zuschauer durch Dainavas Torschütze zum 2:0 geführt, der für seinen Jubel zum VAR-Bildschirm rennt und gestenreich den eigenen Treffer überprüft. Wie bereits beim letzten Auftritt beweisen die Gäste aus Siauliai aber Moral und holen in der letzten halben Stunde einen doppelten Rückstand auf, sodass am Schluss ein 2:2 von der Anzeigetafel flimmert.