Definitiv gilt es noch den einen oder anderen Länderpunkt einzufahren, will man das Jahresziel von insgesamt 20 Länderpunkten erreichen. Richtig Druck machen tue ich mir da persönlich aber nicht. Trotzdem musste nicht lange überlegt werden, als sich mit einer Nachricht von Lars, einem deutschen Groundhopper und Freiburg-Anhänger die Möglichkeit eröffnete, spontan vor der Reise durch die polnischen Gefilden noch den dritten und letzten Benelux-Staat mit meiner Anwesenheit zu beehren. Somit also am frühen Nachmittag in Richtung Breisgau aufgemacht, wo mich Lars mit seinem netten Schlitten bereits erwartete. Die Fahrt auf der deutschen Autobahn wie gewohnt problemlos und zügig, nach dem Länderwechsel in Strasbourg dann erstmals stockender Verkehr, der allerdings in der Zeitplanung bereits einkalkuliert war. Ach die Franzosen und das Auto fahren. Eine tolle Geschichte. Abgesehen von den Schotterpisten, älteren Damen die eine Autobahnausfahrt blinkend im Retourgang wieder zurückfahren und Doppelspuren, welche auf der einen Seite plötzlich abrupt mit einer Betonwand enden. Naja, da hast dann wohl Pech gehabt. Zudem Strassenschilder die mit Paris beschriftet sind und irgendwie schräg in den Himmel zeigen. Herrlich und übrigens tatsächlich alles von uns gesichtet!

Trotz genügend oben genanntem „Unfallpotenzial“ erreichten wir Luxemburg sicher und mussten unterwegs nur an den lästigen Mautstellen kurze Pausen einlegen. Pünktlich nach etwas mehr als drei Stunden Fahrt die man mit Fussballgesprächen schön verquatschte, sah man die Flutlichter in die Höhe ragen. Der fahrbare Untersatz wurde wie von allen anderen kostenneutral direkt auf dem Trottoir vor dem Stadion parkiert und nach kurzer Erkundigung meinerseits, ob man denn hier so nicht abgeschleppt wird ging es für 15 Euro ins Rund des Nationalsstadions. Dieses wird eigentlich wie der Name bereits sagt nur vom Nationalteam bespielt, es sei denn, die luxemburgischen Provinzfussballer dürfen sich wieder einmal in der EL-Qualifikation mit internationalen Grössen messen, die auch noch gut Leute mitbringen.

Dazu gehört auch der heutige Gegner Trabzonspor, wenn auch nicht der ganz grosse Name aus der Türkei wie die Hauptstadtclubs Fenerbahce, Besiktas oder Galatasaray. Trotzdem mit gut 1000 Gästen im Gepäck, wobei ein Teil davon sicher auch Osmanen aus dem Umland waren. Der Support zu Beginn recht ansprechend, während sich die türkische Überlegenheit auf dem Rasen in Grenzen hielt. Die Gastgeber konnten wie bei der knappen Niederlage im Hinspiel (0:1) erstaunlich gut mithalten und erspielten sich durchaus Chancen. Der Treffer von Trabzonspor nahm dann leider etwas die Spannung aus der Partie, da nun aufgrund der Auswärtstorregel nun drei Treffer nötig gewesen wären, um auf Luxemburger Seite das Unterfangen Europa League am Leben zu halten. Dies wäre natürlich eine Sensation gewesen, die jedoch nicht eintrat, denn mehr als den einen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 vermochten die Feierabendfussballer den Blau-Roten nicht entgegenzusetzen, im Gegenteil, in der Nachspielzeit konnten die Gäste mit dem Treffer zum 1:2 sogar auch noch das Rückspiel für sich entscheiden. Schlussendlich wird keiner der 3’455 Zuschauer gross über das Resultat überrascht sein, dennoch soll gesagt werden, dass ich mir den Klassenunterschied um einiges grösser vorgestellt habe. Ob Trabzonspor einen schlechten Tag hatte oder die Luxemburger besonders gut spielten kann ich jedoch nicht sagen.

Die Anlage mit dem Namen eines luxemburgischen Leichtathleten übrigens recht nett, wobei nur der Haupttrakt überdacht ist während man die restlichen Sitze rund um die blaue Tartanbahn dem Wetter vollständig ausgesetzt sind, was bei heutigen wetterlichen Begebenheiten allerdings kein Problem war.

Für den Rückweg entschied man sich dann nur auf den mautfreien Strassen zu bewegen, da man schliesslich an keine fixe Ankunftszeit gebunden war. Ein abenteuerlicher Entscheid, wie sich herausstellen sollte. Bis nach Nancy ging auch alles problemlos, ehe uns das GPS eine Route durch die Vogesen aussuchte. Wie sich herausstellte handelt es sich hierbei um ein Gebirge mit wenig bis gar keiner Zivilisation, was bei Nacht durchaus relativ unheimlich erscheinen kann. Dazu kamen die vielen Passstrassen, anfangs noch recht unterhaltsam ist spätestens dann Schluss, wenn man eine 180-Grad-Kurve erst im letzten Moment als solche erkannt und nicht gerade aus fährt, womit man zu höchster Wahrscheinlichkeit das irdische Dasein beendet hätte.

Zum Glück aber für uns griff der Pneu und Lars reagierte schnell, sodass man gerade noch so um die Ecke schlitterte. Die nächste Kurve wäre dann übrigens mit Backsteinen gepflastert gewesen, da hätte jede noch so schnelle Reaktion aufgrund fehlendem Grip „Game Over“ bedeutet. So aber ging es weiter und zumindest ich war froh als man endlich aus dem Kurvenlabyrinth wieder in die Gerade kam und mich der Kollege kurz vor ein Uhr morgens am Flughafen Basel absetzte. Hier standen einige Stunden Schlaf an, ehe es nach Polen ging.