Auch für das kleine Derby am Abend mussten wir keine Tickets im Vorverkauf kaufen. Zwar gab es eine lange Schlange, da für den Kauf von Tickets der Personalausweis vorgezeigt werden muss, der Eintritt ist mit umgerechnet fünf Schweizer Franken aber äusserst tief. Im Anschluss herrschte freie Platzwahl obwohl auf der Haupttribüne nur der Unterrang für das Publikum geöffnet wurde. Grund dafür ist der enttäuschende Andrang von lediglich 1’435 Zuschauern. Vor allem der Blick auf die Heimkurve tut einem Fussball- und Fankenner im Herzen weh. Wo sich noch vor Kurzem unter der Leitung der „Bad Blue Boys“ eine der stimmungsvollsten Anhängerschaften im Balkan eingefunden hatte, sind heute nur knapp 20 Leute zu finden. Dies zwar ebenfalls mit einem Banner der „BBB“, doch es handelt sich hier keinesfalls um die richtigen Bad Blue Boys, sondern vielmehr um Mamic-Jünger, deren Präsenz in Stadion Maksimir – so munkelt man – von ihm gar finanziell entlöhnt wird.
Der Kroate Zdravko Mamic ist kein Kind von Traurigkeit und sitzt derzeit wegen Unregelmässigkeiten bei Transfers erneut im Gefängnis, nachdem er bereits 2013 nach einem verbalen Aussetzer hinter Gittern landete. Weiter wird er beschuldigt, der kroatische Staatskasse während dem Krieg um die Kroatische Unabhängigkeit ein Loch in den Bauch gefressen zu haben, natürlich zu seinen persönlichen Gunsten. Unter dem „Enfant terrible“ durften sich bereits 15 (!) verschiedene Trainer an der Seitenlinie versuchen und dies obwohl der Verein beinahe jedes Mal die Meisterschaft gewann. Und so boykottiert die Fanszene konsequent die Spiele, sehr zum Leidwesen der Spieler und Fans. So gab es auch am heutigen Abend nur vereinzelt Schlachtrufe von der kleinen Gruppe. Das Spiel war trotz klarer Tabellensituation ziemlich eng und Dinamo gewann nur dank einem Penaltytreffer mit 1:0. Gästefans waren in der imposanten Spielstätte keine auszumachen.
Am Folgetag steuerten wir per Zug die slowenische Hauptstadt Ljubljana an, die mit ihrem Stadtzentrum ebenfalls überzeugen kann. Etwas ausserhalb steht noch der Lost Ground „Centralni Stadion“. Auf dem Rückweg blieben die langwierigen Grenzkontrollen aus, ehe am Montagabend der Heimflug folgte.